Weltpartnerkonferenz 2008

Microsoft will "Certified"-Partnerstatus abschaffen

10.07.2008
Die Redmonder wollen weltweit ein neues Partnersystem einführen, wie in Houston deutlich wurde. Zudem stellte sich Steve Ballmer heißen Partnerfragen.

Wie auf Microsofts Weltpartnerkonferenz in Houston deutlich wurde, plant Microsoft die Partnerstufen "Certified" und "Gold Certified" abzuschaffen und durch ein neues System zu ersetzen. Das erklärte Wolfgang Brehm, Direktor Partner Program & Sales Group von Microsoft Deutschland, am Rande der Veranstaltung in Texas.

Demnach plant das deutsche Management im Einklang mit der weltweiten Führung, bei der Auszeichnung der eigenen Partnerwelt künftig auf Aspekte wie Know-How in speziellen Produktbereichen und Kundenzufriedenheit zu achten.

Steve Ballmer schwört in Houston die Partner auf Microsofts Software+Services-Strategie ein.

"Wie die neuen Status heißen werden, haben wir noch nicht festgelegt. Wir denken über eine Nomenklatur wie Good-Better-Best nach", so der Manager. Microsoft habe herausgefunden, dass sich Endkunden auf der Suche nach einem MS-Fachhändler immer schwerer tun würden, den richtigen und vor allem "wahren" Spezialisten für einen bestimmten Lösungsbereich zu finden. Die Ursache liege vor allem im wachsenden Portfolio.

"Certified sagt nicht aus worin Certified besteht. Wir müssen in den kommenden Jahren mehr Übersicht schaffen, was unsere Partnerklassifizierung angeht. Bei der neuen Bewertung werden wir unsere Partner für ihren Erfolg und ihr Know How in den jeweiligen Spezialisierungen auszeichnen. Dabei werden wir nicht nur Umsatz und Zertifizierungen der Partner berücksichtigen, auch Aspekte wie Vollständigkeit des Portfolios und vor allem Kundenzufriedenheit, die wir durch Umfragen messen werden, sollen mit einfließen," so der Manager zu ChannelPartner. Einen Zeitplan nannte er nicht, nur dass der Schritt definitiv erfolgen und die Umsetzung "voraussichtlich Jahre" dauern werde.

Microsofts Partnerchefin Allison Watson ging in ihrer Keynote nur bedingt auf diese Thematik ein. Nach ihrer Aussage erwarte Microsofts Partnerprogramm bis 2010 gravierende Änderungen. Details nannte sie nicht.

Watson kündigte aber die Einführung neuer Vertriebswerkzeuge für die Partnerwelt an. Dabei handle es sich vor allem um Plattformen, welche die Partner beim Einstieg in Microsofts "Software+Service"-Welt (S+S) unterstützen sollen. Ein Beispiel ist der "S+S Partner Evolution Interactive Guide". Dabei handelt es sich um ein Portal, das Partnern aufzeigen soll, wie sich ihr Geschäft in Microsofts S+S-Strategie einzuordnen und entsprechend erweitern lässt.

Dann endlich erschien Steve Ballmer. Nach den üblichen Partnerdanksagungen warb er kräftig für die S+S+Strategie seines Unternehmens. Es sei einzig richtig, den Geschäftskunden die Wahl zu lassen, wie sie die Komponenten Software, Internet und Hardware kombinierten und dass sie diese überhaupt kombinieren könnten.

"Natürlich wird sich die Nachfrage der Unternehmen nicht über Nacht wandeln. Sie aber sollten wissen, dass jegliches Invest, das Sie heute tätigen, morgen nahtlos schon zur neuen Welt gehören wird", so der Microsoft-Chef zu den anwesenden Partnern.

Schließlich stellte sich Ballmer noch einer Reihe von Fragen, die in Houston von Partnern eingereicht worden waren.

Die deutsche "Delegation" hottet am zweiten Abend noch bis spät Nachts auf texanische Rockbeats.

Zu den Themen Bill Gates und Yahoo wich er noch aus. Auf die Frage, ob Microsoft künftig eine Internet-Advertise-Firma à la Google werden wolle, antwortete er ausführlich und mit amüsantem Unterton. Fazit: Microsoft werde sich keine Infos über seine Nutzer (im Stile Googles) erschleichen, sich vor dem luktrativen Werbegeschäft aber auch nicht verschließen. Ob er denn mit der Live-Suche im Vergleich zur Konkurrenz wie Googles und Yahoos Angebot zufrieden sei? "Seien sie sich sicher. Es wird sich bei der Microsoft-Suchemaschine noch einiges tun", sagte er verheißungsvoll. Aber eigentlich genüge ihm ja auch die Expertise seines Entwicklerteams.

Zur Ankündigung, dass Microsoft an sofort kostenfreien Support für die "Ultimate" und "Business" Versionen von Vista anbieten wird, sagte er, dass er die Partnerwelt damit nicht belasten wolle. Eine letzte Frage: Könne er die Partnerängste verstehen, dass Microsoft mit seinen Internetangeboten gegenüber seinen eigenen Partnern immer stärker in Wettbewerb trete? "Ja, sogar sehr gut. Aber wenn wir diese '"Cloud"-Angebote nicht machen, freut das nur unsere engsten Wettbewerber. Die gehen alle ins Netz - und wir wären in diesem Fall dann irgendwann weg vom Fenster."

Übrigens verriet Microsoft auf der deutschen Feier am Mittwoch Abend schon den Veranstaltungsort des nächsten Jahres: New Orleans heißt der kommende Austragungsort der Weltpartnerkonferenz 2009. (aro)