Praxistest

LG KB770 - ein Handy zum Fernsehen

10.03.2009
Als erster großer Hersteller im Bereich Mobilfunk stellt Samsung mit dem I7410 ein serienreifes Handy mit eingebautem Mini-Projektor vor. Das Unternehmen zeigt damit, dass die Funktionsvielfalt moderner Handys längst noch nicht ausgereizt ist. Sein Zubehör-Portfolio erweitert Samsung passend dazu um den Mini-Beamer MBP200. Egal ob Powerpoint-Präsentation oder Videoclip: Beide Geräte präsentieren ihre Inhalte auf einer Projektionsfläche von bis zu 50 Zoll. Das Samsung I7410 ist das erste Serienreife Mobiltelefon mit integriertem Beamer. In dem kompakten 112 x 57 x 17 mm messenden Handy verbirgt sich ein kleiner Projektor, der Abbildungen und Filme in einer Projektionsgröße von bis zu 50 Zoll wiedergibt. Digital Light Processing (DLP) sorgt für die notwendige Lichtstärke, um die ausgewählten Inhalte zu präsentieren. Darüber hinaus wartet das Samsung I7410 mit einem umfangreichen Funktionspaket auf. Der Touchscreen basiert auf einem AMOLED-Display von stattlicher 3,2 Zoll Größe, stellt 262.144 Farben dar und bietet eine Auflösung von 240 x 400 Pixeln. Die 5-Megapixel-Kamera verfügt über zahlreiche Fotoanwendungen für kreative Schnappschüsse. Widgets sorgen für die komfortable und intuitive Bedienung der modernen Features, die der kleine Präsentations-Profi im handlichen Handy-Format zu bieten hat. So weist Samsung den Weg in eine Mobilfunk-Zukunft, in der das Handy zum unentbehrlichen Assistenten in der Arbeitswelt und im Privatbereich avanciert. Samsung MBP200 – Minimales Format, maximale Technik Der Mini-Beamer MBP200 von Samsung verbirgt seine ganze Technik in handlichen Abmessungen von 110 x 49 x 19 mm. Genauso wie beim Samsung I7410 sorgt moderneste DLP-Technologie für ein scharfes Bild, das bei einer Auflösung von 480 x 320 Pixel in einer Größe von 5 bis 50 Zoll an eine Wand projiziert werden kann. Einer beeindruckenden Vorstellung von Bildern, Videos und Dokumenten in leuchtenden und lebendigen Farben steht somit nichts im Wege. Ob private Anwendungen, Meetings oder Präsentationen, in wenigen Sekunden ist der Samsung MBP200 einsatzbereit. Zur einfachen und Übersichtlichen Bedienung verfügt der Mini-Beamer über ein 2,2 Zoll großes Display. Der interne Speicher kann mit einer MicroSDTM–Karte um bis zu 16 GB erweitert werden. Damit können die benötigten Dateien direkt auf dem Gerät abgespeichert werden, und müssen nicht über eine externe Quelle zugespielt werden. War LGs erstes Fernsehhandy HB620T noch ein Einsteiger mit dünner Ausstattung, so richtet sich das KB770 nun an anspruchsvollere Nutzer.

Lieferumfang / Verarbeitung

War LGs erstes Fernsehhandy HB620T noch ein Einsteiger mit dünner Ausstattung, so richtet sich das KB770 nun an anspruchsvollere Nutzer. Der Lieferumfang ist allerdings mager. Außer einer Display-Schutzfolie und einer Schutzhülle aus Hartplastik findet man nur die Standardausstattung im Karton.

Mit 108x54x13,2 Millimetern und 109 Gramm ist das Fernsehhandy gerade noch klein und leicht genug, um bequem in der Hosentasche transportiert zu werden. Trotz Kunststoffgehäuse wirkt das LG KB770 sehr robust und wertig, Anbauteile wie der Akkudeckel sitzen fest am Gehäuse.

Das Design ist sehr dezent. Der matte schwarze Kunststoff wird nur vom chromglänzenden Rahmen unterbrochen, der sich einmal um das ganze Handy zieht. Hier sind auch die wenigen seitlichen Tasten eingelassen. Für den Fernsehempfang stattet LG das KB770 mit einer auf etwa 15 Zentimeter langen ausziehbaren Antenne aus. Sie ist hochbiegsam, ein kleines Gelenk ermöglicht das platzsparende Ausrichten. Ärgerlich: Der microSD-Steckplatz befindet sich unter dem Akku. Wenn man die Speicherkarte wechseln will, muss man das Handy ausschalten.

Der Touchscreen ist 3 Zoll groß und löst 240x400 Pixel auf. 262.000 Farben sorgen für übergangslose Farbverläufe. Die Darstellung ist scharf und kontrastreich, das Fernsehbild erscheint ausreichend hell. Zum Schreiben von Nachrichten blendet das KB770 eine Volltastatur im Querformat ein, die jede Eingabe mit einer Vibration bestätigt. Durch den sensibel ansprechenden Touchscreen tippt man trotz der kleinen Tasten überraschend treffsicher. Die wenigen echten Tasten des LG KB770 bestechen mit einem kurzem Tastenhub, der Druckpunkt der drei Buttons auf der Frontseite ist allerdings etwas zu hart ausgefallen

Ausstattung

LG setzt beim KB770 auf den verbreiteten Wohnzimmer-TV-Standard DVB-T. Der Hersteller passte die Bedienung der heimischen DVB-T-Receiver für das kleinere Display und Fingersteuerung an. Das klappt perfekt. Die Steuerung über halbtransparente Onscreen-Menüs bietet Zugriff auf Senderliste, elektronischen Programmführer (EPG) und weitere Programmdetails. Der Empfang ist überraschend gut, 23 Sender fand der DVB-T-Empfänger im Raum Berlin und bis auf gelegentliche Bildstörungen blieb die Empfangsleistung auch im Inneren von Gebäuden stabil. Das Bild ist dabei scharf, aber einen Tick zu dunkel, Farben leuchten intensiv. Der Sound ist auch ohne Kopfhörer gut. Laut und deutlich gibt der Außenlautsprecher verzerrungsfrei die Toninhalte zum Fernsehbild wieder. Radio empfängt man ebenfalls über DVB-T. Dabei ist der Empfang aber deutlich schwächer als beim Fernsehen.

Die Kamera des KB770 kann mit ihren 3 Megapixeln trotz Autofokus nicht mehr neben aktuellen Fotohandys bestehen. Ein Blitz für Aufnahmen in dunkler Umgebung fehlt außerdem. Auch wenn der erste Eindruck der Fotos wegen der guten Helligkeits- und Farbbalance recht positiv ausfällt, erkennt man bei näherer Betrachtung, dass die Aufnahmen unscharf sind. Zusätzlich stört starkes Bildrauschen und die Kontraste könnten ebenfalls stärker ausgeprägt sein. Die Bildergalerie hat auch nicht viel zu bieten. Aus der Thumbnail-Ansicht heraus werden Fotos auf volle Display-Größe gezoomt, mit virtuellen Buttons kann man sie nochmals Vergrößern oder Bearbeiten und Versenden. Besonders während des Zoomens fehlt es aber an Rechenleistung, ruckeliges Navigieren im vergrößerten Bild ist das Resultat.

Als MP3-Player gibt das KB770 ein erbärmliches Bild ab. Schon der Musiktransfer vom PC auf das Handy mit dem Windows Media Player nimmt träge 10 Sekunden pro Lied in Anspruch. Coverarts werden auch nicht immer mit übertragen. Außerdem weigerte sich unser Testgerät, DRM-geschützte Dateien abzuspielen. Wie immer bietet der Player diverse Vorsortierungen an, die Oberfläche ist aber langweilig. Optionen gibt es kaum, besonders einen Equalizer vermisst man schmerzlich, um den bassarmen Sound zu optimieren. Daran sind auch die mitgelieferten Kopfhörer Schuld. Sie neigen bei höherer Lautstärke trotz sehr wenig Bass zum gnadenlosen Übersteuern. Radio kann man nur über DVB-T empfangen, was deutlich mehr Strom verbraucht als die in Handys üblichen UKW-Radios. Musikfreunde sollte sich das Handy also auf keinen Fall kaufen.

Der Ubigo-Browser des LG KB770 ist trotz HSDPA mit 7,2 Mbit/s langsam. Große Internet-Seiten laden fast 45 Sekunden. Trotz des hochauflöenden Displays lassen sich Texte erst lesen, wenn man einige Stufen hereingezoomt hat. Immerhin werden alle Inhalte fehlerfrei dargestellt, die Anzeige springt allerdings nur auf Knopfdruck ins Querformat. Für den E-Mail-Empfang ist das Handy ebenfalls ungeeignet. Alle Daten für das Konto muss man mühsam eintippen, einen Assistenten gibt es nicht. Anschließend sollte man auch keinen Komfort erwarten, so werden etwa gerade einmal 4 Kopfzeilen gleichzeitig im Posteingang angezeigt.

Das LG KB770 speichert bis zu 1000 Kontakte und 500 Kalendereinträge. Insgesamt kann man zu jedem Kontakt 15 Informationsfelder ausfüllen, die von der Homepage bis zur E-Mail-Adresse reichen. Der Kalender ist übersichtlich, weist aber nicht auf sich überschneidende Termine hin. Dafür werden Geburtstage automatisch in den Kalender übernommen. Kontaktdaten und Termine lassen sich zwar nur langsam, aber problemlos mit Outlook synchronisieren und verwalten.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Für eine bessere Übersicht verwendet LG beim KB770 eine in die vier Hauptbereiche Telefon, Multimedia, Nachrichten und Einstellungen unterteilte Menüstruktur. Auf dem Startbildschirm öffnet ein Icon zusätzlich ein Schnellzugriffsmenü. Ein simpler Druck auf die angezeigten Uhr- oder Kalender-Symbole stellt die entsprechenden Funktionen in den Vordergrund. Trotz der einfachen grafischen Gestaltung ruckelt das Menü dabei stark. Davon abgesehen spricht das KB770 aber direkt auf Eingaben an, Listen werden schnell und überwiegend flüssig gescrollt. Zusätzlich hilft eine horizontale Symbolleiste am unteren Bildschirmrand bei der Navigation. Sie enthält neben dem Zugang zum Hauptmenü und den Kontakten auch ein Icon für die Fernseh-Software. Themes gibt es nicht, immerhin spendiert LG dem KB770 Telefonprofile inklusive Flugzeugmodus.

Wenn bei der Gesprächsqualität etwas überzeugen kann, dann die Lautstärke. Leider gilt das nicht für die Sprachqualität. Gesprächspartner klingen blechern und substanzlos, einzelne Silben zu Beginn eines Satzes werden verschluckt. Unter allen Gesprächen liegt leichtes Grundrauschen. Der Akku mit seiner Kapazität von 1000 mAh soll 2,5 Stunden Fernsehen am Stück gewährleisten. Ohne Fernsehen und bei wenig Nutzung erreicht das KB770 eine Standby-Zeit von 2-3 Tagen.

Fazit

Der Fokus liegt beim KB770 zweifelsfrei auf dem mobilen Fernsehen und diese Aufgabe löst das Handy hervorragend. Kamera, Musikplayer und Browser können dagegen nicht überzeugen. Außerdem fehlen nicht nur WLAN und GPS,sondern auch ein erweiterbares Betriebssystem. Auch wenn es das KB770 inzwischen für knapp unter 300 Euro gibt, bleibt fraglich, ob es sich gut verkaufen wird, denn neben der Fernsehfunktion bietet das KB770 zu wenig. Fazit: Nur für Fernsehjunkies.

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