Notebook-Zukunft

Neue Centrino-Prozessoren von Intel

15.02.2008 von Malte Jeschke
Die 45-nm-Prozessoren halten jetzt auch in der mobilen Centrino-Plattform Einzug. Damit sollen sich Laufzeit und Leistung verbessern.

Intel erneuert beinahe schon traditionell zwischen einem echten Generationswechsel seine Notebook-Plattform Centrino. Im Mai 2007 hatte Intel die sogenannte Santa-Rosa-Plattform auf Basis der bis dato aktuellen Core-2-Duo-Prozessoren mit 800 MHz FSB eingeführt. Jetzt halten die neuen Core-2-Duo-Prozessoren (Codename Penryn) mit 45 nm Strukturbreite in der Notebook-Plattform Einzug.

In Sachen Centrino kann Intel wohl mit Fug und Recht von einem erfolgreichen Plattform-Marketing sprechen. Was in anderen Segmenten nicht funktioniert, klappt hier augenscheinlich – und das schon seit 2003. Wer ein Intel-basiertes Notebook meint, spricht von Centrino. Dabei werden im Volksmund auch schon mal Notebooks mit Centrino bezeichnet, die diese Auszeichnung eigentlich nicht offiziell verdienen, sondern lediglich eine Intel-CPU ihr Eigen nennen.

Die schlichte Markenkennung Centrino bringt aber gerade bei technologischen Generationswechseln den Nachteil mit sich, dass nicht auf Anhieb erkennbar ist, welche Ausbaustufe sich hinter der Bezeichnung verbirgt. Es existiert keine generationsorientierte Nummerierung, die Logos helfen da ebenfalls nicht konkret weiter.

Es existieren bis dato drei unterschiedliche Ausführungen der optischen Kennzeichnung. Das schlichte Centrino-Logo ohne Zusatz, das Logo mit dem Kürzel „Duo“, hinter dem sich seit dem Intel Core Duo die Doppelkernprozessoren zu erkennen geben sowie das Centrino-Pro-Logo. Letzteres wurde mit der Santa-Rosa-Plattform und der dazugehörigen optionalen Unterstützung von Intels vPro-Technologie eingeführt. Der seinerzeit vermittelte Eindruck, dass sich damit nun Consumer- und Business-Notebooks per Logo unterscheiden ließen, bewahrheitete sich in der Praxis nicht. Längst nicht jedes ausgewiesene Business-Notebook unterstützt vPro und darf sich deshalb auch nicht mit dem entsprechenden Logo schmücken. Im Alltag haben Endkunden wohl die Namenszusätze wie „Duo“ oder „Pro“ mehr hin- als wahrgenommen.

In Zukunft möchte man sich bei Intel auf zwei Logos beschränken und unterscheidet nur noch zwischen mit und ohne vPro-Unterstützung. Letztere Version trägt dann einfach „vPro“ im Logo.

Logistik: Die neue Kennzeichnung (rechts) beschränkt sich auf die Ausweisung der vPro-Unterstützung.

Prozessoren und Preise

Die neuen Prozessoren für die Santa-Rosa-Plattform basieren auf dem Penryn-Kern. Bislang lag den mobilen Core-2-Duo-Prozessoren wie bei der Vorgängerplattform der Merom-Kern zugrunde. Die mobilen 45-nm-Prozessoren arbeiten wie ihre Merom-basierten Vorgänger mit einem FSB von 800 MHz. An der Intel-Core-2-Duo-Bezeichnung ändert sich nichts, es kommen lediglich neue Modellnummern hinzu. Im Gegensatz zu den bestehenden CPUs, die mit maximal 4 MB L2-Cache auskommen müssen, bieten die Penryn-Prozessoren maximal 6 MB L2-Cache.

Neue mobile Core-2-Duo-Prozessoren

Modell

Taktfrequenz (GHz)/FSB (MHz)

Cache (MB)

Listenpreis (US-Dollar)

Core 2 Extreme X9000

2,8/800

6

851

Core 2 Duo T9500

2,6/800

6

530

Core 2 Duo T9300

2,5/800

6

241

Core 2 Duo T8300

2,4/800

3

209

Core 2 Duo T8100

2,1/800

3

316

Intel beginnt das 45-nm-Zeitalter bei Notebooks zunächst mit fünf Prozessoren. Das Einstiegsmodell ist der T8100 mit 3 MB L2-Cache und einer Taktfrequenz von 2,1 GHz. Als Topmodell kommt der Core 2 Extreme X9000 mit 2,8 GHz Taktfrequenz. Die Preise für die T-Modelle liegen auf dem Niveau der Merom-basierten Vorgänger. Dies wird unter anderem dafür sorgen, dass der Übergang zu den neuen Prozessoren am Markt relativ zügig erfolgen wird.

Die Einführung der neuen Prozessoren macht das mobile Core-2-Duo-Line-up nicht unbedingt übersichtlicher, auch wenn nicht alle Varianten noch am Markt gehandelt werden. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der mobilen Intel-Prozessoren, beschränkt auf die gängigen T-Modelle der Baureihe, ohne ULV- oder LV-Versionen.

Mobile Intel Core-2-Duo-Prozessoren

Modell

Taktfrequenz (GHz)

FSB (MHz)

L2-Cache (MB)

Strukturbreite (nm)

T9500

2,6

800

6

45

T7800

2,6

800

4

65

T9300

2,5

800

6

45

T7700

2,4

800

4

65

T8300

2,4

800

3

45

T7600

2,33

667

4

65

T7500

2,2

800

4

65

T7400

2,16

667

4

65

T8100

2,1

800

3

45

T7300

2

800

4

65

T7200

2

667

4

65

T7250

2

800

2

65

T2450

2

533

2

65

T2350

1,86

533

2

65

T5600

1,83

667

2

65

T5550

1,83

667

2

65

T7100

1,8

800

2

65

T5300

1,73

533

2

65

T2250

1,73

533

2

65

T5500

1,66

667

2

65

T5200

1,6

533

2

65

T2050

1,6

533

2

65

Zum schnellen Übergang auf die 45-nm-Technologie trägt ebenfalls bei, dass die neuen Prozessoren – mit Ausnahme des X9000 - in bisherigen Notebook-Chassis arbeiten können. Je nach Ausführung kann es lediglich erforderlich sein, dass der Hersteller den thermischen Sensor anpassen muss. An dem TDP von 35 Watt hat sich gegenüber den Merom-CPUs nichts geändert, der X9000 weist einen TDP-Wert von 44 Watt auf.

Neben der geringeren Strukturbreite bringen die neuen mobilen Prozessoren einige weitere Neuerungen mit sich. So integriert Intel bei den Penryn-CPUs erstmals den SSE4-Befehlsatz. Neu ist ebenfalls ein Stromsparmodus mit der Bezeichnung Deep Power Down.

Leere Caches: Deep Power Down

Bei den mobilen Penryn-Prozessoren führt Intel den neuen Stromsparmodus Deep Power Down ein. Mit diesem Sparmodus, der nach dem C4-State greift, will Intel Verluste durch Leckströme im Cache verhindern.

Zu diesem Zweck werden der L1- und L2-Cache komplett ausgeschaltet und die Core-Spannung nochmals deutlich gesenkt. In einem internen Speicher sichert die CPU hierfür den Status der Mikroarchitektur. Über eine gesonderte Versorgungsspannung bleibt dieser interne Speicherbereich aktiv. Der Inhalt der Caches wird geleert.

Deep Power Down: Bei dem tiefsten Energiesparmodus der Penryn-Modelle schaltet die CPU die Caches komplett aus.

Der Chipsatz regelt während der Schlafphase der CPU weiterhin I/O-Speicherverkehr. Wird ein Kern des Prozessors benötigt, so sorgt der Chipsatz für ein Anheben der Core-Spannung, die CPU stellt den im internen Speicher abgelegten Status wieder her, und die Caches reinitialisieren sich.

In Aktion: Das Betriebssystem schickt die CPU mit der MWAIT-Instruktion in den Energiesparmodus. Der Chipsatz weckt den Prozessor bei anstehenden Aktionen wieder auf.

Ein zu häufiges Schalten in tiefe C-States kann laut Intel netto gesehen aber zusätzliche Energie benötigen. Um dies zu verhindern, verfügt Penryn über eine „intelligente“ heuristische Logik. Damit wägt der Prozessor ab, ob sich in Leerlaufphasen das Schalten in den Deep Power Down State lohnt oder der C4-Energiesparmodus energetisch besser ist.

Beschleunigung mit SSE4

Intel integriert bei den Penryn-CPUs erstmals den SSE4-Befehlssatz. Die 47 neuen Instruktionen sollen Applikationen aus vielen Bereichen beschleunigen. Intel führt hier vektorbasierende Compiler, Enkodieren von Videos, Bildbearbeitung, Spiele, Textverarbeitung sowie Serverapplikationen auf.

SSE-Historie: Die beschleunigenden Multimedia-Erweiterungen starteten bei Intel 1997 mit MMX. Mit der Vorstellung des Pentium III im Jahr 1999 gab es dann die erste SSE-Variante.

3D-Anwendungen sollen beispielsweise von der SSE4-Instruktion Streaming Load „MOVNTDQA“ besonders profitieren. Der Befehl erhöht die Bandbreite beim Lesen von Daten aus dem Grafik-Frame-Buffer. Mit MOVNTDQA lässt sich eine volle Cache-Line mit 64 statt 8 Byte einlesen – die theoretische Bandbreite wird achtfach höher.

SSE4: Die 47 neuen Befehle beschleunigen Video-, Audio- und Bildbearbeitung ebenso wie Spiele und 3D-Content.

Super Shuffle & Fast Radix-16

Die Super Shuffle Engine wird beim Formatieren von Daten bei SSE-Instruktionen benötigt, wie beispielsweise Packing/Unpacking oder Shifts. Super Shuffle kann eine 128-Bit-Operation in einem Taktzyklus durchführen. Anpassungen der Software sind für die Funktion von Super Shuffle nicht notwendig.

Super Shuffle: Werden zwei SSE-Daten mit einer Schiebefunktion verknüpft, so soll Super Shuffle für die doppelte Performance sorgen.

Intels Super Shuffle soll bei den bisherigen SSE-Befehlssätzen und den neuen SSE4-Instruktionen beschleunigend wirken. Super Shuffle verdoppelt die Geschwindigkeit der meisten Schiebefunktionen von SSE-Daten laut Intel durch weniger notwendige Taktzyklen.

Flink: Die meisten Schiebefunktionen erledigt Penryn mit Super Shuffle in einem Taktzyklus.

Der Fast Radix-16 Divider ist ein schneller Teiler, mit dem nun vier statt zwei Bits pro Taktzyklus berechnet werden können. Vor allem beim Wurzelziehen will Intel damit mehr als die doppelte Performance erreichen. Im Durchschnitt ermöglicht Fast Radix-16 laut Hersteller beim Teilen von Integer als auch Fließkommazahlen die doppelte Geschwindigkeit wie die aktuelle Core-Mikroarchitektur.

Schneller Teiler: Der Fast Radix-16 Divider der Penryn-Architektur soll die Teilgeschwindigkeit im Durchschnitt verdoppeln.

Grafik und Chipsatz

In Sachen Chipsatz und integrierte Grafik bringt die aktualisierte Centrino-Generation einige Verbesserungen hinsichtlich Funktionalität und Performance sowie Stromsparfunktionen mit sich. So soll die integrierte Grafik des Intel 965GM-Chipsatzes in Zukunft Direct X10 unterstützen. Ein entsprechender Treiber ist fürs Frühjahr angekündigt. Bereits jetzt soll eine Hardwareunterstützung von Transform & Lightning sowie eine Unterstützung des Vertex Shader 3.0 in Hardware erfolgen. Bislang wurde die Wiedergabe von Blu-ray oder HD-DVD nicht unterstützt, jetzt ist dies mithilfe eines zusätzlichen Decoder-Chips möglich.

Update: In Sachen Grafik bringt der Plattform-Refresh einige Neuerungen mit sich.

Bis dato erreichten Centrino-Notebooks mit integrierter Grafik X3100 nur mithilfe von Dual-Channel-Speicher-Konfigurationen die Anforderungen für das Windows-Vista-Premium-Logo. Dank höherer Performance beim neuen Treiber gelingt dies in Zukunft auch bei Single-Channel-Bestückung. Diese wird insbesondere von Business-Kunden beziehungsweise OEMs geschätzt.

SATA Traffic Monitor nennt Intel eine Technologie, die für längere Akkulaufzeiten sorgen soll. Dabei kann sich die CPU in den Status C3 beziehungsweise C4 zurückziehen, während SATA-Operationen im Gange sind. Als Anwendungsbeispiele nennt Intel etwa das Auslesen von Audio-CDs sowie Kopiervorgänge von einem SATA-Gerät auf ein anderes.

Centrino-Versionen im Überblick

Je nach Betrachtungsweise findet mit dem sogenannten „Refresh“ der Santa-Rosa-Plattform seit dem Frühjahr 2003 der insgesamt siebte Technologie-Launch unter der Bezeichnung Centrino statt. Seit Anbeginn dieser Plattform gehören zu Centrino drei entscheidende Kernelemente: CPU, Chipsatz und WLAN-Modul. Nur wenn ein Notebook auf allen drei Intel-Elementen basiert, darf es eines der Centrino-Logos tragen.

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über alle Centrino-Versionen, beginnend bei der ersten Plattform mit Pentium M aus dem Jahr 2003.

Bisherige und aktuelle Centrino-Generationen, Teil I

Markteinführung

Q1/2003

Q2/2004

Q1/2005

Codename

Carmel

Carmel

Sonoma

Prozessor

Pentium M (Banias), FSB 400 MHz

Pentium M (Dothan), FSB 400 MHz

Pentium M (Dothan), FSB 533 MHz

Chipsatz

855GM/PM

855GM/PM

915GM/PM/GMS

WLAN

2200B, 802.11b

2200BG, 802.11b/g

2945ABG, 802.11a/b/g

Bisherige und aktuelle Centrino-Generationen, Teil II

Markteinführung

Q1/2006

Q3/2006

Q2/2007

Q1/2008

Codename

Napa

Napa Refresh

Santa Rosa

Santa Rosa Refresh

Prozessor

Intel Core Duo, Intel Core Solo Processor (Yonah), FSB 667 MHz

Intel Core 2 Duo (Merom), FSB 667 MHz

Intel Core 2 Duo (Merom), FSB 800 MHz

Intel Core 2 Duo (Penryn), FSB 800 MHz

Chipsatz

945GM/PM

945GM/PM

965GM/PM

965GM/PM

WLAN

3945ABG, 802.11a/b/g

3945ABG, 802.11a/b/g

4965AGN, 802.11a/b/g/n

4965ABN, 802.11a/b/g/n

Überschneidungen zwischen den einzelnen Evolutionsstufen finden und fanden in der Regel nur in Sachen WLAN statt. So wurde auf dem deutschen Markt in Sonoma-Notebooks noch häufig das 2200BG-WLAN-Modul verwendet, das bereits bei der Carmel-Plattform zum Einsatz kam.

Das im Januar 2007 eingeführte 4965AGN kann hie und da auch in Napa-basierten Geräten anzutreffen sein. Vice versa war auch in Santa-Rosa-Notebooks das 3945ABG-Modul zu finden.

Nächste Centrino-Plattform Montevina

Noch in der ersten Jahreshälfte 2008 soll die nächste Centrino-Generation „Montevina“ die bestehende Santa-Rosa-Plattform ablösen. Auf den vergangenen Intel-Developer-Foren hat Intel erste Details zur nächsten Notebook-Plattform bekannt gegeben.

Um kompaktere und sparsamere Notebooks zu ermöglichen, reduziert Intel bei den Montevina-Komponenten die benötigte Fläche gegenüber Santa Rosa auf 60 Prozent. Zusätzlich werden die Komponenten wie der Prozessor und Chipsatz um 25 Prozent dünner.

Schrumpfkur: Neben der auf 45 nm reduzierten Strukturbreite beim Penryn-Prozessor benötigten auch die Chipgehäuse der Komponenten (links im Bild) nur 60 Prozent der Fläche bisheriger Centrino-Komponenten (rechts im Bild).

Als Prozessor dient ebenfalls der im 45-nm-Verfahren produzierte Penryn. Den FSB hebt Intel von 800 auf 1066 MHz an. Beim Chipsatz setzt Montevina auf den neuen Cantiga GM und PM mit DDR3-SDRAM-Unterstützung.

Centrino 2008: In der ersten Jahreshälfte 2008 gibt es mit Montevina Intels neue Notebook-Plattform.

Für die Peripherie zeichnet dann der ICH9M verantwortlich. Die Chipsätze sollen Intels Active-Management-Technologie v4.0 unterstützen. Mit Montevina will Intel durch die VT-d-Technologie die Virtualisierung auf PCI-Express-basierte I/O-Geräte erweitern. Darüber hinaus steht mit „Robson 2.0“ Intels nächste Ausbaustufe von der mit Santa Rosa eingeführten Turbo-Memory-Technologie ins Haus. Dieses weder von Herstellern noch von Endkunden sonderlich goutierte Extra blieb bei der Vorstellung der erneuerten Santa-Rosa-Plattform gänzlich unerwähnt.

Fazit

Große Überraschungen bietet das Update der Santa-Rosa-Plattform nicht. Die Einführung der 45-nm-Prozessoren dürfte für den gewohnten Leistungsschub sorgen, ohne allzu sehr auf Kosten der Laufzeit zu gehen. Wer jüngst ein Santa-Rosa-Notebook erworben hat, muss sich deswegen nicht grämen. Aus einer guten Notebook-Plattform wird durch ein Technologie-Update kein altes Eisen. Der nächste – etwas weiter reichende – Sprung erfolgt noch 2008 mit der Einführung von Montevina.

Bei Business-Kunden dürfte es gut ankommen, dass mit der „neuen“ Plattform weiterhin die für die bisherige Santa-Rosa-Plattform aufgesetzten Images verwendet werden können. Lediglich auf die neuen Features der entsprechenden Treiber muss man dann natürlich verzichten. (Malte Jeschke, TecChannel.de, tö)