IT-Branche auf der Suche nach Spezialisten

17.03.2008 von Armin Weiler
Der Fachkräftemangel ist in der IT-Branche bereits immanent und entwickelt sich zu einem branchenübergreifenden Problem.

Der Fachkräftemangel ist in der IT-Branche bereits immanent und entwickelt sich zu einem branchenübergreifenden Problem. Laut einer Umfrage des IT Governance Institute (ITGI) unter 749 CEOs und CIOs aus 23 Ländern beklagen 58 Prozent der Befragten das nicht ausreichende Personal. 2005 lag der Wert bei nur 35 Prozent. Dies kann vor allem in boomenden Branchen über kurz oder lang zum Problem werden. So konnte der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris) nach einem deutlichen Umsatzplus von 8,6 Prozent auf 46 Mrd. Euro im vergangenen Jahr zwar die Mitarbeiterzahl erhöhen. Trotzdem drohe ein Fachkräftemangel.

Nach einer Studie von Spectaris und der Personalberatung IFP sehen 64 Prozent der Spectaris-Mitglieder den Fachkräftemangel als wichtigste Herausforderung in den nächsten fünf bis zehn Jahren, noch vor der Internationalisierung (32 Prozent) und dem Thema Kosten und Investitionen (23 Prozent). "Um dem Fachkräftemangel abzuhelfen, müssen wir bereits in den Kindergärten und Schulen die Technikbegeisterung gezielt fördern, Aus- und Weiterbildungswege weiter verbessern und den Folgen der demographischen Entwicklung konsequent begegnen. Im Sinne des gesamten Arbeitsmarktes gilt es hier vor allem auch die ältere Generation und ihr Know-how einzubinden", sagt Spectaris-Geschäftsführer Sven Behrens.

Doch Fachkräftemangel tritt auch dann ein, wenn die Schulen nicht mehr genügend potenzielle Bewerber für bestimmte Berufssparten hervorbringen. "Wir stellen heute fest, dass es beim Übergang von der Schule in die Unternehmen zunehmend an Synchronität fehlt und wir gerade in den handwerklichen und technischen Berufen mehr und mehr nachlegen müssen", stellt Werner Bader, Leiter Berufliche Bildung bei Heidelberger Druckmaschinen fest. Insbesondere in den Hauptschulen sei die Anschlussfähigkeit oft nicht mehr gegeben. Die guten Realschüler machten meist Abitur und entscheiden sich gegen eine betriebliche Ausbildung. Unter solchen Voraussetzungen wird es selbst für einen Weltmarktführer schwer, an das geeignete Personal zu gelangen.

Heidelberger Druckmaschinen ist als technisches Unternehmen am Standort Wiesloch in der Nähe von Heidelberg angesiedelt. Im dortigen Ausbildungszentrum befinden sich derzeit rund 450 junge Menschen. Deutschlandweit hat der Druckmaschinenhersteller knapp 750 junge Menschen in Ausbildung und Studium beschäftigt. "Klagen über Fachkräftemangel in der Druckbranche nutzen nichts, wenn wir selbst nicht aktiv werden", meint Harald Weimer, Leiter der Region West bei Heidelberg. Man krempele lieber die Ärmel hoch und werde selbst aktiv. "Wir engagieren uns in Schulkooperationen schon seit mehreren Jahren auch in den einzelnen Regionen um unsere Standorte herum", ergänzt Bader. Dabei gehe es nicht nur um das Vorstellen von Projekten, sondern um die aktive Teilnahme der Schulen. "Wir fordern Schüler auf, gemeinsam mit Lehrern an die Standorte von Heidelberg zu kommen und hier in Projekten, die auch von unseren Auszubildenden oder Studenten durchgeführt werden, mitzuwirken", berichtet Bader.

Der Unterversorgung mit qualifizierten Fachkräften begegnen Jobportale teilweise mit unerwarteten Methoden. So hat die Job-Website Notchup ein neues Geschäftsmodell vorgestellt, mit dem angeblich alle Beteiligten eines Rekrutierungsprozesses zufrieden sind. Bei Notchup können registrierte Bewerber einen Preis festlegen, für den sie an einem Bewerbungsgespräch mit dem potenziellen Arbeitgeber teilnehmen würden. (pte/mf)