IDC: Schwellenländer erholen sich

Netbooks haben PC-Weihnachtssaison in EMEA gerettet

21.01.2010
Der PC-Markt in Europa, Nahost und Afrika (EMEA) konnte laut IDC im vierten Quartal 2009 mit wieder 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht zulegen. Positiv haben sich Netbook-Verkäufe und die Erholung in Schwellenländern bemerkbar gemacht.

IDC kommt oft zu leicht abweichenden Zahlen zu denen der Kollegen von Gartner, da die IDG-Schwester zum Beispiel keine x86-Server und OEM-Lieferungen mit einrechnet. Nach den Weltmarktzahlen von Gartner veröffentlicht IDC nun die EMEA-Zahlen für den PC-Markt.

Ursprünglich hatte IDC für den PC-Markt in Europa, Nahost und Afrika im vierten Quartal 2009 mit einem Jahresplus von 3,8 Prozent gerechnet. Mit 3,5 Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal blieb der Markt nur leicht hinter den Erwartungen zurück.

Im Gesamtjahr 2009 sind die Verkäufe von PC-Systemen (ohne x86-Server und OEM-Lieferungen) mit knapp 97 Millionen Stück aber in ein Minus von 5,3 Prozent gerückt.

Während der Desktop-Markt aufs Jahr gesehen um 13,3 Prozent weiter mächtig eingebrochen ist, konnten mobile Rechner ein zweistelliges Wachstum von 13,7 Prozent für sich verbuchen.

Die Markttreiber

In der Weihnachtssaison haben laut IDC vor allem Privatkunden das Geschäft mit Notebooks und Netbooks vorangetrieben. Retailer und Telekommunikationsunternehmen haben den Geräten in den letzten drei Monaten sehr stark beworben und gepusht. Die Erwartungen bezüglich der Zugkraft des neuen Betriebssystems Windows 7 wurden jedoch nicht in vollem Umfang erfüllt.

"Mit fünf Millionen verkauften Geräten in der Weihnachtssaison hat der Mini-Notebook-Markt 2009 ein Volumen von 14,5 Millionen Stück erreicht, was einem Wachstum von 110 Prozent gegenüber 2008 entspricht", erklärt IDC-Analystin Eszter Morvay und sie fügt hinzu:

"Mini-Notebooks werden auch 2010 hot bleiben, das Wachstum wird aber voraussichtlich nur geringere zweistellige Raten erreichen, da dann der Markt für Mainstream-Notebooks wieder anspringen wird." Hinzu kämen neue Herausforderer wie ultradünne, leichte Notebooks, Smartbooks und Tablet-basierende Geräte, die den Netbooks so manche Show stehlen könnten, gibt Morvay zu Bedenken.

Der westeuropäische Markt hat im vierten Quartal 2009 von privaten Weihnachtseinkäufen speziell in den Segmenten Netbooks und All-in-One-PCs (AIOs) profitiert. Letztere haben laut IDC auch den Desktop-Markt wieder vorangetrieben. Im B2B-Bereich haben die Hersteller aber weiter im Trüben gefischt. Die Verkäufe von kommerziell genutzten Desktop-PCs und portable Rechner haben sich in dem Segment gegenüber dem dritten Quartal 2009 etwas erholt, blieben in Westeuropa aber im Minus verglichen mit dem Vorjahresquartal.

Russland & Co. rappeln sich wieder

Nachdem die Verkäufe in Zentral- und Osteuropa ein Jahr zuvor stark ins Minus gerutscht sind und sich bis Q3/09 nicht wirklich erholt haben, ist der Markt Ende 2009 mit 10,1 Prozent oder 5,8 Millionen Systemen wieder deutlich angesprungen. Zweistellige Wachstumsraten in den meisten Ländern der Nahostregion haben auch Rest-EMEA (Nahost und Afrika) im vierten Quartal ein Wachstum von 17,5 Prozent beschert.

IDC-Analystin Stefania Lorenz zufolge haben die Notebook-Verkäufe in Zentral- und Osteuropa Ende 2009 mit 37,5 Prozent alle Erwartungen übertroffen. Einbrüche von 16 Prozent im Desktop-Markt der Region haben die Analysten nicht überrascht. Der Notebook-Markt in Rest-EMEA (MEA) ist im vierten Quartal 2009 verglichen mit dem Vorjahresquartal mit 57,5 Prozent besonders stark gewachsen.

Im Gesamtjahr 2009 registriert Lorenz aufgrund der vorläufigen IDC-Zahlen für den PC-Markt in CEMA (Zentral- und Osteuropa, Nahost und Afrika) ein Minus von 14 Prozent. Bei Einbrüchen von bis zu über 70 Prozent in manchen Ländern der Region Ende 2008 darf dies auch nicht wundern. Zu nennen sind in dem Zusammenhang besonders die einstigen Boom-Märkte Türkei, Ukraine und Russland, die nun wieder zum alten Wachstum zurückfinden sollen, ebenso Südamerika, so die Hoffnungen vieler Hersteller.

Die globale Wirtschaftskrise hat dem PC-Markt in EMEA zwar geschadet, die boomenden Netbook-Verkäufe und das rapide Wachstum im TK-Channel haben aber dazu beigetragen, dass sich die Anbieter einer starken Consumer-Nachfrage erfreuen konnten, was die Markteinbrüche teilweise wieder wettgemacht hat, merkt IDC-Vize Karine Paoli an.

Weiter sagt sie: "2010 wird der Markt nicht nur von einem Wiederanziehen der Business-Ersatzbeschaffungen, sondern von einer fortgesetzten Erholungen in CEE (Zentral- und Osteuropa) profitieren. Windows 7 und neue, günstige ultraportable Geräte werden auch die Verkäufe im Consumer-Bereich weiter beflügeln. Die Marktbedingungen bleiben aber hart, weil der Wettbewerb einen fortgesetzten Preisdruck mit sich zieht." Dennoch rechnet Paoli damit, dass der Markt wächst, was den Herstellern sowohl in Westeuropa als auch in den Schwellenländern gute Chancen vermittelt.

Anbieter-Ranking

Hewlett-Packard (HP) ist trotz leichter Minuszahlen mit einem Anteil von 20,2 Prozent im vierten Quartal 2009 unbestritten PC-König in EMEA geblieben. Deutliche Wachstumssprünge haben jeweils gut zweistellig die taiwanesischen Herausforderer Acer und Asus zu verzeichnen gehabt.

PC-Markt EMEA Q4/09 (in 1.000 Stück)

Anbieter

Stück Q4/09

Anteil Q4/08

Anteil Q4/09

Wachstum Q/Q

HP

6.127

21,4%

20,2%

-2,7%

Acer

5.951

16,1%

19,6%

26,2%

Dell

2.800

9,3%

9,2%

2,4%

Asus

2.420

6,9%

8,0%

19,4%

Toshiba

1.739

5,9%

5,7%

0,3%

Andere

11.341

40,4%

37,3%

-4,3%

Gesamtmarkt

30.378

100%

100%

3,5%

PC-Markt EMEA 2008/2009 (in 1.000 Stück)

Anbieter

Stück Q4/09

Anteil Q4/08

Anteil Q4/09

Wachstum Q/Q

HP

19.996

20,2%

20,7%

-3,0%

Acer

19.512

16,4%

20,2%

16,4%

Dell

9,256

10,7%

9,6%

-15,4%

Asus

6.194

6,3%

6,4%

-4,2%

Toshiba

5.662

6,0%

5,9%

-7,0%

Andere

35.949

40,3%

37,2%

-12,7%

Gesamtmarkt

102.019

100%

100%

-5,3%

Ersterer ist im vierten Quartal zwar wieder auf den zweiten Platz zurückgefallen, treibt aber mit aggressiven Angeboten die Marktkonsolidierung stark voran. Gewonnen hat Acer mit günstigen Netbooks und Mainstream-Notebooks nicht nur im Consumer-Segment, sondern auch bei SMB-Kunden sowie durch die Erholung in CEE.

Dell auf Platz drei hat im vierten Quartal 2009 verglichen mit dem Weihnachtsgeschäft des Vorjahres zwar leicht zulegen können, unterm Strich aber dennoch marginal Marktanteile verloren. Gleiches gilt auch für Toshiba, das Schlusslicht unter den Top Five in EMEA.

Im Gesamtjahr 2009 ist Acer HP gefährlich nah gekommen. Mit 16,4 Prozent war das Unternehmen auch das einzige unter den Top Five, das noch Zuwächse zu verzeichnen hatte, und das sogar im zweistelligen Bereich. HP hat drei Prozent eingebüßt, Dell 15,4 Prozent, der berühmte Rest jenseits der Top Five 12,7 Prozent gegenüber 2008. (kh)