Cluj wird geschlossen

Nokia baut 3.500 Arbeitsplätze ab

29.09.2011 von Thomas Cloer
Der finnische Mobilfunkkonzern verschlankt seine Produktion. Das kostet wenigstens 3500 Mitarbeiter den Job.

Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia verschlankt seine Produktion. Das kostet wenigstens 3.500 Mitarbeiter den Job.

von Thomas Cloer, Computerwoche

Das Werk im rumänischen Cluj (vor Jahren verlagert aus Bochum) mit 2200 Mitarbeitern wird zu Ende des Jahres geschlossen. Die High-Volume-Fabriken in Asien skalierten besser und hätten Standortvorteile, teilte Nokia mit. Auf den Prüfstand gestellt werden längerfristig außerdem die Nokia-Werke in Salo (Finnland), Komarom (Ungarn) sowie Reynosa (Mexiko). Dort soll der Schwerpunkt künftig stärker auf kunden- und marktspezifischen Software und Sales-Package-Anpassungen gelegt werden, was ab 2012 ebenfalls Arbeitsplätze kosten wird.

Im Bereich Location & Commerce mit unter anderem Navteq und verschiedenen ortsbasierenden Diensten will Nokia die Aktivitäten stärker konsolidieren und damit Synergieeffekte heben. Hauptstandorte dafür werden Berlin, Boston und Chicago; den deutschen Standort Bonn sowie den in Malvern, USA will Nokia schließen. Insgesamt verlieren so weitere 1300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Weitere Stellen sollen überdies in den Konzernbereichen Vertrieb, Marketing und Verwaltung wegfallen. Das hatte Nokia bereits Ende April 2011 avisiert.

Nokia-Headquarter in Helsinki
Foto: Nokia

"Wir müssen diese schmerzhaften, aber notwendigen Schritte gehen, um die Stärke der Belegschaft und den Betrieb an unsere strategische Neuausrichtung anzupassen", erklärte Nokia-Chef Stephen Elop. Unter seiner Ägide hatte der finnische Konzern eine Kooperation mit Microsoft vereinbart und will dessen Windows Phone künftig auf seinen Smartphones einsetzen. Bislang hat Nokia aber noch kein einziges Telefon auf Basis der Microsoft-Plattform im Markt.

Unabhängig davon teilte Nokia noch mit, dass das Joint Venture Nokia Siemens Networks von Nokia und Siemens jeweils 500 Millionen Euro frisches Kapital erhält. Außerdem wurde Jesper Ovesen (54) bei NSN zum Executive Chairman of the Board ernannt. (tc/cw)

Was Craig Cartier, ICT-Analyst bei Frost & Sullivan, dazu meint, lesen Sie bitte hier:

Analystenkommentar von Frost & Sullivan

Craig Cartier, ICT-Analyst bei Frost & Sullivan
Foto: Frost & Sullivan

„Der Handy-Konzern Nokia hat die Kürzung von weiteren 3500 Arbeitsplätzen angekündigt, zusätzlich zu den 7.000 Jobstreichungen, die 2011 bereits verkündet wurden. Die Kürzungen sind in erster Linie mit der Schließung einer Anlage in Rumänien verbunden, welche noch weitere lokale Streichungen von Arbeitsplätzen mit sich bringen wird", meint Craig Cartier, ICT-Analyst bei Frost & Sullivan.

Nokia E6
Nokia E6
Nokia E6
Nokia E6
Nokia E6

"Die Schließung der Produktionsstätte steht in direkter Verbindung mit Nokias derzeitigem Fokus auf seiner Kernstrategie – der Entwicklung von Smart Phones innerhalb des Windows Ökosystems. Leider bringt die Schliessung das Unternehmen noch weiter von dieser Strategie weg.

Während Nokia sich voll und ganz auf Windows konzentriert, erwidert Microsoft diese Sympathie nicht unbedingt. Microsoft verweilt nicht, um auf Nokia zu warten. Erst vor zwei Wochen verkündete das US-Unternehmen AT&T seine Launch-Partner – HTC und Samsung – für die Mango-Auslieferung von Windows Phone 7. Nokia wurde in diesem Zusammenhang als Partner nicht genannt. Nokia hatte schon immer Schwierigkeiten, sich auf dem US-Markt zu positionieren, eine Sorge, die die Verbindung mit Microsoft nun aus dem Weg räumen sollte.

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es allerdings, als bliebe diese heilbringende Partnerschaft nur eine Hoffnung für die Zukunft, da diese Marktentwicklung die Frage aufwirft, ob es Nokia seine Versprechungen halten und es schaffen wird, Windows Smart Phones auf den Markt zu bringen, bevor die kritische Verkaufsphase am Ende des Jahres beginnt. Falls nicht, wird dies nicht die letzte Verkündung von Arbeitsplatzkürzungen aus Espoo sein." (rw)