Zahlen für das laufende Jahr

Insolvenzen, Neugründungen und Löschungen 2011

09.12.2011
Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist gesunken, aber mehr als 100.000 Verbraucher sind insolvent.
Statistiken zeigen, dass vor alle junge Firmen schnell vor dem Aus stehen.
Foto: CA

Die günstige Konjunkturlage in Deutschland in den zurückliegenden zwölf Monaten hat sich positiv auf das Insolvenzgeschehen ausgewirkt. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank auf 30.200 Fälle und blieb damit um 5,8 Prozent unter dem Vorjahreswert (32.060). Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Mit 103.200 Fällen (2010: 109.960; minus 6,1 Prozent) wurde aber erneut die Marke von 100.000 insolventen Verbrauchern pro Kalenderjahr übertroffen. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Verbraucherinsolvenz in Deutschland mittlerweile ein Massenphänomen darstellt. Seit der Einführung der Insolvenzordnung für Privatpersonen 1999 haben mehr als 800.000 Deutsche Insolvenz angemeldet.

Der Anteil älterer Personen (ab 70 Jahre) an allen Verbraucherinsolvenzen in Deutschland hat von 1,7 auf 2,0 Prozent zugenommen. Zuwächse gab es ebenfalls in den Altersgruppen der 50- bis 59-Jährigen (plus 0,6 Prozentpunkte auf 19,5 Prozent) und der 60- bis 69-Jährigen (plus 0,3 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent). Bei rund jeder siebten Privatinsolvenz (14,6 Prozent) ist der Betroffene höchstens 30 Jahre alt. Profitiert haben Personen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren vom Wirtschaftsboom. Nachdem diese Altersgruppe im Vorjahr für 30,9 Prozent aller Verbraucherinsolvenzen verantwortlich war, sind es 2011 noch 29,9 Prozent.

Trotz guter Konjunktur- und Arbeitsmarktbedingungen erreicht die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in Westdeutschland den zweithöchsten Wert seit 1999. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen blieb im Westen Deutschlands höher als vor der Finanzkrise 2009. In Ostdeutschland liegt die Zahl der Firmeninsolvenzen dagegen auf dem niedrigsten Stand seit 1999 und die Zahl der insolventen Verbraucher auf dem niedrigsten Stand seit 2005. So weist der Osten Deutschlands (94 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) erstmals eine geringere Insolvenzbetroffenheit auf als das Gebiet der "alten" Länder (97).

Schadensvolumen ist geringer geworden

Die Insolvenzschäden für die Gläubiger belaufen sich auf insgesamt 23,3 Mrd. Euro. Aufgrund der gesunkenen Zahl der Insolvenzfälle und zumeist kleinerer Verfahren hat sich das Schadensvolumen gegenüber dem Vorjahr (32,1 Mrd. Euro) um gut ein Viertel (27,4 Prozent) verringert. Private und gewerbliche Gläubiger werden in diesem Jahr voraussichtlich 16,7 Mrd. Euro (Vorjahr: 22,9 Mrd. Euro) abschreiben müssen, die öffentliche Hand verliert schätzungsweise 6,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 9,2 Mrd. Euro).

Mehr Kleininsolvenzen, junge Firmen stärker betroffen

Das Insolvenzgeschehen ist im Vergleich zu 2010 kleinteiliger und jünger geworden. Vor allem im Handel (83,0 Prozent) und im Dienstleistungssektor (82,8 Prozent) sind vornehmlich sehr kleine Unternehmen (bis fünf Mitarbeiter) unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Die größte Insolvenz des Jahres betraf den Druckmaschinenhersteller Manroland mit rund 6.500 Mitarbeitern. Rund 750.000 Gläubiger bangen im Insolvenzverfahren von TelDaFax, das ebenfalls zu den zehn größten Insolvenzfällen des Jahres zählt, um ihr Geld. Insgesamt waren 2011 236.000 Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen (2010: 240.000).

Stärker als 2010 waren sehr junge Unternehmen unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Jedes sechste insolvente Unternehmen (16,4 Prozent) wies ein Betriebsalter von höchstens zwei Jahren auf (2010: 15,2 Prozent). Wie im Vorjahr war gut ein Drittel der insolventen Unternehmen (35,7 Prozent; 2010: 35,3 Prozent) älter als zehn Jahre.

Das Verarbeitende Gewerbe (minus 14,1 Prozent; 2.430 Fälle) und das Baugewerbe (minus 13,3 Prozent; 4.310 Fälle) verzeichnen einen überdurchschnittlich starken Rückgang der Insolvenzen. Im Handel liegt das Minus mit 6,3 Prozent (6.200 Fälle) im Bereich des gesamtwirtschaftlichen Durchschnitts. Im Dienstleistungssektor wurden 17.260 Insolvenzen registriert (minus 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Insolvenzquote, das heißt, die Zahl der Insolvenzfälle je 10.000 Unternehmen, ist im Baugewerbe (123; Vorjahr: 145) am höchsten und im Verarbeitenden Gewerbe (67; Vorjahr: 77) am niedrigsten. Stark verringert hat sich das Insolvenzgeschehen in den Branchen Maschinenbau, Textilindustrie, Kunststoffindustrie, Kfz-Handel und Herstellung von Metallerzeugnissen. Zuwächse wurden in den Bereichen Tiefbau, Gesundheitswesen, Wach- und Sicherheitsdienstleistungen, Friseur- und Kosmetiksalons sowie Post- und Kurierdienste registriert.

Gründungszahlen auf tiefstem Stand seit zehn Jahren

2011 wurden deutschlandweit 804.000 Gewerbeanmeldungen vorgenommen. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Aufgrund guter Einkommens- und Jobperspektiven als abhängig Beschäftigte haben viele Existenzgründer ihr Gründungsvorhaben (vorerst) aufgegeben. Notgründungen aus der Arbeitslosigkeit waren aufgrund der sehr guten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt seltener zu finden. 713.000 Gewerbeabmeldungen wurden 2011 vorgenommen (Vorjahr: 714.000), so dass der Saldo aus Eintragungen und Löschungen (plus 91.000) positiv blieb.

Gestiegen ist allerdings die Zahl der Handelsregisterneueintragungen auf 112.030 Unternehmen (plus 6,3 Prozent; Vorjahr: 105.430). Mit 27.280 Neueintragungen im Bereich unternehmensnahe Dienstleistungen (24,4 Prozent aller Gründungen) und 12.570 im Bereich konsumnahe Dienstleistungen (11,2 Prozent) war die Zahl der Neueintragungen vor allem in den Dienstleistungssektoren hoch. Deutlich gestiegen sind die Gründungszahlen im Kredit- und Versicherungsgewerbe (plus 21,7 Prozent auf 8.790) sowie beim Grundstücks- und Wohnungswesen (plus 21,2 Prozent auf 9.610).

Ausgebaut haben zudem der Bausektor und der Großhandel ihren Anteil am Gründungsgeschehen. Die Zahl der Eintragungen stieg im Baugewerbe um 10,4 Prozent auf 7.730 neue Unternehmen und im Großhandel um 9,3 Prozent auf 9.710. 7.140 Neueintragungen entfielen auf das Verarbeitende Gewerbe, 6.880 auf den Bereich Datenverarbeitung, 7.790 auf den Einzelhandel und 4.200 auf die Versorgungsbranche. Die höchste Anzahl an Handelsregisterneueintragungen je 10.000 Unternehmen gab es in Berlin (1.270), gefolgt von Hamburg (1.010) und Brandenburg (960). Die wenigsten Unternehmen wurden in Bremen ins Handelsregister neu aufgenommen (400 je 10.000).

In den neu gegründeten Unternehmen sind schätzungsweise 458.000 Arbeitsplätze für die Gründer selbst und weitere Personen entstanden. Das sind 8,4 Prozent weniger Stellen als im Vorjahr (500.000). Im Durchschnitt entstehen pro Gründung im Verarbeitenden Gewerbe die meisten Arbeitsplätze (4,4), allerdings erwies sich der Dienstleistungssektor mit insgesamt 301.400 neuen Beschäftigungsverhältnissen als der größte Joblieferant. (oe)
Quelle: www.creditreform.de