Test

Microsoft Office 2008 für MacOS

27.03.2008 von Rainer Wolff
Seit Mitte Februar liegt die lokalisierte Version der überarbeiteten Office-Suite von Microsoft für Apple-Rechner in den Regalen der Händler. Zahlreiche neue Funktionen, eine runderneuerte Optik und die native Intel-Unterstützung schrauben die Erwartungshaltung in die Höhe.

Seit Mitte Februar liegt die lokalisierte Version der überarbeiteten Office-Suite von Microsoft für Apple-Rechner in den Regalen der Händler. Zahlreiche neue Funktionen, eine runderneuerte Optik und die native Intel-Unterstützung schrauben die Erwartungshaltung in die Höhe.

Von Rainer Wolff, PC-Welt

Testbericht

Microsoft hat es spannend gemacht. Erst im Januar auf der diesjährigen Macworld Expo stellte der Software-Gigant aus Redmond die neueste Version seiner professionellen Büroanwendung dem erwartungsvollen Publikum vor. Nahezu vier Jahre lang werkelten die Programmierer der Mac Business Unit von Microsoft an dem neuen Aushängeschild, welches nunmehr das seit Sommer 2004 erhältliche Office 2004 in Rente schickt. Gleichzeitig blieben sich die Entwickler treu, ungefähr ein Jahr nach dem Erscheinen einer neuen Windows-Version die korrespondierende Mac-Version zu veröffentlichen. Das war nicht immer so. Die Geschichte von Microsofts Office-Paket für den Mac ist von Höhen und Tiefen geprägt und hat viele Anwender zu Konkurrenzprodukten getrieben.

Erst der 1997 legendär gewordene Handschlag zwischen Apple und Microsoft, auch "Pakt mit dem Teufel" genannt, der Microsoft unter anderem zur Entwicklung einer neuen Office-Version für den Mac verpflichtete, konnte die Vertrauenskrise unter den Anwendern beenden. Ergebnis dieses Deals war "Office 98", das in weiten Zügen dem Windows-Pendant ähnelte und speziell für die neue Power-PC-Plattform entwickelt wurde. Im Herbst 2000 erschien dann "Office 2001" mit einigen wenigen neuen Funktionen, das aber nach wie vor zum Betrieb die Classic-Umgebung benötigt. Bereits ein Jahr danach brachte Microsoft das völlig neu programmierte und an den Aqua-Look von Mac-OS X angepasste "Office v. X" auf den Markt. Gleichzeitig setzte Microsoft seine Strategie um, die Office-Suiten mit Mac-spezifischen Funktionen auszustatten, ohne die Kompatibilität mit den Windows-Versionen zu vernachlässigen. Im Mai 2004 löste dann "Office 2004" mit neuen Funktionen wie dem Projektkatalog oder der Office-Toolbox und besserer Dateikompatibilität das bei den Anwendern durchaus beliebte Office v. X ab.

Technologisch ist Office 2004 nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Power-PC-Anwendung arbeitet auf den aktuellen Intel-Macs nur mit Hilfe der Rosetta-Übersetzung. Damit läuft die Software quasi wie mit angezogener Handbremse.

Drei Versionen

Noch nie gab es von Microsoft ein neues Office-Paket für den Mac in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten. Standardmäßig beinhalten alle drei Versionen die Textverarbeitung "Word 2008", die Tabellenkalkulation "Excel 2008", das Präsentationsprogramm "Powerpoint 2008", "Entourage 2008" zur Verwaltung von E-Mails, Terminen und Kontakten sowie das Kommunikations- und Chat-Programm "Messenger" für Mac in der schon länger bekannten sechsten Version.

n Erinnerung Das schwebende Fenster My Day erinnert an Termine und Aufgaben, informiert aber unverständlicherweise nicht über eingehende E-Mails.

Zur Standardversion des Programmpakets gehören dann noch die Exchange Serverunterstützung, die Automator-Aktionen für automatisierte Workflows sowie der Upgrade-Pfad. Insbesondere Studierende oder Heimanwender können sich für die preisgünstige Home and Student Edition entscheiden, der die drei letztgenannten Merkmale fehlen. Bislang stand diese Version ausschließlich dem Bildungsmarkt zur Verfügung, nun können auch Privatanwender ohne weitergehende Ansprüche in den Genuss des Programmpakets kommen.

Als Dritter im Bunde gesellt sich die Special Media Edition mit der Bildbearbeitungs- und -verwaltungssoftware Expression Media hinzu, die aus iView Media Pro hervorging. Insbesondere die Home and Student Edition dürfte sich auf Grund des günstigen Preises als Publikumsschlager erweisen, ist sie doch ein Indiz für wegbrechende Marktanteile des einstigen Platzhirsches.

Allgemeine Neuerungen

Mit dem Erscheinen von Office 2007 für Windows hat es sich angedeutet, dass Microsoft die neue Mac-Version ebenfalls mit dem Dateiformat Office Open XML ausstatten und sich allmählich von den alten Dateiformaten *.doc, *.xls und *.ppt verabschieden wird.

% Office-Toolbox Über die Reiter-navigation erreicht man die Objektpalette, die einen schnellen Zugriff auf Clip-arts, Symbole oder Photos ermöglicht

Windows-Anwender wird es freuen, wenn sie wieder ohne Einschränkungen Dokumente zwischen den beiden aktuellen Office-Plattformen austauschen können. Speichert man Dokumente jedoch weiterhin in den alten Dateiformaten ab, informiert ein Kompatibilitätsreport über mögliche Einschränkungen und Probleme. Allerdings führt Microsoft nicht nur aus purer Nächstenliebe das neue Dateiformat ein. Vielmehr zwingen handfeste wirtschaftliche Interessen den Konzern zu diesem Schritt, um nicht noch mehr Boden gegen das konkurrierende Open-Document-Format zu verlieren. Immerhin hat Microsoft auf die Anwender gehört und jetzt das Speichern im plattformübergreifenden PDF-Format integriert.

Eine dicke Kröte müssen die Anwender jedoch schlucken. Microsofts Skriptsprache Visual Basic for Application (VBA) ist in Office 2008 für den Mac nicht mehr enthalten. Microsoft setzt stattdessen voll auf den Automator von Mac-OS X und liefert gleich ein paar nützliche Automator-Workflows mit. Dafür werden die Anwender mit der überarbeiteten Grafik-Engine Office-Art entschädigt, die auch in Office 2007 für Windows arbeitet und plattformübergreifende Bildbearbeitung und Bildeffekte einschließlich Übergängen in Präsentationen ermöglicht. Allerdings sind die hiermit erstellten Dokumente nicht ohne weiteres abwärtskompatibel, was man ab und zu an Grafikeffekten wie Schatten oder Transparenzen bemerkt.

Gute Unterstützung erhält man mit der stark verbesserten Office-Hilfe. Wenn man im Internet online ist, kann man zusätzlich auch in der internetbasierten Hilfe nachschlagen. Sie wird regelmäßig mit neuen Themen, Problemlösungen oder Schulungen aktualisiert.

Neue Oberfläche

Bei der Gestaltung der neuen Oberfläche gibt es sichtbare Unterschiede zwischen Office 2007 für Windows und Office 2008 für den Mac. Während die Windows-Variante nunmehr nahezu vollständig über eine zentrale Multifunktionsleiste gesteuert wird, bewiesen die Entwickler bei der Mac-Variante weitaus weniger Mut für radikale Änderungen. Man könnte auch sagen, sie blieben auf halben Weg stehen.

Die Oberfläche erscheint wie eine Mixtur aus Office 2007 für Windows, Office 2004 für den Mac und sonstigen nachgeahmten Elementen, die man bereits bei anderen Mac-Programmen gesehen hat. Ins Auge springt sofort die neue Office-Toolbox, die sich optisch stark an Mitbewerber wie iWork oder Omni Graffle anlehnt. Über eine Reiternavigation ruft man einzelne Funktionsbereiche wie die Formatierungspalette, die Objektpalette, den Kompatibilitätsbericht, das Scrapbook, die Referenz-Tools sowie andere anwendungsbezogene Tools auf.

Verwandlung: Powerpoint verwandelt mit den Smart-Art-Grafiken im Handumdrehen langweilige Aufzählungen in aussagekräftige Präsentationsfolien

Insbesondere die neue Objektpalette überzeugt uns. Sie ermöglicht einen schnellen und einfachen Zugriff auf alle Formen, Cliparts, Symbole und Photos, auch aus der iPhoto-Datenbank. Mit dem Zoomregler kann man Größe und Anzahl der gewünschten Objekte variieren. Die Office-Toolbox selbst verhält sich wie ein Widget, denn sie hat eine Rückseite zur Feinjustierung.

Alle Office-Programme, mit Ausnahme von Entourage, besitzen nun eine Funktionsgalerie unterhalb der Symbolleiste, die sich äußerst weich einblendet und dem Anwender schnellen Zugriff auf vorgefertigte Bausteine ermöglicht. Je nach Anwendung findet man dort Deckblätter, Diagramme, Tabellen, Word-Art-Elemente, Grafiken oder sonstige Vorlagen.

Mit Hilfe vorgefertigter Office-Designs weist man Dokumenten flott einheitliche Layouts zu. Jedes Design besteht dabei aus aufeinander abgestimmten Schriftarten, Farben und visuellen Effekten.

Das optische Erscheinungsbild der Office-Suite selbst ist gewöhnungsbedürftig. Während unter Mac-OS X 10.4 Tiger freundliche und helle Farben dominieren, erdrücken die dunklen Farben unter Mac-OS X 10.5 Leopard die Programme. Hier sollte Microsoft noch mal Hand anlegen und nachbessern.

Layouten mit Word 2008

Die größte Neuerung in Word 2008 ist der Bearbeitungsmodus für Veröffentlichungen, für den das Apple-Programm Pages unübersehbar Pate gestanden hat. Sofern man grundlegende DTP-Kenntnisse besitzt, kann man schnell und unkompliziert ansprechende Broschüren, Kataloge, Flyer oder Newsletter erstellen. Dazu steht eine große Anzahl von veränderbaren und professionell gestalteten Vorlagen zur Verfügung. Man ruft sie über die Funktionsgalerie auf.

Abwärtskompatibel zu älteren Word-Versionen sind die so erstellten Dokumente nicht, da sie zwingend das neue Dateiformat benutzen. In der Funktionsgalerie erreicht man auch eine verbesserte Version von Word Art für 2D- und 3D-Effekte von Texten, die eine Vorschau der Word-Art-Zeichnungsobjekte präsentiert, die man dann übernehmen kann.

An wissenschaftliche Anwender hat Microsoft mit den Literaturverzeichnissen in der Funktionsgalerie gedacht. Diese verwaltet man in den gängigen Zitierweisen in der Toolbox von Word und übernimmt sie per Doppelklick in ein Dokument.

Mehr Platz in Excel 2008

Die wahren Excel-Profis wird es freuen. Excel 2008 schließt zur aktuellen Windows-Version auf und stellt nun Rechenblätter mit 16.000 Spalten und einer Million Zeilen zur Verfügung.

Excel-Einsteiger werden sich stattdessen über die vordefinierten Excel-Arbeitsblätter für das Finanzmanagement freuen. Sie decken so typische Finanzaufgaben wie Rechnungsstellung oder Erfassung von Kreditkartenzahlungen ab.

Darüber hinaus unterstützt der neue Formel-Generator alle Einsteiger bei ihren ersten Excel-Schritten. Innerhalb der Toolbox ist ein eigener Reiter reserviert, über den man Rechenoperationen auf Zellen anwendet und die entsprechenden Bereiche definiert.

Wesentlich einfacher ist es nun möglich, Diagramme aus Excel-Daten zu erzeugen. In der Funktionsgalerie erhält man eine Vorschau aller Diagramme und kann diese nicht nur in Excel-Dokumente, sondern auch in beliebige andere Office-Dokumente einfügen.

Powerpoint 2008 und der iPod

Microsoft hat Powerpoint 2008 insgesamt mächtig aufgewertet und mit einer Funktion versehen, die nur den Mac-Anwendern vorbehalten ist. Wenn man seine Präsentationen unterwegs dabei haben möchte, kann man nun die einzelnen Folien direkt an iPhoto senden und von dort via iTunes auf dem iPod speichern. Dies ging bisher nur mit Zusatzsoftware oder über manuelles Eintragen der Daten in die iPhoto-Bibliothek.

Darüber hinaus findet jetzt auch die Fernbedienung Apple Remote Anschluss an Powerpoint. Der Vortragende navigiert damit vorwärts und rückwärts in seiner Präsentation und verändert die Lautstärke seines Rechners.

Ein weiteres Highlight sind die Smart-Art-Grafiken, die in allen Office-Programmen zur Verfügung stehen, jedoch in Powerpoint am nützlichsten erscheinen. Damit verwandelt man im Handumdrehen langweilige Aufzählungen in beeindruckende Grafiken, Diagramme oder anderweitige Schaubilder. Fast überflüssig zu erwähnen, dass Powerpoint 2008 neue und zu Office 2007 für Windows kompatible Animationseffekte und überarbeitete Referenten-Tools erhalten hat.

Entourage 2008 mit My Day

Verlierer der neuen Office-Suite ist eindeutig Entourage 2008. Ein Großteil der Neuerungen wie die Planung von Meetings oder Abwesenheitsschaltungen betrifft die Verwendung in Exchange-Umgebungen und ist für den normalen Anwender wenig interessant. Da tröstet es auch kaum, dass Entourage 2008 mit My Day ein schwebendes Fenster als eigenständige Applikation erhält, das den Anwender über aktuelle Termine und Aufgaben, nicht aber über neue Post auf dem Laufenden hält. My Day ist nett, aber nicht lebensnotwendig. Warum Microsoft nicht stattdessen ein Widget für das Dashboard entwickelt hat, bleibt das Geheimnis der Programmierer.

Probleme zeigt Entourage im Zusammenspiel mit Apples Suchmaschine Spotlight und Time Machine. Hier muss der Software-Riese dringend nachbessern. Gleiches gilt im Übrigen auch für das fehlende Plug-in für Entourage 2008, über das bisher ein Datenabgleich mit PDAs oder Smartphones erfolgte.

Warum Microsoft nur noch die Synchronisation mit iCal und Apple-Adressbuch unterstützt und Dritthersteller aussperrt, ist unverständlich und kein verkaufsförderndes Argument für Office 2008. Ebenfalls enttäuschend: Nach wie vor bietet Entourage keinen Import von Outlook-Datenbeständen aus Windows an.

Neu: Expression Media

Microsoft integriert mit Expression Media ein neues Programm zum Organisieren und Bearbeiten digitaler Bilder, Filme und Audiodateien. Erfahrene Mac-Anwender kennen das Programm unter dem bisherigen Namen iView Media Pro, das von Microsoft weiterentwickelt wird und ab dem 1. Juli 2008 mit einem kostenlosen Upgrade auf Expression Media 2 zur Verfügung steht.

Office 2008 im Benchmark

Als letzte der großen Standardanwendungen für den Mac ist das Büroprogramm endlich auch als Universal Binary erhältlich. Damit müssen Intel-Macs nicht mehr auf die Ressourcen fressende Power-PC-Emulation Rosetta zurückgreifen. Das sowohl die Stabilität als auch Ausführungsgeschwindigkeit verbessern.

Exemplarisch testen wir die drei Office-Programme Word, Excel und Powerpoint. Alle Ergebnisse sind handgestoppt anhand von jeweils drei Messungen auf einem Mac Pro 2,66 Gigahertz mit drei Gigabyte RAM unter Mac-OS X 10.5.1 sowie auf einem Powerbook G4 1,67 Gigahertz mit einem Gigabyte RAM unter Mac OS 10.4.10 ermittelt.

Die Ergebnisse finden Sie in dem Benchmark-Kasten auf Seite 49. Man erkennt deutlich, dass Office 2008 auf Power-PC-Systemen spürbar langsamer arbeitet als Office 2004. Auf dem Intel-Testsystem hingegen kann Office 2008 den Vorgänger überholen. Dennoch bleiben die Ergebnisse insgesamt klar hinter den Erwartungen zurück.

Fazit

Wer sich ernsthaft mit Bürosoftware befasst, kommt um Office 2008 für den Mac nicht herum. Gerade wenn man auf Datenaustausch zu Windows-Systemen angewiesen ist, muss man sich auf den Kauf gefasst machen. Die aktuelle Version weist jedoch noch entscheidende Schwachstellen auf, besonders, wenn es um die Arbeitsgeschwindigkeit geht.

(pc-welt/bb)

Office 2008 for Mac

Leistungsfähiges und komplett ausgestattetes Büro-Softwarepaket mit großem Funktionsumfang aber allgemeinen Performance-Schwächen

Note: 2,3 gut

Vorzüge preisgünstige Home and Student Edition, kompatibel zu Office 2007 für Windows, unterstützt Automator-Aktionen, neue Office-Toolbox, Powerpoint unterstützt den iPod, DTP-Funktionalitäten in Word, mehr Spalten und Zeilen in Excel

Nachteile gewöhnungsbedürftige Oberfläche, kein Visual Basic for Application, enttäuschendes Entourage, allgemein schwache Performance

Alternative Apple iWork 08, Open Office

Preis ab E (D, A) 139, CHF 222 (alle Preise siehe Kasten auf Seite 50)

Technische Angaben

Systemanforderungen: ab Mac-OS X 10.4.9, Mac ab G4- oder Intel-CPU, ab 512 MB RAM, 1,5 GB freier Festplattenspeicher

Info Microsoft, www.microsoft.com/germany/mac

Kaufempfehlung

Rainer Wolff, freier Autor

Unterm Strich glänzen die drei Musketiere Word, Excel und Powerpoint mit zahlreichen Innovationen, die das Arbeiten wesentlich erleichtern und nun auch den Datenaustausch mit der Windows-Welt wieder ermöglichen. Im Gegensatz dazu hat Entourage den Anschluss verpasst. Die Neuerungen sind wenig spektakulär und My Day ist schlicht überflüssig. Stattdessen hätten die Entwickler diese Energie in andere, viel eher benötigte Funktionen investieren sollen. Auch der erwartete Geschwindigkeitsschub auf Intel-Macs bleibt weitgehend aus, was sicherlich die größte Enttäuschung darstellt. Hier ist Microsoft dringend gefordert, bei zukünftigen Updates Verbesserungen anzubringen. Dennoch, wer viel mit Office-Dokumenten umgehen muss, kommt um die Anschaffung der neuen Version kaum herum.