Zweiter Anlauf

Kodak - Die verschobene Revolution

08.10.2009
Kodak unternimmt einen zweiten Anlauf, um im hart umkämpften Tintenstrahlmarkt Fuß zu fassen. Doch aus den Fehlern der Vergangenheit hat der Hersteller nicht viel gelernt.
Kodak-Director Magnus Felke will den britischen Erfolg auf Deutschland übertragen.

Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger geendet, so kann man den ersten Versuch Kodaks vor rund zwei Jahren umschreiben, den Markt für Tintenstrahldrucker zu "revolutionieren". Mit besonders günstigen Seitenpreisen wollte der amerikanische Hersteller den Markt aufrollen. Andreas Lippert, General Manager der Consumer-Sparte bei Kodak träumte bei der Markteinführung von "zehn Prozent der in Deutschland gedruckten Bilder", die er spätestens 2009 erreichen wollte. Die Realität sieht anders aus: Der Marktanteil bei Tintenstrahl-3-in-1-Geräten lag nach Berechnungen eines renommierten Marktforschungsinstitut im der ersten Hälfte des Jahres nur bei rund einem Prozent. "Wir haben unser Ziel in Deutschland nicht erreicht", räumt Magnus Felke ein, der bei Kodak als Director für das weltweite Marketing der Inkjet Systeme verantwortlich ist. Man werde aber den Weg fortsetzen.

Mit einer neuen Gerätegeneration und einer groß angelegten Marketing-Kampagne will Kodak nun den Erfolg erzwingen. Man spricht von "einer schönen Wachstumsgeschjchte" und schon wieder von "Revolution". Die millionenschwere Kampagne "Drucken mit Gewinn" soll die Einsparpotenziale beim Wechsel auf einen Kodak-Drucker aufzeigen. Insgesamt werden bis Jahresende TV-Spots bei privaten Sendern wie Sat 1 und Pro 7 geschaltet. Zudem erscheinen Anzeigen in IT- und TV-Zeitschriften. Im Onlinebereich liegt der Fokus auf breit angelegten Bannerschaltungen auf den Startseiten großer Onlineportale und Webseiten wie Bild.de, Zeit.de, Sat1.de oder StudiVZ sowie auf Google-Suchmaschinenoptimierung. Umfassende Consumer PR-Maßnahmen und Aktionen am POS sollen laut Kodak die Kampagne abrunden.

Großbritannien Vorbild für Deutschland

Der ESP9 von Kodak soll bei durchschnittlicher Nutzung gegenüber Wettbewerbsprodukten über 100 Euro Tintenkosten im Jahr sparen.

In Großbritannien, wo die Kampagne bereits seit einigen Monaten läuft, konnte der einstige Foto-Riese damit den Marktanteil immerhin auf einen zweistelligen Wert steigern. "Wir wollen in Deutschland etwas Ähnliches wie Großbritannien erreichen", erklärt Kodak-Direktor Felke. Allerdings ist der britische Markt nicht so ohne weiteres mit der Channel-Struktur in Deutschland zu vergleichen. Im Consumer-Segment dominieren im vereinigten Königreich einige wenige Retailer, während der Fachhandel kaum eine Rolle spielt. Kodak trifft hierzulande auf einen gesättigten Markt in dem extrem preisaggressiv gehandelt wird. Immer noch spielt der Anschaffungspreis des Druckers für die Kunden eine elementare Rolle.

Um einen höheren Preis zu rechtfertigen, braucht es Überzeugungsarbeit seitens des Händlers. Das wird im Zweifel bei den Flächenmärkten und E-Tailern nicht erfolgen, denn dort warten auch Drucker von HP, Epson, Brother, Lexmark und Canon darauf, verkauft zu werden. Auf den Umsatz diesen Herstellern wollen Re- und E-Tailer sicher nicht verzichten. Zudem verdient man dort ganz gut mit den teuren Verbrauchsmaterialien.

Den Fachhandel hat Kodak aber nicht im Visier. Die Distributionslandschaft ist mit Ingram Micro und der Duttenhofer-Gruppe rudimentär. Man sei aber im Gespräch mit weitern Distributoren, erklärt Martin Wadenpohl, Business Development Manager Inkjet. Das "Drucken mit Gewinn"-Online-Portal führt beim Preisvergleich mit anderen Herstellern zu einer direkten Bestellmöglichkeit der Kodak-Produkte, realisiert vom Kodak-Partner Digital River International in Luxemburg. Auch hier bleibt der deutsche Fachhandel außen vor.

Bereits beim ersten Anlauf im deutschen Markt vor zwei Jahren setzte Kodak zur Markteinführung zunächst nur auf MediaMarkt und Saturn, während sich der Rest des Channels gedulden musste. Ein Marktanteil von gerade einmal einem Prozent war die Folge. (awe)