Mobile Weggefährten

12.03.2007 von Tim Kaufmann
Navigation, Freisprecheinrichtung und Musik-Player – beim Autohersteller kosten diese Funktionen viel Geld. Die günstige Alternative heißt Portable Navigation Assistant – kurz PNA. Digital.World stellt sechs aktuelle Minicomputer vor.

Wenn es nachts an der Ampel aus dem Auto nebenan hellblau herüber leuchtet, steckt immer öfter ein PNA dahinter. Die Navigationsspezialisten im Format eines Pocket-PCs lotsen den Fahrer sicher zu unbekannten Ufern, ganz ohne Jonglieren mit dem Stadtplan oder Streitereien mit dem kartenlesenden Beifahrer. Schwer im Trend liegen PNAs mit praktischen Zusatzfunktionen wie Stauwarner, MP3-Player, Freisprecheinrichtung und Videodisplay. Den aktuellen Stand der Technik zeigen wir Ihnen am Beispiel sechs aktueller Geräte, die schon ab 200 Euro erhältlich sind.

Die wichtigste Aufgabe, nämlich den Fahrer sicher von A nach B zu bringen, erfüllen mittlerweile alle PNAs gut. Zwei- und drei dimensionale Kartendarstellung und Sprachausgabe haben die früher vor allem bei billigen Geräten übliche Pfeildarstellung weitgehend abgelöst. Auch TMC-Empfänger gehören beinahe zur Grundausstattung. Sie hören den Verkehrsfunk ab und können deshalb aktuelle Stau-Infos in der Routenplanung berücksichtigen. Mit TMC pro, das seine präziseren Stau-Infos aus den Daten Tausender auf Autobahnen und in LKWs angebrachter Sensoren gewinnt, steht schon ein Nachfolgesystem ins Haus. Der K580 von Klicktel beherrscht bereits TMC Pro.

Deutliche Unterschiede zwischen den Geräten zeigen sich beim mitgelieferten Kartenmaterial. Achten Sie darauf, dass das PNA-Paket alle Länder enthält, die Sie benötigen, denn nachträglich gekaufte Karten sind teuer. Gespeichert werden die Daten meistens auf SD-Card, die man einfach in den PNA einsteckt und so auch unterwegs bequem wechseln kann. Davon abgesehen, geben vor allem die Zusatzfunktionen den Ausschlag für die Kaufentscheidung. Das Blaupunkt Traffic Assist Highspeed II bringt einen MP3-Player mit, Garmin hat zusätzlich sogar eine Freisprecheinrichtung integriert.

Becker Traffic Assist Highspeed II

Das Traffic Assist Highspeed II besticht mit einem hochwertigen Gehäuse und einem knackigen Display. Letzteres verträgt auch Sonneneinstrahlung, ohne dass es dadurch merklich schlechter ablesbar ist. Dem Nachfolger des erfolgreichen Traffic Assist Highspeed hat Becker ein TMC-Modul spendiert, so dass Verkehrsbehinderungen automatisch mit in die Reiseroute einkalkuliert werden können.

Für die Unterhaltung unterwegs sorgen ein Bildbetrachter und ein MP3-Player, der auch Songs in Microsofts WMA-Format abspielt. Dafür sollte man aber die Anschaffung einer 2 GB großen SD-Karte einplanen, denn das mitgelieferte 1-GB-Modell ist bereits mit Kartenmaterial gefüllt. Neben den guten Navigationseigenschaften gefällt am Becker-Gerät vor allem die sehr durchdachte Bedienung. Diese erfolgt weitgehend über den mit 3,5 Zoll durchschnittlich großen Touchscreen, der von einem auffälligen roten Knopf ergänzt wird, mit dem man Untermenüs verlässt.

FAZIT: Viele Stärken, keine echten Schwächen – das Traffic Assist Highspeed II ist ein prima Allrounder zum fairen Preis.

Camos CN-770

Das auffälligste Merkmal des CN-770 ist sein riesiger Monitor, der mit 7 Zoll doppelt so groß ist wie bei PNAs üblich. Damit die große Bildfläche auch tatsächlich genutzt wird, hat Camos eine an die üppigen Platzverhältnisse angepasste Version der Software Mobile Navigator 5 integriert. Das wirkt sich auch positiv auf die Bedienbarkeit aus. Dank zweier zusätzlicher Video-Eingänge lassen sich weitere Bildquellen an das CN-770 anschließen, beispielsweise ein DVD-Player oder ein DVB-T-Empfänger.

Praktisch für das Wohnmobil: Für 100 Euro ist eine passende Rückfahrkamera als Zubehör erhältlich. Zwischen den Bildquellen schaltet man mit Hilfe der mitgelieferten Fernbedienung um. Dem mobilen Einsatz des CN-770 steht nicht nur sein hohes Gewicht von rund 600 Gramm entgegen. Der fehlende Akku macht den Betrieb außerhalb des Fahrzeugs schlicht unmöglich. Unverständlich ist, dass das teure Gerät keinen TMC-Empfänger enthält.

FAZIT: Dem großen Display und vielen Anschlüssen stehen hohes Gewicht und hoher Preis gegenüber. Das CN-770 hat sein Zuhause im Wohnmobil.

Garmin Street Pilot c550

Das Street Pilot c550 steckt in einem soliden Gehäuse, dessen silberner Rand aber empfindliche Augen bei Sonneneinstrahlung blendet. Karten für 23 europäische Länder sind im Gerät hinterlegt. Zusätzlich stehen 500 MB Speicher für MP3-Dateien zur Verfügung. Diese werden per USB-Anschluss vom PC aus auf den Garmin überspielt. Das TMC-fähige Gerät lässt sich per Bluetooth mit dem Handy verbinden und arbeitet dann als Freisprecheinrichtung, wobei Stimmaufnahme und -wiedergabe über die integrierten Lautsprecher oder das Mikrofon erfolgen.

Ein Aufkleber am Gehäuse warnt Diebe davor, dass das Gerät ohne Kenntnis der vom Eigentümer hinterlegten Geheimzahl wertlos ist. Vergisst der Besitzer seine Geheimzahl, bringt er den Garmin-Piloten einfach an die Position zurück, an der sie erstmals eingegeben wurde – das Gerät schaltet sich dort wieder frei. Die Sprachfunktion, die Straßennamen während der Navigation vorliest, verwirrt leider manchmal mehr, als dass sie zur Navigation hilfreich ist.

FAZIT: Mit 23 fest eingespeicherten Europa-Karten und Platz für ca. zehn Stunden MP3- Musik eignet sich das Street Pilot c550 auch für lange Touren.

Hewlett-Packard iPAQ rx5935 Travel Companion

Dieser iPAQ basiert auf Windows Mobile 5. Dadurch dient er nicht nur als Navigationssystem, sondern bietet auch den vollen Funktionsumfang eines Organizers inklusive Aufgaben-, Termin- und Adressverwaltung. Extras lassen sich durch Zusatz-Software nachrüsten. Mit Schnittstellen für Bluetooth und WLAN zeigt sich der rx5935 auch funktechnisch aktuellen PDAs ebenbürtig. Die Navigation erledigt die ausgereifte Software TomTom 6.

Im 2 GB großen internen Speicher ist das Kartenmaterial für Westeuropa vorinstalliert. Wem Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie die Hauptverkehrsstraßen Europas reichen, der greift auf den fast baugleichen rx5720 zurück. Dieser bietet nur halb so viel Speicher, kostet aber auch rund 100 Euro weniger. Mit seiner auf die horizontale Bedienung optimierten Ausrichtung des Gehäuses und dem guten Display, das auch Sonnenreflektionen verkraftet, ist der iPAQ für den Einsatz im Auto optimiert. Obwohl das Gehäuse etwas klobig wirkt, passt gerade noch in die Hosentasche.

FAZIT: Das HP-Gerät vereint die Funktionen von PNA und PDA. Noch besser wäre er mit handlicherem Gehäuse und Handy-Funktion.

Navman iCN 330

Mit dem rund 200 Euro teuren iCN 330 zeigt Navman, wie günstig man ein Navigationsgerät anbieten kann, wenn man alles weglässt, was zur Navigation nicht unbedingt notwendig ist. Kein TMC-Empfang, kein MP3-Player, kein Bildbetrachter, keine Freisprecheinrichtung, und wo andere Hersteller das Kartenmaterial für unzählige Länder mitliefern, liegt dem iCN 330 lediglich eine Deutschland-Karte bei. Weitere Länderdaten sind aufpreispflichtig.

Gesteuert wird das Navman-Gerät nicht über einen Touchscreen, sondern ausschließlich über die seitlich des Displays angebrachten Knöpfe. Das ist gar nicht schlecht, denn echte Tasten lassen sich besser ertasten als virtuelle. Umständlich wirkt aber die Zieleingabe, denn mangels Touchscreen muss man jeden Buchstaben einzeln über die Pfeiltasten ansteuern und dann mit einer weiteren Taste bestätigen. Das Display unterschreitet mit einer Diagonale von nur 2,8 Zoll die heute übliche Größe von 3,5 Zoll deutlich.

FAZIT: Wer einfach nur günstig navigieren möchte und keine Lust auf unzählige Optionsmenüs hat, für den ist das Navman iCN 330 genau richtig.

Novogo V50

Sich gleichzeitig auf den Straßenverkehr und den PNA zu konzentrieren, ist nicht immer leicht. Novogos Antwort auf dieses Problem besteht aus einer Sprachsteuerung, dank der das V50 aufs Wort hört – zumindest bei der Eingabe des Fahrtziels. Damit das reibungslos funktioniert, müssen die Ziele aber zuvor im Zielspeicher hinterlegt werden. Davon abgesehen, handelt es sich bei dem TMC-fähigen V50 um einen zeitgemäßen, aber nicht eben günstigen PNA.

Das 3,5 Zoll große, berührungsempfindliche Display wird von einer farbigen Blende umrahmt, die sich gegen Modelle in anderer Farbe auswechseln lässt. Die Schaltflächen auf dem Touchscreen sind ein bisschen klein geraten, so dass Anwender mit großen Fingern genau zielen müssen. Ähnlich wie das Klicktel-Gerät leistet sich das V50 Schwächen beim Bildaufbau, der hier ebenfalls ruckelt. Außerdem fehlt auch hier eine Schritt-für-Schritt-Wegbeschreibung. Wer gerne ins Ausland fährt, wird außerdem das spartanische Kartenmaterial bemängeln, das lediglich aus einer Deutschland-Karte besteht.

FAZIT: Wer sich für Sprachsteuerung begeistern und das knappe Kartenmaterial verschmerzen kann, greift zum V50.

Fazit

Weil die Geräte in den Einzelnoten sehr nah beieinander liegen, haben wir darauf verzichtet, einen Testsieger zu küren. Das erfreuliche Fazit lautet, dass der PNA-Markt für jeden Geschmack etwas zu bieten hat.

Suchen Sie einen möglichst günstigen Navigator, liegen Sie mit dem Navman iCN 330 richtig. Steht Ihnen der Sinn nach mehr Luxus wie üppigem Kartenmaterial, MP3-Player und Freisprecheinrichtung, erhalten Sie hingegen mit dem Garmin Street Pilot c550 eine attraktive Lösung mit ebenfalls sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.

Testverfahren

Allen Extras zum Trotz ist das Wichtigste an PNAs eine gut funktionierende Navigationsfunktion. Deswegen schlägt sie sich mit 50 Prozent in der Gesamtnote nieder. Bonuspunkte gibt es etwa für TMC-Funktion und umfangreiches Kartenmaterial.

Unter „Bedienung“ haben wir Aspekte wie Ablesbarkeit des Displays, Menüstruktur und Bedienelemente zusammengefasst. Zusatzfunktionen sorgen für bessere Noten beim Funktionsumfang. Bei der Bewertung der Ausstattung haben wir die Qualität der Zusatzfunktionen berücksichtigt, etwa, ob der MP3-Player gut klingt.