Kaufkraft 2007: verfügbares Einkommen, privater Verbrauch und Ausgabe im Einzelhandel

26.09.2007
Überdurchschnittlicher Einkommenszuwachs in den alten Bundesländern; privater Konsum und Einzelhandel können nicht an dem Einkommensplus partizipieren.

1 Die Entwicklung der verfügbaren Einkommen

Der Gesamtumsatz des Einzelhandels (i.e.S.) wird sich im laufenden Jahr gemäß BBE-Prognose bei rund 400,6 Mrd. EURO fixieren lassen.
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Die verfügbaren Einkommen - also die Nettoeinkommen aus abhängiger Arbeit, Unternehmertätigkeit und Kapitalanlagen sowie die Sozialeinkommen - werden sich laut Vorausberechnungen der Wirtschaftsforschungsinstitute und Prognosen der BBE Unternehmensberatung GmbH im laufenden Jahr auf rund 1.527 Milliarden Euro belaufen, was einem nominalen Wachstum gegenüber dem Vorjahr von etwa 2,7 Prozent entspricht. Pro Kopf der Bevölkerung beziffert sich das für das laufende Jahr prognostizierte verfügbare Einkommen damit auf einen Durchschnittswert in Höhe von rund 18.500 Euro.

Ein überdurchschnittlicher Einkommenszuwachs wird dabei den alten Bundesländern zuteil. Für das laufende Jahr gehen die Annahmen für Westdeutschland davon aus, dass sich die zu erwartende Steigerung bei einem Plus von etwa 2,8 Prozent bewegen wird. Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die Einkommen damit in den alten Bundesländern um 16,5 Prozent gestiegen, der Zuwachs in Ostdeutschland erreicht im Vergleichszeitraum lediglich 9,8 Prozent.

Aber auch in den neuen Bundesländern gibt es durchaus Anlass zu Optimismus. Nach den schlechten Ergebnissen der Jahre 2002 und 2004 erreicht man derzeit mit einem erwarteten Plus in Höhe von 2,2 Prozent ein durchaus ansehnliches Niveau.

Im Durchschnitt erreichen die Einwohner Ostdeutschlands mit einem Pro-Kopf-Wert in Höhe von 14.860 Euro aktuell rund 77 Prozent des Westniveaus, d.h. man bewegt sich im laufenden Jahr in etwa auf dem Niveau des Jahres 2004. Eine stärkere Angleichung an das Westniveau ist auch im laufenden Jahr wiederum nur in einigen (wenigen) Teilräumen zu erwarten.

2. Die Entwicklung des privaten Verbrauchs (= Konsumausgaben der privaten Haushalte)

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland werden im laufenden Jahr um rund 2,3 Prozent steigen und damit nach dem Vorjahr die höchste Zuwachsrate der letzten 5 Jahre verbuchen können. Aktuell geht man davon aus, dass sich der Wert am Jahresende auf etwa 1.313 Milliarden Euro belaufen wird.

Die detaillierten Pro-Kopf-Ausgaben (in Euro sowie deren Prozent-Anteile) über die einzelnen Sparten sind dieser nachfolgenden Übersicht zu entnehmen.
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Damit beläuft sich der Anteil der Konsumausgaben der privaten Haushalte am verfügbaren Einkommen in 2007 auf 86 Prozent und muss damit im Vergleich zu 2006 eine Einbuße in Höhe von 0,3 Prozent-Punkten hinnehmen.

Der Einzelhandelsumsatz i.e.S. für das Jahr 2007 wird auf rund 400,6 Mrd. Euro prognostiziert. Damit würde man gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs in Höhe von 1,8 Prozent erreichen. Die Ausgaben im Einzelhandel insgesamt (d.h. inkl. Kfz-Handel und Tankstellen) werden für das laufende Jahr auf 530,1 Mrd. Euro geschätzt, was einem Zuwachs von insgesamt 2,6 Prozent entspricht.

Die strukturellen Verschiebungen in den einzelnen Ausgabenbereichen des Privaten Verbrauchs setzen sich anhaltend fort. Während sich die Ausgabenanteile für Wohnung, Wasser, Strom, Gas etc. (einschl. Mietwert der Eigentümerwohnungen) auf 24,6 Prozent (= rund 315 Mrd. Euro in 2006) weiter erhöhen, werden sich gleichzeitig die Ausgabenanteile für den Einzelhandel (i.e.S.) weiter reduzieren. Dazu tragen auch die Notwendigkeit einer verstärkten privaten Altersvorsorge sowie die steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung bei.

Betrachtet man die Entwicklung der Konsumausgaben zusätzlich noch nach Dauerhaftigkeit der Güter, so fällt auf, dass die Anteile der Ausgaben im Dienstleistungsbereich kontinuierlich ansteigen, während die Ausgaben für Produkte, und hier insbesondere für lang- und kurzlebige Verbrauchsgüter deutlich zurückgehen.

Eine leicht nachlassende Tendenz zeigt die Entwicklung der Sparquote (Ersparnis in Prozent des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen); lt. Ifo-Konjunkturprognose aus 12/2006 werden 2007 etwa 10,3 Prozent des verfügbaren Einkommens zum Sparen verwendet. 2005 und 2006 lagen die Vergleichswerte bei 10,6 Prozent bzw. 10,4 Prozent.

Konsumausgaben der privaten Haushalte
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Es ist damit zu rechnen, dass der Einzelhandel i.e.S. im laufenden Jahr nur noch zu 30,5 Prozent am gesamten Privaten Verbrauch partizipieren wird. Gegenüber 1995 bedeutet dies einen relativen Anteilsverlust von 6,6 Prozent-Punkten.

Der Gesamtumsatz des Einzelhandels (i.e.S.) wird sich im laufenden Jahr gemäß BBE-Prognose bei rund 400,6 Milliarden Euro fixieren lassen. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung bedeutet dies, dass im Einzelhandel durchschnittlich 4.859 Euro pro Bundesbürger ausgegeben werden.

Die Rahmenbedingungen haben sich dabei jedoch durchaus verbessert, die realen Einkommen steigen leicht; privater Konsum und Einzelhandel können davon jedoch nur bedingt profitieren. Der deutsche Einzelhandel wird daher in 2007 lediglich ein kleines reales Umsatzplus verbuchen können.

Rechnet man zum Einzelhandel i.e.S, noch die Umsätze von Apotheken sowie Bäckern und Metzgern hinzu, so ergibt sich für das Jahr 2007 eine Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Höhe von 5.600 Euro je Bundesbürger.

Von diesem Gesamtbetrag entfallen auf den überwiegend kurzfristigen Bedarf 53,6 Prozent, von denen wiederum allein etwa 2.002 Euro dem Bereich Nahrungs- und Genussmittel (einschl. Bäcker/Metzger) zuzurechnen sind.

Im überwiegend mittelfristigen Bedarfsbereich sind die Sparten Bekleidung/Wäsche sowie das Baumarkt-Sortiment i.e.S. Struktur bestimmend. Beide zusammen können etwa 67,5 Prozent dieses Bedarfsbereiches auf sich vereinigen.

Im überwiegend längerfristig orientierten Bedarfsbereich, auf den etwa 19 Prozent der gesamten Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft entfallen, dominieren eindeutig Möbel sowie die Sparte Unterhaltungselektronik/PC. Addiert man die sieben anteilsstärksten Sparten Nahrungs- und Genussmittel, Bäcker/Metzger, Pharmazeutisch/medizinische und orthopäd. Artikel, Bekleidung/Wäsche, Baumarkt-Sortiment i.e.S., Möbel und UE/PC etc. so ergibt sich ein Anteil dieser Gruppierung in Höhe von rund 72,4% der Gesamtkaufkraft des Einzelhandels. (mf)