Mobile Mini-PCs

Netbook oder Tablet – wer ist der bessere Begleiter?

04.10.2010 von Sebastian Jentsch
Netbook oder Tablet-PC? Lesen Sie hier im Detail, welche Vor- und Nachteile diese Gerätetypen im Einzelnen zu bieten haben.

Warum die Tablet-PCs erst jetzt so richtig kommen

Bereits 1993 brachte Apple seinen ersten Tablet-Computer auf den Markt. Das Message Pad 100, besser bekannt als Newton (der Name des Betriebssystems), war allerdings seiner Zeit voraus. Der Personal Digital Assistant (PDA) traf nicht die erwarteten Verkaufszahlen und wurde 1998 wieder eingestellt.

Heute haben sich die Anforderungen der Nutzer als auch der Umgang mit dem Computer geändert. Dies liegt vor allem am erschwinglichen mobilen Internet. Für viele Menschen gehört es zum Alltag, in der S-Bahn die E-Mails zu checken oder mit der Bahn-App schnell die aktuell passende Zugverbindung herauszufinden. Kleine Geräte mit langen Laufzeiten, handlichen Displaygrößen und intuitiven Eingabemöglichkeiten sind für den mobilen Zweck ideal. An die Eingabe per Finger sind viele Nutzer durch den Umgang mit Smartphones gewöhnt. Ist der Schritt zum Tablet daher die logische Konsequenz?

Apples iPad gab Anfang 2010 den Startschuss zu einem Tablet-Hype. Viele Hersteller bringen nun nach und nach eigene, in der Regel 5 bis 10 Zoll große Modelle auf den Markt. Samsung stellte auf der IFA sein Galaxy Tab vor. Toshiba präsentierte den Folio 100, und hierzulande will die Berliner Firma Neofonie mit dem WeTab mitmischen.

Manche potenzielle Käufer sind sich nun unsicher, ob sie zu einem aktuellen Tablet-PC greifen sollen oder bei einem konventionellen Klapp-Computer in Form eines Netbooks bleiben. Welcher Geräte-Typ entspricht am besten Ihren persönlichen Anforderungen? Dieser Artikel will einen Überblick über die grundlegenden Eigenschaften von Tablet-PCs geben, ohne sich dabei in den Details einzelner Modelle zu verlieren.

Definition: Formfaktor und Technik

Was galt bisher als Tablet-PC und was versteht man darunter, seitdem es Apples iPad gibt? Und was ist ein Slate-PC?

Ein Tablet-PC im klassischen Sinn(!) ist ein tragbares Gerät, das per Stift oder Finger wie ein Notizbuch genutzt wird. Wichtigstes Element dazu ist ein berührungsempfindlicher Bildschirm, außerdem eine Software, die Gesten oder Handschriften bei der Eingabe erkennt. Der Newton von Apple war 1993 der erste Computer, der sich per Stift bedienen ließ.

HP Touchsmart tx2

Die meisten Tablets für den allgemeinen Bedarf (Consumer-Bereich) haben eine Slate-Bauform, weisen also keine integrierte oder herausklappbare Tastatur auf. Das iPad gehört ebenso in diese Kategorie wie das Galaxy Tab von Samsung. Die Convertible-Bauform dagegen bietet wie bei Notebooks ein aufklappbares Display, das aber über ein Einpunktscharnier auch gedreht und umgeklappt werden kann (Business-Tablet-PCs sind typischerweise solche Convertibles).
Die umgedrehten berührungsempfindlichen Bildschirme rasten in der Regel fest über der Tastatur ein, was eine sichere Gerätehandhabung erlaubt. Allerdings sind die Convertibles vergleichsweise wuchtig und die Displays durch das Gelenk oftmals nicht stabil. Convertibles sind im professionellen Einsatz seit Jahren stark verbreitet, beispielsweise in der Industrie, in Krankenhäusern oder bei Gutachtern. Auf diesen Geräten laufen in der Regel spezielle Programme für konkrete Einsatzzwecke. Consumer-Varianten sind bei Convertibles seltener, aber es gibt sie zum Beispiel von HP (Touchsmart tx2).

Digitizer-Panels mit ausschließlicher Stiftbedienung (Digitizer Pen) sind heute bei Consumer-Tablets unüblich. Verbreitet sind berührungsempfindliche Bildschirme (Touchscreens), die eine Bedienung mit den Fingern ermöglichen. Auch ihnen liegt im Regelfall ein Stift für ganz exakte Eingaben bei. Es handelt sich dabei lediglich um einen Stift mit Kunststoff-Spitze (Stylus Pen), der keine Elektronik enthält.

Samsung Galaxy Tab

Die Bildschirmauflösungen rangieren von 1024 x 600 (Galaxy Tab) und 1024 x 768 (iPad, Toshiba Folio 100) bis zu 1366 x 768 Pixeln (WeTab). Kleinere 5-Zoll-Tablets (12,7 Zentimeter) wie das Dell Streak haben 800 x 480 Bildpunkte. Zum Vergleich: Ein aktuelles iPhone 3GS löst mit 480 x 320 Pixeln auf, allerdings nur auf 3,5 Zoll (8,9 Zentimeter). Netbooks mit 10,1 Zoll (25,7 Zentimeter) sind mit nativen 1024 x 600 Pixeln dabei, teilweise für die Übersichtlichkeit auf 1152 x 864 interpoliert, um mehr Übersicht zu erlauben (etwa der Eee PC 1016P).

Die neuen Consumer-Tablets sind nicht mit Netbook-Komponenten, wie Intels Atom- oder Ultra-Low-Voltage-Prozessoren, ausgerüstet. Sie besitzen so genannte ARM-Prozessoren, die noch weniger Energie benötigen und für ein konventionelles Windows XP oder 7 zu schwach wären. Das iPad beispielsweise bietet dabei mit seinem Apple-A4-Prozessor 1GHz Taktung, ebenso das Samsung Galaxy Tab mit seinem Cortex-A8- oder das Dell Streak mit dem Qualcomm-Snapdragon-Prozessor.

Windows ist seit der XP Tablet PC Edition fit für die Eingabe mit dem Finger. Aufgrund der schwachen Hardware und der teuren Software-Lizenzen gibt es jedoch kein Slate-Tablet mit Windows als Betriebssystem (OS). Apple verwendet das abgespeckte iPhone OS. Hersteller wie Samsung oder Toshiba setzen auf das freie Android und möglicherweise später auf Googles Chrome. Android wurden bereits in Smartphones erprobt und optimiert.

Surfen, hören, sehen: Die Vorteile des Tablet-PCs

Das Hauptmerkmal eines Tablet-PCs ist die Fingereingabe. Per USB oder über Docking-Stationen lassen sich zwar normale PC-Tastaturen und -Mäuse anschließen, aber das ist nicht der Normalfall. Wer bereits ein Smartphone mit berührungsempfindlichem Bildschirm nutzt und sich mehr Übersicht auf dem Display wünscht, der findet im Tablet den richtigen Helfer.

Weil die Betriebssysteme dieselben sind wie auf Smartphones (also Android, iPhone OS, künftig wohl auch Chrome OS), müssen sich Nutzer möglicherweise nicht einmal umstellen. Wer allerdings von einem Windows Mobile Smartphone umsteigt oder bislang nur Windows XP, Vista oder 7 kennt, der muss sich erst an die Bedienkonzepte gewöhnen.

Apple iPad

Auf dem Sofa liegen oder in der Bahn sitzen und im Internet surfen oder ein E-Book lesen – das sind ideale Anwendungsfälle für Tablet-PCs. Die digitalen Notizbücher mit abgerundeten Ecken und relativ geringem Gewicht (Samsung Galaxy Tab 380 Gramm, Apple iPad 700 Gramm) liegen gut in der Hand. Durch die flache Form lassen sich die Geräte schnell im Rucksack verstauen.

Viele Tablet-PCs sind mit einem integrierten HSDPA-Modul für den mobilen Internetzugang ausgerüstet. Dies ist jedoch kein Standard, weshalb beim Kauf explizit darauf geachtet werden sollte. So ist zum Beispiel nur das Toshiba Folio 100 3G damit ausgestattet, nicht aber sein günstigeres Schwestermodell.

Toshiba Folio 100

Wer unterwegs Filme oder Videos anschauen will, der wird von der Hardware nicht enttäuscht. Die Grafikkerne, ob Nvidia Tegra 2 (Folio 100) oder PowerVR SGX540 (Galaxy Tab), sind in der Regel in der Lage, gängige Videoformate in kleinen Auflösungen darzustellen. Für die Wiedergabe gibt es zum Beispiel den kostenlosen Rockplayer (Android), der zahlreiche Formate unterstützt. Ein Nvidia Tegra 2 soll sogar das HD-Format 1080p flüssig decodieren können. Eingebaute Lautsprecher liefern den Ton zum Film. Bautechnisch bedingt ist die Akustik der kleinen Lautsprecher (meistens für Stereowiedergabe) nicht besonders gut, weshalb Kopfhörer empfehlenswert sind.

Ob ein Tablet-PC wie ein Smartphone auch telefonieren kann, hängt vom Gerät ab. Beim Samsung Galaxy Tab funktioniert es nur über ein Bluetooth-Headset. Beim Dell Streak kann der Nutzer über das integrierte Mikrofon telefonieren, und beim iPad gibt es diese Funktion gar nicht.

Erfahrungen: Tablet-PCs im Einsatz

Das intensiv getestete Apple iPad bringt einen hohen Spaßfaktor mit. Allerdings ist dieser Tablet-PC nicht als Notebook- oder Netbook-Ersatz zu betrachten, sondern als reine Unterhaltungsmaschine. Diese Grundeinschätzung lässt sich auch auf andere Tablet-PCs übertragen. Das interaktive Konsumieren von Inhalten wie Filmen, Websites oder E-Books bereitet auf den handlichen Geräten viel Freude. Manche Tablets haben allerdings keine entspiegelten Bildschirme (iPad), und unter Umständen kann zusätzlich deren Leuchtkraft bei Tageslicht zu schwach sein.

Die Laufzeit eines Tablet-PCs ist abhängig von der Displaygröße, der Akkukapazität und der Art der Benutzung. Die Akkulaufzeiten reichten in den vielen Tests von drei bis hin zu gut neun Stunden (iPad). Die Laufzeit ist unter einer dauerhaften CPU-Last kürzer, beim Surfen per WLAN länger. Die realen Durchhaltezeiten sind deutlich länger, da ein Tablet-PC oft für Stunden im Standby tatenlos auf Einsatz wartet oder sich der Bildschirm abschaltet. Samsung spricht für sein Galaxy Tab von einer achtstündigen Laufzeit, was aber noch nicht verifiziert werden konnte.

Wie jedes Smartphone kann ein Tablet mit verschiedenen Kalendern bestückt werden. Damit kann es in jedem Fall einen Zeitplaner wie Filofax ersetzen. Wer allerdings nebenher noch ein Smartphone für die Terminplanung benutzt, der wird auf Grund der Handlichkeit auch dabei bleiben.

Manche Tablet-PCs sind mit einem GPS-Empfänger zur geografischen Positionsbestimmung ausgerüstet (iPad 3G, Galaxy Tab). Mit dem entsprechenden Kartenmaterial aus den App-Stores mutiert der Tablet zu einem enorm großen Navigationsgerät.

Echte Arbeitsmöglichkeiten und der Preis: Die Vorteile des Netbooks

Die Vorteile des Netbooks liegen in der Tastatur und einer Prozessorausstattung, die mit Windows XP und 7 (Starter Edition) umgehen kann. Deshalb haben Nutzer zumindest theoretisch die Gewähr, dass alle gewohnten Programme auf dem Minisystem laufen. Eine Synchronisation mit kompatibler PC-Hardware ist problemlos.

Über eine Tastatur ist jeder froh, der mit einem mobilen System arbeitet und viel Text eingeben muss. Die virtuellen Tasten auf den berührungsempfindlichen Bildschirmen bieten zwar auch eine haptische Rückmeldung durch Vibration, an echten Tastenhub und Druckpunkt kommen sie jedoch nicht heran.

Wer einen Touchscreen trotz Netbook nicht missen will, der bekommt ihn mit einem Convertible Netbook (Asus Eee PC T101MT) oder einem Subnotebook (Acer Aspire 1820PTZ). Die Auswahl beschränkt sich allerdings auf diese beiden Geräte, das Gigabyte M912M ist nicht mehr verfügbar.

Zu guter Letzt sorgen die hohe Verfügbarkeit und der Preiskampf für ein breites Sortiment bei relativ niedrigen Preisen von knapp über 200 bis 400 Euro. Wer also auf der Suche nach einer entspiegelten Bildschirmanzeige samt HSDPA-Modul ist, wird auf jeden Fall fündig. Anders gesagt: Es gibt so viele unterschiedliche Modelle, dass sich Käufer nicht mit einem Makel (etwa zu geringe Displayhelligkeit) abfinden müssen.

Netbook-Übersicht: Modelle und Kosten

Aus der Unmenge an aktuell verfügbaren Netbooks sollen hier nur die interessantesten und neuesten Modelle mit guten Testergebnissen aufgeführt werden. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Hersteller

Gerät

Prozessor

Preis

Acer

Aspire One 521

AMD Athlon II Neo K125

Ab 320 Euro

Asus

Eee PC 1016P

Intel Atom N455

Ab 336 Euro

Asus

Eee PC 1018P

Intel Atom N455

Ab 389 Euro

Asus

Eee PC 1015P

Intel Atom N450

Ab 288 Euro

Asus

Eee PC R101

Intel Atom N450

Ab 289 Euro

Samsung

NB30-Pro Palm Touch

Intel Atom N450

Ab 399 Euro

Samsung

N220

Intel Atom N450

ab 360 Euro

Dell

Latitude 2110

Intel Atom N470

Ab 493 Euro

HP

Mini 210-1021EG

Intel Atom N450

Ab 288 Euro

Tablet-Übersicht: Modelle und Kosten

Die aktuellen oder in kurzer Zeit verfügbaren Tablet-PCs konzentrieren sich auf wenige Modelle und Hersteller. Die Liste wird sich aber schnell erweitern: So baut etwa Asus ein Eee Pad und Acer eine 5-, 7- und 10-Zoll-Serie (12,7, 17,8 und 25,4 Zentimeter) mit Android 3.0.

Hersteller

Gerät

Betriebssystem

Preis

Apple

iPad Wifi

iPhone OS

ab 499 Euro

Apple

iPad Wifi+3G

iPhone OS

ab 760 Euro

WeTab

WeTab 3G 32 GB

MeeGo

ab 569 Euro

WeTab

WeTab 16 GB

MeeGo

ab 449 Euro

Dell

Streak

Android 1.6

ab 560 Euro

Samsung

Galaxy Tab

Android 2.2

799 Euro (UVP)

Toshiba

Folio 100

Android 2.2

429 Euro (UVP)

Toshiba

Folio 100 3G

Android 2.2

529 Euro (UVP)

Darüber hinaus tummeln sich am Markt Tablet-PCs weniger bekannter Hersteller wie Hanvon mit dem B10 (10,1 Zoll/25,1 Zentimeter, Windows 7), Archos mit dem Archos 9 PCtablet (8,9 Zoll/22,6 Zentimeter, Windows 7) oder Hannspree mit seinem Tablet-PC (10,1 Zoll/25,1 Zentimeter, Android), die mit Preisen ab 399 Euro auf sich aufmerksam machen. PC Welt (bw)

Flachmänner
Archos: "Archos 8"
Apple: "iPad"
Reimund Sudheimer präsentiert auf der IFA 2010 den Prototyp des MSI "Wind Pad"
Samsung: "Galaxy Tab": 7-Zoll-Tablet mit Android vorgestellt
Samsung: "Galaxy Tab"
Toshiba: "Folio 100"
E-noa: "Interpad"
Archos: "Archos 9"
OLPC und Marvel: "XO3"
Cisco: "Cius"
HP Slate 500: Windows-7-Tablet vorgestellt
Ambiance Technology: "AT Tablet"
Apple: "iPad 2"