PayPal-Deutschland-Chef Arnulf Keese

„Mobile ist ein Katalysator für Veränderungen im Handel“

24.10.2013 von Matthias Hell
Auf den ersten Blick scheint PayPal mit Aktionen wie dem flächendeckenden QR-Code-Shopping in der Innenstadt von Oldenburg vor allem Marketingeffekte zu verfolgen. Doch die neuen mobilen Bezahllösungen des E-Payment-Marktführers verknüpfen die Kanäle Online und Offline und bieten auch dem stationären Handel neue Chancen. ChannelPartner sprach darüber mit PayPal-Deutschland-Chef Arnulf Keese.
In Deutschland sorgt PayPal vor allem mit seiner QR-Shopping-App für Aufsehen. Zuletzt nutzte der Bezahldienst die Oldenburger Innenstadt für einen Pilotlauf

Noch vor wenigen Jahren war PayPal ausschließlich ein Online-Bezahlservice. Inzwischen bietet PayPal auch Bezahldienste für den stationären Handel an. Sie haben wiederholt Mobile Payment als Impulsgeber für diesen Wandel bezeichnet. Können Sie das näher erklären?

Keese: Mobiler Handel ist derzeit bereits ein wesentlicher und stark wachsender Kanal. Dies liegt insbesondere an der enormen Verbreitung mobiler Endgeräte. Jedoch ist Mobile kein Selbstzweck, sondern ein Katalysator für Veränderungen im Handel. Und vor allem getrieben durch die Kunden, die dank neuer Technologien ihre Verhaltensmuster ändern. Nutzer können so ganz flexibel, und mit Informationen gestärkt, Käufe vorbereiten, sich inspirieren lassen, Informationen und Preise vergleichen sowie den Kauf sicher abschließen. All dies unabhängig von festen Kaufkanälen. PayPal ist im Bereich mobiler Bezahlung Vorreiter und bietet seine Dienste auf allen Kanälen an.

Eines der interessantesten kanalübergreifenden Angebote von PayPal ist Ihre QRShopping-App. Diese wird nun seit mehr als einem Jahr von einer Reihe von Pilot-Partnern eingesetzt. Welche Erfahrungen haben die beteiligten Händler damit gemacht?

Keese: In der Tat hat PayPal über die letzten Monate operative Erfahrungen mit der PayPal QRShopping App gesammelt. Wir konnten ganz unterschiedliche Händler gewinnen, eine breite Produktauswahl anbieten sowie mit unterschiedlichen Medien arbeiten. Dabei stellen wir fest, dass sich das Kundenverhalten nachhaltig ändert und Käufe abgeschlossen werden, wenn die Angebote über einen längeren Zeitpunkt präsent und Kunden ein wenig Zeit haben, die Lösung zu nutzen. So war unsere Kampagne mit der ComputerBILD und Cyberport erfolgreich, wie auch die elektronischen Säulen mit Angeboten an populären Standorten Zum Erfolg führt letztlich immer eine Mischung aus gutem Angebot und richtigem Medium.

In den USA bieten Sie mit der Hardware-Lösung PayPal Here eine weitere Neuerung an, die es auch kleinen Händlern ermöglicht, Kreditkartenzahlungen entgegenzunehmen. Wie ist die Resonanz auf diesen Dienst?

Keese: Umfragen zeigen uns, dass insbesondere kleinere Händler einen großen Mehrwert darin sehen, kostengünstig ihr Portfolio an Zahlungsoptionen zu erweitern. Käufer die nicht ausreichend Bargeld beim Einkauf bei sich haben, können dank dieser Paarung von Kartenlesegerät und Smartphone wie gewohnt sicher und schnell mit ihrer EC- oder Kreditkarte bezahlen. Der Verkäufer erhöht im Umkehrschluss seine Konversionsrate, da nicht jeder Kunde die Möglichkeit hat, den Umweg zum Bankautomaten in Kauf zu nehmen. Zudem umgeht der Verkäufer den Aufwand und das Risiko von Bargeldhandling und kann mit Angabe der Akzeptanz von Kartenunternehmen wie Visa oder Mastercard seine Professionalität unterstreichen.

Ebenfalls bislang nur in den USA verfügbar ist PayPal In-Store Checkout, Ihre Bezahloption für den stationären Handel. Was können Sie über die Erfahrungen dort berichten? Würde sich die POS-Bezahlvariante mittels Handynummer und PIN auch für den deutschen Markt eignen?

Keese: Unser Ziel ist es, sowohl dem Shopper als auch dem Händler spürbare Mehrwerte während des Einkaufsprozesses zu schaffen. Die Vielzahl an verschiedenen Händlern verlangt ganz unterschiedliche Ansätze für die Bezahlung im Ladengeschäft. Zum Beispiel haben insbesondere große Handelsmärkte starkes Interesse an einer schnellen Abfertigung an der Kasse, während zum Beispiel kleinere Boutiquen ein hohes Maß an Interaktion mit Kunden erreichen möchte. Natürlich möchten Kunden keine langen Wartezeiten, einen transparenten und sicheren Zahlungsprozess und vielleicht das ein oder andere preislich reduzierte Angebot nutzen. Daher wird auch PayPal verschiedene Möglichkeiten der Zahlung im Laden beziehungsweise am POS anbieten und pilotiert diese auch bereits in verschiedenen Regionen. In Deutschland lernen wir gerade sehr viel über QR-Code-basiertes Zahlen, in Frankreich kann man bei McDonalds direkt aus einer mobilen App bezahlen und in den USA besteht bereits seit geraumer Zeit die Möglichkeit der Bezahlung über Handynummer und PIN.

In Deutschland haben die Kunden evtl. andere Präferenzen – und genau das berücksichtigen wir bei lokalen Ansätzen, um die Kundenbedürfnisse perfekt zu bedienen.

„Wir wollen spürbare Mehrwerte für Kunden und Händler bieten“

Von Giropay kam Arnulf Keese 2006 zu PayPal und amtiert seit 2011 als Deutschland-Chef der eBay-Tochter
Foto: PalPal

Sie haben vorher In-App-Payments angesprochen. Inwiefern eignen sich App-Lösungen auch für den Einzelhandel? Das Experiment mit McDonalds in Frankreich ließe sich ja auch auf verschiedene andere Handels- und Dienstleistungsmodelle übertragen...

Keese: Eine intelligente In-App-Payment Lösung kann in der Tat in verschiedenen Szenarien sehr sinnvoll sein, kann man doch hiermit bestehende Prozesse im Handel wesentlich optimieren. McDonalds ist hier ein gutes Beispiel: Ich bestelle einfach meine Produkte vor und bezahle sie bereits. Ich muss mich dann im Laden nicht mehr anstellen und warten, sondern kann direkt meine Produkte abholen.

Oder nehmen Sie die Cinemaxx Gruppe, bei der ich meine Kinokarte über das Mobiltelefon kaufen kann. Wann immer die Erfahrung für den Nutzer verbessert werden kann, zum Beispiel Wartezeiten verkürzt werden können, macht eine Lösung Sinn. Bezahlung ist hier in vielen Fällen essentiell.

Gemeinsam haben alle diese Ansätze, dass sie vor allem ein Problem des Kunden lösen und so dem Händler und dem Endkunden einen Mehrwert generieren. Das wiederum ist dann der Grund mobile Lösungen zu nutzen und das wiederum steigert den mobilen Umsatz der innovativen Händler. Wir helfen nur dabei, dass dieser Mehrwert entsteht und genutzt werden kann.

Die neuen Mobile-basierten Bezahlmöglichkeiten von PayPal eröffnen dem stationären Handel interessante Möglichkeiten: Einzelhändler können damit Kunden mit einer hohen Affinität zum Onlinehandel erreichen - und das ohne selbst E-Commerce-Anbieter sein zu müssen…

Keese: Das ist sicherlich einer der zentralen Punkte: Händler erhalten neben einer erprobten Zahlungsmethode Marketing-Zugang zu potentiell 12 Millionen aktiven Nutzern in Deutschland, die sowohl stationär, online oder mobil im gesamten Einkaufsprozess angesprochen werden können. Über die Cloud-basierte PayPal-Zahlung kann die Zahlung dabei mit Mehrwertfunktionen wie Loyalty-Angeboten, individuellen Coupons, Ratenkauf und ähnlichem kombiniert werden. Dabei gehen wir auch auf spezifische Händlerwünsche und Gegebenheiten ein.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Hebel, die PayPal mit seinen neuen Bezahlangeboten dem Handel bereitstellt?

Keese: Das ist zunächst die Verbesserung der Einkaufserfahrung und damit die Steigerung der Kundenzufriedenheit. Ebenso ermöglichen wir die Optimierung bestehender Prozesse im Handel sowie die Ansprache neuer Kundengruppen.

Betrachtet man Ihre aktuellen Initiativen, so erscheint es, als ob PayPal gerade dabei ist, sich vom reinen Online-Bezahldienst zu einem Bezahldienstleister für den gesamten Handel – im Netz, aber auch stationär – zu wandeln. Ist das richtig?

Keese: Wir arbeitet daran, dass PayPal-Kunden wann und wo immer sie mit PayPal bezahlen möchten, auch mit PayPal bezahlen können. Getreu dem Motto „Anytime, Anywhere, Any way“ ist PayPal überall dort verfügbar, wo Kunden zur Kaufabwicklung eine vertraute, schnelle, einfache und vor allem sichere Zahlungsmethode nutzen wollen. Und zwar sowohl online als auch über ihr Mobiltelefon.

Über PayPal wurden bereits 2012 14 Milliarden US-Dollar an mobilen Zahlungen durchgeführt – durchgeführt – mehr als das Dreifache des Volumens mobiler Zahlungen im Jahr 2011. Und für das laufende Jahr erwarten wir einen mobilen Warenumsatz in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar. PayPal konzentriert sich dabei sowohl auf die Bedürfnisse der Händler als auch die Ansprüche der Kunden. Daher sehen wir uns als Mittler zwischen Händler und Konsument und möchten Handel ganz unabhängig vom Kanal und der jeweiligen Situation ermöglichen. Das Einkaufen direkt aus dem Katalog, von Postern, digitalen Displays oder durch die Schaufensterscheibe ist nur der Beginn von möglichen Anwendungen. Im Bereich des Einkaufens – egal ob online, mobil oder im Laden – wird PayPal künftig zusätzliche Leistungen und Dienste anbieten, die nicht nur die reine Zahlungsabwicklung, sondern darüber hinaus spürbare Mehrwerte für Kunden und Händler bieten. (mh)