Microsoft: Die ersten Windows Home Server für Deutschland

23.10.2007 von Hans-Christian Dirscherl
Geht es nach Microsoft, so wird der Windows Home Server bald zum Mittelpunkt jeder mehrköpfigen Familie.

Auf dem Windows Home Server sollen Vater, Mutter, Tochter und Sohn ihre digitalen Schätze zentral speichern, sichern und gegebenenfalls auch untereinander austauschen. Microsoft stellte nun die ersten fertigen Windows Home Server-Produkte vor.

Von Hans-Christian Dirscherl, PC-Welt

Die Server kommen überwiegend demnächst in den Handel, der Preisrahmen reicht von zirka 500 Euro für ein Einstiegsmodell bis hin zu 1000 Euro für deutlich besser ausgestattete Modelle. Chiligreen, Medion, Maxdata, Fujitsu-Siemens Computers, Tarox und Leo heißen zunächst die Kooperationspartner.

Eines gleich vorweg: Der Windows Home Server wird nicht als separates Software-Produkt in den Handel kommen (ausgenommen sind System-Builder-Versionen). Stattdessen will Microsoft über seine Hardwarepartner fertige Kombinationen aus Hardware und Software (Windows Home Server und gegebenenfalls noch diverse Zusatztools der Hardwarehersteller) verkaufen.

Bereits Anfang/Mitte November will Tarox mit einem vergleichsweise teuren Windows Home Server auf den Markt kommen. Chiligreen hat bereits einen Windows Home Server im Angebot. Die Mehrheit der Anbieter will noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft im Dezember mit dem Verkauf beginnen.

Das kann der Windows Home Server

Microsoft versteht den Windows Home Server als zentralen Datenspeicher für zu Hause. Über die damit verbundenen Clientrechner (nur Windows XP mit .net-Framework 2.0 und Vista werden unterstützt) können Sie alle Daten auf dem Windows Home Server speichern und vom dort auch wieder abrufen.

Dank des Home Servers sollen Datenverluste der Vergangenheit angehören: Falls sich die Festplatte Ihres PCs ins Nirwana verabschiedet, liegen die Daten ja noch auf dem Windows Home Server. Diese Backups lassen sich automatisch durchführen, ja nachdem, wie Sie Ihren Windows Home Server konfigurieren. Die Datensicherung auf dem Windows Home Server erfolgt über Software-Duplizierung und nicht über ein echtes RAID-System, es gibt also keinen RAID-Controller.

Alle Familienmitglieder können zentral auf die Daten zugreifen. Wenn Sie beispielsweise ein Video vom letzten Urlaub auf dem Home Server abgelegt haben, kann es Ihr Sohn auf seinem eigenen Rechner anschauen.

Der Administrator des Windows Home Servers kann für alle Verzeichnisse und Dateien auf dem Windows Home Server die Rechte für alle Nutzer individuell vergeben. Wenn Sie also darauf Dateien liegen haben, die Ihre Kinder nichts angehen, dann geben Sie eben nur sich selbst Zugriffsrechts für dieses Verzeichnis. Jeder Benutzer bekommt zudem ein eigenes Homeverzeichnis auf dem Server, in dem er seine Daten ablegen kann.

Der Windows Home Server muss bei der Inbetriebnahme einmal konfiguriert werden. Er wird über einen Router mit den anderen PCs, Notebooks und sonstigen Geräten sowie mit dem Internet verbunden. Eigentlich sollte der Windows Home Server den Router automatisch erkennen, falls das nicht klappt, soll man den Router auch händisch konfigurieren können. Als uns Microsoft den Windows Home Server vorführte, klappte die automatische Erkennung übrigens prompt nicht…

Danach muss man auf allen daran angeschlossen Geräten die Windows Home Server Connector-Software anschließen. Alles in allem macht die Bedienung des Windows Home Servers einen einfachen Eindruck, Microsoft bemühte sich um eine leicht verständliche Programmoberfläche und ein smartes Design. Besonderes Server-Know-How ist für die Konfiguration des Windows Home Server nicht erforderlich. Microsoft stellt zudem über das Internet Add-ins zur Verfügung, mit denen man den Funktionsumfang des Windows Home Servers erweitern kann.

Neben PCs und Notebooks kann auch eine Xbox 360 mit dem Windows Home Server verbunden werden. Die Xbox 360 ist derzeit übrigens die einzige fertige Hardware-Lösung, die sich auch als Streaming-Client mit dem Windows Home Server verbinden lässt: Sie können also Videos oder Musik von der Xbox über den Windows Home Server abspielen und so auch auf anderen Rechnern verfügbar machen. Über ein Webfrontend kann man zudem via Internet von jedem Punkt der Erde aus auf den Windows Home Server zugreifen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Auf den Windows Home Server können Sie keine Website hosten, er ist außerdem kein Mailserver und auch keine Groupware. Es handelt sich beim Windows Home Server also ganz klar um ein Endkunden-Produkt und um keinen professionellen Webserver (wie es beispielsweise der Apache oder der Windows Server 2005/2008 sind).

Darauf sollten Händler und Kunden achten

1. Die Kunden bekommen damit ein weiteres zusätzliches Gerät in ihre Wohnung. Das bedeutet zusätzlichen Stromverbrauch - auch wenn sich alle Hersteller natürlich bemühen, ihr Gerät als besonders stromsparend anzupreisen. In der Tat kommen in der Regel auch stromsparende Low-End-CPUs zum Einsatz und eine stromfressendes Highend-Grafikkarte ist ja auch nicht eingebaut. Nichtsdestotrotz: Die Anwender haben einen weiteren Rechner bei sich in der Wohnung laufen, für den sie außerdem einen passenden Platz finden müssen.

2. Der Geräuschpegel: Alle Hersteller bemühen sich, ihr Gerät als relativ leise oder sogar geräuschfrei anzupreisen. Denn niemand will im Wohnzimmer oder sonst wo in der Wohnung ein dröhnendes Ungetüm haben. Selbst ein vergleichsweise leiser Lüfter stört, wenn er dauerhaft im Hintergrund für ein leises Säuseln sorgt.

3. Achten Sie beim Verkauf beziehungsweise Kauf eines Windows Home Servers genau auf dessen Konfiguration. Die meisten Unterschiede gibt es nicht bei den Prozessoren, sondern beim eingebauten Arbeitsspeicher und bei der Anzahl und Größe der Festplatten. So gibt es beispielsweise Hersteller, die nur eine einzige Festplatte einbauen. Solche Modelle eignen sich für Anwender, die noch eigene Festplatten besitzen und diese in den Server einbauen beziehungsweise - wenn es sich um externe Platten handelt - damit verbinden wollen. In diesem Zusammenhang sollten Sie auch darauf achten, wie leicht sich Festplatten ein- und ausbauen lassen und wie es mit Erweiterungsmöglichkeiten aussieht.

Diese Windows Home Server gibt es demnächst

Medion
Der Medion Home Server kostet 599 Euro und kommt zum Jahresende 2007.

Die technischen Daten auf einen Blick (laut Hersteller)

Maxdata
Das Belinea o.center ist mit 499 Euro das preiswerteste Gerät. Es soll ab Dezember 2007 verfügbar sein und wird durch zwei Lüfter gekühlt.

Fujitsu-Siemens
Den Scaleo Home Server gibt es ab 599 Euro. Verkaufsstart ist im Dezember. Der Scaleo Home Server ist zwar ansprechend gestaltet, fällt aber ungewöhnlich groß aus. Das Gehäuse wurde laut Fujitsu-Siemens bewusst so groß dimensioniert, damit eine ausreichende Lüftung garantiert ist.

Die technischen Daten auf einen Blick (laut Hersteller)

Chiligreen
Der Chiligreen Home Master DH ist zu Preisen ab 579 Euro bereits im Handel.

Tarox
Mit einem Preis von 999 Euro ist der Tarox Connect Windows Home Server 5000 preislich am oberen Ende der Angebotspalette angesiedelt. Er soll Anfang beziehungsweise Mitte November erhältlich sein.

Die technischen Daten auf einen Blick (laut Hersteller)

Leo
Der Piranha Entertainmentline Home Server kostet 799 Euro und kommt ohne Lüfter aus, arbeitet somit geräuschlos. Er kommt demnächst in den Handel.

Die technischen Daten auf einen Blick (laut Hersteller)

Alle hier genannten Hersteller bieten ihre Geräte mit unterschiedlichen Konfigurationen und dementsprechend mit unterschiedlichen Preisen an. Details erfahren Sie beim Hersteller.

Wird der Windows Home Server ein Erfolg?

Bleibt abzuwarten, ob der Windows Home Server wirklich zu einem Erfolg wird, sprich: Ob Microsoft und seine Hardwarepartner Deutschlands Familien davon überzeugen können, dass Ihnen dieser zusätzliche Rechner bisher wirklich noch gefehlt hat.

Daten kann man auch schnell und einfach - und ohne verherige Konfiguration - auf eine externe USB-Festplatte sichern. Und nur für den Datenaustausch zwischen zwei Rechnern in einer Wohnung benötigt man keinen eigenen Server. Echte Freaks wiederum, die sich ein leistungsfähiges Heimnetzwerk mit einem eigenem Server aufbauen wollen, dürften eher zu einer Linux-Lösung greifen.

Wir erinnern uns: Bereits einmal wollte uns Microsoft ein neues Produkt schmackhaft machen: Den Tablet PC. Und wer hat jemals einen Tablet PC in freier Wildbahn gesehen…?

(PC-Welt/go)