Ausbeuter oder Altruist

Neue Vorwürfe gegen Foxconn

14.10.2010
Apple-Propduktionspartner Foxconn wehrt sich gegen neue Vorwürfe, dass sich nach einer Selbstmordserie trotz Versprechen in China nichts an den Arbeitsbedingungen geändert habe.

Apple-Propduktionspartner Foxconn wehrt sich gegen neue Vorwürfe, dass sich nach einer Selbstmordserie trotz Versprechen in China nichts an den Arbeitsbedingungen geändert habe.

Mit 937.000 Arbeitnehmern allein in China ist die Foxconn Technology Group beziehungsweise die taiwanesische Mutter Hon Hai Precision Industry Co. der größte Arbeitgeber weltweit. Auf verschiedenen Fabrikgeländen haben sich aber seit Jahresbeginn schon 13 Mitarbeiter das Leben genommen.

Ein Bericht basiert auf Umfragen bei über 1.700 Foxconn-Fabrikarbeitern durch 20 Universitäten aus Hongkong, Taiwan und China, demnach Foxconn respektive Hon Hai vorgeworfen wird, im großen Stil Überstunden anzuordnen, eine "militaristische” Arbeitskultur geschaffen zu haben und Massen von billigen College-Studenten und Praktikanten zu beschäftigen, um die Lohnkosten zu senken.

Apple ist nicht das einzige, aber das bekannteste Markenunternehmen, das bei Foxconn produzieren lässt.

Hon Hai und die Honkonger Foxconn International Holdings Ltd. (Fushikang Konggu), die unter anderem für Apple (iPhones und iPads), HP und Dell produziert und der größte Elektronikauftragsfertiger weltweit ist, haben die in China und in der internationalen Presse kursierenden Berichte als "grundlose Anschuldigungen” zurückgewiesen und mitteilen lassen, dass die Arbeitskräfte gut behandelt und fair belohnt würden.

Wissenschaftler und Studenten haben Foxconn unter anderem Ausbeutung und schlechte Behandlung der Fabrikarbeiter sowie illegale Beschäftigungsverhältnisse und unsichere Arbeitsbedingungen vorgeworfen, was Foxconn ebenfalls von sich weist.

Wegen eines Pestizid-Alarms in Indien musste Foxconn im Juli 2010 schon eine Fabrik dichtmachen.

Nach dem zehnten Selbstmordfall im Mai hat das Unternehmen versprochen, am 1. Oktober 2010 die Mindestlöhne auf 2.000 Yuan (rund 300 US-Dollar) zu erhöhen, was in vielen Fälle substanziell sei soll. Foxconn zufolge profitieren 85 Prozent der Arbeitnehmer von dieser Gehaltserhöhung, die restlichen 15 Prozent würden in Bälde ebenfalls eine Lohnanpassung erfahren.

Da die Selbstmordfälle und Negativmeldungen über schlechte Arbeitsbedingungen bei dem Produktionsriesen auch auf die Großkunden zurückfallen, hat sich Apple-Gründer Steve Jobs nach dem zehnten Suizid für Foxconn in die Bresche geschlagen und sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Sozialleistungen in den chinesischen Fabrikgeländen gelobt. So gebe es dort für die Arbeiter sogar Schwimmbäder.

Tatsächlich hört man von anderen Unternehmen, die ihren chinesischen Fabrikarbeitern nur einmal im Monat eine Dusche gönnen. Kritik gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und sogar Kinderarbeit mussten sich auch die großen Sportausrüster wie Nike, Adidas und Puma gefallen lassen. Honda Motors ist unlängst ebenfalls in die Negativschlagzeilen geraten.

Was Überstunden angeht, beruft sich Foxconn auf die Richtlinien der chinesischen Electronic Industry Citizenship Coalition (EICC), wonach Mitarbeiter nicht mehr als 60 Stunden pro Woche beschäftigt werden dürfen. Außerdem können Lohnabhängige in China nach dem "Prinzip der Freiwilligkeit" beantragen, mehr Überstunden zu leisten als die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze von 36 Stunden im Monat.

Nach Angaben des Unternehmens haben die "Freiwilligen" im Juni durchschnittlich 57,3 Überstunden geleistet, im Juli 58,5 Stunden, im August 59,7 Stunden und im September als Kompensation für das Mittherbstfest beziehungsweise den Nationalfeiertag am 1. Oktober 63,1 Stunden, alles im Einklang mit den EICC-Richtlinien. Außerdem will Foxconn bereits Maßnahmen eingeleitet haben, um die Überstunden gemäß der gesetzlichen Vorschriften 2011 auf maximal 36 Stunden pro Monat zu senken. Pro geleistete Überstunde bezahlt Foxconn nach eigenen Angaben den 1,5-fachen Lohn an Werktagen und den doppelten Lohn an Wochenenden.

Was den Vorwurf der Ausbeutung von College-Studenten und Praktikanten angeht, sagt Foxconn, dass es sich um Trainee-Programme handele und die Betreffenden die vollen Sozialleistungen wie Unterkunft, freie Mahlzeiten und medizinische Betreuung genießen würden.

Aktuell stellten Praktikanten 7,6 Prozent der gesamten Belegschaft in China, selbst in den Sommermonaten würde der Anteil nie über 15 Prozent hinausgehen. Die Praktikanten dürften auch keine Jobs verrichten, die als klassifiziert oder gefährlich deklariert sind. Überstunden von Praktikanten habe es in wenigen Fällen nach dem Prinzip der Freiwilligkeit zwar gegeben, das Unternehmen arbeite aber daran, diese zu verbieten.

Den Vorwurf unsicherer Arbeitsbedingungen lässt Foxconn auch nicht gelten, in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen vor Hongkong habe man die geringste Industrieunfallrate aufzuweisen. Jeder Unfall, so er doch mal auftritt, sei sofort an die zentrale Personalverwaltung, die Sicherheitskräfte und die Gewerkschaft zu melden. (kh)