Überregulierung unerwünscht

Medienbranche lotet Künstliche Intelligenz aus

26.10.2023
Künstliche Stimmen, künstliche Texte, künstliche Bilder: Medienhäuser probieren verstärkt KI aus. Wie weit muss und soll Regulierung gehen?
Von der KI verfasste Texte sollten als solche gekennzeichnet werden.
Foto: Blue Planet Studio - shutterstock.com

Bayerns Medienminister Florian Herrmann hat vor einer Überregulierung des Gesetzgebers beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) gewarnt. Jede Regulierung, und die brauche es bei KI, müsse immer so sein, "dass für die Innovation noch der Raum bleibt", sagte der CSU-Politiker am Mittwoch zum Auftakt des Branchenkongresses Medientage München im Gespräch mit "Tagesthemen"-Journalistin Aline Abboud.

Es dürfe nicht sein, dass etwa ein Start-up dann mehr Juristen als Ingenieure brauche, um seiner Idee nachzugehen, und dann nach Indien oder in die USA abwandere. "Da muss die Balance gefunden werden."

Auf EU-Ebene wird derzeit eine Regulierung von Künstlicher Intelligenz erarbeitet. KI bezeichnet meist Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software Datenmengen nach Übereinstimmungen durchforstet und Schlussfolgerungen zieht. In der Medienbranche taucht immer wieder die Frage auf, ob Künstliche Intelligenz einmal die Arbeit von Medienschaffenden ersetzen könnte.

Die Medientage München sind eines der wichtigsten Treffen in der deutschen Medienbranche. Das Thema Künstliche Intelligenz zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm. Der bayerische Medienminister Herrmann sprach zur Eröffnung in Vertretung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Dieser kam nicht, als Grund wurden die laufenden Koalitionsverhandlungen genannt.

Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und damit Chefaufseher der Privatsender im Freistaat, sagte: Es gelte auszuloten, wie man Künstliche Intelligenz intelligent nutze. Sie sei nicht mehr wegzudenken. Schmiege verwies zugleich auf das Thema Urheberrechte, das in dem Kontext zu klären sei. Die BLM ist eine der Hauptträgerinnen der Medientage.

Der für das Deutschlandgeschäft zuständige Google-Manager Philipp Justus sagte auf dem Kongress: "Wir sollten uns auf die Regulierung wirklich risikoreicher Anwendungen konzentrieren."

Außerdem verwies Justus auf das Tempo des Fortschritts, das sich bei KI gerade beschleunige. In Deutschland wurde KI vor allem durch die Software ChatGPT des Entwicklers OpenAI einer breiteren Bevölkerung bekannt. Viele Menschen experimentieren mit der KI und lassen sich zum Beispiel mithilfe von ein paar Stichworten Reden von ihr schreiben. Schüler und Studierende suchen bei der KI für ihre Arbeiten Hilfe.

Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke verteidigte die Investitionen der ARD aus dem Rundfunkbeitrag in KI: "Es ist für mich keine Frage, ob wir uns das leisten können, wir müssen uns das leisten", sagte Gniffke. Die Menschen in Deutschland stellten den öffentlich-rechtlichen Sendern jedes Jahr eine ganze Menge Geld zur Verfügung. "Wenn ich einfach sehe, das wird jetzt knapp, werde ich doch nicht anfangen an der Zukunft zu sparen." Gniffke ist auch Intendant des Südwestrundfunks (SWR).

Axel-Springer-Vorstandsmitglied Niddal Salah-Eldin sagte, KI dürfe in Unternehmen nicht als etwas verstanden werden, was nur Experten in Hinterzimmern vorantreiben. "Das ist vorbei. Das ist die größte Disruption seit Jahrzehnten", sagte die Managerin. "Keiner kann mehr sagen, Tech das ist nur noch für die Techies. Das ist einfach vorbei."

Nach Ansicht der Vorsitzenden von RTL Radio Deutschland, Nina Gerhardt, kann KI den Menschen im Radio nicht ersetzen. Nähe und Emotionen könnten nicht durch künstliche Intelligenz vermittelt werden. "Wir brauchen den Menschen. Je mehr Maschinen drum rum arbeiten, desto mehr brauchen wir den Menschen in der Mitte." (dpa/rs/rw)