Lange Leitung

24.01.2007 von Madeleine Leitner
Laut Karriereberaterin Madeleine Leitner lautet eine der wichtigsten Regeln bei der Jobsuche: Meiden Sie Personalabteilungen!

Meiden Sie Personalabteilungen! Das ist eine der grundlegenden Devisen für die erfolgreiche Jobsuche für alle Stellensuchenden, die Nicht-Idealkandidaten sind. Denn Personalabteilungen verhindern sogar eher Einstellungen, als dass sie welche bewirken!

Warum? Die eigentliche Aufgabe von Personalabteilungen besteht darin, geeignete Mitarbeiter für Firmen zu suchen und Engpässe zu vermeiden. Sie versuchen daher, Schaden von Firmen abzuwenden, indem sie die aus ihrer Sicht ungeeigneten Bewerber aussortieren.

Dabei gehen sie nach rein formalen Kriterien vor, bei denen nur Kandidaten mit einem idealen Profil die Chance für ein Vorstellungsgespräch bekommen. Alle anderen bekommen eine Absage: Sie sind angeblich zu alt, haben zu viel oder zu wenig Berufserfahrung, den falschen Abschluss, mangelnde Branchenkenntnisse, zu schlechte Noten oder ähnliches.

"Den wissenschaftlichen Beleg für den Sinn dieser Vorgehensweise sind die Personaler allerdings bisher schuldig geblieben, da systematische Kontrollgruppen fehlen", erklärt die Mpnchner Wirtschaftspsychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner. "Es ist halt so" - und wird niemals hinterfragt. Dabei gibt es sogar die Behauptung, dass jedes beliebige Verfahren für die Vorauswahl von Kandidaten für Auswahlgespräche gleich gut oder schlecht ist. "Aber Mythen haben eine lange Lebensdauer", so Leitner.

Darüber hinaus gibt es geradezu groteske Beispiele, wie Personalabteilungen trotz großen Bedarfs motivierte und geeignete Bewerber eher abschrecken, statt Personalengpässe im Sinne der Firma zu beiseitigen. Trotz des immer noch anhaltenden Trends zum Personalabbau gibt es derzeit auch große, bekannte Firmen, die im großen Maße einstellen und sogar offiziell Tausende von qualifizierten Mitarbeitern suchen.

Madeleine Leitner machte bei der Arbeit mit ihren Klienten aber immer wieder erstaunliche Erfahrungen. "Besonders bei großen Firmen weiß die linke Hand oft nicht, was die rechte tut", so ihr Fazit. Theorie und Praxis würden hier oft weit auseinander klaffen: So erhielten ihre qualifizierten und angeblich händeringend gesuchten Klienten, die sich aufgrund von Stellenausschreibungen im Internet bewarben, über Wochen hinweg trotz eines passgenauen Profils keine Reaktion und schließlich nichtssagende Absagen. "Die zunächst motivierten Bewerber gewannen daher den Eindruck, dass sie generell für die Firma nicht in Frage kämen."

Es geht aber auch anders, wie Leitner an einem Beispiel erklärt. Durch große Hartnäckigkeit und unter widerholtem Einsatz aller Kontakte sei es einem Klienten doch noch gelungen, in der gleichen Firma eine Zusage zu bekommen. Allerdings kam diese Zusage von einer Fachabteilung, diese ließ die Einstellung dann lediglich noch von der Personalabteilung absegnen.

Im Nachhinein stellt sich meistens heraus, dass es für die Absage durchaus plausible Gründe gibt. Zunächst kommen vielleicht interne Kandidaten zum Zuge, dann muss der offizielle Start für Möglichkeiten, externe Bewerber einzustellen, erst von einer hochrangigen Abteilung gegeben werden. Dann ist die Personalabteilung aufgrund der Vielzahl von Einstellungen vielleicht völlig überlastet oder es hat einfach niemand "quer gedacht". "Es ist unvorstellbar, was innerhalb der großen Firmen geschieht", meint Madeleine Leitner. "Bleiben Sie deshalb unbedingt am Ball und geben Sie nicht einfach auf!"

Fazit: Versuchen Sie, primär mit Fachabteilungen direkt in Kontakt zu treten. Und nutzen Sie Ihre Kontakte oder stellen Sie diese her. Fast drei Viertel aller Positionen werden nach wie vor nicht über Stellenausschreibungen und darauf folgende Bewerbungen besetzt, sondern durch persönliche Kontakte und Empfehlungen. (mf)