MCI: 25 Jahre Knast für Ex-Worldcom-Chef

15.07.2005
Bernard Ebbers, ehemaliger Chef des Telekommunikationsriesen Worldcom (heute MCI) ist am 13. Juli 2005 zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt worden.

Bernard Ebbers, ehemaliger Chef des Telekommunikationsriesen Worldcom (heute MCI) ist am 13. Juli 2005 zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt worden.

Im Januar dieses Jahres ist gegen den heute 63-jährigen Ebbers das Verfahren wegen Verschwörung, Wertpapierbetrugs und Falschangaben eröffnet worden. Die Staatsanwaltschaft hatte 85 Jahre Haft beantragt.

Nach geltendem Recht hätte Ebbers eine Haftstrafe von zwischen 30 Jahren und lebenslänglich bekommen müssen. Die Richterin Barbara Jones reduzierte die Mindeststrafe aber um fünf Jahre, weil Ebbers wegen eines Herzleidens gesundheitlich stark angeschlagen sei und sich in den letzten Jahren gesellschaftlich sehr engagiert habe.

Unter Ebbers Führung ist Worldcom innerhalb von zwei Jahrzehnten durch zig Firmenaufkäufe von einer unbedeutenden Telefongesellschaft zu einem der weltgrößten Telekommunikationskonzerne geworden. Ein elf Milliarden Dollar schwerer Bilanzbetrug hat das Kartenhaus im Jahr 2002 schließlich zusammenbrechen lassen. Das Unternehmen musste Gläubigerschutz beantragen, es begann das größte Insolvenzverfahren der US-Geschichte. Nach der Sanierung benannte sich Worldcom in MCI um.

Ebbers startete seine berufliche Laufbahn als Milchmann und Basketball-Coach, bevor er 1983 Worldcom gründete und zu einer der führenden Player in der Telekommunikation aufbaute. Auf dem Gipfel der Firmengeschichte 1999 wurde Worldcom auf einen Börsenwert von 180 Milliarden Dollar taxiert. Doch ein Jahr später als der Aktienmarkt rückläufig war, begann Worldcom die Bilanzen zu fälschen, Ausgaben falsch abzubuchen und die Umsätze künstlich aufzublähen. Im März 2002 trat Ebbers nach einer Bilanzprüfung zurück, vier Monate später musste das Unternehmen Insolvenz beantragen. Die Anleger verloren Milliarden von Dollar, Tausende verloren ihre Jobs.

Zu Ebbers Verurteilung beigetragen haben die Aussagen des ehemaligen Finanzchefs Scott Sullivan, der seine Mitschuld an den Betrügereien zugegeben hat, den ehemaligen Worldcom-Chef aber als eigentlichen Drahtzieher bezichtigt hat. Das Urteil gegen Sullivan soll Anfang August gefällt werden.

Ebbers' Rechtsanwalt Reid Weingarten sagte Reportern außerhalb des Gerichtssaals, ein unschuldiger Mann sei heute verurteilt worden. "Das Problem mit diesem Fall ist, dass Bernard Ebbers vom ersten Tag an zu einem Symbol, zu einem verfälschten Bild von Firmenkorruption, gemacht wurde", so der Weingarten. Er legte gegen das Urteil Berufung ein und hofft, Ebbers durch Zahlung einer Kaution vor einer tatsächlichen Haft verschonen zu können. Die Richterin, die den Haftantritt von Ebbers auf den 12. Oktober 2005 festsetzte, sagte zu, schriftliche Argumente beider Seiten zu prüfen. (kh)