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LTE im Test - Was taugen aktuelle Discounter-Tarife?

01.10.2015 von Daniel Behrens
Egal ob bei Vodafone, E-Plus, O2 oder Telekom - LTE soll ein neues Tempo-Zeitalter für Smartphones einläuten. Ob das stimmt, lesen sie hier.
Ein langer Weg: LTE wird allmählich in der Breite verfügbar, massentauglich und bezahlbar.
Foto: 3GGP

Eigentlich sollte man schon mit UMTS („3G“) und der Beschleunigungs-Technik HSPA („H“/„H+“) mit bis zu 42 MBit/s mobil online gehen können. Die Realität sieht aber anders aus. Durch die starke Verbreitung von Smartphones und deren hohe Nutzungsintensität kann man froh sein, wenn man auf 3 bis 5 MBit/s kommt. Das reicht zum Chatten und Surfen zwar aus. Aber wenn es darum geht, hochaufgelöste Videos zu streamen oder große Dateien hoch- oder runterzuladen, wird das über das UMTS-Netz zur Geduldsprobe.

LTE im Test: Der lange Weg zum Massenmarkt

Abhilfe schafft der Nachfolge-Standard LTE („4G“). Ihn als neu zu bezeichnen, wäre allerdings vermessen, denn es gibt ihn schon seit vielen Jahren. Aber erst jetzt fängt LTE langsam an, sich zu etablieren. Hauptgrund dafür: Für die Mobilfunkbetreiber war und ist es mit einem hohem (Kosten-)Aufwand verbunden, die Basisstationen im ganzen Land aufzurüsten und gegebenenfalls noch neue zu errichten. Daher hat es einige Zeit gedauert, bis zumindest die beiden großen Mobilfunkbetreiber eine einigermaßen großflächige Netzabdeckung erreicht hatten: Vorreiter beim LTE-Ausbau war und ist die Telekom, mit etwas Abstand gefolgt von Vodafone. Noch größer ist der Abstand zwischen dem Netz der Telekom und denen von Telefonica (E-Plus und O2).

Ein weiterer Hemmschuh auf dem Weg zur Marktreife von LTE war lange Zeit der Mangel an attraktiven Endgeräten. Bei den Oberklasse-Smartphones gehört LTE seit zwei bis drei Jahren zur Grundausstattung, bei Einsteiger-Geräten setzt es sich erst jetzt langsam als Standard durch. Die ersten LTE-Geräte wie das iPhone 5 unterstützten noch nicht alle in Deutschland für LTE verwendeten Frequenzbereiche (800 MHz, 1800 MHz und 2600 MHz). Bei Geräten die in den letzten zwei Jahren auf den Markt gekommen sind, kann man sich aber ziemlich sicher sein, dass dieses Problem nicht besteht.

Huawei Ascend G620 - Günstiges LTE-Smartphone für unter 150 Euro.

Im Bereich der Android-Smartphones erhalten Sie schon für kleines Geld brauchbare bis gute Einsteiger-Smartphones mit LTE, zum Beispiel die 4,5-Zoll-Geräte Huawei Ascend Y550 ab 105 Euro, Motorola Moto E (2. Generation) ab 125 Euro und das Phicomm Energy M+ ab 130 Euro. Mit 5-Zoll-Display mit HD-Auflösung (720p) geht es beim Huawei Ascend G620s schon ab 145 Euro und beim Motorola Moto G (2. Generation) ab 195 Euro hinsichtlich Leistung und Ausstattung Richtung Mittelklasse. Und ab 199 Euro erhalten Sie zum Beispiel mit dem Honor 4X, das aus dem Hause Huawei kommt, schon ein wirklich anständiges LTE-Smartphone mit 5,5-Zoll-Display. Mit einigem preislichen Abstand folgen dann die Geräte der Premium-Hersteller LG und Samsung.

LTE-Versorgung: Große Unterschiede zwischen den vier Netzen

Bevor Sie sich für einen LTE-Tarif und damit für ein Mobilfunknetz entscheiden, sollten Sie sich die Abdeckungskarten der vier deutschen Mobilfunknetze anschauen. Die von E-Plus finden Sie über www.eplus-gruppe.de/netzkarte, die von O2 über www.o2.de/hilfe/o2-netz, die der Telekom über www.t-mobile.de/netzausbau und die von Vodafone unter www.vodafone.de/meinnetz. Blenden Sie jeweils die UMTS- und GSM-Netzabdeckung aus, um die pure LTE-Abdeckung zu sehen.

PC-WELT Netzmonitor: LTE-Status auf Basis von Nutzer-Messungen

Als weitere Entscheidungsgrundlage empfehlen wir Ihnen einen Blick auf den PC-WELT Netzmonitor. Er basiert auf Messergebnissen von Nutzern der Geschwindigkeitstest-App „4Gmark / PC-WELT Netztest“, die Sie gratis für Android, iOS und Windows Phone in den App Stores und über http://get.4gmark.net erhalten. Weitere Infos zur App und zu den verschiedenen Messmethoden erhalten Sie im Beitrag „ So schnell ist Ihr mobiles Internet“.

Sie finden den PC-WELT Netzmonitor unter www.pcwelt.de/netzmonitor. Auf der Startseite sehen Sie das Gesamtranking, das auf den „Full Test“-Messungen der letzten 90 Tage basiert. Die Balkengrafik zeigt den Durchschnittswert pro Mobilfunknetz, während die Kurven darunter den Verlauf der letzten 13 Wochen darstellen. Das Gesamtranking berücksichtigt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die „Service-/Netzqualität“ und damit das vollständige Nutzererlebnis. Daher basiert das Diagramm für das Gesamtranking auf einer nach oben offenen Punkteskala. Die nackten Geschwindigkeitswerte gibt’s in der Rubrik „Speedranking“.
Standardmäßig berücksichtigt der PC-WELT Netzmonitor alle verfügbaren Netztechnologien, also 2G, 3G und 4G, und bildet daraus einen Mittelwert. Damit wird auch der Netzabdeckung Rechnung getragen. Für eine reine Betrachtung der LTE-Leistungsfähigkeit, die die Abdeckung außen vor lässt, können Sie aber bei fast jedem Diagramm die Auswertung von „2G/3G/4G“ auf „4G“ umstellen.

Als Momentaufnahme für diesen Artikel betrachten wir beispielhaft den Zeitraum vom 04.05. bis 02.08.2015. Was die reine 4G-Netzqualität angeht, liegt die Telekom mit 16.658 Punkten den Messungen zufolge auf Platz 1, Vodafone mit 13.540 Punkten auf Platz 2, E-Plus mit 13.384 Punkten auf Platz 3 und O2 mit 10.785 Punkten auf Platz 4. Die LTE-Durchschnitts-Geschwindigkeit (Rubrik „Speedranking“) liegt bei der Telekom bei 26,1 MBit/s, bei E-Plus bei 20,2 MBit/s, bei Vodafone bei 18,9 MBit/s und bei O2 bei 17,2 MBit/s. Die Bandbreiten sind von den vollmundigen Werbeversprechungen jedoch ein gutes Stück entfernt: Telefonica gibt an, dass maximal 50 MBit/s drin wären, während das Vodafone-Netz theoretisch je nach Ausbau die „bis zu“-Stufen 50 MBit/s, 150 MBit/s und 225 MBit/s bieten soll. Das Telekom-LTE-Netz soll überall bis zu 50 MBit/s, vielerorts bis zu 150 MBit/s und stellenweise bis zu 300 MBit/s liefern können.

Die Ergebnisse des PC-WELT Netzmonitors basieren auf Messungen von Nutzern.

Die Differenz erklärt sich wie bei UMTS dadurch, dass sich alle Kunden, die zur gleichen Zeit Daten innerhalb der gleichen Funkzelle beziehungsweise des gleichen Zellensegments übertragen, die verfügbare Maximalbandbreite teilen müssen. Damit es niemand übertreibt und andere dauerhaft zu sehr ausbremst, tritt nach Verbrauch eines bestimmten monatlichen Datenvolumens wie bei UMTS eine Geschwindigkeitsdrosselung auf 64, 32 oder sogar 16 Kbit/s bis zum Beginn des nächsten (Abrechnungs-)Monats in Kraft.

Grundsätzlich sind die 17 bis 26 MBit/s, die die vier LTE-Netze dem PC-WELT-Netzmonitor zufolge im Durchschnitt liefern, für die meisten mobilen Anwendungszwecke zwar mehr als ausreichend. Aber die Messwerte sagen noch nichts darüber aus, wie großflächig die einzelnen Netze ausgebaut sind. Denn wenn an Ihrem aktuellen Standort keine LTE-Basisstation in der Nähe ist, fallen Sie zurück ins UMTS-Netz (3G), oder noch schlimmer, ins schneckenlahme GSM-Netz (2G).

Verteilung der LTE-Geschwindigkeiten pro Provider und Quadratkilometer (4.5. bis 2.8.2015).

Einen knallharten Vergleich bezüglich des LTE-Netzausbaus liefert die Balkengrafik „Verbreitung von LTE in Deutschland“ am Seitenende der Rubrik „Netzqualität“ des PC-WELT Netzmonitors. Sie illustriert die Verbreitung von LTE pro Netz und Quadratkilometer. Hier lagen zum Recherchezeitpunkt dieses Artikels die Telekom und (mit einigem Abstand) Vodafone weit vorne. O2 und E-Plus landeten abgeschlagen auf dem dritten und vierten Platz. Wer es noch genauer oder bezogen auf seinen Standort wissen will, schaut sich die Karte in der Rubrik „Netzabdeckung“ an, entfernt dort das Häkchen vor „2G, 3G“ und wechselt in dem Drop-Down-Menü zwischen den verschiedenen Netzanbietern hin und her.

4G-Tempo: Auch Mobilfunk-Tarif muss LTE unterstützen

Sie befinden sich in einem Gebiet mit einer – laut Karte – guten LTE-Abdeckung, Ihr Smartphone unterstützt den schnellen Funkstandard, eine LTE-Verbindung kommt aber trotzdem nicht zustande? Das könnte daran liegen, dass bei dem von Ihnen genutzten Mobilfunktarif LTE nicht inklusive ist. Denn in den Anfangsjahren galt der schnelle Funkstandard als „Premium“-Merkmal, das nur in besonders teuren Tarifen enthalten und nicht bei Mobilfunk-Discountern erhältlich war.

Bei der Telekom hat sich daran auch noch nicht viel geändert: Unseren Recherchen zufolge gibt es nur einen Provider, der auf Basis der Telekom-Angebote eigene Tarife inklusive LTE-Zugang vermarktet, und zwar Mobilcom-Debitel. Das gilt genauso auch für Vodafone, wobei hier zumindest auch bei den unternehmenseigenen „CallYa“-Prepaid-Tarifen LTE möglich ist, wenn auch nur mit 21,6 MBit/s.

Da das UMTS-Netz aber vielerorts überlastet ist, ist eine LTE-Verbindung auch dann vorzuziehen, wenn die Bandbreite vom Tarif her begrenzt ist. Denn bei LTE ist die Wahrscheinlichkeit, diese Geschwindigkeit auch tatsächlich zu erreichen, wesentlich höher als bei UMTS. Das liegt zum einen daran, dass LTE schon vom Prinzip her mehr Kapazitäten bietet und zum anderen daran, dass bislang nur ein Bruchteil der im Markt befindlichen Geräte LTE unterstützt. Dadurch sind die LTE-Funkzellen weniger stark ausgelastet sind als die UMTS-Funkzellen. Eine Ausnahme von dieser Regel sind einige (ländliche) Gebiete, in denen viele Anwender LTE als DSL-Ersatz nutzen.

Was die Netze von O2 und E-Plus betrifft, so hat ihr Betreiber Telefonica sie hinsichtlich UMTS seit Frühjahr / Sommer 2015 zusammengeschaltet. Dadurch können sich Smartphones in das jeweils stärkere Netz einbuchen. Für LTE gilt das allerdings noch nicht. Daher müssen Sie bei der Wahl eines LTE-Tarifs auch weiterhin darauf achten, ob er das O2- oder das E-Plus-Netz nutzt, wenn an Ihren hauptsächlichen Aufenthaltsorten nur eines der beiden 4G-Verfügbarkeit aufweist.

Telefonica schaltet O2-Netz mit zugekauftem E-Plus-Netz zusammen. Bisher aber nur für UMTS.

Bei Tarifen, die das E-Plus-Netz nutzen, sind auch Prepaid- und Discounter-Angebote für LTE freigeschaltet, zumindest bis Ende 2015 – und vermutlich auch darüber hinaus. LTE im O2-Netz ist 4G nur bei halbwegs aktuellen O2-Vertragstarifen sowie bei vielen O2-Netz-basierten Angeboten der Discount-Marken der Drillisch-Gruppe inklusive, zum Beispiel bei Winsim, Discosurf, Deutschlandsim und Simply.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der PC-Welt.