Veränderungen stehen an

Media Markt unter Erfolgsdruck

27.01.2011
Neue Manager, neue Werbeagentur, Einkaufsautomaten – MSH zieht Konsequenzen aus enttäuschenden Geschäftszahlen.
Zeit für Veränderungen: In der MSH-Zentrale in Ingolstadt tut sich derzeit einiges.

Die über viele Jahre von großen Zuwächsen verwöhnten Großflächenmärkte Media Markt und Saturn haben ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft 2010 hingelegt. Während die Metro-Töchter für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von zusammen 5,6 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro verzeichnen konnten, erzielten sie im vierten Quartal nur ein leichtes Plus von 1,3 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Rechnet man die Neueröffnungen heraus, ergibt sich in diesem Zeitraum sogar ein Minus.

Höchste Zeit also für Veränderungen, hat sich die Konzernspitze gedacht und in den vergangenen Wochen verschiedene Maßnahmen ergriffen.

Greift durch: Eckhard Cordes

Metro-Chef Eckhard Cordes hat zum Beispiel die Führungsspitze der Media-Saturn-Holding (MSH) ausgewechselt. CEO Roland Weise wurde beurlaubt und musste zum Jahreswechsel seinen Posten räumen. Er war mehr als 20 Jahre lang bei dem Unternehmen tätig. Am 1. Januar 2011 haben Horst Norberg als Vorsitzender der Media-Saturn-Geschäftsführung und Rolf Hagemann als stellvertretender Vorsitzender sowie Verantwortlicher für Finanzen das Ruder übernehmen.

Neu auf der Kommandobrücke: Horst Norberg

Weises Abgang hängt sicherlich auch mit der fehlgeschlagenen Online-Strategie des Konzerns zusammen. Der erste Onlineshop von Media-Saturn war bereits 2007 sang- und klanglos aufgegeben worden. Was im stationären Handel geklappt hat (Kunden durch Prospekte neugierig zu machen und anschließend im Laden zum Kaufabschluss zu bewegen), hat online nicht funktioniert.

Musste gehen: Roland Weise
Foto: MSH

Grund: Die Filialen sind eigenständige Betriebsformen, bei der die jeweiligen Filialleiter ihre Preise selbständig festlegen (siehe auch "Media Markt und Promarkt auf den letzten Plätzen"). Die stationären Händler lehnen die Online-Pläne ab, da ihnen womöglich niedrigere und einheitliche Preise in einem großen Onlineshop das Geschäft in ihrem Laden verhageln könnten.

Die Neuen an der MSH-Spitze haben laut Konzernkreisen den Auftrag, noch im ersten Halbjahr 2011 eine "klare Online-Strategie" zu erarbeiten.

Automaten aufgestellt, Werbeagentur gefeuert

Einkaufsautomat im Münchener Bahnhof: "Media Markt to Go"

Zweite Veränderung in den vergangenen Wochen sind die Media-Markt-Automaten (wir berichteten). Unter dem Namen "Media Markt to Go" wurden im November erste Testgeräte auf den Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg und München sowie im Münchener Bahnhof platziert. Das zum Angebot stehende Sortiment umfasst mehr als 100 Artikel und soll vorrangig Durchreisende mit iPods, Kameras, Kabel, Batterien oder Ladegeräten ansprechen. Der mittlerweile geschasste CEO Weise hatte aber gedroht, die Automaten wieder abzubauen, falls sie keine ausreichenden Umsätze abwerfen.

Die dritte Veränderung bei der MSH dürfte auch als Durchgreifen von "ganz oben" verstanden werden. Mitte Januar hat der Konzern die Trennung von seiner langjährigen Werbeagentur Kempertrautmann zur Mitte des Jahres 2011 angekündigt. Künftig wollen die Großmärkte in der Werbung verstärkt multimediale Wege gehen.

Kempertrautmann hatte seit Herbst 2004 die Werbekampagnen für Media Markt in Deutschland verantwortet. Im Jahr 2010 stand unter anderem die 0-Prozent-Finanzierung im Vordergrund der Werbeaktivitäten. Jüngstes Aushängeschild war der Komiker Mario Barth (Vorgänger: Oliver Pocher, Olli Dietrich). Am Werbespruch "Ich bin doch nicht blöd" hält Media Markt bereits seit 15 Jahren fest. (tö)