Telekom ist im Plan

IP-Umstellung wird 2018 abgeschlossen

17.05.2018 von Peter Marwan
Das gilt für die Kunden mit Breitband-Anschlüssen, die von der Umstellung vor allem profitieren. PMX- oder Single-Play-Anschlüsse werden auch 2019 noch mit traditioneller Technik betrieben. Allerdings ist deren Anzahl ohnehin stark rückläufig.

Die Deutsche Telekom liegt bei ihrem seit Jahren größten Modernisierungsprojekt, der Umstellung auf All-IP-Anschlüsse, gut im Plan. Das 2016 formulierte Ziel, die wesentlichen Kundengruppen bis Ende 2018 umgestellt zu haben, ist in greifbare Nähe gerückt. Bei Geschäftskunden mit einem Breitband-Anschluss liegt die Quote derjenigen, die bereits umgestellt wurden, aktuell bei 85 Prozent. Insgesamt, also zusammen mit den einfacher umzustellenden Privatkunden, sogar bei über 90 Prozent. Das hat Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung und Transformation bei der Telekom Deutschland Geschäftskunden, diese Woche vor Journalisten im Rahmen der Telekom-Veranstaltung "Digital South" in München mitgeteilt.

"Für die Kunden, für die wir die Umstellung auf All-IP in Angriff genommen haben, ist sie fast erreicht", erklärte Klaus Müller, Leiter Strategische Entwicklung und Transformation bei der Telekom Deutschland Geschäftskunden, auf einer Veranstaltung des Konzerns in München.
Foto: Deutsche Telekom

Dem Manager zufolge erhöhte sich in den vergangenen zwölf Monaten die absolute Zahl der Geschäftskunden-IP-Anschlüsse um rund 500.000 auf 1,9 Millionen. Insgesamt seien von Privat- und Geschäftskunden bereits circa 19 Millionen Anschlüsse in Deutschland auf IP geschaltet. Derzeit kämen pro Woche durchschnittlich weitere 80.000 Anschlüsse hinzu. "Mehr Bandbreite, Selbst-Installation und eine insgesamt höhere Kundenzufriedenheit der Kunden auf IP bestätigen uns, dass dieser Schritt der Richtige ist", so Müller.

Dabei räumte Müller auch ein, dass es in der Vergangenheit zumindest ein Missverständnis in der Kommunikation gegeben habe. Die Wahrnehmung im Markt, dass quasi am 31. Dezember der rote Knopf gedrückt, das alte Netz abgeschaltet und bis dahin nicht migrierten Kunden der Anschluss gekündigt werde, sei so nicht richtig. Es finde vielmehr ein kontrollierter Rückbau statt.

Gerade Geschäftskunden, die aus welchen Gründen auch immer die Migration noch nicht geschafft haben, stehe die Telekom auch über das Jahresende hinaus zur Seite. Privatkunden, die auch künftig nur einen Telefonanschluss haben wollen, werden einfach im Hintergrund umgestellt, eine Aktion beim Kunden vor Ort ist nicht erforderlich. Für sie ändert sich nichts, sie werden lediglich informiert und können möglicherweise während der Umstellung lediglich "einmal für zehn Minuten nicht telefonieren", so Müller.

Die Deutsche Telekom ist zuversichtlich, ihr selbstgestecktes Ziel, die IP-Migration bis Ende 2018 abzuschließen, zu erreichen.
Foto: Deutsche Telekom

Außerdem schränkte Müller ein, dass die Pläne zur Umstellung auf All-IP sich auf die Kunden mit Breitband-Anschluss beziehen. Das war bislang zumindest in der Deutlichkeit so nicht gesagt worden. Es sei aber Müller zufolge logisch, denn erstens haben diese Kunden die größten Vorteile von der Umstellung und zweitens ist aus Sicht der Telekom da die Umstellung am dringendsten. Denn das alte, mit ISDN noch vorrangig auf Sprachtelefonie ausgerichtete Netz ist nicht für die aktuellen Nutzungsgewohnheiten ausgelegt, bei denen die Anforderungen der Datenkommunikation überwiegen und Sprache aus Sicht des Netzbetreibers nur noch eine Randerscheinung beziehungsweise eine Sonderform der Datenübertragung ist.

Etwas anders sehen das möglicherweise noch Firmen mit einem PMX-Anschluss oder einem Single-Play-Anschluss - also einer einfachen Telefonleitung - für die sogenannten Sonderdienste. Dazu gehören etwa Aufzugnotruf, Brandmelder, EC-Cash-Terminals, Hausnotruf, das Auslesen von Zählern aus der Ferne und ähnliches. Dafür gibt es laut Telekom diverse neuere Lösungen, die bereits seit längerem problemlos mit IP laufen. Und auch die Umstellung der Sonderdienste auf Mobilfunktechnologien wie GPRS, UMTS oder LTE wird empfohlen. Dafür räumt der Konzern seinen Kunden aber etwas mehr Zeit ein.

Altprodukte, Zielprodukte und Tarife der Deutschen Telekom im Rahmen der Migration auf All-IP (Stand: Mai 2018).
Foto: Deutsche Telekom

Sich großzügig zu zeigen, fällt ihm dabei gar nicht so schwer. Laut Müller gibt es im Markt nur noch "deutlich unter 100.000 PMx-Anschlüsse". Im Vergleich zu 1,8 Millionen Geschäftskunden und über 18 Millionen Telekom-Kunden insgesamt, die bereits umgestellt wurden, ist das ein sehr geringer Wert. Da es sich dabei jedoch um teilweise recht große Kunden handelt, bei denen eine Migration intern komplex ist - insbesondere, wenn dabei auch Prozesse modernisiert und Technologien aktualisiert werden sollen - setzt die Telekom auf Kooperation statt Konfrontation. Sie bietet zum Beispiel mit BusinessCall Advance ein Migratonsziel an, hat zahlreiche IP-erfahrene Migrationsberater ausgebildet und tausende von Workshops mit Kunden durchgeführt.

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Auch die Ende 2016 gestartete Vermarktung des DeutschlandLAN Cloud PBX genannten Angebots der Deutschen Telekom und des DeutschlandLAN SIP-Trunk als durchwahlfähigem, IP-basierten Anlagenanschluss läuft inzwischen gut. Derzeit werden pro Woche mehr als 1600 SIP-Trunk-Anlagenanschlüsse bei Kunden installiert und in Betrieb genommen. DeutschlandLAN Cloud PBX, das Anschluss, Telefonie, Internet und Telefonanlage aus der Cloud mit IP-Technologie kombiniert, wird pro Woche derzeit über 300 Mal verkauft.

Nächster Schritt: Glasfaserausbau in Gewerbegebieten

Der nächste Schritt für die Telekom ist dann der Glasfaserausbau. Er setzt auf dem nun geschaffenen IP-Netz auf. Von den für Vectoring und Super-Vetoring per Glasfaser angebundenen Verteilern aus wird das Netz nach und nach erweitert. Zunächst sollen davon gewerbliche Kunden in Gewerbegebieten profitieren.

Aktuell sind 115 Gewerbegebiete in 75 Kommunen in der Vorvermarktung. Entscheiden sich bis dabei rund 30 Prozent der in dem Gewerbegebiet ansässigen Firmen für einen Glasfaseranschluss der Telekom, wird das Gewerbegebiet erschlossen. Die Entscheidung für die Telekom soll der Verzicht auf die Einrichtungsgebühr erleichtern. Die buchbaren Tarife beginnen bei 79,95 Euro pro Monat.

Noch im laufenden Jahr soll das Angebot deutschlandweit Firmen in 190 Gewerbegebieten unterbreitet werden. Insgesamt sollen bis 2022 so 3.000 Gewerbegebiete mit Glasfasertechnologie erschlossen werden. Dabei konzentriert sich die Telekom nachvollziehbarer Weise auf die größten. Insgesamt sind in Deutschland zwar rund 22.000 Gewerbegebiete ausgewiesen, davon sind jedoch in etwa 10.000 lediglich bis zu zehn Firmen angesiedelt. In weiteren 9.000 sind zwischen zehn und 20 Firmen ansässig. Alle darüber werden von der Telekom in den nächsten Jahren mit ihrem Glasfaserangebot angesprochen. Informationen dazu bietet der Konzern unter www.telekom.de/vollglas an.