Streit um Steve Jobs eskaliert

Krankheit des Apple-Chefs entzweit Medien

27.01.2009 von Armin Weiler
Der mediale Umgang mit der Krankheit von Steve Jobs sorgt nun auch für Streit unter Journalisten. Gerade Weblogs und auch renommierter Medien spielen dabei eine federführende Rolle.

Der mediale Umgang mit der Krankheit von Steve Jobs sorgt nun auch für Streit unter Journalisten. Weblogs renommierter Medien spielen dabei eine federführende Rolle. So verfolgen die Blogger etablierter US-Onlineportale derzeit jegliche Gerüchte über den Gesundheitszustand des 53-jährigen Apple-Chefs, der Anfang des Jahres in einem offenen Brief den Rückzug vom Apple-Tagesgeschäft bis Juni bekannt gegeben hatte. Aktuell kursieren diverse Gerüchte und Dementi über eine angebliche Operation Jobs im Web. Das führte gar dazu, dass sich die beteiligten Journalisten gegenseitig der unprofessionellen Arbeit bezichtigten.

Brisant dabei ist, dass die Postings auch von zahlreichen internationalen Medien aufgegriffen wurden. "Weblog ist öffentliche Kommunikation", betont Medien- und Verlagsberater Steffen Büffel im. Das führe zu einer neuen Dimension von Transparenz in den Medien. "Weblogs sind grundsätzlich Ausdruck einer Meinung und daher subjektiv. Sie ergänzen jedoch den seriösen Journalismus und erlauben dem Leser, zwischen einer Vielzahl von Blickwinkel auszuwählen", so der Dürener Medienforscher.

Auslöser der Weblog-Diskussion war ein Posting von Thomas Owen, Blogger im Onlineportal Valleywag. Jobs sei am Wochenende ins Krankenhaus eingeliefert und am gestrigen Montagmorgen operiert worden, schrieb er unter Berufung auf die Aussage eines Klinikmitarbeiters auf einer Party. Michael Arrington, Blogger bei der Washington Post, bezeichnete das als Gerücht und kritisierte die Verletzung der von Jobs geforderten Privatsphäre. "Unserer Quelle, die in bedeutendem Maße vertrauenswürdiger ist als irgendeine Person auf irgendeiner Party, berichtete uns, dass Jobs heute im Büro bei einem Treffen und ganz sicher nicht im Spital bei einer Operation war."

Stunden darauf verteidigte sich Owen und schrieb, dass scheinbar mehrere Medien ähnlich lautende Krankenhaus-Dementi zugespielt bekommen hätten. In der Veröffentlichung hätten sie jedoch ebenfalls keine genaue Quelle angegeben. Grund für die Verwirrung sei fehlende Information. "Jobs und Apple haben so viele irreführenden Aussagen veröffentlicht, dass man auf Partytratsch und geheimnisvolle Silicon-Valley-Aussagen angewiesen ist", so Owen.

Auch andere Beobachter machen die Geheimniskrämerei von Apple bezüglich Jobs Krankheit dafür verantwortlich, dass die Aktie des Unternehmens im letzten halben Jahr Werteinbußen erlitt und fordern eine offenere Kommunikationspolitik. "Apple geht mit Jobs Krankheit genauso um wie mit seinen neuen Produkten", kommentiert Computerworld-Blogger Seth Weintraub den seit dem letzten Jahr andauernden Gerüchte-Hype um Jobs Gesundheit. Die ausbleibende Klarstellung Apples im aktuellen Fall sei nur ein weiterer Beweis für ein strategisches Vorgehen des Unternehmens.

Als Leidtragenden dieser Form der Berichterstattung sieht Steffen Büffel im konkreten Fall allerdings nicht die Firma Apple, sondern die Person Steve Jobs. "Jobs ist nicht Apple, auch wenn er dessen Kopf ist. Er muss mit der derzeitigen öffentlichen Behandlung seiner Person sein Leben lang zurechtkommen." Die Verletzung der Privatsphäre sei eine Folge der zunehmenden Personenkonzentrierung, die in allen Medienformen zu beobachten sei. Darüber hinaus müsse man berücksichtigen, dass die Weblog-Kommunikation auch von Gegnern des Unternehmens gezielt eingesetzt werde, so Büffel. Erst am Wochenende hatte ein Hacker im Onlinemagazin Wired per Bild-Upload einen nachempfundenen Beitrag über den mutmaßlichen Tod von Steve Jobs platziert und wurde erst zwei Stunden später enttarnt. Eine ähnliche Falschmeldung - ein Nachruf über Jobs - war bereits im vergangenen Jahr beim Finanzdienst Bloomberg versehentlich veröffentlicht worden. (pte/haf)