Übersicht zur Lizenzierung

Microsoft Server-Lizenzen richtig auswählen: Windows, Exchange, SQL und Co.

08.10.2014 von Thomas Joos
Wie werden Microsoft-Server-Produkte korrekt lizenziert? Das klärt folgender Beitrag und berücksichtigt die unterschiedlichen Vorschriften, Arten und Vorgehensweisen bei der Lizenzierung von Microsoft Servern.

Für viele Produkte bietet Microsoft die herkömmliche Server-Lizenzierung mit dazu gehörigen Benutzer- oder Computerlizenzen an. Lizenziert werden müssen dabei nicht nur einzelne Server, sondern deren Prozessoren, manchmal auch die Prozessorkerne, so wie bei SQL Server 2014. Bei der Standard-Edition können Sie zum Beispiel Ihrem Kunden eine Serverlizenz verkaufen und für jeden Benutzer eine Benutzerlizenz (CAL) einrichten (siehe auch Microsoft Client Access Licenses - wann sind welche Lizenzen erforderlich?). Außerdem gibt es die Möglichkeit auch pro Prozessorkern zu lizenzieren.

Was schlussendlich günstiger ist, kann ein Lizenzspezialist ausrechnen. Es müssen mindestens 4 Kerne pro Prozessor lizenziert werden, CALs sind in diesem Fall keine mehr notwendig. Die Business-Intelligence-Edition von SQL Server 2014 lässt sich wiederum nur nach dem CAL-Modell lizenzieren. Die Enterprise-Edition der neuen Server-Version bietet ausschließlich die Möglichkeit nach Prozessorkernen zu lizenzieren. Auch hier müssen mindestens 4-Kerne lizenziert werden. Das heißt, Ihr Kunde benötigen für jeden Kern eine Lizenz und er muss mindestens 4 Lizenzen erwerben. Das gilt auch, wenn Sie das Produkt auf einem Server mit einem Prozessor und nur zwei Kernen installieren, auch wenn das eine relativ unwahrscheinliche Konstellation sein mag.

Benutzer-CALs und Geräte-CALs verstehen

Bei den Benutzer-Lizenzen können Sie auch zwischen Geräte-CALs und Benutzer-CALs wählen. Auch hier sollten Sie ausrechnen, was günstiger für Ihren Kunden ist. Geräte-CALs gelten für einzelne Geräte, bei denen dann alle Anwender auf SQL-Server zugreifen dürfen. Bei Benutzer-CALs dürfen Anwender mit so vielen Geräten zugreifen, wie sie im Einsatz haben.

Es ist nicht erlaubt, die einzeln erhältlichen Lizenzpakete in Geräte- und Benutzerlizenzen aufzusplitten. Sie dürfen also ein 5er-Paket Gerätelizenzen und ein 5er-Paket Benutzerlizenzen für einen Server erwerben und so lizenzierz auch verkaufen. Es ist aber nicht erlaubt, diese Pakete aufzusplitten und zum Beispiel als 2er-Gerätelizenz und 8er-Benutzerlizenz zu verwenden. Auch ist ebenfalls nicht zulässig, mit CALs von Vorgängerversionen auf Server mit Windows Server 2012 R2 zuzugreifen.

Bildergalerie:
Lizenz
SQL Server 2014 muss in der korrekten Version und entsprechend lizenziert werden um die neuen Funktionen, wie Anbindung an Windows Azure nutzen zu dürfen.
Lizenz II
Unternehmen können Benutzerlizenzen oder Gerätelizenzen erwerben.
Lizenz III
In der Standard-Edition von Windows Server 2012 R2 sind Funktionen dabei, die früher den Enterprise-Editionen vorbehalten waren.
Lizenz IV
Spezielle Funktionen in Windows Server 2012 R2, wie die Active Directory-Rechteverwaltung, benötigen eigene Lizenzen.
Lizenz V
Für die produktive Verwendung der Remotedesktop-Dienste benötigen Sie eigene Lizenzen
Lizenz VI
Bei Windows Server 2012 R2 dreht sich die Lizenzierung vor allem um Prozessoren und virtuelle Server.
Lizenz VII
Windows Server 2012 R2 Essentials bietet eine spezielle Verwaltungsoberfläche und geringe Lizenzkosten.
Lizenz VIII
Anwender können in Windows Server 2012 R2 Essentials auch die Weboberfläche für den Zugriff aus dem Internet nutzen.
Lizenz IX
Spezielle Funktionen in Exchange Server 2013 benötigen wiederum spezielle Lizenzen.

Bei der Lizenzierung müssen Sie auch auf die Edition des entsprechenden Produktes achten, welches lizenziert werden muss. Die Editionen Standard und Datacenter in Windows Server 2012 R2 unterscheiden sich lediglich in der Lizenzierung. Die Standard-Edition verfügt auch über alle Funktionen, die bisher nur den Enterprise-Editionen von Windows Server vorbehalten waren. Das sind zum Beispiel Failoverclustering, BranchCache - Gehosteter Cacheserver, Active Directory Federation Services (AD FS) und mehr.

Standard- und Datacenter-Lizenzen dürfen Sie auf einem Server aber nicht mischen. Es ist ebenfalls nicht gestattet, eine Lizenz auf mehrere Server aufzuteilen, zum Beispiel eine Lizenz auf zwei Server mit einzelnen Prozessoren. Hier gibt es viele Fallstricke, die Sie vorher mit der Distributor Ihrer Wahl klären sollten.

Downgrade- und Upgrade-Lizenzierung

In vielen Fällen können Sie zumindest bei der Benutzerlizenzierung zwischen den verschiedenen Serverprodukten wählen. Allerdings funktioniert das nicht immer. Eine SQL Server 2012-CAL berechtigt nicht zum Zugriff auf einen SQL Server 2014. Allerdings berechtigt eine SQL Server 2014-CAL zum Zugriff auf einen SQL Server 2012.

Voraussetzung: Für die produktive Verwendung der Remotedesktop-Dienste benötigen Sie eigene Lizenzen.
Foto: Thomas Joos

Auf der anderen Seite berechtigen Windows Server 2012-Benutzerlizenzen zum Zugriff auf Server mit Windows Server 2012 R2. Alles was Ihre Kunden benötigen, sind neue Server-Lizenzen. In diesem Fall hat Microsoft das sogar auf erweiterte Lizenzen ausgedehnt. Für Produkte wie Windows Server 2012 R2 reichen nicht nur herkömmliche Benutzerlizenzen aus, sondern Sie benötigen weitergehende Lizenzen. Beispiele dafür sind der Zugriff auf die Remote Dsktop-Dienste oder die Verwendung der Active-Directory-Rechteverwaltung.

Für beide Produkte benötigen Ihre Kunden zusätzlich zu Server- auch Benutzerlizenzen, oder Remotedesktop-Zugrifflizenzen (RDS-CALs), beziehungsweise CALs für Active Directory-Rechteverwaltung. Im Falle von Windows Server 2012 R2 sind hier auch die Lizenzen von Windows Server 2012 erlaubt, allerdings keine älteren Versionen, wie zum Beispiel von Windows Server 2008 R2.

Zusatzinformationen zur Lizenzierung von Windows Server 2012 R2

Auf Servern mit Windows Server 2012 R2 Standard dürfen Sie aber nur zwei virtuelle Server pro Lizenz installieren. Sollen auf einem Hyper-V-Host mehr virtuelle Server zum Einsatz kommen, dann benötigen Sie auch mehrere Lizenzen für die Standard-Edition. Alternativ setzen Sie bei Ihrem Kunden auf eine Datacenter-Lizenz. Diese erlaubt den Betrieb unbegrenzt vieler virtueller Server auf einem Host. Beide Editionen decken immer nur zwei Prozessoren des Hosts ab.

Wissenswert: Bei Windows Server 2012 R2 dreht sich die Lizenzierung vor allem um Prozessoren und virtuelle Server.
Foto: Thomas Joos

Hier geht es also, im Gegensatz zu SQL Server 2014 nicht um die Kerne, sondern um die tatsächlichen Prozessoren. Setzen Sie Server mit mehreren Prozessoren ein, ist pro Prozessorpaar (nicht Kern) eine Lizenz notwendig, egal welche Edition im Einsatz ist. Einfach ausgedrückt lohnt sich die Anschaffung der Datacenter Edition dann, wenn Sie auf einem Server mit zwei Prozessoren mehr als 14 virtuelle Server betreiben. Allerdings sollten Sie hier genau rechnen.

Zusätzlich gibt es die Editionen Essentials und Foundation von Windows Server 2012 R2. Essentials erlaubt die Anbindung von bis zu 25 Benutzer, dafür sind keine CALs notwendig.

Sie müssen in diesem Fall nur den Server lizenzieren. Windows Server 2012 R2 Foundation ist für Server mit nur einem Prozessor möglich. Sie dürfen bis zu 15 Benutzer an den Server binden, auch hier sind keine CALs notwendig.

Exchange Server 2013 richtig lizenzieren

Exchange bietet in der aktuellen Version 2013 weitere Neuerungen in der Lizenzierung, die sich von anderen Produkten unterscheiden. Hier müssen Sie zum Beispiel, neben den Server-Lizenzen, auch Benutzer-Lizenzen, die aber nur die grundlegenden Funktionen abdecken, erwerben. Möchte Ihr Kunde erweiterte Möglichkeiten nutzen, zum Beispiel Archivierung oder Rechteverwaltung, dann benötigt er zusätzliche Lizenzen. Diese ersetzen aber nicht die Grundlizenzen, sondern ergänzen diese.

Für jeden Server, auf dem Sie Exchange 2013 installieren, müssen Sie eine Server-Lizenz erwerben. Wie bereits in den Vorgängerversionen Exchange Server 2007/2010 gibt es die beiden Editionen Standard (kleine und mittlere Unternehmen) sowie Enterprise (große Unternehmen). Auf Servern mit der Standard-Edition dürfen Sie bis zu 5 Postfachdatenbanken einsetzen, auf Servern mit der Enterprise-Edition bis zu 50 Postfachdatenbanken.

Für alle Benutzer die auf Exchange zugreifen, benötigen Sie außerdem eine Clientzugriffslizenz (Client Access License, CAL) für Excchange. Auch hier gibt es zwei Typen:

Standard-CAL - Mit dieser CAL decken Sie die Grundfunktionen für den Zugriff der Anwender ab. Beispiel dafür sind der Zugriff auf E-Mail, die Aufgaben und die Kontakte.

Enterprise-CAL - Wollen Sie Enterprise-Funktionen nutzen, müssen die Anwender zusätzlich zur Standard-CAL noch eine Enterprise-CAL nutzen. Das gilt aber nur für Postfächer die auch auf diese Funktionen zugreifen. Ein Beispiel dafür ist die Archivierung. Enterprise-CALs sind also immer aufbauend auf Standard-CALs.

Penibel: Spezielle Funktionen in Exchange Server 2013 benötigen wiederum spezielle Lizenzen.
Foto: Thomas Joos

Standard-CALs und Enterprise-CALs arbeiten beide mit den Editionen Standard und Enterprise von Exchange 2013 zusammen. Neben den beiden Exchange 2013-Editionen gibt es also auch Standardzugriffslizenzen (CALs) und Enterprise-CALs für die jeweiligen Clients. Dies bedeutet, dass Sie für die Enterprise Edition von Exchange 2013 nicht unbedingt auch Enterprise-CALs benötigen und umgekehrt.

Enterprise-CALs schalten Funktionen innerhalb der beiden Editionen frei, die Anwender nutzen können, wie beispielsweise einen verbesserten Spamschutz, die Archivierung oder Unified-Messaging. Diese Funktionen stehen in beiden Server-Editionen zur Verfügung, benötigen aber Enterprise-CALs für die Anwender, die diese Funktion nutzen.

Andere Anwender, die mit dem gleichen Server arbeiten, benötigen zum Beispiel nur die Standard-CALs, wenn diese die neuen Funktionen nicht nutzen. Zunächst benötigt jeder Anwender eine Standard-CAL. Nutzen Anwender Funktionen, welche eine Enterprise-CAL benötigen, müssen Sie diese zusätzlich zur Standard-CAL zuweisen. Für folgende Funktionen in Exchange 2013 benötigen Sie Enterprise-CALs und zusätzlich Standard-CALs für die Anwender:

• Archivierung von Postfächern über das neue Archivierungspostfach

• Suchmöglichkeiten zwischen verschiedenen Postfächern

• E-Mail-Transportrichtlinien

• Verwendung der Rechteverwaltung innerhalb von Exchange

Zusätzlich zu Exchange-CALs benötigt jeder Anwender, der sich mit Exchange verbindet, auch eine CAL für den Windows-Server auf dem Exchange installiert ist. Verwenden Anwender die Rechteverwaltung von Windows Server 2012 R2, benötigen diese zusätzliche eine CAL für die Rechteverwaltung. Weder die Standard-CAL noch die Enterprise-CAL von Exchange 2013 enthalten eine Outlook-Lizenz. Die Standard-CAL enthält das Recht, auf das Postfach zuzugreifen, aber keinerlei Rechte, Outlook einzusetzen. Sie müssen daher Outlook getrennt lizenzieren. Für Unternehmen, die eine Lizenz für Exchange External Connector einsetzen, gibt es für Exchange 2013 keinerlei Änderungen.

Volumenlizenzierung und Open License

Hat Ihr Kunde mehrere Microsoft-Produkte im Einsatz, kann es sinnvoll seine eine Volumenlizenz abzuschließen. Diese Lizenzierung ist nicht nur für große Unternehmen interessant, sondern auch für kleine Firmen. Bevor Sie eine Lizenz kaufen, sollten Sie bei einem Lizenzspezialisten ein Angebot und einen Vergleich ausarbeiten lassen. Sie können über diesen Weg Lizenzen mieten, aber auch kaufen. Außerdem werden die Kosten auf monatliche oder jährliche Zahlung verteilt. Dazu kommen oft noch verschiedene Pakete mit Support-Unterstützung. Microsoft bietet in diesem Bereich aber auch einige Hilfe an.

Die Open License-Möglichkeiten sind vor allem für kleine Unternehmen geeignet. Sie können hier Pakete mit verschiedenen Produkten auf einmal lizenzieren und erhalten dadurch bessere Preis.

Open Value Subscription ist wiederum ein Abomodell, bei welchem Sie die notwendigen Microsoft-Produkte über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren mieten können. In diesen Bereichen spielen oft Produkte wie Windows 8.1 und Office eine wichtige Rolle, da Sie hierüber für alle Anwender im Unternehmen Lizenzen erwerben können. Zusammen mit den günstigen Lizenzen für Windows Server 2012 R2 Essentials/Foundation, erhalten kleine Firmen so die Möglichkeit recht günstig an Lizenzen zu kommen.

Achtung bei MSDN-Abonnements - kein produktiver Einsatz erlaubt

Viele Verantwortliche sitzen häufig dem Irrtum auf, dass der Abschluss eines günstigen MSDN-Abonnements dazu berechtigt die enthaltenen Microsoft-Produkte, also fast alle die es gibt, auch produktiv einsetzen zu dürfen. Das kann ein schwerer Irrtum sein. Alle Produkte, die über ein MSDN-Abonnement zur Verfügung stehen dürfen nur zum Zwecke der Software-Entwicklung und für Tests oder Vorführungen verwendet werden. Sie dürfen die Produkte nicht produktiv einsetzen, auch nicht um E-Mails abzufragen oder Dokumente zu schreiben. Außerdem ist ein MSDN-Abonnement immer nur für eine einzelne Person gültig.

DreamSpark aka MSDN AA - Lizenzen für Studenten

Wenn Universitäten am DreamSpark-Programm mitmachen, dürfen die Studenten des entsprechenden Studiengangs die Lizenzen in diesem Programm kostenlos nutzen. Außerdem ist es erlaubt die entsprechende Windows-Lizenz auf einem privaten Computer zu installieren. (mje)