Überkapazitäten und Engpässe

Neue Bauwut der LCD-Panel-Hersteller

29.07.2010
Nach gemäßigten Ausgaben im Krisenjahr 2009 investieren die LCD-Panel-Hersteller 2010 wieder immens. Damit sind aber neue Überkapazitäten vorprogrammiert, warnt iSuppli. Anders bei LCDs mit LED-Backlight, die bleiben knapp.
Jahr für Jahr geben die Top 13 der LCD-Hersteller mehr als 10 Milliarden Dollar aus.

Jüngsten Prognosen zufolge werden die 13 führenden LCD-Panel-Hersteller in Fernost 2010 über 16,9 Milliarden US-Dollar investieren. Das sind 43,2 Prozent mehr als 2009. In dem Krisenjahr hat die Panel-Industrie 29,3 Prozent weniger ausgegeben als 2008, es waren aber trotzdem über 11 Milliarden Dollar.

Das Wettrennen um immer größerer Panel-Werke der neuesten Generationen zur Verarbeitung von riesigen Muttergläsern (Glassubstraten) geht weiter und wird laut iSuppli auch diesmal wieder dazu führen, dass sich im Laufe des Jahres verstärkt Überkapazitäten einstellen werden, welche die Preise weiter nach unten drücken könnten. Laut DisplaySearch sinken die Panel-Preise Jahr für Jahr im Schnitt um 23 Prozent.

"Der Boom bei den Kapitalausgaben zur Erweiterung der Produktionskapazitäten bei LCD-Panels kommt inmitten einer erwarteten großen Verbrauchernachfrage nach großen LCD-TVs und speziellen Flat-Panel-TV-Technologien wie 3D und LED-Backlight", erklärt Sweta Dash, Seniorchefanalystin für LCD-Industriebeobachtung bei iSuppli. Ihr zufolge hat der Bauboom schon Anzeichen von Überkapazitäten mit sich gebracht.

Diese begannen im zweiten Quartal, als die Fabriken der meisten Panel-Hersteller noch zu fast 100 Prozent ausgelastet waren. AUO aus Taiwan hat bereits angekündigt, die Produktionskapazitäten leicht zu drosseln.

Die LCD-Industrie hat sich für das dritte Quartal, in dem normalerweise die Einkäufe fürs Weihnachtsgeschäft laufen, auf Engpässe eingestellt. Relativ enttäuschende Verkaufszahlen in China haben dort im zweiten Quartal zu hohen Lagerbeständen geführt, was zur Folge haben wird, dass im dritten Quartal weniger Panels benötig werden als ursprünglich erwartet.

Während die Panel-Industrie insgesamt auf Überkapazitäten zusteuert, sind Produkte mit LED-Backlight aufgrund von Komponentenenpässen noch immer knapp.

LG Display wird mit rund 4,6 Milliarden Dollar am meisten in den Kapazitätsausbau investieren, gefolgt von Samsung mit 4,3 Milliarden Dollar. Anfang des Jahres hatte AUO (AU Optronics, Taiwan) noch die zweitgrößte Investitionssumme genannt. Neuen Zahlen zufolge muss sich AUO nun genauso wie CMI (Chi Mei Innolux, Taiwans neue Nummer 1) mit 3,1 Milliarden US Dollar bescheiden, zumal das Unternehmen auch den Bau einer 7.5G-Fabrik in China beantragt hat.

Die beiden koreanischen Riesen stecken den größten Teil ihrer für 2010 geplanten Investitionen in den Ausbau ihrer 8.5G-Kapazitäten. In den 8.5G-Werken werden 5,5 qm große Muttergläser verarbeitet. Sharp ist soweit der einzige Hersteller mit einer laufenden 10G-Produktion für 8,7 qm große Muttergläser. AUO plant den Bau eines 11G-Werks für über 10 qm große Glassubstrate. Samsung denkt schon an eine 12G-Produktion.

Schätzungen zufolge wird die globale Gesamtfläche großer LCD-Panels 2010 um 44 Prozent und 2011 um 16 Prozent anwachsen. (kh)