Virtualisierung, Datendiebstahl, Hybride Architekturen und mehr

IT-Trends für 2015 laut Riverbed

23.12.2014 von Andreas Hartl
Vermeintlich Standortnachteile entwickeln sich zu Wettbewerbsvorteilen, was wir sonst noch 2015 in der IT-Branche zu erwarten haben.

Diese fünf IT-Trends für 2015 seh ich als die wichtigsten an:

1.Die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen schreitet voran, auch ohne Software Defined Networking (SDN).

SDN-Technologien werden sich auch 2015 weiterentwickeln und der Positionskampf unter den etablierten Switch- und Router-Anbietern für verwirrte Käufer sorgen. Dennoch wird die Network Functions Virtualization (NFV), die bei Service-Providern bereits gang und gäbe ist, ihren Weg in die "klassischen" Unternehmensnetzwerke fortsetzen - ohne die aktuelle SDN-Strategie anpassen zu müssen (was interessanterweise neue Hardware erfordern würde). Dank virtualisierter Netzwerkfunktionen können Unternehmen Netzwerke dynamisch auf On-Demand-Basis und unabhängig von der zugrunde liegenden Technik bereitstellen, wo immer diese gebraucht werden.

2.Datendiebstähle werden umfangreicher und kommen häufiger vor.

Riverbed Steelfusion 3.0
Foto: Riverbed Technology

Leider wird sich das unerbittliche Tempo der Datendiebstähle aus dem vergangenen Jahr auch 2015 fortsetzen. Traditionelle Sicherheitstaktiken, wie strengere Vorgaben oder die strikte Verwaltung mobiler Geräte, werden Cyberkriminelle kaum aufhalten können. Unternehmen sollten daher Investitionen verschieben und mehr Mittel für die Erkennung und Bekämpfung von Angriffen aufwenden. Ein transparenter Einblick in alle Anwendungen, Netzwerke und Geräte ist dabei der erste entscheidende Schritt zur Verbesserung der Sicherheitslage insgesamt. Um die tatsächlichen Bedrohungen isolieren und dann entsprechend reagieren zu können, muss zunächst der "normale" Zustand definiert werden - nur so lassen sich auch Abweichungen von der Normalität erkennen.

3.Hybride Architekturen werden zur Norm.

Obwohl sich Cloud Computing und Third-Party-Hosting weiter ausbreiten, wird es auch 2015 und darüber hinaus eigene Rechenzentren geben. Die daraus entstehenden hybriden Infrastrukturen können jedoch große Herausforderungen mit sich bringen, unter anderem aufgrund der architektonischen Gegensätze, wenn sich eigene Design-Vorlagen für Entwicklung und Implementierung nicht gut (oder überhaupt nicht) in die Cloud übertragen lassen. Es werden komplexere Modelle, Richtlinien, Identitäts-/Zugriffskontrollen und Programmierpraktiken erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die Anforderungen der Anwender konsequent und über alle Plattformen hinweg erfüllt werden.

IDC-Prognosen für 2015
IDC-Prognosen für 2015
Die Marktforscher von IDC blicken über das IT-Jahr 2015 hinweg. Welches werden die wichtigsten Trends und wo geht die Reise des ITK-Marktes hin? Hier kommen die Prognosen.
Ausgaben für ITK
Die weltweiten Ausgaben für ITK werden 2015 um 3,8 Prozent auf über 3,8 Billionen Dollar ansteigen. Fast der komplette Zuwachs wird sich auf die Technologien der dritten Plattform konzentrieren, während die zweite Plattform zum Ende des Jahres voraussichtlich in die Rezession rutscht. Regional betrachtet erwartet IDC in den so genannten Emerging Markets ein Wachstum von 7,1 Prozent auf Jahresbasis, während sich die gesättigten Märkte mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent bescheiden müssen.
Telekommunikationsdienste
Im Bereich Telekommunikationsdienste wird sich Wireless Data als größtes (536 Milliarden Dollar) und am schnellsten wachsendes (13 Prozent) Stück des Ausgabenkuchens präsentieren. Die Carrier werden sich sputen, Plattform- und API-basierende Dienste zu entwickeln, die Mehrwerte bieten und die Netze für Entwickler interessant machen, um nicht zu Infrastrukturanbietern marginalisiert zu werden. Auch werden sie versuchen, sich den "Over the Top" (OTT) Cloud-Anbietern – also Service-Provider mit extrem hohen Datenvolumina - durch innovative Performance und Modelle zur Umsatzaufteilung anzunähern.
Mobile Endgeräte
Mobile Endgeräte und Apps befinden sich auch 2015 im Aufwind, allerdings nicht so rasant wie in den vergangenen Jahren. Die Verkäufe von Smartphones und Tablets werden ein Volumen von 484 Milliarden Dollar erreichen und damit 40 Prozent des Wachstums bei den IT-Ausgaben ohne Telekommunikationsdienste verantworten. Die chinesischen Hersteller erreichen einen signifikanten Anteil am Weltmarkt.
Wearables
Im Bereich Wearables erwartet IDC ein wahres Innovationsfeuerwerk, jedoch mit enttäuschenden Stückzahlen. Die Download-Zahlen bei mobilen Apps werden ab 2015 zurückgehen, allerdings verdoppelt sich die Entwicklung mobiler Unternehmensanwendungen.
Cloud Computing
Cloud-Dienste bleiben auch 2015 eines der Aktivitätszentren. Die Ausgaben für das umfassende Cloud-Ökosystem liegen demnach bei 118 Milliarden Dollar. Die Nutzung von Cloud-basierenden Infrastrukturen "as a Service" (IaaS) wird lebhaft ansteigen (36 Prozent), da der Marktführer Amazon von allen Seiten durch den Versuch "Amazoning the Amazon" der Mitbewerber unter Druck gerät. Auch verschärft sich der Wettbewerb zwischen den Anbietern von Platforms as a Service (PaaS). Zwischen den Anbietern wird ein Kampf bis aufs Messer um Entwickler und deren Apps losbrechen; die Anbieter von Software as a Service (SaaS) beschleunigen die Adaption von PaaS und Cloud-Marktplätzen. "Bei der Cloud erwarten wir zudem neue Partnerschaften zwischen unterschiedlichen ‚Bettgenossen‘ zur Ausweitung der Marktchancen, etwa zwischen Facebook und Microsoft und/oder IBM", ergänzt Gens. "Auch eine Partnerschaft zwischen Amazon und HP ist denkbar."
Big Data und Analytics
Im Bereich Big Data und Analytics wird es 2015 wichtige Entwicklungen geben. Die weltweiten Ausgaben für Software, Hardware und Dienstleistungen im Big-Data-Umfeld steigen auf 125 Milliarden Dollar. Die Auswertung so genannter Rich Media (Video, Audio und Bilder) beginnt, sich zur wichtigen Triebfeder von Big-Data-Projekten zu entwickeln. Auch wird die Bedeutung der Big-Data-Wertschöpfungskette zunehmen, etwa in Form von Data as a Service. Hier kommen die Angebote der Cloud-Plattform- und Analytics-Dienstleister zum Tragen, die ihren Kunden aufgewertete Informationen aus kommerziellen oder frei verfügbaren Datenquellen bereitstellen. Daneben sieht IDC wichtige Neuerungen bei Analytics im Umfeld des kognitiven/maschinellen Lernens sowie des Internets der Dinge.
Internet der Dinge
In der Ära der dritten Plattform ist das Internet der Dinge einer der wichtigsten Innovationstreiber für Wachstum und Expansion des Wertbeitrags der IT. Die Erfindung immer intelligenterer und vernetzter „Dinge“ beflügelt die Entwicklung tausender neuer Lösungen auf Basis der dritten Plattform. Ein Drittel der Ausgaben für das Internet der Dinge wird sich 2015 auf intelligente Embedded-Geräte außerhalb der IT- und TK-Branche konzentrieren. Unterstützt wird diese Entwicklung durch Partnerschaften zwischen führenden IT-Unternehmen, die den Markt für Branchenlösungen voranbringen wollen. Vorausschauende Wartung wird sich beim Internet der Dinge zur wichtigen Lösungskategorie entwickeln.
Rechenzentren
Die Rechenzentren werden sich in der Ära der dritten Plattform grundlegend verändern. Der Großteil der reinen Rechen- und Speicherkapazität wird auf von Cloud-Dienstleistern betriebene Hyperscale-Rechenzentren verlagert, die für Cloud, Mobile und Big Data optimiert sind. Dieser Wechsel wird einen Trend hin zu „Cloud First“-Innovationen bei der Hardware in Gang setzen und eine stärkere Konsolidierung am Markt bei den Anbietern von Servern, Storage, Software und Netzwerken zur Folge haben. Für 2015 erwartet IDC zwei oder drei große Zusammenschlüsse, Übernahmen oder Umstrukturierungen bei den führenden IT-Anbietern.
Verwerfungen in manchen Industriezweigen
Die dritte Plattform verändert nicht nur die IT-Branche. Alle Branchen weltweit sind davon betroffen. IDC erwartet, dass es durch die Entwicklungen im Bereich der dritten Plattform 2015 zu einigen Verwerfungen in manchen Industriezweigen kommen wird. Ein Beispiel dafür sind die Netze für alternative Bezahlmethoden in der Finanzbranche. Auch die Expansion des Internets der Dinge bei kommunaler Sicherheit, bei öffentlichem Dienst und Verkehr sowie die Nutzung von Location-based Services im Handel sind hier zu nennen. Die Zahl der Branchenplattformen, also der von den Branchenführern entwickelten spezialisierten Cloud-basierenden Daten- und Service-Plattformen, wird schnell steigen und sich 2015 spielend verdoppeln.
Sicherheit
Neben dem Internet der Dinge und kognitivem/maschinellen Lernen werden 2015 zwei weitere Innovationsverstärker wichtige Triebfedern des Wachstums. Zum einen werden Sicherheitslösungen, die für die dritte Plattform optimiert sind, die Cloud-Sicherheit unterstützen – an den Rändern etwa mit biometrischer Sicherheit bei mobilen Endgeräten und im Kern zum Beispiel durch Verschlüsselung, die zum Standard wird. Vorausschauende Bedrohungserkennung (Threat Intelligence) wird sich zu einer zentralen Kategorie im Bereich Data as a Service entwickeln mit einer rasant wachsenden Zahl von Unternehmen, die maßgeschneiderte Informationen zur Threat Intelligence beziehen.
3D-Druck
Zum anderen werden sich die Hersteller im Bereich des konventionellen Dokumentendrucks sichtbar dem 3D-Druck zuwenden. Sie suchen eine gute Ausgangsbasis für den für 2016 erwarteten Kampf um die kommerziellen und industriellen Märkte.
Chinesische Einfluss
Der chinesische Einfluss auf den weltweiten ITK-Markt wird sich 2015 immens verstärken. Die chinesischen IT-Ausgaben verantworten 43 Prozent des gesamten Branchenwachstums, ein Drittel aller Smartphone-Käufe und rund ein Drittel aller Online-Shopper gehen auf das Konto Chinas. Durch den riesigen Heimatmarkt gewinnen die führenden chinesischen Cloud- und E-Commerce-Anbieter (Alibaba bei E-Commerce, Tencent bei sozialen Netzen, Baidu bei den Suchmaschinen) auch international an Bedeutung. Analog dazu werden die chinesischen Smartphone-Hersteller mit ihren eigenen Marken über ein Drittel des weltweiten Markts für sich reklamieren.

4.Die Entscheidungsfindung wird in erster Linie von verwertbaren Analysen getrieben.

Mit mehr Transparenz, Kontrolle und Optimierung in hybriden Netzwerken wird es immer wichtiger werden, eine analysegetriebene Infrastruktur aufzubauen, um bei Problemen entsprechend gegensteuern zu können. 2015 werden daher mehr IT-Unternehmen damit starten, ihre Netzwerkarchitekturen mit Predictive Analytics, also vorausschauenden Analyse-Tools, auszustatten - um Netzwerke aufzubauen, die sich entsprechend den Geschäftsanforderungen selbst korrigieren und anpassen können.

5.Vermeintliche Standortnachteile entwickeln sich zu Wettbewerbsvorteilen.

Aktuelle Technologien, wie umfassende Virtualisierung und Transparenz sowie hybride Infrastrukturen, werden sich 2015 weiterentwickeln und zu einer Mobilität der Infrastruktur führen, mit deren Hilfe Unternehmen weitreichende Optimierungsmaßnahmen vorantreiben können. Regulierungsmaßnahmen für Datenstandorte werden kein Hindernis mehr sein und alle Beteiligten erhalten unabhängig von ihrem Standort schnellen Zugriff auf diese Daten. Letzten Endes werden die Unternehmen, die diese Technologien einführen, ganz neue Wettbewerbsvorteile erzielen. (rw)