Mit freundlichen Grüßen ...

07.06.2001

ComputerPartner

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Lexmark Deutschland GmbH

Geschäftsführung

Herrn Mike Rüschenbaum

Max-Planck-Straße 12

63128 Dietzenbach

München, 05.06.2001

Smart: Ölwechsel oder gleich ein neues Auto?

Sehr geehrter Herr Rüschenbaum,

was würden Sie sagen, wenn Sie Ihrer Tochter einen Smart zum Geburtstag schenken, der 15.000 Mark kostet, und nach dem ersten Ölwechsel ist eine Rechnung über 16.000 Mark fällig? Absurd, meinen Sie, völlig unmöglich? Tja, in der Automobilbranche sicher. Aber in der Computer- und Telekommunikationsbranche ist vieles möglich, was in anderen Wirtschaftsbereichen unvorstellbar ist.

Mein Kollege Hans-Jürgen Humbert hielt mir in der vergangenen Woche einen Artikel aus der "Bild am Sonntag" unter die Nase mit der Überschrift "Der erste Ex-und-Hopp-Drucker". Dachzeile: "Es ist billiger, einen neuen zu kaufen als Patronen nachzuladen". Im Mittelpunkt des Berichts: Die Firma Lexmark und ihr denkwürdiges Preisgebaren. Beispiel: Nach den Recherchen der Bild-Redakteure bieten die einschlägigen Elektronik-Märkte den Lexmark-Drucker Z22 (Listenpreis: 149 Mark) für schlappe 135 Mark an. Erstaunlicherweise kosten zwei Ersatzpatronen für diesen Printer mehr als das Gerät selbst, nämlich 138 Mark. Bei anderen Lowend-Druckern aus dem Hause Lexmark sieht es ähnlich aus - die Tintenpatronen kosten fast soviel wie ein neuer Drucker. Mit anderen Worten: Der Wahnsinn hat Methode.

Offizielle Begründung aus Ihrem Hause: "Die Kunden treffen die Kaufentscheidung bei Einsteigergeräten allein anhand des Preises. Darum müssen wir die Drucker so billig wie möglich anbieten." Also ein ähnliches Prinzip wie im Mobilfunkbereich, wo Geräte zu Schleuderpreisen vertickt werden in der Hoffnung, über die Gesprächsgebühren das Geld wieder hereinzuholen. Unterschied: Während der Handykäufer über die auf ihn zukommenden Kosten informiert wird, trifft den Drucker-Käufer der Schlag, wenn er zum ersten Mal die Tintenpatronen nachkaufen will. Oder steht auf der Verpackung der Lexmark-Drucker der Warnhinweis "Achtung! Mit dem Kauf dieses Gerätes entstehen weitere Kosten"? Außerdem ist ein Drucker viel größer als ein Handy.

Überhaupt ist das Ganze doch irgendwie krank! Seit Jahren erregt sich die ganze Branche über die Elektronik-schrottverordnung, die ja nun bald kommen wird, und jammert über die immense Kostenbelastung, so dass man schon fast mit der Sparbüchse in der Fußgängerzone sammeln gehen möchte. Gleichzeitig aber produzie-ren die Hersteller Elektronikschrott, bis der Arzt kommt. Ist das klug? Passt das überhaupt zusammen?

Die Frage ist ja auch, sehr geehrter Herr Rüschenbaum: Können Sie sich das überhaupt leisten? Kann sich das überhaupt ein Hersteller leisten? Die ganzen Billigdrucker, die Sie jetzt auf den Markt werfen, werden Sie irgendwann wieder zurücknehmen müssen. Und das kostet eine Kleinigkeit. Und die Kosten steigen mit jedem Käufer, der anstelle von Ersatzpatronen gleich ein komplett neues Gerät kauft. Das Ende vom Lied: Man ist zwar Marktführer, aber man ist gleichzeitig auch pleite, und beides aus demselben Grund.

Also das Ganze ist schon ganz schön verrückt, finden Sie nicht auch?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking