Kopflos: Sage KHK nach wie vor auf der Suche nach einem Geschäftsführer

24.02.2000
Wer will Oberhaupt von Sage KHK werden? Besonders laut scheint keiner "Hier!" zu schreien, denn der Software-Anbieter ist in Deutschland nach wie vor ohne Geschäftsführer unterwegs.

Ein Wettbewerber äußert sich recht unverblümt über das Geschehen beim Frankfurter Konkurrenten Sage KHK: "Was früher die Cafeteria war, ist heute das Call-Center, das sich direkt an Endkunden richtet. Die Verkaufspreise der Software wurden massiv gesenkt. Die Händler bleiben hier auf der Strecke. Ich denke, langfristig wird es ein paar professionelle Servicepartner geben, der Rest geht direkt."

Der Konkurrent glaubt aber auch, dass dieses Konzept aufgeht: "Die Sage-Gruppe in England hat ihren Kurs gefunden und muss diesen jetzt nur noch weiter halten." Den aktuellen Umsatz des Anbieters, der keine deutschen Geschäftszahlen herausgibt, schätzten Marktbeobachter auf 60 Millionen Mark.

Leidige Sache

Tja, was immer die Konkurrenz auch sagen mag, in einem Punkt geht es bei Sage KHK auf jeden Fall rund: bei der Besetzung des Chefsessels. Es begann damit, dass Christoph Michel diesen Platz im vergangen Sommer räumte - und das wahrlich nicht zum Nachteil des Unternehmens, so Stimmen aus dem Markt: "Der holte sich loyale Leute ins Boot, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten", weiß ein Kenner des Unternehmens. Auch beim Fachhandel kam Michel nicht gut an: "Selten habe ich so einen Kapitalvernichter gesehen", meint Marc Fürstner, Direktor Vertrieb und Marketing von Ihr Partner Software & Consulting in Jülich, des größten Office-Line-Händlers von Sage KHK.

Mit dem Ziel, wieder eine Linie ins Geschäft zu bringen, begab sich daraufhin Bernhard Auer auf den freien Posten. Allerdings betrachtete er sich selbst von vorneherein nur als Übergangslösung: "Das ist eine nette Abwechslung zum Privatleben, aber eine längerfristige Aufgabe passt überhaupt nicht in meine Lebensplanung", erklärte er im September gegenüber ComputerPartner (32/99, Seite 17).

Inzwischen hat er den Chefsessel auch tatsächlich wieder freigegeben, einsam steht das Möbel wohl nun da, denn ein Nachfolger wurde noch nicht ernannt. Bis sich das ändert, macht Europachef Guy Berruyer regelmäßig seine Stippvisiten in Frankfurt am Main. "Gespräche mit Kandidaten sind in der finalen Runde", heißt es dazu offiziell aus dem Unternehmen.

Es herrscht wieder Ruhe

Trotz des Provisoriums scheint einigermaßen Ruhe in das Haus eingekehrt zu sein. "Das größte Chaos ist vorbei, auch wenn natürlich noch ein operativer Geschäftsführer fehlt", meint Fürstner. Was seine Beziehungen zum Anbieter betrifft, sieht der KHK-Partner keinen Grund zur Beschwerde: "Wir sind ja sehr selbständig und nutzen die Office-Line im Grunde nur als Plattform für unsere eigenen Produkte." Außerdem funktioniere die Unterstützung in Sachen Marketing und Vertrieb: "Deren Mannschaft arbeitet mit gutem Willen. Jetzt kommen auch langsam die Erfolge, das nimmt ihnen den Druck." Fürstner war übrigens mal Vertriebsdirektor im Hause seines heutigen Partners, allerdings noch zu Zeiten des KHK-Gründers Karl-Heinz Killeit.

Neues Channel-Konzept

Die Aussage des Wettbewerbers hinsichtlich des nahenden Endes zahlreicher Händlerbindungen bestätigt sich nicht, betrachtet man das aktuelle Channel-Programm von Sage KHK. So soll der Standard durch neue Qualifizierungsangebote und regelmäßige Qualitätsüberprüfung verbessert werden. Das Call-Center in Frankfurt arbeite nicht gegen, sondern für den Handel, verlautet es aus dem Hause Sage KHK. Das Center spreche die Endkunden zwar direkt an, leite die Leads aber an die Händler weiter. Dies wird auch von Händlerseite bestätigt.

Anwender-Workshops mit den Händlern stehen genauso auf dem Programm wie individuelle Marketing-Unterstützung. Außerdem haben die Wiederverkäufer die Möglichkeit, Dienstleistungen des Software-Anbieters, wie zum Beispiel Trainings und Support, an ihre Kunden weiterzuvermitteln und dafür eine Provision zu erhalten.(via)

www.sagekhk.de