Sandy Bridge

Neue Turbo-Notebook-Prozessoren von Intel im Test

04.01.2011 von Thomas Rau
Mit der neuen Prozessor-Familie Sandy Bridge verspricht Intel mehr Rechenkraft und 3D-Leistung für Notebooks. Wir stellen Sandy Bridge in einem ausführlichen Test vor.
Foto: Intel

Die neuen Notebook-Prozessoren laufen unter den bekannten Namen Core i3, Core i5 und Core i7. In ihnen steckt aber ein neuer Rechenkern, den Intel unter dem Codenamen Sandy Bridge entwickelt hat. Die größte technische Neuerung: Prozessor und Grafikeinheit sitzen nun auf einem Siliziumplättchen (Die), sind also beide im 32-Nanometer-Verfahren gefertigt. Die Wege der Daten zwischen Prozessor, Grafik und Zwischenspeicher werden dadurch kürzer, was die Rechenleistung steigert.

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Insgesamt stellt Intel 15 neue Prozessoren vor: Zehn Modelle aus der Core-i7-Reihe, darunter fünf Vierkern-Prozessoren, vier Core i5 und einen Core i3. Alle Sandy-Bridge-CPUs arbeiten mit Hyper-Threading: Die Vierkerner bieten dem Betriebssystem also acht Rechenkerne, die Zweikerner vier Einheiten.

Alte Name, neue Nummern

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Obwohl die Namen Core i3, Core i5 und Core i7 bleiben, ändern sich die Modellnummern der einzelnen Prozessoren: Sie besteht nun aus vier statt wie bisher aus drei Ziffern. Die erste Ziffer ist eine 2: Das steht für Sandy Bridge, die zweite Core-Generation. Danach funktioniert die Namensgebung ähnlich wie das bestehende System: Bei Core i3 folgt eine 3, bei Core i5 eine 4 oder 5, bei Core i7 eine 6 oder 7 beziehungsweise eine 8, wenn es sich um ein Übertakter- Modell der Extreme Edition handelt.
Die vierte Nummer bezeichnet die maximale TDP (Thermal Design Power), also Abwärmeleistung des Prozessor: 0 steht für den Standardwert, also 35 Watt für Zweikern und 45 Watt für Vierkernprozessoren (55 Watt für die Extreme Edition). Eine 9 oder 7 tragen besonders stromsparende Prozessoren mit 25 beziehungsweise 17 Watt TDP.

Im Januar bringen Notebook-Hersteller zunächst Geräte mit Core i7, die rund 1000 Euro und mehr kosten. Ende Februar folgen dann günstigere Konfigurationen mit Core i5 und Core i3 in der Preisklasse zwischen 600 und 800 Euro. Erst im zweiten Halbjahr 2010 wird es dann günstigere Einsteigernotebooks mit Pentium- und Celeron-CPUs auf Sandy-Bridge-Basis geben.

Turbo Boost mit Nachbrenner

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Für Sandy Bridge hat Intel die bereits bekannte Funktion Turbo Boost überarbeitet: Sie bleibt aber weiterhin Modellen der Reihen Core i7 und Core i5 vorbehalten. Durch Turbo Boost kann sich der Prozessor automatisch im bestimmte Leistungsstufen (Speed Bins) übertakten, wenn er dabei unter der vorgesehen TDP bleibt. Die höchste Turbo-Boost-Geschwindigkeit erzielt der Prozessor, wenn nur ein Kern arbeitet: Diese Funktion bringt also besonders viel, wenn eine Software noch nicht für Mehrkern-Prozessoren optimiert ist. Der Vierkern-Prozessor Core i7-2720QM arbeitet beispielsweise mit einem Grundtakt von 2,2 GHz. Laufen alle vier Kerne mit Turbo Boost, erreicht er maximal 3 GHz, bei zwei von vier Kernen im Turbo-Boost-Modus sind es 3,2 GHz. Ist nur ein Kern aktiv, kann er 3,3 GHz erreichen.

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Bei Sandy Bridge kann Turbo Boost kurzfristig über diese festgelegten Speed Bins hinausgehen, hat also einen Nachbrenner eingebaut. Der Trick dabei: Während die höhere Taktrate sofort eingestellt werden kann, dauert es ein bisschen, bis der Prozessor seine maximale TDP erreicht. In diesem Zeitfenster darf der Prozessor also außerhalb seiner Grenzen arbeiten.

Leistungsfähige 3D-Grafik im Prozessor - kein USB 3.0

Mit Turbo Boost lässt sich auch die im Prozessor eingebaute Grafikeinheit übertakten. Intel nennt sie bei Sandy Bridge HD Graphics 3000. Ihre 3D-Leistung soll für viele Spiele ausreichen, sodass man bei einem Sandy-Bridge-Notebook auf eine dedizierte Grafikkarte von ATI oder Nvidia verzichten können soll.

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Außerdem unterstützt die Sandy-Bridge-Grafik die Wiedergabe von 3D-Blu-rays und die dafür notwendige HDMI-Version 1.4. Mit der Funktion Quick Sync Video wird der Prozessor beim Umwandeln von Videoformaten wie MPEG2 und MPEG-4/AVC entlastet. Dazu muss die entsprechende Video-Software diese Prozessor-Funktion unterstützen. Laut Intel ist dies bei neuen Versionen von Corel DVD Factory, Arcsoft Media Converter und Cyberlink Media Espresso der Fall.

Schließlich bringt Sandy Bridge auch eine neue Version von Wireless Display mit: Diese Funktion ersetzt das HDMI-Kabel zwischen Notebook und Fernseher durch Übertragung per WLAN. Neu ist, dass Wireless Display nun die Wiedergabe in 1080p unterstützt. Außerdem verspricht Intel, dass bald auch Blu-rays per Wireless Display abgespielt werden können: Bisher ist der dafür notwendige Kopierschutz HDCP noch nicht eingebaut.

Immer noch kein USB 3.0

Zusammen mit den Sandy-Bridge-Prozessoren gibt es auch neue Chipsätze mit dem Codenamen Cougar Point: HM67, HM65, UM67, QS67 und QM67. Sie bieten zwar unter anderem PCI-Express 2.0 und sechs SATA-Anschlüsse, davon zwei mit der neuen 6-Gbit/s-Version. Doch USB 3.0 fehlt auch den Sandy-Bridge-Chipsätzen weiterhin. Hersteller, die die schnelle Schnittstelle in ihre Notebooks einbauen wollen, müssen also nach wie vor auf einen Zusatz-Chip ausweichen.

Sandy Bridge im Benchmark

Asus N53sv mit Core i7-2720QM, einem Vierkern-Prozessor aus Intels neuer Sandy-Bridge-Familie. Er unterstützt Hyper-Threading, bietet dem Betriebssystem also acht Rechenkerne. Der Prozessor arbeitet mit 2,2 GHz. Im Turbo-Boost-Modus kann er alle vier Kerne gleichzeitig auf maximal 3 GHz beschleunigen. Sind nur zwei Kerne ausgelastet, laufen sie mit bis zu 3,2 GHz. Benötigt ein Programm nur einen Rechenkern darf dieser beim Core i7-2720QM auf 3,3 GHz aufdrehen.

Das Asus-Notebook wird in dieser Konfiguration aber nicht auf den Markt kommen. Asus wird wahrscheinlich den günstigeren Core i7-2620M mit zwei Kernen einbauen und das Gerät für rund 1000 Euro auf den Markt bringen. Ebenfalls nur im Testgerät: 8 GB Arbeitsspeicher sowie Windows 7 Ultimate als Betriebssystem.

Cinebench 10
Dieser Test prüft die pure Rechenkraft des Prozessors: Je mehr Kerne und je höher die Taktfrequenz, desto besser. Klar, dass der Vierkerner mit Hyper-Threading und Turbo Boost hier exzellent abschneidet. Er erreichte 18.968 Punkte. Zum Vergleich: Der Vierkerner Core i7-820QM aus der Vorgängergeneration mit einem Grundtakt von 1,73 GHz blieb bei 10.421 Punkten hängen. Noch deutlicher der Unterschied zu Core-i5-CPUs wie sie in aktuellen Notebooks für rund 800 Euro arbeiten: Diese kommen auf Werte zwischen 7000 und 8000 Punkten im Cinebench. Auf diesem Niveau liegt auch der Vierkerner Phenom II N930 von AMD. Wenn es um pure Power im Notebook geht, ist Intels Vierkerner auch in der neuen Generation das Maß aller Dinge.

Sysmark 2007
Wichtiger im Alltag ist aber die Rechenkraft bei Multimedia- und Büro-Software wie Adobe Photoshop oder Microsoft Office. Diese überprüfen wir mit dem Benchmark Sysmark 2007. Hier spielt nicht nur der Prozessor, sondern auch Arbeitsspeicher, Festplatte und Grafikkarte eine wichtige Rolle.
Hier erreichte das Asus-Notebook 216 Punkte. Ein vergleichbar ausgestattetes Notebook mit Core i7-820QM kam auf 189 Punkte, lag also rund 12 Prozent hinter dem Sandy-Bridge-Gerät. Das Tempoplus wird sich also bei den meisten Geräten im Alltagsbetrieb zwischen 10 und 20 Prozent einpendeln. Wer ein Notebook mit Core i3, Core i5 oder Core i7 aus der 2010-Generation besitzt und vor allem Standard-Software einsetzt, muss nicht unbedingt auf Sandy Bridge wechseln.

Die 3D-Leistung von Sandy Bridge

Besonders viel Wirbel veranstaltet Intel bei Sandy Bridge um die im Prozessor eingebaute Grafikeinheit HD Graphics 3000, die alle Notebook-CPUs mitbringen. Deren Leistung war in der Vorgängergeneration wenig berauschend und für die meisten halbwegs grafisch anspruchsvollen Spiele kaum geeignet. Hier verspricht Intel mit Sandy Bridge eine deutliche Verbesserung: Auch aktuelle Spiele sollen nun mit Prozessor-Grafik möglich sein. Effekte nach Direct X 11 unterstützt die Sandy-Bridge-Grafik allerdings nicht, kommt aber mit DX10.1 zurecht.

3D Mark 06
Tatsächlich kann sich Intel mit der HD Graphics 3000 deutlich verbessern: Im 3DMark 06 schaffte das Asus-Notebook mit der Sandy-Bridge-Grafik 5238 Punkte, der Vorgänger erzielte unter 2000 Punkte. Damit erreicht die HD Graphics 3000 eine Leistung wie sie Notebook-Einsteiger-Grafikkarten von Nvidia wie die Geforce GT220M oder GT130M beziehungsweise die beliebte Mobility Radeon HD5470 von ATI besitzen.

3D Mark Vantage
Das bestätigte auch der 3D Mark Vantage: Die Intel HD Graphics 3000 bewältigte den Test mit 2043 Punkten im Performance-Test. Im GPU-Test kam sie auf 1574 Punkte und lief der Mobility Radeon HD5470 (913 Punkte) erneut davon.

Spiele-Leistung
Übersetzt in tatsächliche Spiele reicht diese Leistung für viele DX9-Spiele aus – zumindest in der für Notebooks mit 15,6-Zoll-Bildschirm üblichen maximalen Auflösung von 1366 x 768 Bildpunkten. Hier erreichte das Asus-Notebook beispielsweise bei World in Conflict (Detailstufe Mittel) 34 Bilder pro Sekunde. In Far Cry 2 (Detailstufe Hoch) knapperte die Intel-Grafik mit 28 Bildern pro Sekunde an der Spielbarkeitsgrenze von 30 Bildern/Sekunde.

Der Schritt auf DirectX10 war für die neue Intel-Grafikeinheit aber zu groß. Bei World in Conflict und Far Cry 2 erlaubte sie mit jeweils weniger als 20 Bildern pro Sekunde keinen flüssigen Spielespaß.

Wer braucht noch ATI und Nvidia?
Die Sandy-Bridge-Grafik ist gelungen. Für Gelegenheitsspieler, die sich mit DirectX9-Effekten zufrieden geben, ist bei einem Sandy-Bridge-Notebook eigentlich keine zusätzliche Grafik mehr notwendig, da HD 3000 auch andere wichtige Funktionen wie das Abspielen von 3D-Blu-rays unterstützt. Allerdings hatte Intel in der Vergangenheit immer wieder Probleme, ordentliche Treiber für seine Grafikeinheiten zu programmieren. Hier sind ATI und Nvidia deutlich schneller und besser, etwa was Patches für aktuelle Spiele oder zusätzliche Funktionen angeht.

Außerdem werden die meisten Notebook-Hersteller Notebooks ohne dedizierte Grafikkarte weiterhin wohl nur im sehr günstigen Preissegment anbieten. Die Käufer haben sich gemerkt, dass die Leistung von Chipsatz- oder Prozessor-Grafik bisher nicht mit Grafikkarten mithalten konnte: Deshalb lassen sich Notebooks mit integrierter Grafik für über 600 Euro kaum verkaufen. Auch Sandy Bridge wird es schwer haben, dieses Verhalten zu ändern.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.