GfK-Studie

Mittelstädte sind beste Standorte für stationäre Fachhändler

04.03.2010
Laut der "GfK POS-Umsatz 2010"-Studie kann es dem Einzelhandel auch 2010 gelingen, trotz Finanzkrise recht stabile Umsätze zu erwirtschaften. Nicht nur in Großstädten sondern auch in Mittelzentren lassen sich demnach überdurchschnittliche Umsätze erreichen.
Trotz Wirtschaftskrise sieht GfK-Einzelhandelsexperte Olaf Petersen positive Entwicklungschancen für den deutschen Einzelhandel.
Foto: Ronald Wiltscheck

Laut der GfK POS-Umsatz 2010-Studie kann es dem Einzelhandel auch 2010 gelingen, trotz Finanzkrise recht stabile Umsätze zu erwirtschaften. Nicht nur in Großstädten sondern auch in Mittelzentren mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern lassen sich demnach überdurchschnittliche Umsätze erreichen.

Nach Berechnungen von GfK GeoMarketing wird der Umsatz 2010 im stationären deutschen Einzelhandel im Vergleich zu 2009 leicht sinken und ein Volumen von 388,1 Milliarden Euro erreichen. GfK-Einzelhandelsexperte Olaf Petersen sieht trotz Wirtschaftskrise positive Entwicklungschancen für den Einzelhandel hier zu Lande: "Der deutsche Konsument agiert traditionell relativ sparsam. Insofern kann die Wirtschaftskrise hierzulande dem Konsum weniger anhaben, da die Menschen ohnehin schon nicht zu Käufen über ihre Verhältnisse neigten, die jetzt im europäischen Umfeld wie etwa in Spanien oder Großbritannien weg brechen."

Auch angesichts der voraussichtlich geringen Inflationsrate könnten die Einzelhändler also trotz des derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfelds auch 2010 noch passable Ergebnisse erzielen. Besondere Wachstumschancen sieht Petersen für viele Mittelzentren, die eine immer wichtigere Rolle im Konsumverhalten der Bevölkerung einnehmen: "Dank ihrer relativen Nähe bieten Mittelzentren bei guter verkehrstechnischer Erreichbarkeit eine attraktive Mischung aus Anbietern von Nahversorgung und einem Hauch von überregionalem Flair, was sich in weit überdurchschnittlichen Einzelhandelsumsätzen niederschlägt. Im Gegensatz zu anderen Städtegrößenklassen funktioniert dieses Anziehungsprinzip bei Mittelzentren in Ost und West vergleichbar gut."

Masse macht Umsatz

Der POS-Umsatz je Einwohner ist im Münchner Einzugsgebiet am größten, allerdings schneiden einige bayerischen Mittelzentren noch besser ab
Foto: Ronald Wiltscheck

Die nach Umsatzvolumen führenden Standorte sind zumeist ein direktes Abbild der Einwohnerzahlen: Je größer eine Stadt und ihr Einzugsgebiet, desto mehr Umsatz. Betrachtet man also die absoluten POS-Umsätze (Point of Sale) auf Kreisebene, so liegen erwartungsgemäß die großen Metropolen an der Spitze. Neben den Großstädten schaffen es nur sieben einwohnerstarke Landkreise in die Top-20. Diese vereinen mit 92,7 Milliarden Euro bereits fast ein Viertel des gesamten POS-Umsatzes in Deutschland auf sich.

Mittelstädte aus Bayern punkten mit Erreichbarkeit und Angebot

Neben der Betrachtung des gesamten Umsatzvolumens eines Standortes ist für Einzelhändler ebenso entscheidend, ob es einem Standort gelingt, mehr Umsatz anzuziehen, als Kaufkraft vor Ort vorhanden ist. Erstellt man also ein relatives Ranking, indem man den Umsätzen die Anzahl der Einwohner entgegenstellt, so erhält man eine völlig andere Reihenfolge. Ganz vorne liegen nun eher kleinere Städte, vor allem aus Bayern, die aufgrund ihrer Zentrenfunktion für das Umland deutlich überdurchschnittliche Einzelhandelsumsätze erzielen. Auch der Erfolg der einwohnerstarken Kreise relativiert sich dadurch teils erheblich.

Wenn man die Gemeinden Deutschlands nach Städtegrößenklassen gliedert, treten weitere Strukturunterschiede zutage, die für den Erfolg von Einzelhandelsunternehen entscheidend sind. So zeigt sich, dass es nicht die größten Städte sind, die im Verhältnis den meisten Umsatz generieren: In den Gemeinden mit mehr als 300.000 Einwohnern wird im Schnitt je Einwohner ein Umsatz erzielt, der nur 20,4 Prozent über dem Durchschnitt liegt. Damit wird diese Städtegrößenklasse geschlagen von den Städten zwischen 100.000 und 300.000 Einwohnern, die 26,9 Prozent über dem Durchschnitt liegen. Bemerkenswert ist auch der Erfolg der Mittelzentren mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern: Dort wird 20,8 Prozent mehr Umsatz je Einwohner generiert als im Bundesdurchschnitt.

Westdeutchland führt

Westdeutsche Städte erreiche durchweg bessere relative Umsätze als die ostdeutschen Zentren
Foto:

Diese Klassifizierung differenzierte Olaf Petersen weiter in einem Ost-West-Vergleich: "Es zeigt sich, dass im Vergleich der Städtegrößenklassen durchweg die westdeutschen Städte bessere relative Umsätze erzielen als die ostdeutschen. Trotz der wirtschaftlichen Angleichung in den letzten Jahren spiegeln sich hierin vor allem die noch bestehenden Kaufkraftunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland wider. Zudem ist auch die urbane Struktur im Osten zu berücksichtigen, die wesentlich weniger dicht ist als im Westen Deutschlands: Es gibt dort schlicht weniger Großstädte und Mittelzentren. Den 17 Metropolen mit mehr als 300.000 Einwohnern im Westen stehen beispielsweise nur drei im Osten gegenüber."

Die Studie "GfK POS Umsatz 2010" prognostiziert die Umsätze am Ort des Verkaufs (Point of Sale, POS) und ist in der Filialnetz- und Expansionsplanung sowie im Controlling eine wichtige Messgröße für Einzelhandelsunternehmen. Der GfK POS-Umsatz spiegelt die regionale Verteilung der Einzelhandelsumsätze wider. Im Gegensatz zur GfK Kaufkraft, die am Wohnort des Konsumenten erhoben wird, wird der GfK POS-Umsatz am Standort des Einzelhandels, am "Point of Sale" (POS), gemessen. Der GfK POS-Umsatz ist definiert als Umsatz des Einzelhandels (ohne Kfz-Handel, Kraft- und Brennstoffe) abzüglich des Versandhandels zuzüglich der einzelhandelsrelevanten Umsätze von Bäckern, Konditoren und Fleischern.

GfK GeoMarketing berechnet den GfK POS-Umsatz jährlich; er wird für jede regionale Ebene als Summe sowie pro Einwohner in Euro und als Index (deutscher Durchschnitt = 100) ausgewiesen. Die Berechnung erfolgt für alle deutschen Stadt- und Landkreise, für Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern sowie für alle Postleitzahlgebiete. (rw)