1. Quartal des GJ

Infineon macht Verluste

06.02.2009
Vom weltweiten Wirtschaftsabschwung hat der Halbleiterkonzern Infineon im ersten Quartal wie erwartet einen operativen Verlust geschrieben. Die Schwäche des Geschäfts zog sich dabei durch alle operativen Segmente des DAX-Konzerns. Anzeichen einer Besserung sieht Infineon nicht. Im Gegenteil: Im zweiten Quartal dürften sich die Marktbedingungen noch verschlechtern. Großer Unsicherheitsfaktor ist zusätzlich die Tochter Qimonda.

Vom weltweiten Wirtschaftsabschwung hat der Halbleiterkonzern Infineon im ersten Quartal wie erwartet einen operativen Verlust geschrieben. Die Schwäche des Geschäfts zog sich dabei durch alle operativen Segmente des DAX-Konzerns. Anzeichen einer Besserung sieht Infineon nicht. Im Gegenteil: Im zweiten Quartal dürften sich die Marktbedingungen noch verschlechtern. Großer Unsicherheitsfaktor ist zusätzlich die Tochter Qimonda.

Am Aktienmarkt wurde der Quartalsausweis jedoch trotz der bestehenden Unsicherheiten positiv bewertet. Das Ergebnis habe über den Erwartungen gelegen, und der Ausblick sei wie erwartet, sagten Beobachter. Zudem dürfte der Tiefpunkt beim Umsatz und Ergebnis bis März erreicht sein.

Wie das in Neubiberg bei München ansässige Unternehmen mitteilte, lag das Segmentergebnis der drei Monate Oktober bis Dezember 2008 bei minus 102 Millionen Euro, nachdem Infineon im Vorquartal auf dieser Basis noch einen Gewinn von 59 und im Vorjahresquartal von 80 Millionen Euro erzielt hatte. Der Umsatz sank auf 0,830 (Vorjahr: 1,09) Milliarden Euro – nach 1,153 Milliarden Euro im Vorquartal. "Die Wirtschaftskrise hat die Halbleiterindustrie mit voller Wucht erwischt", kommentierte Vorstandssprecher Peter Bauer die aktuelle Entwicklung.

Von Dow Jones befragte Analysten hatten im Schnitt ein Segmentergebnis von minus 138 Millioen Euro und Erlöse von 802 Millionen Euro erwartet. Die Infineon Technologies AG definiert das Segmentergebnis als operatives Ergebnis exklusive außerordentlicher Posten.

Der negative Trend der vergangenen Monate wurde auch durch die höhere Nachfrage nach Klein- und Mittelklasse-Automobilen verstärkt, wie Bauer während einer Telefonkonferenz sagte. Hintergrund sei der kleinere Elektronikanteil bei diesen Fahrzeuggruppen. Infineon liefert Chips für die Automobil- und die Telekommunikationsbranche.

Belastet wurde Infineon im Quartal auch von 195 Millionen Euro für Rückstellungen und Wertberichtigungen nach dem Insolvenzantrag der Tochter Qimonda. Infolge des Insolvenzantrags von Qimonda könne Infineon "einer Reihe von erheblichen Verbindlichkeiten" im Zusammenhang mit dem Qimonda-Geschäft ausgesetzt sein, hieß es zur Begründung. Es gebe keine Sicherheit, dass diese Summe ausreicht, um allen Verpflichtungen nachzukommen. Möglichen Zahlungsverpflichtungen, die dem Unternehmen gegebenenfalls entstehen könnten, würden - wenn überhaupt - zum größten Teil in Zeiträumen nach dem Geschäftsjahr fällig.

"Trotz der extrem schwierigen Marktlage sind die Ergebnisse unseres ersten Quartals relativ stabil, was in erster Linie auf die sehr guten Fortschritte zurückzuführen ist, die wir mit unserem IFX10+ Programm erzielen", sagte Vorstandssprecher Bauer. So seien mit dem Kostensenkungsprogramms im ersten Quartal bei den Betriebskosten im Vergleich zum Vorquartal rund 45 Millionen Euro eingespart worden.

Infineon will die Kosten nun mit jährlich 600 Millionen Euro noch stärker drücken als bislang angekündigt. Die Einsparungen sollen mit 200 Millionen Euro bei den Betriebskosten und mit 400 Millionen Euro bei den Fertigungskosten entstehen. Mit dem Schritt sollen unter anderem die Auswirkungen des geringeren Produktionsniveaus auf die Kosten teilweise ausgeglichen werden. Erst im Dezember hatte das Unternehmen mitgeteilt, insgesamt mindestens 250 Millionen Euro jährlich einsparen zu wollen.

Für den weiteren Jahresverlauf äußerte sich Infineon zurückhaltend. Im laufenden Quartal dürften sich die Marktbedingungen laut Vorstandssprecher Bauer noch verschlechtern. Im Januar habe der Konzern aber "einen Hauch" von Stabilisierung registriert, sagte der Vorstandssprecher während der Telefonkonferenz. Allerdings sei diese auf einem niedrigerem Niveau. Im Industrial- und Automotivebereich könnte die Bodenbildung in beiden Segmenten im zweiten Quartal erreicht werden.

Konkret erwartet Infineon im laufenden Quartal einen Rückgang des Umsatzes aus fortgeführten Aktivitäten um etwa zehn Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Zudem rechnet der DAX-Konzern im zweiten Quartal mit einer negativen Marge, bezogen auf das Segmentergebnis in Summe, die im Rahmen eines mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereichs liegt.

Ihren Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wollte Infineon aber nicht wiederholen. Dazu sei die Visibilität des Geschäfts zu gering, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Im Dezember hatte der Chiphersteller für 2008/2009 noch einen Umsatzrückgang von wenigstens 15 Prozent in Aussicht gestellt.

Vorstandssprecher Bauer sagte, dass Infineon über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, um das operative Geschäft auch bei einem Anhalten der Krise aufrecht zu erhalten. Der Konzern gehe unter anderem auf Banken zu, um eine Refinanzierung der Schulden zu erwirken. Die Gespräche seien aber sehr schwierig.

Angesichts des unsicheren Wirtschaftsumfelds könne der DAX-Konzern weitere Stellenstreichungen insgesamt nicht ausschließen. Infineon werde aber alles tun, um mögliche Maßnahmen zu vermeiden, fügte Bauer hinzu. Der Konzern hatte im Juli angekündigt, etwa 3.000 Stellen streichen zu wollen.

Am Aktienmarkt wurde der Quartalsausweis positiv gewertet. Analysten zufolge liegen die Zahlen über den Erwartungen. Infineon habe besser abgeschnitten als erwartet, kommentiert Commerzbank Corporates & Markets (CBCM). Die Gesellschaft habe dabei von dem stärkeren Dollar profitiert. Den Analysten der LBBW zufolge liegt das Segmentergebnis deutlich über den Erwartungen. Der Ausblick sei wie von den Analsten prognostiziert sehr schwach gewesen und impliziere im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von rund 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein verschärfter Sparkurs dürfte helfen den Barmittelabfluss in 2009 zu begrenzen.

Günther Hollfelder, Analyst bei UniCredit, pflichtete den Kollegen bei und wertete die Quartalszahlen positiv. Umsatz und Gewinn seien besser als erwartet ausgefallen, der Abfluss von Barmitteln sei begrenzt worden und der Ausblick für das laufende Quartal mit einem Umsatzminus von zehn Porzent besser als der von Wettbewerbern. Bis März dürfte der Tiefpunkt bei Umsatz und Gewinn erreicht sein, schätzt Hollfelder.

Nicht überbewerten wollten Händler allerdings den Kursanstieg der Aktie. Zwar hätten Analysten die Quartalszahlen eher positiv beurteilt. Die Kursziele von zwei Häusern lägen aber unter dem derzeitigen Kurs, trotz des rapiden Kurseinbruchs, der für viele Anleger einem Totalverlust nahekomme. (Dow Jones/rw)