Tech Data. Azlan & Brightstar

Mobile Device Management - Einführung für Händler

23.07.2012 von Beate Wöhe
Spätestens seitdem das obere und mittlere Management die iPhone und iPad Schwemme in die Unternehmen brachte und die IT-Verantwortlichen damit überfordert hat, ist das Thema Mobile Device Management auch ein interessantes Thema für den Fachhandel.
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Spätestens seitdem das obere und mittlere Management Ende 2010/Anfang 2011 mit dem iPad eine Schwemme einer neuen Gerätegeneration in die Unternehmen brachte und damit viele IT-Verantwortliche überfordert hat, sind die Themen "Bring your own device" (BYOD) und "Mobile devide management" auch für den Fachhandel interessant. Hier geht es nur am Rande um die eigentliche Hardware. Vielmehr eröffnet der Boom dem Fachhandel Tür und Tor, umfassende Beratungsleistung anzubieten. Um interessierten Fachhandelskunden einen Überblick zum Thema und zu Herstellerpartnern zu vermitteln, luden die Tech-Data-Business-Units Azlan und Brightstar nach München ein.

Gleich zu Beginn gab Wolfgang Schwab von der Experton Group einen Überblick zum aktuellen Stand und eine Einschätzung zur Entwicklung das Themas: Bring your own device (siehe Tabelle).

Bring your own Device

Vorteile

Nachteile

Nutzer kann was er persönlich für sinnvoll hält (kann auch ein Nachteil sein)

Infrastruktur muss gegebenenfalls angepasst werden

Nutzerzufriedenheit höher?

Wie vielen Nutzer stimmen zu, beziehungsweise wollen dies?

Argument für Young Professionals?

Steuer?

Notebooks und andere Devices halten länger, werden seltener verloren bzw. bestohlen

Lizenzkosten, Lizenzrecht

Support?

Quelle: Experton Group

In den meisten Unternehmen sei das Management aktuell bereits mit entsprechenden Tablets ausgestattet. Die nächste Unternehmensebene, wird nach Meinung der Experton Group der Vertrieb und das Marketing sein und anschließend seien es die Außendienstmitarbeiter und die Techniker, die mit passenden mobile Devices wie Smartphones oder Tablets ausgestattet werden.

Bringen Mitarbeiter ihr eigenes Gerät in ihren Firmenalltag ein, gilt es jedoch auf Arbeitnehmer- aber auch auf Arbeitgeberseite entsprechende Regeln und Zugeständnisse zu beachten. Oder sollte man besser sagen: "gälte es . . . "? Denn an diesem Punkt scheiden sich oftmals die Geister. Die technische Handhabung und (lizenz-)-rechtliche Aspekte, Schutz von Firmendaten sind nur drei von diversen Themen, die das Unternehmen mit den Mitarbeitern regeln muss. Eines der berühmten jüngsten Beispiele ist die Betriebsvereinbarung des Automobilkonzerns VW, dessen Betriebsrat das automatische Abschalten des Blackberry-Servers 30 Minuten nach Ende der Gleitzeit erwirkte.

Die Vorarbeit

Sind die Regeln gefixt, heißt es für das Unternehmen im schlimmsten Fall mobile Geräte von unterschiedlichen Herstellern und vor allem mit unterschiedlichen Betriebssystemen, die teilweise bei Android auch noch herstellerabhängig manipuliert wurden, zu verwalten. Der günstigste Fall ist der, dass ein Unternehmen entscheidet, einzelnen Mitarbeitergruppen eine Auswahl an mobilen Geräten anzubieten, unter denen sie auswählen können. Das verhindert zumindest den Wildwuchs an Betriebssystemen. In diese Entscheidungsphase kann sich der Fachhandel aktiv mit einbringen, indem er gemeinsam mit dem Management die Vor- und Nachteile der einzelnen Geräte (Notebook, Tablet, Smartphone) für verschiedene Mitarbeitergruppen herausarbeitet, gleichzeitig die Entscheidung für das Betriebssystem unterstützt und zum Ende den technischen Support sowie das Mobile device Management anbietet. In diesem Markt sieht Experton Group bis zum Jahr 2015 in Deutschland ein Potenzial von 260 Millionen Euro in Form von MDM-Services, 230 Millionen Euro mit MDM-Software und 29 Millionen Euro mit MDM-Hardware.

Reseller, die sich im Bereich des Mobile device management ein Standbein aufbauen wollen, können das nicht alleine. Je nach Kundensituation ist der passende Hardware-Partner die Grundvoraussetzung. Unter Umständen können auch auch Storage- und Netzwerkausstattung zum Projekt gehören. Genauso wichtig ist anschließend die MDM-Software. Hier tummeln sich mittlerweile rund 200 Unternehmen im Markt. Spezialisten gehen davon aus, dass der harte Kern aus rund 50 Softwarehersteller besteht. Reseller sollten vor allem einen Blick auf den Hintergrund eines MDM-Anbieters werfen. Wie lange besteht das Unternehmen bereits am Markt? Bietet es bereits Management-Software in anderen Segmenten an? Wird es den Anbieter auch in einigen Jahren noch geben?

Denn eines ist nicht ganz trivial: Je nach Anzahl der in einem Unternehmen zu betreuenden Geräte und der Tiefe, in denen das Unternehmen die Richtlinien festsetzen möchte, kann es einen großen Zeitaufwand bedeuten. Verschwindet der Software-Anbieter dann nach einem Jahr vom Markt, sind keine Updates mehr gewährleistet, und die Geräte müssen auf eine neue Plattform umgezogen werden.

Diese Plattform könnte zum Beispiel "MaaS 360" des Hersteller Fiberlink sein. Dieses Management-Tool ist eine cloud-basierte Lösung, mit der sich Smartphones und Tablets verwalten lassen, die auf den üblichen bekannten Betriebssystemen wie Apple iOS, Android, Blackberry und anderen basieren. Der Hersteller wirbt mit "MDM in 5 Minuten". Um sich mit der Plattform vertraut zu machen, wies Robert Kunst, Channel Manager Europe bei Fiberlink die anwesenden Händler auf die 30-Tage-Testversion, zu finden auf der Website www.maas360.com/tools-and-trials/downloads, hin. Die Anwendung existiert bisher nur in englischer Sprache.

Dass viele Unternehmen mit den mobilen Geräten noch nicht so richtig wissen, wo sie deren Management unterbringen sollen, erläuterte anschließend Jörg Ziegler, Technical Sales IBM Software: "Stand heute behandeln die Unternehmen Smartphones wie die IT. Wenn eine Trennung existiert, dann nur zwischen Data-Management und Client-Management und häufig landen die Smartphones im Client-Management." Ziegler nannte auch einige Fragen, die Händler in Verbindung mit Mobile device management mit ihren Kunden abklären sollten. Dazu gehören:

Welche mobile Applikationen und Daten benötigen Sie?

- E-Mail
- Kontakte
- Kalender
- Intranet-Zugang
- sensitive persönliche Informationen
- andere

Welche Sicherheitssysteme würden Sie normalerweise für einen Desktop vergeben?

- Security Policy
- Passwort
- automatische Geräteabschaltung (Timout)
- Datenverschlüsselung
- Malware-Schutz
- andere

Welche zusätzlichen Kontrollen brauchen Sie für Mobile Geräte?

- Löschen der Daten über externen Zugriff (Data Wipe)
- Löschen und Sperren des Gerätes über externen Zugriff
- andere

Welches Betriebssystem wollen Sie in Zukunft supporten?
- Blackberry
- Windows Mobile
- Symbian
- iOS
- Android

Auch IBM stellt eine 30-tägige Testversion des "Tivoli Endpoint Manager" im Internet zur Verfügung.

Device Management und die Hardware

Mobile Device Management existiert nicht erst seit es das iPad gibt. Vor allem RIM hat bereits vor Jahren mit dem Blackberry Enterprise Server die kombinierte Vermarktung des Soft- und Hardwareangebots optimiert. "Der Blackberry-Markt ist nicht tot", prognostizierte jedenfalls Axel Conrad, Senior Alliance Manager bei RIM während seines Vortrags. Zu Beginn des kommenden Jahres sollen unter dem neuen Betriebssystem Blackberry 10 nicht nur die eigenen Smartphones und Tablets des Herstellers laufen.

Das Management-System "BlackBerry Mobile Fusion" will RIM ab 2013 die Türen auch für mobile Geräte öffnen, die unter den Betriebssystemen Apple iOS oder Google Android laufen. So werden die eigenen Geräte mit dem BlackBerry Device Service verwaltet und für Produkte mit anderen Betriebssystemen soll der Universal Device Service zur Verfügung stehen. Eine kostenlose 60-Tage-Testversion ist auf der Website des Herstellers unter diesem Link erhältlich.

Um umfassenden Support für die Android-Geräte zu bieten, hat der Hersteller Motorola im Februar letzten Jahres das Startup 3LM (Three Laws of Mobility) gekauft. Die Motorola-Tochter vergibt jedoch weiterhin auch Lizenzen an andere Hersteller. Das derzeit noch schwebende Übernahmeverfahren von Motorola durch Google erschwerten es dem Motorola Sales-Manager Stefan Liss in einigen Fragen klare Auskunft zu geben, aber man spreche durchaus ab und zu auf den gemeinsamen Bürogängen miteinander. Eine seiner wichtigen Aussagen zum Thema war: "Google hat uns vermittelt, dass B2B ein wichtiges Thema ist und dass sich im Bereich MDM noch viel tun wird." Liss versicherte auch, dass Motorola die Update-Prozeduren künftig beschleunigen werde.

Ein weiterer Smartphone-Hersteller, der immer mehr den Business-Markt ins Auge fasst, ist Samsung. Samsung. Das spiegelt sich vor allem in den Anwendungsmöglichkeiten des aktuellen Shootingstars "Galaxy SIII" mit der Android-Version 4.0.4 wieder. "Samsung goes B2B" hieß daher auch der Titel des Vortrags von Michael Meyer, Head of B2B & BDM bei Samsung. Die von Samsung stark in Richtung Business-Anwendungen manipulierte Android-Version wartet mit vielen Anwendungsmöglichkeiten in Verbindung mit verschiedenen Software-Partnern wie Mobile Iron, Juniper, IBM, Cisco, Citrix oder VMware auf. (bw)