Intel, Digital und die Alpha-Chips: Wer gewinnt das Spiel?

24.10.1997
MAYNARD/SANTA CLARA: Die Gerüchte verdichten sich, daß Digital die Alpha-Chip-Technologie an Intel verkauft. Die beiden Kontrahenten könnten endlich das Kriegsbeil begraben, doch viele Anwender und Marktforscher sehen vor allem eins: das nahe Ende der ersten 64-Bit-Plattform.Egal, ob wir unsere Differenzen mit Intel vor Gericht klären oder durch eine Einigung, unsere Geschäftsziele bleiben die gleichen." Diese beruhigenden Worte richtete der oberste Vertriebs- und Marketingmanager bei Digital Equipment, Bruce Claflin, per Offenem Brief an alle Mitarbeiter und die Presse. Anlaß: ein Artikel im Wall Street Journal, wonach Digital beabsichtige, seine Alpha-Prozessor-Technologie an Intel zu verkaufen - für anderthalb Milliarden Dollar. Damit wäre dann auch der Patent-Rechtsstreit gütig beigelegt, den die beiden Firmen seit Frühjahr des Jahres ausfechten. Noch heißt es von beiden Seiten hierzu bisher: Kein Kommentar. Trotzdem diskutiert die Branche bereits eifrig darüber, was für Konsequenzen so eine Einigung hätte und wer den besseren Handel macht. Intel wird zuallererst einen lästigen juristischen Konflikt los, dessen Ausgang mehr als ungewiß ist. Und was den Preis angeht: "Anderthalb Milliarden Dollar vor Steuern, das sind ungefähr zwei Wochen von Intels Profit", kalkuliert Marktforscher Peter Christy von Micro Design Resources lässig. DEC kann sich kurzfristig darüber freuen, eine Technologie loszuwerden, die ihnen viel Lob, aber noch mehr Kosten und wenig Gewinn eingebracht hat. Alpha frißt einen großen Teil von Digitals Ressourcen, was Management-Zeit und Marketing-Ausgaben angeht. Chip-Herstellung ist so teuer, daß sie sich nur bei großen Stückzahlen rentiert; etwas, das DEC nie erreicht hat.

MAYNARD/SANTA CLARA: Die Gerüchte verdichten sich, daß Digital die Alpha-Chip-Technologie an Intel verkauft. Die beiden Kontrahenten könnten endlich das Kriegsbeil begraben, doch viele Anwender und Marktforscher sehen vor allem eins: das nahe Ende der ersten 64-Bit-Plattform.Egal, ob wir unsere Differenzen mit Intel vor Gericht klären oder durch eine Einigung, unsere Geschäftsziele bleiben die gleichen." Diese beruhigenden Worte richtete der oberste Vertriebs- und Marketingmanager bei Digital Equipment, Bruce Claflin, per Offenem Brief an alle Mitarbeiter und die Presse. Anlaß: ein Artikel im Wall Street Journal, wonach Digital beabsichtige, seine Alpha-Prozessor-Technologie an Intel zu verkaufen - für anderthalb Milliarden Dollar. Damit wäre dann auch der Patent-Rechtsstreit gütig beigelegt, den die beiden Firmen seit Frühjahr des Jahres ausfechten. Noch heißt es von beiden Seiten hierzu bisher: Kein Kommentar. Trotzdem diskutiert die Branche bereits eifrig darüber, was für Konsequenzen so eine Einigung hätte und wer den besseren Handel macht. Intel wird zuallererst einen lästigen juristischen Konflikt los, dessen Ausgang mehr als ungewiß ist. Und was den Preis angeht: "Anderthalb Milliarden Dollar vor Steuern, das sind ungefähr zwei Wochen von Intels Profit", kalkuliert Marktforscher Peter Christy von Micro Design Resources lässig. DEC kann sich kurzfristig darüber freuen, eine Technologie loszuwerden, die ihnen viel Lob, aber noch mehr Kosten und wenig Gewinn eingebracht hat. Alpha frißt einen großen Teil von Digitals Ressourcen, was Management-Zeit und Marketing-Ausgaben angeht. Chip-Herstellung ist so teuer, daß sie sich nur bei großen Stückzahlen rentiert; etwas, das DEC nie erreicht hat.

DECs Stärken liegen im Lösungsgeschäft

So sind sich die Branchenauguren denn auch einig, wo die eigentlichen Stärken des Unternehmens liegen - abgesehen von hochwertigen Notebooks, Desktops oder Servern: "Was die Kunden wirklich bei Digital kaufen wollen, ist deren Fähigkeit, komplexe Geschäftsprobleme zu lösen; und ob die entsprechenden Lösungen CPUs von Intel enthalten oder von Digital, ist eigentlich ziemlich egal", ist Christy überzeugt. Hinzu kommt: Jetzt könnte die letzte Gelegenheit für Digital sein, die Alpha-Technologie zu Geld zu machen. "Die von uns, die den Merced-Chip gesehen haben, glauben: Es ist an der Zeit. DEC müßte jenseits seiner beschränkten Kapazitäten investieren, um Alpha konkurrenzfähig zu Merced zu halten", unkt Analyst Rob Enderle von der Giga Information Group. Von Merced wird es auch abhängen, ob Alpha unter Intel zu mehr Anwendungen und damit niedrigeren Preisen für diese 64-Bit-Plattform führen wird.

Die bisherigen Digital-Kunden sind jetzt gespannt, ob der Hersteller ihnen und ihren Lösungen weiter treu bleibt. Claflin sagt ja. Die Anwender sind skeptischer: Laut einer Umfrage der US-Zeitschrift Computerworld sind 59 Prozent überzeugt, daß der Deal Digital schwächen würde. 43 Prozent rechnen damit, daß Intel irgendwann Alpha fallenlassen wird, und knapp die Hälfte befürchtet, daß Intel versuchen wird, sie in Richtung ihrer Plattform zu drängen. Auch die Analysten geben sich desillusioniert: Sie rechnen mehrheitlich damit, daß Digital Alpha noch vier bis fünf Jahre unterstützen wird, um dann mehr oder minder plötzlich auf Intels und HPs 64-Bit-Chip umzuschwenken.

Bis diese Spekulationen Realität werden, gehen allerdings noch viele Bits die Datenautobahn hinunter. Zuerst einmal muß die amerikanische Kartellbehörde in Gestalt der U.S. Federal Trade Commission (FTC) ihr Placet zu dem vermuteten Geschäft geben. Das könnte angesichts Intels nicht unbedeutender Marktpräsenz nicht einfach werden.

Allerdings könnten die Antragsteller durchaus überzeugend mit dem marginalen Marktanteil von Alpha argumentieren: Der liegt gemessen an allen weltweiten Chip-Verkäufen im letzten Jahr bei weit unter einem Prozent. (ld)

Ungewiß: Die Zukunft des AlphaServers 800 und seiner

Geschwister.