US-Markt

Kabel-TV-Anbieter verlieren an Web-Dienste

29.11.2010
Auch wenn nicht zwingend auf Europa übertragbar, zeichnet sich in den USA eine interessante Entwicklung ab: Immer mehr TV-Nutzer kappen die Kabel-Leine zugunsten günstigerer Web-Angebote.

Auch wenn nicht zwingend auf Europa übertragbar, zeichnet sich in den USA eine interessante Entwicklung ab: Immer mehr TV-Nutzer kappen die Kabel-Leine zugunsten günstigerer Web-Angebote.

Bei On-Demand-Videostreaming ist Netflix führend in Nordamerika.

Online-Dienste wie Hulu und Netflix sowie Newcomer wie Apple TV und Google TV locken mit günstigeren und flexibler nutzbaren Angeboten immer mehr US-Bürger von Kabel-TV-Netzen weg. In Deutschland hat sich IPTV lange nicht durchsetzen können, soll aber jetzt auch im Kommen sein.

Laut SNL Kagan haben die US-amerikanischen Kabel-TV-Anbieter allein im dritten Quartal 741.000 ihrer Stammkunden verloren. Das ist der größte Rückgang, seit das Marktforschungsinstitut 1980 begonnen hat, die Bewegungen in diesem Segment aufzuzeichnen.

Comcast Corp, der größte amerikanische Kabelbetreiber, hat im dritten Quartal 275.000 Kunden verloren. Die Nummer zwei Time Warner Cable 155.000.

Der Pay-TV-Sektor, der zusätzlich zu Kabelangeboten Satellitenprogramme und spezielle TV-Services der Telekommunikationsunternehmen umfasst, hat in dem Quartal 119.000 Kunden verloren, nachdem er ein Jahr zuvor noch 346.000 hinzugewinnen konnte, so SNL Kagan.

Zusammen mit dem Rückgang von 216.000 Kunden im zweiten Quartal, der erste überhaupt in er Geschichte des Pay-TV, ist die Zahl der zahlenden Zuschauer in den letzten beiden Quartalen um 2,3 Prozent auf zirka 100 Millionen gesunken.

Die Kabelbetreiber selbst entschuldigen die immense Verluste mit der anhaltenden Rezession und der hohen Arbeitslosigkeit in den USA. Viacom-Chef Philippe Dauman, unter anderem Herr über die Kabelnetze Comedy Central und MTV, sieht das viel beschriene "Cord Cutting” (Kappen der Kabel) als weit weniger dramatisch für sein Unternehmen, als vielfach beschrieben. Sobald die Rezession sich lege, werde auch die Zahl der Kunden wieder steigen, teilte er den Investoren im Finanzbericht mit.

Netflix Inc. bezeichnet Dauman denn auch als komplementär und nicht als Ersatz für Kabel-TV. Netflix beansprucht für sich allerdings schon über 16 Millionen Online-Kunden in den USA und Kanada. Gerade erst vor einer Woche hat das Unternehmen ein Monatsangebot von 7,99 Dollar für unbegrenztes Streaming von Filmen und Fernsehen über das Internet vorgestellt.

Hulu, ein Gemeinschaftsunternehmen von The Walt Disney Co, News Corp and NBC Universal Inc, hat kürzlich Hulu Plus ins Rennen geschickt. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein Angebot für 7,99 Dollar, das es erlaubt, die jüngsten TV-Episoden online zu swchauen.

Jeff Kagan, ein TV-Analyst, der mit SNL Kagan übrigens nichts zu tun hat, sagt, dass die US-Verbraucher aus Mangel an Alternativen viele Jahren lang teure Kabelgebühren bezahlt haben. Mit den Online-Diensten, Google TV und Apple TV beginne sich das zu ändern.

Allerdings kleben die meisten US-Konsumenten noch immer am klassischen Fernsehen. Der Beratungsfirma Frank N. Magid Associates zufolge haben nur ein Prozent der Consumer ihre TV-Verträge gekündigt, um nur noch über das Web fernzusehen. Lediglich 2,5 Prozent der US-Verbraucher würden nur noch übers Web fernschauen. (kh)