"Leichen im Keller" bekannt gegeben

09.07.2000

Dem Augsburger Software-Unternehmen Infomatec droht eine Strafanzeige wegen Kursbetrugs und Insider-Handels. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" will die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) die juristischen Schritte möglichst bald einleiten. Zwei Vorstände des am Neuen Markt gelisteten Unternehmens hätten den Kurs mit geschönten Mitteilungen in die Höhe getrieben, so SdK-Sprecherin Reinhild Keitel. Jetzt soll die Staatsanwaltschaft prüfen, ob die Tatbestände des Kursbetrugs und des Insider-Handels erfüllt würden.

Infomatec hat indessen seine Jahresprognose nach unten korrigiert und außerdem auch zwei Ad-hoc-Mitteilungen vom vergangenen Herbst richtig gestellt: So wurde im September 1999 ein Auftrag des Unternehmens Global Wellcom in Höhe von 55 Millionen Mark verkündet, tatsächlich habe man vereinbart, gemeinsam 100.000 Surfstations zu vermarkten. Auch wurde ein Auftrag der World-Wide Database Company angekündigt, nun kam man aber zu dem Schluss, "dass keine weiteren Umsätze aus diesem Projekt zu erwarten sind". Als Folge rechnen die Augsburger für 2000 nur noch mit 50,1 Millionen Euro, rund der Hälfte des ursprünglich prognostizierten Umsatzes.

Die SdK befürchtet, dass möglicherweise noch mehr Mitteilungen fehlerhaft waren. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel müsse deshalb prüfen, ob die Vorstände die Darstellungen möglicherweise genutzt hätten, um Aktien aus ihrem Bestand zu verkaufen. Infomatec ließ indessen verkünden, man habe seit dem 1. Juli ein neues operatives Management, das neben Verträgen auch frühere Ad-hoc-Mitteilungen überprüft habe. Dabei sei festgestellt worden, dass teilweise "unsauber kommuniziert" worden sei. Anhaltspunkte für Absicht gebe es allerdings nicht, vielmehr sei "unsorgfältig formuliert" worden. Um den Schaden zu begrenzen, so Sprecherin Rianne Biesters, habe sie dafür plädiert, "die Leichen, die wir im Keller haben, bekannt zu geben". (mf)

www.infomatec.de