Knackpunkt Unternehmenskultur

Mittelständler finden keine Manager

14.10.2013 von Andrea König
Sie sind oft nicht bekannt, liegen in abgelegenen Regionen und damit wenig attraktiv für Bewerber. Sechs von zehn mittelständischen Unternehmen haben Probleme mit der Rekrutierung von Managern.
Wenn Besetzungen scheitern, liegt es meistens an der persönlichen Eignung, weiß Thomas Bockholdt von InterSearch Executive Consultants.
Foto: InterSearch Executive Consultants

Rekrutierungsprobleme von Unternehmen beschränken sich nicht auf Fachkräfte. Sechs von zehn Mittelständlern in Deutschland haben Schwierigkeiten damit, Führungspositionen zu besetzen. 42 Prozent benötigen für eine erfolgreiche Rekrutierung mindestens ein halbes Jahr. Die übrigen zwei Drittel besetzen Positionen zwar innerhalb von sechs Monaten, doch nur zwölf Prozent gelingt eine Besetzung in den ersten drei Monaten. Die lange Suche nach einem neuen Manager hat auch Folgen für die Personalabteilung: Jeder zweite Personalverantwortliche sagt, dass die Rekrutierung deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat als ursprünglich geplant. Diese Zahlen stammen aus der Studie "HR-Herausforderungen im Mittelstand", für die die Personalberatung InterSearch Executive Consultants mehr als 200 Personalverantwortliche befragt hat.

Die Probleme bei der Rekrutierung begründen die Studienautoren damit, dass es Mittelständlern oft schwer fällt, Zugang zu geeigneten Kandidaten zu erhalten. "Das liegt zum einen daran, dass viele mittelständische Unternehmen ein Bekanntheitsproblem und damit auch ein vermeintliches Attraktivitätsproblem haben", erläutert Thomas Bockholdt, Managing Partner bei InterSearch Executive Consultants. Dazu komme häufig ein Standortproblem. Gerade Mittelständler seien meist nicht in Berlin, München oder Hamburg, sondern eher in abgelegeneren Regionen angesiedelt. Und weil die Arbeitgeber häufig konservativer eingestellt seien und nicht ohne Weiteres Geld für Personalberatungen ausgeben, erschließen sie sich deutlich kleinere Bewerberkanäle als Konzerne.

Vorsicht bei Kompromissen im persönlichen Bereich

Bleibt der Posten für längere Zeit unbesetzt, geraten häufig strategische Ziele ins Stocken. Zudem arbeiten Mitarbeiter dann oft nach eigenen Regeln. "Die Unsicherheit darüber, wie es weitergeht, senkt die Motivation - und das geht zulasten der Produktivität und der Arbeitsqualität", so Bockholdt. Abstriche bei der Kandidatenauswahl können schiefgehen. Wenn es nicht passt und die Suche nach wenigen Monaten von vorn beginnt, ist der Schaden noch größer als mit einer Interimslösung. "Scheitern Besetzungen, liegt es meist an der persönlichen Eignung. Unternehmen sollten deshalb sehr vorsichtig damit sein, Kompromisse im persönlichen Bereich einzugehen. Denn eine Persönlichkeit zu verändern ist deutlich schwieriger als fachliche Lücken auszugleichen", sagt Bockholdt.

Die 30 beliebtesten IT-Arbeitgeber 2012
Vorhang auf für....
....die 30 beliebtesten IT-Arbeitgeber 2012. Über 7000 Examensnahe Informatikstudenten aus ganz Deutschland haben für das diesjährige Trendence Graduate Barometer abgestimmt, das der CW exklusiv vorliegt.
Platz 26: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. ProSiebenSat1 teilt sich den 26 Platz mit folgenden drei Unternehmen....
Nvidia...
einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen, ist ebenfalls auf Platz 26 gelandet ( Vorjahr Platz 27).
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht.
Platz 24: Lufthansa Systems AG
Stefan Hansen, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Systems AG, kann zufrieden sein: Sein Unternehmen hat es als einer der wenigen IT-Dienstleister unter die Top 30 geschafft.
Platz 22: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security konnte seinen Platz im Vergleich zu 2011 behalten.
Platz 21: Adobe
Der US-amerikanische Softwarehersteller ist insbesondere für sein Bildbearbeitungsprogramm Photoshop bekannt. Bekannte Produkte überzeugen den IT-Nachwuchs.
Platz 20: Daimler/ Mercedes Benz
Daimler ist einer von insgesamt fünf deutschen Automobilherstellern, die in der Top 30 vertreten sind. Nach der IT ist die Automobilindustrie die Branche, in der Informatiker am liebsten arbeiten möchten.
Platz 19: Electronic Arts
Neben Autos locken den IT-Nachwuchs auch noch Computerspiele. Spielehersteller Electronic Arts verlor aber im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze.
Platz 17: Intel
Der Chiphersteller teilt sich in diesem Jahr den Platz mit dem....
...Bundesnachrichtendienst
2011 schnitt der BND, der viele offene Stellen für IT-Spezialisten hat, noch um sechs Plätze besser ab.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr fünf Plätze im Ranking gut gemacht.
Platz 13: Volkswagen
Der VW-Konzern ( hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg) stieg in der Gunst des IT-Nachwuchses, und zwar um fünf Plätze.
Platz 13: Porsche
Die VW-Tochter ist seit Jahren als Arbeitgeber unter IT-Studenten äußerst beliebt.
Platz 12:Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten.
Platz 11: Amazon
Eine der wenigen Internet-Firmen, die es unter die Top 30 geschafft haben.
Platz 10: BMW
Attraktive Produkte = attraktiver Arbeitgeber. Diese Gleichung scheint auch für den bayerischen Autobauer aufzugehen.
Platz 9: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Seitdem verliert er jedes Jahr einen oder mehr Plätze. 2011 belegte er Platz 7.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 6: Audi
Die Ingolstädter, für angehende Ingenieure längst Arbeitgeber Nummer eins, werden auch unter Informatikstudenten immer beliebter. Von acht auf Platz sechs in diesem Jahr.
Platz 5: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM büßte den zweiten Platz des Vorjahres ein und rutschte drei Plätze ab.
Platz 2: Microsoft Deutschland...
...hier die Zentrale in Unterschleißheim, heißt der Aufsteiger des Jahres. Um zwei Plätze verbesserte sich die Gates-Company, die weltweit 2000 neue Stellen schaffen will.
Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit vier Jahren.....
....bei Google arbeiten.
23,5 Prozent der Stimmen vereinte Google auf sich und damit mehr als doppelte soviel wie der Zweitplatzierte Microsoft.
Ob es an solchen Büros liegt?

Auch wenn alle nötigen Qualifikationen vorhanden sind, findet sich nicht jeder Kandidat in den mittelständischen Strukturen ein und kann sie positiv mitgestalten. Trennt sich ein Arbeitgeber vorzeitig von einem Manager, liegt das in 43 Prozent der Fälle an unzureichenden Führungsqualitäten der Kandidaten beziehungsweise fehlender sozialer Kompetenz (35 Prozent). 28 Prozent der Befragten begründen die vorzeitige Trennung damit, dass Manager und Unternehmenskultur nicht zusammengepasst haben. "Mittelständische Unternehmen sind häufig durch die Eigentümer geprägt und man arbeitet vielfach hemdsärmeliger als im Konzern. Das muss man mögen und können", findet Bockholdt.

Als wichtigste Einstellungskriterien benennen Mittelständler fachliche Qualifikationen und Berufserfahrung. An dritter bis fünfter Stelle folgen soziale Kompetenz, gute Anpassungsfähigkeit und Erfahrungen mit einer ähnlichen Unternehmenskultur.Fast alle Unternehmen führen bei der Besetzung einer Stelle Gespräche mit den Kandidaten, 43 Prozent setzen ausschließlich darauf. Knapp die Hälfte der beteiligten Unternehmen setzt auf Assessment Center, 32 Prozent nutzen Diagnostik-Instrumente wie einen Online-Persönlichkeitstest. Nur zwölf Prozent der Personalverantwortlichen finden, dass bei ihnen im Unternehmen alle Management-Positionen optimal besetzt sind. Weitere 68 Prozent beantworten diese Frage mit "eher ja", 16 Prozent mit "eher nein".

Jeder fünfte Umfrageteilnehmer glaubt, dass das Unternehmen das Potenzial der eigenen Führungskräfte sehr gut kennt. Zwei Drittel gehen von einem guten Überblick aus. Management Audits setzt nicht einmal die Hälfte der Unternehmen regelmäßig um. Am häufigsten lehnen die Befragten diese Methode aus der Sorge heraus ab, sie könnten damit Unruhe und Spekulationen auslösen. Doch auch Kosten und die Befürchtung, keine aussagekräftigen Ergebnisse zu erhalten, spielen eine Rolle. (tö)

Autorin: Andrea König