Tarox-Manager Oliver Schaper

"Kunden verlieren die Scheu vor der Cloud"

20.10.2014 von Regina Böckle
Konvergente Infrastrukturen erleichtern Anwendern nicht nur das Management ihrer Rechenzentren, sondern eröffnen Partnern auch zukunftsträchtige Geschäftsmodelle. Wie das funktioniert, erklärt Oliver Schaper, Consultant bei der Tarox AG, im Interview.

Welche Rolle spielen Converged Infrastructure-Architekturen hierzulande bei der Modernisierung der Rechenzentren in Mittelstandsunternehmen?

Oliver Schaper: Converged Infrastructures gewinnen im Rechenzentrumsbetrieb immer mehr an Bedeutung. Durch die Konsolidierung und den Einsatz von Virtualisierung werden die vorhandenen Hardware-Ressourcen - sowohl was den Platz- als auch Energiebedarf angeht - effizienter genutzt. Dadurch sinken die Betriebskosten.

Oliver Schaper, Consultant bei der Tarox AG: "Die Nachfrage nach Komponenten und Produkten aus dem Managed-Service-Bereich steigen deutlich an.
Foto: Tarox

Setzen Kunden die konvergenten, virtualisierten Infrastrukturen ein, um später Cloud-Services nutzen zu können?

Schaper: Deutschland ist hier ja schon ein kleiner Sonderfall. Die Scheu vor Cloud Services ist zwar nach wie vor vorhanden, jedoch merken wir, dass sich diese Scheu durch anfängliche, kleine Schritte in Richtung Cloud doch langsam abbaut. Viele unsere Kunden beschäftigen sich inzwischen intensiver mit dem Thema und viele von diesen Kunden sind dadurch auch mit dem Themen Virtualisierung und Converged Infrastructures in Berührung gekommen. Die Nachfrage nach Virtualisierungslösungen auch in Form von CI steigt merklich.

IDC erwartet, dass 2016 rund 17,8 Milliarden Dollar mit Converged Infrastructures erzielt werden. Marktforscher wie IDC, Gartner oder Technology Business Research kommen zu höchst unterschiedlichen Aussagen, was das Umsatzvolumen und die führenden Anbieter im BereichCI-Produkteanbelangt.Der Grund dafür ist, dass es keine verbindliche Definition von CI gibt.
In diesem Beitrag definieren wir CI als Komplettlösungen, die Server, Netzwerkkomponenten, Virtualisierungsplattformenund gemeinsam genutzte Speicherressourcen in einemzentral verwaltetenSystemumfassen.

Abgesehen von Startups baut aber doch kein Unternehmen seine Infrastruktur auf der grünen Wiese auf. Sie haben bereits in Server- und Storage-Systeme investiert. Der Umstieg auf eine CI bedeutet, sich davon teils komplett trennen zu müssen. Weshalb lohnt sich das trotzdem?

Schaper: Generell ist es ja so, dass diese Altsysteme so oder so irgendwann ihr Soll erfüllt haben und durch moderne Technik ersetzt werden. Somit hat der Kunde hier die Möglichkeit, sich für den nahtlosen Übergang in Richtung zu CI zu entscheiden und die Vorteile, die dies bietet, für sich zu nutzen.

Gibt es auch die Möglichkeit, schrittweise auf CI umzurüsten?

Schaper: Prinzipiell ja. Wenn etwa Vspex-Lösungen zum Einsatz kommen sollen, kann man bei der Planung einer neuen Umgebung schon vorhandene Komponenten mit einplanen, sofern diese den technischen Anforderungen entsprechen. Die Flexibilität des Vspex-Lösungsansatzes macht das möglich.

Sie bieten auch Vspex-Modelle mit integrierter Server-Eye-Software an. Das erleichtert es Partnern ins Managed-Service-Geschäft einzusteigen. Zieht die Nachfrage hier spürbar an?

Schaper: Auf jeden Fall. Die Nachfrage nach Komponenten und Produkten aus dem Managed-Service-Bereich steigen deutlich an. Wachsende Ansprüche an Verfügbarkeit und Datensicherheit lassen dem verantwortungsbewussten IT-Betreiber hier kaum eine andere Wahl.

CI sind auch interessant, weil aufwändige Tests, Proof of Concepts und weitere Anpassungen entfallen und sich Projekte deshalb sehr viel schneller umsetzen lassen. Umgekehrt entgehen Partnern damit aber auch Verdienstmöglichkeiten. Weshalb lohnt sich für Partner das Geschäft?

Schaper: Wie wir wissen, steigen die Anforderungen an IT-Infrastrukturen immens an - im Gegensatz zu qualifiziertem IT-Personal, dessen Verfügbarkeit am Markt ja eher gemächlich ansteigt. Durch Einsatz von vorvalidierten Umgebungen können Partner viel Manpower bei den erwähnten Tests, Proof of Concepts und dergleichen sparen und diese effektiv in der Realisierung von Projekten umsetzen. Die dadurch gewonnene Zeit ermöglicht es, eine größere Anzahl an Projekten innerhalb der gleichen Zeitspannen abzuwickeln.

Welche Bedeutung messen Sie den CI-Modellen bei der Rechenzentrums-Ausstattung von Service Providern zu?

Schaper: Neben den eingangs angesprochenen Dingen ist es natürlich gerade für Service Provider enorm wichtig, ein vereinfachtes Management für die zur Verfügung stehenden Ressourcen zu haben, damit sie flexibel und direkt auf wechselnde und steigende Ansprüche reagieren können.

Die Referenzarchitektur Vspex kombiniert EMC VNX und VNXe Unified Storage, Backup-Lösungen EMC Data Domain und Avamar, Virtualisierungs-, Server- und Netzwerktechnologien der Allianzpartner VMware, Cisco, Brocade, Citrix, Intel und Microsoft.
Für Private Clouds mit bis zu 250 virtuellen Maschinen stehen VMware vSphere oder alternativ Microsoft Windows Hyper-V zur Verfügung.
Um bis zu 2.000 virtuelle Desktops zu betreiben, stehen VMware View und Citrix XenDesktop zur Wahl. WeitereVspex-Konfigurationen werden bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt.
Besonderheiten: optional sind Single Support, Single Management und Financing. Einbindung bestehender Serversysteme ist möglich, unterstützt werden unter anderem Server von Acer, Dell, Fujitsu, HP, IBM und Tarox.
Vertriebspartner könnenVspexmit eigenen Services veredeln und unter eigenem Label vermarkten.

Tarox ist seit knapp zwei Jahren OEM Vspex-Partner. Kümmert sich ein eigenes Team, das sich um die Vermarktung dieser Systeme?

Schaper: Vspex-konforme Systeme werden bei uns von allen relevanten Mitarbeitern gelebt - die letztendliche Planung und Marketingfragen werden durch unseren Geschäftsbereich Smart Business, zu dem auch unser kompetentes Consulting-Team gehört, abgewickelt.

Wie hat sich das Vspex-Geschäft bislang entwickelt?

Schaper: Sehr gut. Die Vorteile, die eine Vspex-Lösung im Vergleich zum klassischen Lösungsansatz bietet, werden von immer mehr unserer Fachhändler wahrgenommen und diese tragen es natürlich auch an ihre Kunden heran.

Planen Sie, im Bereich CI ähnliche OEM-Vereinbarungen mit weiteren Herstellern - beispielsweise NetApp, Simplivity oder Nutanix?

Schaper: Bisher ist nichts in dieser Richtung geplant, da wir mit EMC einen Partner an der Seite haben, der hier keine Wünsche offen lässt.

83 Prozent der in Deutschland befragten Entscheider gaben an, dass die Planung von Rechenzentrumsinfrastruktur extrem oder sehr komplex ist. Das ist der höchste Wert im europäischen Vergleich, so das Ergebnis dervon Colt beauftragte Studie "Planning Anxiety".
89 Prozent der deutschen IT-Entscheider gehen davon aus, dass sich ihre Rechenzentrumsinfrastruktur in den kommenden zwei Jahren verändern muss, um künftigen geschäftlichen Anforderungen gerechtzu werden.IT-Entscheider werden zunehmend mit Dienstleistern zusammenarbeiten, die sie bei der Vereinfachung unterstützen, ihre Flexibilität erhöhen und ihnen helfen, Risiken zu minimieren.
Quelle: Colt Technology Services 09/2014

Converged Infrastructure - Etablierte Platzhirsche erwehren sich junge Konkurrenten
Converged Infrastructur - das sind wichtigsten Anbieter
Was bieten VCO, HP, Cisco und Co. im Markt für Converged Infrastructure? Hier finden Sie eine Kurzübersicht über die wichtigsten Anbieter.
Anbieterwahl
Stehen Anwender vor der Anschaffung einer CI-Lösungen, erwägen derzeit viele CIOs, Produkte von HP, Dell, IBM und Cisco/NetApp zu kaufen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt indes, dass den Verantwortlichen bei der CI-Marktsondierung sehr schnell Anbieter wie HP, VCE und Netapp in den Sinn kommen. Tatsächlich gekauft werden indes oft Lösungen von Netapp, Oracle und HP.
Cisco und Nettapp
Cisco und NetApp bieten derzeit drei Versionen der FlexPod-Systeme an. FlexPod Express richtet sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen.
Cisco und Nettapp
Die Partner kombinieren ihre Produkte zu integrierten Systemen, so dass Anwender eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten haben.
Cisco
Cisco hat mit UCS Director darüber hinaus eine Management-Software entwickelt, mit der sich vorzugsweise Converged Infrastructures mit UCS-Systemen von Cisco verwalten lassen. Doch auch Komponenten anderer Hersteller können nach Angaben des Herstellers damit administriert werden.
Dell
Mit Dell VRTX hat Dell ein CI-System vorgestellt, das vor allem in Außenstellen von Unternehmen und kleineren Firmen zum Zuge kommen soll.
Dell
Dells Active System basiert teilweise auf Komponenten, die Dell durch Firmenübernahmen ins Haus holte, etwa Switches von Force10 und Speichersystemen von Compellent und Equallogic.
EMC
EMCs Vspex-Linie besteht aus Referenzsystemen, die Anwender um Komponenten unterschiedlicher Anbieter erweitern können und die auf spezielle Einsatzgebiete abzielen, etwa Private Clouds und Microsoft-Exchange-Umgebungen.
Fujitsu
Fujitsu hat mit Fujitsu vShape eine CI-Referenzarchitektur entwickelt, die Server und Speichersysteme von Fujitsu, Switches von Brocade und Hypervisors von VMware und Microsoft (Hyper-V) kombiniert.
Hitachi Data Systems (HDS)
Hitachi Data Systems (HDS) zählt zu den etablierten Anbietern im Bereich Converged Infrastructure. Die Unified Compute Platform steht in mehreren Varianten zur Verfügung, etwa für Private Clouds, Datenbanken und Unternehmen, die darauf eine Collaboration-Lösung betreiben wollen.
Hitachi Data Systems (HDS)
Auch HDS wirbt mit der Integration von Hardware, Software und Virtualisierung in einem System.
Hewlett-Packard (HP)
Converged Systems bezeichnet eine breite Produktlinie von HP. Das Angebot ist laut Hersteller offen, um einzelne Systeme mit Komponenten andere Anbieter zu verknüpfen.
Huawei
Der chinesische Netzwerkspezialist Huawei zählt mit dem FusionCube zu den Herausforderern etablierter Converged-Infrastructure-Anbieter wie VCE und HP.
IBM
IBMs PureFlex System ist vor allem für den Aufbau von Cloud-Infrastrukturen ausgelegt, auch Private Clouds innerhalb eines Unternehmens.
Nutanix
Kommen die Converged-Infrastructure-Appliances von Nutanix zum Einsatz, soll es nach Angaben des Herstellers nicht mehr notwendig sein, separate Storage-Arrays einzurichten.
Oracle
Oracles CI-Lösungen Exalogic Elastic Cloud und Virtual Compute nutzen Server-, Storage- und Netzwerksysteme, die Oracle durch den Kauf von Sun Microsystems erworben hat.
Oracle
Die Exalogic Elastic Cloud vereint Rechenkapazitäten, Netzwerk- und Storage-Hardware, ein Betriebssystem auf Basis von Linux sowie eine Virtualisierungs- und eine Management-Software.
Simplivity
Simplivity ermöglicht es, mit den Systemen der Reihe Omnicube weltweit verteilte Cluster aufzubauen und zentral zu verwalten. Dadurch lassen sich Daten zwischen mehreren Standorten replizieren.
VCE
Die Produktlinie von VCE: Neben den Vblock-Systemen bietet das Unternehmen auch Management-Tools an.
VCE
Die Vblocks von VCE sind de facto kompakte Data Center, mit Switches und Servern von Cisco Systems, Speichersystemen von EMC und Virtualisierungs- und Management-Software von VMware. Zielgruppe sind Großunternehmen, in jüngster Zeit jedoch auch mittelständische Firmen.
VCE
Ein Vblock-100-System von VCE: Mit ihm spricht VCE auch kleinere Unternehmen an, die ihren "Hardware-Zoo" auf einer Converged-Infrastructure-Plattform konsolidieren wollen.