Motorola Backflip

Innovatives Klapp-Smartphone (ausführlicher Test)

23.06.2010 von Yvonne Göpfert
Frisches Bedienkonzept: Ein Touchpad hinten auf dem Display und eine Tastatur, die von hinten nach vorn klappt, sind nur auf dem Motorola Backflip zu finden.
"Was auf den ersten Blick verrückt erscheint, erweist sich in der Praxis als sehr nützlich": Motorola Backflip

Android-Handys mit ausklappbarer Tastatur gibt es nicht allzu viele. Und wenn, dann wird der Bildschirm meist von unten nach oben geklappt, im geschlossenen Zustand sehen sich Display und Tastatur direkt an. Motorola hat die Mechanik nun kurzerhand auf den Kopf gestellt und die Tastatur nach hinten geklappt.

Was auf den ersten Blick verrückt erscheint, erweist sich in der Praxis als sehr nützlich. Die Bauweise beim "Motorola Backflip" führt dazu, dass der Nutzer das Handy auch im geschlossenen Zustand nutzen kann – wie ein Tablet-PC im Miniformat. Nur mal schnell eine Nachricht lesen oder einen Anruf starten geht dann deutlich schneller, als wenn das Handy erst aufgeklappt werden muss.

Touchpad im Rücken
Zweite innovative Neuerung: Das Motorola Backflip hat auf der Display-Rückseite ein 2,5 x 4 Zentimeter großes Touchpad integriert. Damit kann der Anwender prima durch das Hauptmenü navigieren oder beim Surfen schnell durch die Webseiten scrollen. Per Doppelklick wird eine Auswahl bestätigt. Das Touchpad ist dadurch, dass es abgesetzt ist, kaum zu verfehlen. Es reagierte im Test gut, und die Position ist wohl gewählt.
Das Display des Backflip ist mit 3,1 Zoll eher klein geraten, die Auflösung mit 480 x 320 Pixeln ist nicht das maximal Mögliche. Bei der Reaktionsgeschwindigkeit des kapazitiven Touchscreens gibt es nichts zu mäkeln, obwohl im Gerät nur ein 528-MHz-Prozessor eingebaut ist. Auch Programme sind binnen weniger als einer Sekunde geöffnet.

Bedienoberfläche, Tastatur

"Eindeutig veraltet:" Android 1.5 als Betriebssystem beim Motorola Backflip
Foto: Motorola

Unten im Display befinden sich drei Tasten für Zurück, Startbildschirm und Menübefehle. Es handelt sich dabei um Sensortasten, keine mechanischen Tasten. Auch wenn die Sensoren sofort ansprechen, passiert es in der Tasche glücklicherweise selten, dass eine Funktion unabsichtlich aufgerufen wird. Zu den Einstellungen gelangt der Nutzer schnell über eine Lasche zwischen Telefontaste und Kontaktzugriff.

Bedienoberfläche Motoblur
Als Oberfläche nutzt das Motorola Backflip das hauseigene Motoblur, das das Betriebssystem Android 1.5 nahezu vollständig hinter sich versteckt. Die Betriebssystemversion 1.5 ist eindeutig veraltet, jüngst hat Google Android 2.2 vorgestellt. Entsprechend fehlen vor allem Möglichkeiten, Kontakte, Mails oder Termine mit Outlook auf dem PC abzugleichen. Als Ersatz lässt Motoblur die Kontakte verschiedener Anbieter in einem Adressbuch zusammenlaufen und ermöglicht so den direkten Zugriff auf Facebook & Co. Konkret: Die Anwendung bringt die bekannten sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, MySpace und Co. direkt auf den Startbildschirm des Android-Handys.
Dazu müssen Sie sich einmalig bei Motoblur anmelden und anschließend Ihre Netzwerke aus einer Liste auswählen. Wer einmal eingeloggt ist, bekommt Statusaktualisierungen und News auf den Startbildschirm geschickt. Im Test klappte dies ohne Probleme. Allerdings wirkt die Ansicht auf dem kleine Display etwas gedrängt. Achtung: Diese Anwendung ist datenintensiv. Es empfiehlt sich dringend ein passender Datenvertrag der Netzbetreiber.

Schwachpunkt Tastatur
Kritik muss sich die Tastatur des Motorola Backflip gefallen lassen. Obwohl die Tasten schön groß geraten sind, ist das Tippen etwas mühsam. Die Tasten sind zu flach und der Druckpunkt etwas unsauber definiert. Schade. Da tröstet es auch wenig, dass auf der vierreihigen Tastatur sogar Sondertasten für den Webzugang, die Suche, den Zugriff auf den Startbildschirm und das Menü Platz gefunden haben.

Datentransfer, Kamera, MP3-Player, Fazit

Lahmer Browser: Bis manche Webseite auf dem Motorola Backflip geladen war, verging mehr als eine halbe Minute.
Foto: Motorola

Der Datentransfer beim Motorola Backflip ist via UMTS und HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s sowie per WLAN möglich. Bluetooth 2.0 und GPS sind ebenfalls integriert – wie sich das für ein aktuelles Smartphone gehört. Zur Softwareausstattung gehören Google Maps, Youtube und natürlich der Zugang zum Android Market. Dort finden sich mehrere zehntausend Apps zum Herunterladen auf das Smartphone. Außerdem hat Motorola die eingeschränkte Version von QuickOffice vorinstalliert. Sie gestattet das Anzeigen, aber nicht das Bearbeiten von Textdokumenten und Tabellen. Weiter bietet das Motorola Backflip nur drei Umgebungsprofile. Sprachwahl oder Sprachsteuerung fehlen.

Surfen ohne Hast
Der Browser könnte etwas flotter und eleganter arbeiten. Bis manche Webseite geladen war, verging deutlich über eine halbe Minute. Zudem unterstützt der Browser keinen Zwei-Finger-Zoom.
Somit ist das Motorola Backflip multimedial nur mittelmäßig aufgestellt.

Kamera ohne Schnickschnack
Die 5-Megapixel-Kamera ist links unten in die QWERTZ-Tastatur des Motorola Backflip integriert. Beim Tippen kann es also leicht passieren, dass Fingerabdrücke auf dem Objektiv landen. Das ist der Preis dafür, dass man auch mit zugeklappten Handy fotografieren kann – ausgelöst wird über einen Kameraknopf am Gehäuserand. Eine Schutzabdeckung hat die Kamera nicht spendiert bekommen.

Die mit Autofokus, LED-Blitz und wenigen manuellen Einstellmöglichkeiten ausgestattete Handy-Cam bringt im Test nur mittelmäßige Leistungen. Wer gerne mit den Einstellungen spielt, wird mit dem Motorola Backflip nicht glücklich. Portrait-Einstellungen, Gesichts- oder Lächelmodus gibt es nicht. Auch eine spezielle Panoramafunktion findet man auf dem Handy nicht. Beim Fotografieren unter guten Lichtbedingungen gehen Farbechtheit und Schärfe in Ordnung. Bei Videos darf man nicht allzu viel erwarten. Die niedrige Maximalauflösung von 320 x 240 Pixeln sorgt für Schlieren bei schnellen Schwenks.

MP3-Player nur mit Grundfunktionen
Der MP3-Player ist Android pur und findet sich im selben Layout auch auf anderen Android-Handys: Er bietet die grundlegenden Funktionen, damit ist die Bedienung unkompliziert. Der Sound ist über die mitgelieferten Kopfhörer, die per 3,5-Millimter-Klinke eingesteckt werden, leicht basslastig, insgesamt jedoch angenehm. Ein UKW-Radio fehlt. Beim Telefonieren enttäuscht das Motorola Backflip. Insbesondere auf Festnetzseite klingt der Gesprächspartner dumpf und blechern.

Im Lieferumfang des Motorola Backflip findet sich neben USB-Kabel und Stereo-Headset auch eine 2 GB große microSD-Karte. Wem das nicht ausreicht, der kann den Speicher auf bis zu 32 GB aufstocken.

Fazit
Eigentlich wäre das Motorola Backflip aufgrund seiner Ausstattung von HSPA, GPS und QWERTZ-Tastatur bestens für Geschäftsleute geeignet. Doch die Tastatur enttäuscht. Auch das Betriebssystem Android 1.5, mit dem das Backflip ausgeliefert wird, ist nicht für den beruflichen Einsatz bereit. Erst ab Android 2.2 kann man entsprechende Enterprise-Funktionen nutzen. Wer über Status-Updates und E-Mails regelmäßig informiert sein will, findet mit der von Motorola entwickelten Oberfläche Motoblur eine schöne Lösung. Über sie lassen sich auch Fotos aus der 5-Megapixel-Kamera direkt online stellen. Die Qualität reicht hierfür locker aus. (PC-Welt/tö)

Wollen Sie noch mehr Testberichte lesen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "Aktuelle Tests"! (--> klick)

Testergebnisse und technische Daten

ALLGEMEINE DATEN: Motorola Backflip (Handy)

Gesamtnote

befriedigend (2,5)

Testkategorie

Handy

Handy-Hersteller

Motorola

Internetadresse

www.motorola.com

Preis (Hersteller-UVP)

499 Euro

BEWERTUNG (0-100 Punkte): Motorola Backflip (Handy)

Handy-Basics (30 %)

56

Handhabung (25 %)

84

Ausstattung (20 %)

63

Multimedia (15 %)

62

Connectivity (10 %)

92

Gesamtwertung

70 von 100

DIE TECHNISCHEN DATEN: Motorola Backflip (Handy)

Handy-Basics

Größe

53 x 108 x 15,3

Gewicht

133 Gramm

Formfaktor

Klapphandy

Betriebssystem

Android 1.5

Prozessor

528 MHz

Besonderheiten

Touchpad auf der Rückseite des Displays

Akku-Laufzeit

Stand-by-Zeit im GSM-Netz in Stunden

315 Stunden

Gesprächszeit im GSM-Netz in Minuten

350 Minuten

Netze

GSM 900

ja

GSM 1800

ja

GSM 1900

ja

GSM 850

ja

EDGE

ja

UMTS

ja

HSDPA

ja

Display

Größe

44 x 66 Millimeter

Auflösung

320 x 480 Pixel

Touchscreen

ja

Handhabung

Mechanische QWERTZ-Tastatur

ja

Ruftonzuordnung pro Kontakt oder Kontaktgruppe

ja

Profile

ja

Flugzeug-Modus

ja

Ausstattung

Schnittstellen

Bluetooth

ja

USB

ja

WLAN

ja

3,5-Millimeter-Klinkenstecker

ja

Speicher

intern

512 MB (200 MByte für Programme)

Speichererweiterung

ja

Speicherkarte im Lieferumfang

ja

GPS

GPS-Chip

ja

Navigationssoftware

nein

Multimedia

Fotos

Auflösung

2.569 x 1.920 Pixel

Autofokus

ja

Makro

nein

Motivprogramme

nein

Bildstabilisator

nein

Optischer Zoom

nein

Videos

Auflösung

320 x 240 Pixel

Bildstabilisator

nein

Musik

Anzahl Formate

7

Headset im Lieferumfang

ja

UKW-Radio

nein

Connectivity

Browser

ja

Push-E-Mail

ja

E-Mail-Anhänge

ja

Instant Messaging

ja