Jobo Giga One: Mobiler Bilderspeicher im Test

07.11.2005
Der mobile Bilderspeicher "Giga One" von Jobo bietet viel Festplatten-Speicherplatz fürs Geld. Wir testen, wie es um seine Praxistauglichkeit steht.

Wer auf Reisen mit einer Digitalkamera fotografiert, steht irgendwann unweigerlich vor der Frage: wohin mit den Bildern? Die fotografische Ausbeute einfach auf der Speicherkarte zu belassen, ist selbst dann keine gute Idee, wenn diese groß genug ist, um die Fotos eines Urlaubs komplett aufzunehmen. Das Risiko, alle Bilder durch einen Kartenfehler, versehentliches Löschen oder den Verlust der Karte einzubüßen, ist zu groß. Es muss also eine Möglichkeit her, die Daten von der Speicherkarte herunterladen und auf ein zweites Medium sichern zu können.

Für diese Aufgabe gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:
- ein Notebook mit integriertem CD-/DVD-Brenner
- einen mobilen CD-/DVD-Brenner mit integriertem Kartenleser
- eine mobile Festplatte mit integriertem Kartenleser.

Variante eins ist die komfortabelste, aber auch die teuerste, schwerste und am stärksten von externer Stromversorgung abhängige. Mobile DVD-Brenner wie der "Apacer Disc Steno CP 300 "sind mit knapp 400 Euro auch nicht gerade billig. Mit 9 Minuten Brennzeit für 1 GB und 9 GB Datenspeicherung pro Akkuladung sind Schnelligkeit und Ausdauer außerdem geringer als bei mobilen Festplatten.

Diese, schließlich, gibt es in zahlreichen Varianten. Die komfortabelsten und teuersten, wie der "Giga Vu Pro" von Jobo oder der "Epson P-2000" sind mit großen Farbdisplays ausgestattet und ab 500 Euro zu haben. Als Bilderspeicher sind sie wenig sinnvoll. Sie ersetzen kein Notebook, da die Farbdisplays zu klein für eine exakte Schärfebeurteilung sind. Dafür schlucken die Displays sehr viel Strom, was auf die Ausdauer geht.

Bleiben die einfacheren Modelle mit kleinem Grafikdisplay wie der "Wiesel" von DIP und die Jobo-Modelle "Giga 3" und "Giga One". Unter den genannten ist das Giga One mit einem empfohlenen Verkaufspreis von rund 140 Euro das preisgünstigste. Es wird ab sofort vom Hersteller mit einer 2,5-Zoll-40-GB-Festplatte ausgeliefert, ältere Modelle mit 30 GB sind ebenfalls noch auf dem Markt. Zum Vergleich: Das "DIP Wiesel X2" bringt eine 80 GB-Harddisk mit, kostet allerdings auch 350 Euro.

Wem 40 GB nicht genug sind, oder wer ein älteres Modell mit 20- oder 30-GB-Festplatte aufrüsten will, kann die Harddisk selbst austauschen - wobei allerdings die Garantie erlischt. Für Festplatten ab 40 GB benötigt der Bastler zudem eine Formatierungssoftware, die sich von der Webseite des Herstellers herunterladen lässt. Vorkonfektionierte Giga-One-Varianten mit unterschiedlicher Kapazität lassen sich außerdem über www.spieltechnik.de beziehen.

Praxis

Das Giga One - im Test mit einer 30-GB-Festplatte ausgerüstet - macht einen ausgesprochen robusten Eindruck und ist mit rund 260 Gramm recht leicht. Die Speicherkarten-Slots für unterschiedliche Kartentypen sind auf der Stirnseite und den beiden Seiten des Geräts verteilt. Über sie lassen sich von praktisch allen gängigen Speicherkarten-Typen Daten auf das Giga One kopieren. An der unteren Schmalseite befinden sich Anschlüsse für ein USB-Kabel und das Netzteil sowie eine LED, die während des Ladens den Zustand des Akkus anzeigt (rot = wird geladen, grün = Akku ist voll). Auf der Frontseite informiert ein blau beleuchtetes Display über die noch freie Kapazität der Festplatte, Akkuzustand und Kopiervorgänge. Über eine Taste an der linken Seite lässt sich das Gerät ein- und ausschalten, eine zweite Taste startet den Kopiervorgang.

Schnelligkeit

Jobo gibt die Transfergeschwindigkeit mit 2,5 MB/s an. Mit einer 2 GB großen CF-Karte (Sandisk Ultra II) wird dieser Wert exakt erreicht: Die komplette Karte ist in rund 13 Minuten auf die Giga-One-Festplatte geschrieben. Bei einem 1 GB großen Microdrive sinkt die Kopiergeschwindigkeit auf rund 2,2 MB/s. Etwas gemächlicher geht es mit einer 512 MB großen xD-Speicherkarte zu. Diese benötigt über fünf Minuten für einen Kopiervorgang, was einer Geschwindigkeit von etwa 1,6 MB/s entspricht. Zum Vergleich: DIP gibt für das - ungleich teurere - Wiesel XP Übertragungsraten von bis zu 8 MB/s an. Diese Geschwindigkeit wird allerdings nur mit extrem schnellen CF-Karten wie der Sandisk "Ultra II" oder "Extreme III" erreicht.

Das Giga One legt den Inhalt jeder kopierten Karte w in einem eigenen Ordner ab, dessen Name aus dem Kartentyp und einer vierstelligen Zahl besteht (also zum Beispiel "CF_0001" oder "SD_0001"). Eine etwas hektisch anmutende Animation "fliegender Ordner" begleitet den Kopiervorgang auf dem Display. Unschön: Das Datenvolumen der 2-GB-Speicherkarte wird nicht korrekt dargestellt. Obwohl sich auf der Karte knapp 1.9 GB an Daten befinden, ist auf dem Display "999 MB" zu lesen. Ebenso fehlerhaft ist die Anzeige der Restkapazität. Sie verringert sich angeblich nur um 1 GB - obwohl fast 2 GB an Daten auf die Festplatte kopiert wurden. Erst nachdem der Akku neu geladen war, stimmte die Anzeige der Restkapazität wieder. Da es keine Möglichkeit gibt, den Kopiervorgang zu überprüfen oder die sich die Datenstruktur auf der Festplatte anzusehen, muss der Nutzer also hoffen, dass trotz der fehlerhaften Anzeige alle Daten korrekt kopiert werden. In unserem Test war dies in der Tat der Fall.

Ausdauer

Was die Akkukapazität angeht, stapelt Jobo tief. Nach den Angaben des Unternehmens reicht eine Akkuladung gerade einmal für 3,6 GB. Im Test ließ sich die 2-GB-Speicherkarte jedoch fast sechs Mal kopieren, bevor dem Akku der Saft ausging. Pro Akkuladung konnten wir also mehr als 10 GB übertragen. Bevor der Strom alle ist, beendet das Giga One den Kopiervorgang kontrolliert, so dass keine Formatierungs- oder Dateifehler auftreten. Da der Nutzer aber keine Möglichkeit hat, den Dateistand auf der Festplatte einzusehen oder den Kopiervorgang an der Stelle des Abbrechens neu aufzunehmen, muss er die zuletzt kopierten Daten nach Laden des Akkus wohl oder übel erneut kopieren.

Anschlüsse

Über die USB-2.0-HiSpeed-Schnittstelle und das mitgelieferte Kabel lässt sich das Giga One an einen Rechner anschließen und als externe Festplatte nutzen. Sowohl unter Windows 2000 als auch unter Mac OS X 10.4 funktionierte dies problemlos. Praktisch, aber auch etwas verwirrend: unter Windows legt das Giga One automatisch drei "Wechseldatenträger" für die drei Kartenslots an. So erhält man vom Rechner aus direkten Zugriff auf eingesteckte Speicherkarten und kann die Platte als Kartenleser einsetzen. Die eigentliche mobile Festplatte wird als "lokaler Datenträger" in den Verzeichnisbaum eingehängt. Unter Mac OS X tauchen die Speicherslots als eigene Laufwerke dagegen nur dann auf, wenn tatsächlich eine Speicherkarte eingesteckt ist.

Fazit

Wer einen preiswerten mobilen Bildspeicher sucht, ist mit dem Jobo Giga One gut beraten. Kapazität, Schnelligkeit und Akkulaufzeit gehen für den Preis von rund 140 Euro voll in Ordnung. Ärgerlich ist die fehlerhafte Anzeige bei Speicherkarten mit mehr als 1 GB Fassungsvermögen. Hier bleibt dem Nutzer nur die Hoffnung, dass seine Daten dennoch geschrieben wurden. Wenig praktisch ist außerdem der fest eingebaute Lithium-Akku. Geräte, die mit handelsüblichen Mignon-Akkus betrieben werden können, sind flexibler einsetzbar. Wer längere Zeit ohne externe Stromversorgung auskommen muss, kann hier mit zusätzlichen Akkus oder Batterien für längere Laufzeiten sorgen. (haf)