Digitalisierung in der Hotellerie

iPads für alle Mitarbeiter

03.05.2016 von Alexandra Mesmer
Das Nürnberger Hotel "Schindlerhof" gehört nicht nur zu Bayerns besten Arbeitgebern, sondern hat sich auch in Sachen Digitalisierung einiges einfallen lassen. Ob Dienstplan, Tagesumsatz oder Managermeeting, dank einer App sind die Mitarbeiter voll eingebunden.

Digitalisierung ist ein strapaziertes Wort. Es gehört mittlerweile zum Grundwortschatz jedes Beraters oder Managers, aber oft ist man nach diversen Präsentationen zum Thema nicht unbedingt schlauer, was Digitalisierung eigentlich für den einzelnen oder das betreffende Unternehmen konkret bedeutet. Auf Nicole Kobjoll trifft das nicht zu. Auf dem Personalkongress IT, zu dem der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm nach München geladen hatte, zeigte die Geschäftsführerin des Hotel Schindlerhofes in Nürnberg, wie Digitalisierung Mitarbeiter motivieren und Zusammenarbeit erleichtern kann.

Zugang zu zentralen Informationen

"Wir wollten noch bessere Rahmenbedingungen für eine hohe Mitarbeiterleistung schaffen", sagte Nicole Kobjoll, der im Mutterschutz die Idee zu einer Mitarbeiter-App gekommen war. Da sie sich selbst in der Zeit wie abgekoppelt fühlte, erkannte sie, wie wichtig es nicht nur für sie als Managerin, sondern auch für ihre Mitarbeiter ist, auch außerhalb des Büros Zugang zu zentralen Informationen zu haben.

Der Managerin Nicole Kobjoll kam im Mutterschutz die Idee zur App.
Foto: Great Place to Work

Darum stattete sie alle 66 Mitarbeiter mit einem iPad aus, auf dem unter anderem die neue App installiert war. Für schnelle Information für alle und für eine hohe Transparenz sorgen nicht nur die dort zugänglichen Balanced Scorcards und Dienstpläne für jede Abteilung. Auch die Führungskräfte stellen die Protokolle ihrer Sitzungen allen Mitarbeitern in der App zur Verfügung. Schritt für Schritt wurde die App mit den unterschiedlichsten Bausteinen ergänzt. So können die Mitarbeiter etwa im "Erfolgsspiegel" die aktuellen Tagesumsätze in den einzelnen Bereichen inklusive der Zielvorgaben sehen.

Das Tablet gehört im Nürnberger Hoteldorf Schindlerhof seit 2015 zur Grundausstattung jedes Mitarbeiters. Dadurch haben die Mitarbeiter Zugang zu wichtigen Informationen, sei es zu Dienstplänen, den Protokollen der Führungskräfte-Meetings oder zur aktuellen Umsatzentwicklung.
Foto: Schindlerhof

Schnelle, ortsunabhängige Information ist für Nicole Kobjoll aber nur ein Vorteil der App, die andere ist die emotionale und zielgruppenrelevante Ansprache ihrer Mitarbeiter. Dankesbriefe oder Mails zufriedener Gäste werden sofort in die App gestellt. "Für uns ist es die größte Motivation, wenn die Gäste zufrieden sind, darum ist es so wichtig, dass die Dankesbriefe gleich allen zugänglich gemacht werden", sagte Kobjoll.

Workshops werden gern mit Fotoprotokollen oder einem Gruppenfoto der Teilnehmer dokumentiert anstatt mit einem Text oder der Teilnehmerliste. Von Schulungen, etwa über Flambieren oder Cocktail mixen, laden die Teilnehmer kurze Videos hoch, die die Kollegen dann teilen und liken können, ganz wie sie es von sozialen Medien gewöhnt sind. Über die Chatfunktion können sie neue Ideen vorstellen und die der Kollegen bewerten. Jeden Monat küren sie die beste Idee, aber auch den Fehler des Monats.

Dafür gibt es dann eine Flasche Champagner. Für Kobjoll war das ein wichtiges Instrument, um eine Fehlerkultur einzuführen. Zu einem der ersten Fehler-Champignons wurde übrigens Kobjolls Mutter gekürt, die in einem Tagungsraum einen Wasserfall installieren ließ, der die Teilnehmer in erster Linie dazu brachte, immer wieder die Toiletten aufzusuchen.

Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm hat nach München zum Personalkongress IT geladen.
Foto: Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm

Weiterbildung per App

Auch in Sachen Weiterbildung hilft die App Nicole Kobjoll. Früher druckte man den Schulungskatalog einmal im Jahr aus, was zur Folge hatte, dass sich immer weniger Mitarbeiter für die angebotenen Seminare anmeldeten und die Kurse mangels Teilnehmer mitunter abgesagt werden mussten. Kobjoll sah ein, dass sie die junge Generation so nicht erreichen kann. Heute finden sich alle Seminare in der App, und die Geschäftsführerin postet schon mal morgens um fünf Uhr, dass um zehn eine tolle Schulung stattfindet. Prompt bekommt sie auch die Likes und noch etliche kurzfristige Teilnehmer für den Kurs.

Bayerns beste Arbeitgeber ausgezeichnet

Der Schindlerhof in Nürnberg ist einer von 55 bayerischen Arbeitgebern, die im branchenübergreifenden Wettbewerb Great Place to Work "Bayerns beste Arbeitgeber" in München ausgezeichnet wurden. Unter den Preisträgern waren auch viele IT-Unternehmen, die bereits im bundesweiten Wettbewerb "Die besten Arbeitgeber in der ITK" geglänzt haben, den auch die COMPUTERWOCHE unterstützt. Im Wettbewerb ließen die Unternehmen ihre Mitarbeiter vom unabhängigen Great Place to Work Institute zur Arbeitsplatzkultur befragen. Zugleich unterzogen sie ihre Personalarbeit einer Bewertung in einem Kultur-Audit.

Bayerns beste Arbeitgeber 2016 wurden in München ausgezeichnet.
Foto: Great Place to Work

Die ersten Plätze in ihren jeweiligen Größenklassen belegten die Unternehmen Gore, Cisco Systems, Adobe Deutschland, QAware und infologistix. Im Kreis von Bayerns besten Arbeitgebern finden sich mit Datev, NetApp, Autodesk, in-tech, MaibornWolff und Speicherwerke weitere IT-Unternehmen auf den ersten drei Plätzen in den entsprechenden Größenklassen. Insgesamt nahmen 183 bayerische Unternehmen mit rund 60.000 Beschäftigten am diesjährigen Wettbewerb teil.

Deutschlands beste Arbeitgeber in der ITK

In einem großen Special der COMPUTERWOCHE präsentieren sich 28 Unternehmen, die zu den besten 65 ITK-Arbeitgebern in Deutschland gehören. Hier erfahren Sie, was diese besten ITK-Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter tun, was die Mitarbeiter über ihre Arbeitgeber sagen, was Geschäftsführern und Personalleitern wichtig ist und wo sie sich bei den besten Arbeitgebern bewerben können.