SAP-Berater

Karriere ist kein Zufall

10.04.2014 von Hans Königes
SAP-Experten, die an die Spitze eines Unternehmens streben, sollten mindestens alle drei Jahre einen Karrieresprung einplanen und in Geschäftsbereiche mit engem Kundenkontakt wechseln. Dazu rät Personalberater Frank Rechsteiner.

Frank Rechsteiner analysierte die Werdegänge von rund 50 SAP-Profis, die in den unterschiedlichsten SAP-Positionen gestartet waren - von Entwicklern und Softwaretestern über Test-Manager sowie Prozess- und IT-Berater bis zu Projektleitern. Dabei zeichnete sich ein durchgängiges Muster ab: Wer im Laufe seiner Karriere nur zwischen verschiedenen IT-Jobs hin und her wechselte, für den war das mittlere Management meist Endstation. IT-Spezialisten hingegen, die es in die Geschäftsführung oder den Vorstand von SAP-Partnerunternehmen schafften, hatten ihr angestammtes IT-Fachgebiet frühzeitig verlassen und sich in Richtung von Jobs orientiert, die eine starke Kundenorientierung erfordern.

Eine erfolgreiche Karriere: Das Resultat von try and error oder doch planbar?
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Vertrieb ist Chefsache

So gab es etliche Kandidaten, die als IT-Architekten begonnen und hier die ersten Brücken zum Kunden geschlagen hatten. Denn jede IT-Lösung wird in enger Zusammenarbeit mit den Anwenderunternehmen geplant, entwickelt und umgesetzt und setzt einen lebhaften gegenseitigen Austausch voraus. Mit diesen Kundenkontakten legten die SAP-Experten den Grundstein für ihren nächsten Karriereschritt - den Wechsel in (leitende) Vertriebspositionen, die wiederum als Eintrittskarte in die Unternehmensleitung dienten. "Vertrieb ist Chefsache, oder anders gesagt: Wer die Kunden herbringt, leitet die Firma", fasst Personalberater Rechsteiner seine Beobachtungen aus der Praxis zusammen.

Personalberater Frank Rechsteiner analysierte die Werdegänge von rund 50 SAP-Profis und entdeckte dabei interessante Karriere-Muster.
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Tatsächlich werden viele Vertriebsprofis an die Führungsspitze geholt, die ihre Karriere als SAP-Fachkraft begannen. Denn dann können Unternehmen sicher sein, dass diese Topmanager nicht nur langjährige IT- und Verkaufserfahrungen, sondern auch ein großes Kontaktnetz mitbringen. So kombinieren diese Führungskräfte ihre Kompetenzen und Fähigkeiten, um für ihre Firma neue Kunden- und Marktsegmente zu erschließen und damit das Wachstum voranzutreiben.

Keine Freiberuflichkeit

Wohldosiert sollten die internen Job- und Firmenwechsel im Zuge der Karriereplanung jedoch sein. Ideal ist nach Rechsteiners Erfahrungen eine Frequenz von rund drei Jahren. Problematisch kann es für Bewerber werden, wenn der Wechsel früher und noch dazu innerhalb derselben Hierarchiestufe erfolgt. "Oft entsteht dabei der Beigeschmack, dass ein Kandidat die Anforderungen auf seiner alten Stelle nicht erfüllt hat oder mit seinem Vorgesetzten nicht klargekommen ist", erläutert der Personalberater. "Diese Probleme lassen sich mit einem Wechsel nicht automatisch lösen, da es auch im neuen Unternehmen hohe Anforderungen und Chefs geben kann, die ihre Führungsverantwortung nicht optimal wahrnehmen." Ebenso wenig macht es einen guten Eindruck, wenn Kandidaten nur wechseln, weil ihnen in der neuen Position mehr Geld angeboten wird.

Berater-Gehälter
Was Berater verdienen...
...hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in seiner aktuellen Studie eruiert, für die er Gehaltsdaten aus 193 Unternehmensberatungen ausgewertet hat.
In großen Unternehmensberatungen,...
...die jährlich über 25 Millionen Euro Umsatz machen, verdienen vor allem die oberen Hierarchiestufen überdurchschnittlich gut.
Analysten dagegen....
steigen bei großen Unternehmensberatungen mit 43.800 Euro im Jahr ein, was einer durchschnittlichen Vergütung für die unterste Karrierestufe entspricht.
Consultants in großen Unternehmensberatungen...
.....machen schon einen deutlichen Gehaltssprung und kommen auf 62.700 Euro im Jahr. Hier ist auch bereits der variable Anteil höher.
Senior Consultants in Unternehmensberatungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro...
...kommen auf ein Jahresgehalt von 81.400 Euro. Wie die Consultants werden sie am Unternehmensergebnis, ihrer Akquisitationsleistung, dem Honorarumsatz und Sonderaufgaben gemessen.
Mit dem Karrieresprung zum Manager....
...erhöht sich das Einkommen in großen Beratungen um knapp 25.000 Euro auf durchschnittlich 106.700 Euro im Jahr.
Senior Manager ....
...sind die zweite Führungsebene in großen Unternehmensberatungen. Ihr Jahreseinkommen beträgt im Schnitt 146.400 Euro.
Partner in großen Unternehmensberatungen...
.... verdienen 369.000 Euro im Jahr und damit neun Mal so viel wie ein Analyst. 42 Prozent der Vergütung sind variabel, die sich vor allem am Unternehmensergebnis bemisst.
Gute Verdienstchancen...
...eröffnen sich auch in Unternehmensberatungen, die zwischen fünf und 25 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften.
Analysten erhalten....
...mit 46.100 Euro im Jahr sogar 3000 Euro mehr als ihre Kollegen in Beratungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro.
Consultants ....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro verdienen jährlich 57.100 Euro und damit rund 5000 Euro weniger als ihre Kollegen in großen Beratungshäusern.
Der Karriereschritt zum Senior Consultant...
.....rechnet sich in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro. Ein Senior Consultant bekommt 83.700 Euro oder 25.000 Euro mehr als ein Consultant.
Das Gehalt der Manager....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro pendelt sich bei rund 100.000 Euro ein.
Ein Senior Manager....
...kommt in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro bereits auf 137.200 Euro im Jahr.
Partner....
... verdienen in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro 215.600 Euro im Jahr und damit fünf Mal soviel wie Analysten.
Auch Unternehmensberatungen...
...in der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro vergüten ihre Mitarbeiter und Manager ansprechend. Im Vergleich zur Umsatzklasse von 5 bis 25 Millionen Euro sind hier kaum Abstriche festzustellen.
Analysten verdienen...
in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro 43.200 Euro im Jahr.
Der erste Karriereschritt zum Consultant...
schlägt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro mit einem Plus von knapp 18.000 Euro zu Buche. Das Jahresgehalt beträgt 61.300 Euro.
Der nächste Schritt zum Senior Consultant...
...bringt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro nochmal 23.000 Euro im Jahr. Ein Senior Berater kommt auf 84.600 Euro.
Manager erhalten....
....in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro eine Gesamtvergütung von 104.200 Euro.
Senior Manager kommen...
...in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro auf ein Jahresgehalt von 134.300 Euro.
Partner,.....
deren Gehalt zum großen Teil vom Unternehmenserfolg abhängt, können mit 213.200 Euro rechnen.
In kleineren Beratungshäusern....
....in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro vergüten nur die unteren Hierarchieebenen ähnlich hoch wie die größeren Unternehmen. Mit zunehmender Hierarchiestufe werden aber die Abstände deutlicher.
Ein Analyst kommt..
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro auf 41.300 Euro im Jahr. Sein Kollege in großen Beratungen verdient nur 2000 Euro mehr.
Ein Consultant kann...
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro mit einem Jahressalär von 51.100 Euro rechnen. Das sind 10.000 Euro weniger als Kollegen in großen Beratungen.
Ein Senior Consultant verdient...
...in einer Beratung mit einem Umsatz zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro 73.500 jährlich 73.500 Euro und damit 10.000 Euro weniger als in großen Unternehmen.
Manager in kleineren Beratungen,,...
...kommen nur auf eine Gesamtvergütung von 78.300 Euro. Ihre Kollegen in großen Häusern erhalten 25.000 Euro mehr im Jahr.
Senior Manager in kleineren Beratungen....
...können eine Vergütung von 104.500 Euro im Jahr erwarten. Kollegen in großen Häusern erhalten bis zu 40.000 Euro mehr.
Partner in kleineren Beratungen...
...finden sich bei einem Jahresgehalt von 204.100 Euro wieder. Hier driftet die Schere zwischen den Vergütungen besonders auseinander. Der Partner in großen Beratungen kommt auf 369.000 Euro.
In kleinen Beratungen...
..mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 1 Million Euro werden auch kleinere Gehälter gezahlt.
Analysten...
...steigen mit 34.800 Euro ein.
Consultants...
erreichen 49.300 Euro im Jahr.
Senior Consultants...
verdienen 70.500 Euro im Jahr.
Manager in kleinen Beratungen...
...werden mit 86.700 Euro vergütet.
Der Schritt zum Senior Manager...
..bringt ein Plus von gut 6000 Euro oder eine Gesamtvergütung 93.500 Euro im Jahr.
Das Salär der Partner in kleinen Beratungen...
..bewegt sich mit 151.300 Euro auf dem Niveau der Senior Manager in großen Häusern.
In Beratungen der Umsatzklasse unter 500.000 Euro...
...sind Hierarchiestufen wie Gehaltsperpektiven begrenzt.
Analysten...
...beginnen mit 34.100 Euro im jahr.
Senior Consultants...
...kommen auf 67.600 Euro im Jahr.
Partner....
...erreichen eine Gesamtvergütung von 119.600 Euro im Jahr.

Als weiterer Stolperstein für die berufliche Weiterentwicklung kann es sich erweisen, wenn Kandidaten länger als sechs Jahre im selben Unternehmen bleiben. Dann wird ihnen von künftigen Arbeitgebern oft unterstellt, in dieser Zeit betriebsblind geworden zu sein und nicht konsequent den eigenen Aufstieg vorangetrieben zu haben, sprich: nicht ehrgeizig genug zu sein. Auch sollten SAP-Profis freiberufliche Arbeitsphasen - wenn sie vorkommen -, kurz halten, da Arbeitgeber oft unterstellen, dass sich die Bewerber in dieser Zeit nicht mehr ausreichend weiterbilden.

Bewusst Risiken eingehen

"Bilden Sie eine Vertriebsmentalität aus", empfiehlt Rechsteiner. Außerdem könne es sich auszahlen, ausgetretene Karrierepfade zu verlassen und bewusst ein Risiko einzugehen. Er nennt das Beispiel eines SAP-Experten, der zunächst als Berater tätig war und es im Laufe weniger Jahre in den Vorstand eines international operierenden IT-Unternehmens schaffte.

Berater-Typen
Berater ist nicht gleich Berater
In der Projektarbeit für Kunden übernehmen die einzelnen Consultants jeweils recht unterschiedliche Rollen. Manchmal sind Vordenker, manchmal Umsetzer und manchmal Fachexperten gefragt. Das Metaberatungshaus Cardea hat die diversen Rollen klassifiziert.
Der Vordenker
In einem Projektteam ist er derjenige, der neue Lösungen erkennt. Dafür benötigt der Vordenker ein Gespür für das Kundenunternehmen und den Markt . Seine Aufgabe ist es, das Potenzial neuer Produkte, Verfahren oder Organisationsformen für das Unternehmen zu heben. Er ist Berater für Innovationen.
Der Moderator
Nach dem Hilfe-zur-Selbsthilfe-Prinzip unterstützt er die Mitarbeiter darin, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in neue Strategien, Organisationsstrukturen und Prozesse zu überführen.
Der Experte
Der Kunde kauft beim Berater Fach- und Erfahrungswissen ein, das im Unternehmen selbst nicht vorhanden ist.
Der Lösungslieferant und Umsetzer
Bei Aufgaben, für deren Lösung das Know-how oder die personelle Ressourcen fehlen, liefern Berater Lösungen, die sie anschließend gemeinsam mit dem Kunden auch umsetzen.
Der Trainer
Praxiserfahrene Spezialisten schulen die Mitarbeiter des Kunden in Methodentrainings, um Aufgaben selber lösen und umzusetzen zu können.
Der Outsourcer
Der Berater erledigt für das Unternehmen fest definierte Aufgabe als Dienstleister.
Der Methodenanbieter
Der Consultant stellt dem Unternehmen bereits entwickelte und in der Praxis getestete Methoden und Prozesslösungen zur Verfügung.
Der Lösungsanbieter
Sollen besonders komplexe oder kreative Fragen gelöst werde, steht der Berater den Unternehmen zur Seite, indem er seine analytischen Fähigkeiten oder seine langjährigen einschlägigen Industrieerfahrungen einbringt.
Der Umsetzungsbegleiter
Zusammen mit den internen Projektmitarbeitern begleitet, steuert und koordiniert er die Umsetzung von Vorhaben.
Der Interims-Manager
Der Berater übernimmt als Senior Projekt-Manager selbst weitgehend Führungs- und Umsetzungsfunktionen.