Stark und sparsam

Nvidia Optimus im Test

09.02.2010 von Thomas Rau
Schnelle Notebooks sind nicht sparsam, sparsame Notebooks sind langsam. Dieses Dilemma will Nvidia mit der Optimus-Technik lösen: Optimus-Notebooks sollen starke 3D-Leistung und lange Akkulaufzeit bieten.

Das ist der Traum vieler Anwender: Ein rechenstarkes Notebook mit extrem langer Akkulaufzeit. Bisher mussten sich Ihre Kunden entscheiden: Für 3D-Spiele und rechenintensive Anwendungen, etwa das Abspielen von Blu-Ray-Filmen, braucht man ein Notebook mit 3D-Grafikkarte. Diese Laptops boten aber keine gute Akkulaufzeit, selbst wenn man im Akkubetrieb auf 3D-Anwendungen verzichtete. In besonders sparsamen Notebooks setzten die Hersteller dagegen eine im Chipsatz integrierte Grafiklösung ein, die aber für aktuelle 3D-Spiele viel zu langsam ist.

Wechsel-Grafik: Gut gemeint, schlecht gemacht
Zwar gibt es seit einiger Zeit Notebooks mit zwei Grafikkarten zwischen denen man umschalten kann: Zum Spielen schaltet der Anwender auf die 3D-Grafikkarte, für den Akkubetrieb oder zum Surfen aktiviert er die sparsame Chipsatzgrafik. Früher war dafür ein Neustart notwendig, bei aktuellen Notebooks dauert der Wechsel nur rund zehn Sekunden: Das Display wird kurz dunkel und flackert – danach arbeitet das Notebook mit der anderen Grafiklösung.

Doch laut Nvidia schalteten Anwender entsprechender Notebooks fast nie zwischen den Grafikchips um. Außerdem gab es bisher nur wenige Notebooks, die mit zwei Grafikchips arbeiteten – zum Beispiel das Subnotebook Sony VGN-Z41MD/B. Die Umschalt-Lösung war vielen Herstellern zu aufwändig – und zu teuer.

Nvidia Optimus: Diese Technik soll Notebooks zu hoher 3D-Leistung und langer Akku-Laufzeit verhelfen

Neuer Ansatz: Nvidia Optimus
Optimus soll mit diesen Problemen aufräumen. Bei Notebooks mit Optimus soll die 3D-Grafikkarte nur aktiv sein, wenn ein Programm ihre Leistung benötigt – zum Beispiel ein Spiel. Beendet der Nutzer das Spiel, schaltet der Treiber die 3D-Grafikkarte ab und die stromsparende Chipsatzgrafik übernimmt wieder. Der Wechsel zwischen den Grafikchips passiert automatisch – der Anwender bekommt davon nichts mit.

Doppel-Grafik: Optimus-Notebooks bringen zwei Grafikkarten mit

Die ersten Notebooks mit Optimus-Technik will Asus auf den Markt bringen. Weitere Hersteller - etwa Medion - wollen folgen. Diese Notebooks werden einen Nvidia-Grafikchip aus der 200M- oder 300M-Serie besitzen sowie mit Windows 7 arbeiten. Denn das neue Betriebssystem kann mit zwei gleichzeitig aktiven Grafikkarten-Treibern umgehen. Bei Vista taucht im Geräte-Manager immer nur die gerade aktive Grafikkarte auf. Bei Windows 7 sehen Sie dort immer beide. Auch die künftige Chip-Generation von Nvidia („Fermi“) wird Optimus unterstützen.

Optimus wird auch in Netbooks zum Einsatz kommen. Das könnte eine Revolution bei den Mini-Notebooks geben: Netbooks mit Nvidias Ion-Grafik wie der Asus Eee PC 1201N bieten zwar ordentliche 3D-Leistung und sind sogar fit für HD-Wiedergabe. Bei der Akkulaufzeit sind sie aber Netbooks mit Intels Atom-Prozessor nicht gewachsen. Optimus-Netbooks werden künftig den neuen Atom-Prozessor N450 und seine integrierte Spar-Grafik GMA 3150 mit einem leistungsfähigen Nvidia-Grafikchip verbinden.

So funktioniert Optimus

Optimus-Profile im Nvidia-Grafiktreiber

Bei Optimus entscheidet nicht der Nutzer, sondern der Grafiktreiber, wann das Notebook die 3D-Karte oder die Grafikeinheit im Chipsatz nutzt. Die Vorgaben findet der Treiber im Programm-Profil: Dort ist festgelegt, ob ein bestimmtes Programm mit der leistungsfähigen 3D-Grafikkarte oder der Chipsatz-Grafik arbeiten soll. Für viele Programme hat Nvidia entsprechende Profile erstellt – nicht nur für Spiele, sondern auch für Anwendungen wie Photoshop oder den Windows Media Player. Die Profile befinden sich im Nvidia Control Panel unter „Manage 3D Settings, Program Settings“.

Welche Grafikkarte aktiv ist, entscheidet das Programm-Profil
Startet man eine Anwendungen, für die kein Profil vorhanden ist, aktiviert der Treiber die Grafiklösung, die unter „Global Settings“ vorgegeben ist – meist die stromsparende Chipsatz-Grafik. Allerdings kann der Treiber auch nach dem Programmstart auf die 3D-Grafik umschalten, wenn sie gebraucht wird: Greift die DVD-Abspiel-Software zum Beispiel per DirectX auf die Hardware-Beschleunigung der Grafikkarte zu, schaltet Optimus auf die 3D-Karte um. Open-GL-Anwendungen unterstützt Optimus nicht.

Neue Profile will Nvidia über ein automatisches Internet-Update aufs Notebook schicken. Im Treiber lassen sich auch selbst Profile erstellen oder vorgegebene Profile verändern.

Optimus im Test

Erstes Optimus-Notebook im Test: Asus UL50VT

Die PC-WELT hatte eines der ersten Notebooks mit Optimus im Test: Im Asus UL50VT arbeitet der Nvidia-Grafikchip Geforce G210M sowie der Intel-Grafikchip GMA 4500MHD, der im Chipsatz GS45 sitzt. Es entspricht damit dem bereits verfügbaren Modell des UL50VT: Bei diesem Notebook wechselt man aber per Schalter oder Tastenkombination zwischen den beiden Grafikchips, beim Optimus-Modell geht's automatisch.

Damit gehört das Asus-Notebook nicht zu den aktuellen Modellen mit Intels Core-Technik. Als Spiele-Notebook ist es nicht gedacht - der Nvidia-Grafikchip G210M ist bei hoher Auflösung für die meisten aktuellen Spiele zu langsam. Das Asus UL50VT besitzt ein 15,6-Zoll-Display, aber einen stromsparenden Prozessor. Dank des Core 2 Duo SU 7300 (1,3 GHz) soll es trotz des großen Displays auch im Akkubetrieb sehr lange durchhalten. Für den Test war das Asus UL50VT mit Windows 7 Ultimate (64 Bit) sowie der Treiber-Version 188.97 ausgestattet.

Optimus im Praxis-Test
Im Praxisbetrieb lief Optimus problemlos: Der Treiber schaltete ohne Einwirkung des Anwenders zwischen 3D-Chip und Chipsatzgrafik um – nur durch ein Tool ließ sich feststellen, welche Grafikeinheit aktiv war. Verzögerungen, Displayflackern oder andere Auffälligkeiten beim Umschalten gab es nicht. So arbeitete das Notebook beispielsweise bei der Wiedergabe eines HD-Films mit dem Nvidia-Grafikchip, bei einem MPEG-2-Video mit der Chipsatz-Grafik. Beim Start eines 3D-Spiels wechselte das Notebook zum Geforce G210M, wenn man Solitaire startete, blieb die Chipsatz-Grafik aktiv.

Nur wenn man die Optimus-Profile veränderte, ließ sich der deutliche Leistungsunterschied zwischen den Grafikchips feststellen. Beispielsweise erreichte das Notebook im 3D Mark 06 mit dem Geforce G210M 3455 Punkte. Die Intel-Chipsatzgrafik kam auf 832 Punkte.

Optimus im Akku-Test
Notebooks mit Wechsel-Grafik laufen im Akkubetrieb kürzer als ein vergleichbarer Laptop mit Chipsatz-Grafik. Das gilt auch dann, wenn im Akku-Betrieb nur die sparsame Grafik arbeitet. Denn die 3D-Grafikkarte zieht auch dann Strom, wenn sie nicht aktiv ist und verkürzt so die Laufzeit. Bei Optimus soll die 3D-Karte dagegen vollständig elektrisch ausgeschaltet sein, wenn sie nicht gebraucht wird.

Das Asus UL50VT überzeugte im Akku-Test. Im Test mit dem Mobile Mark 2007 hielt es 8:09 Stunden durch – sehr lange für ein 15,6-Zoll-Notebook. Die meisten großen Notebooks mit CULV-Prozessor bringen es auf sechs bis sieben Stunden Laufzeit.

Allerdings verhilft ein üppiger Akku mit 81 Wattstunden dem Asus-Notebook zur langen Laufzeit. Denn trotz Optimus ist es im Akkubetrieb nicht ganz so sparsam wie die besten Notebooks mit Chipsatz-Grafik – aber fast. Das Asus UL50VT benötigte im Akku-Test 9,8 Watt – die sparsamsten 15,6-Zoll-Notebooks sind mit acht bis neun Watt noch etwas bescheidener.

Der Abstand zu einem Notebook mit 3D-Grafikkarte fällt aber deutlich aus: Diese Notebooks ziehen meist mindestens 12 Watt im Akkubetrieb, wenn sie einen stromsparenden Prozessor mitbringen. Ein Notebook mit einem vollwertigen Mobil-Prozessor wie dem Core 2 Duo P8600 und Windows 7 brauchen 14 Watt oder mehr.

Auch beim Betriebsgeräusch macht sich die 3D-Karte nicht bemerkbar: Der Lüfter im Asus UL50VT arbeitete meist sehr leise mit 0,3 Sone. Auch wenn das Notebook länger unter Last stand, war er nicht lauter als 0,7 Sone – das hört man nur in sehr ruhiger Umgebung.

Fazit

Der erste Eindruck von Optimus ist gut. Das Konzept funktioniert: Vom Wechsel zwischen 3D-Grafikkarte und sparsamer Chipsatz-Grafik bekommt der Anwender nichts mit. Das Notebook holt sich immer die 3D-Leistung, die es braucht – ähnlich wie ein Notebook-Prozessor Taktrate und Spannungsversorgung an die Systemlast anpasst.

Auch im Akkubetrieb überzeugte das erste Optimus-Notebook mit Optimus. Es war fast genauso sparsam wie ein Notebook mit Chipsatz-Grafik.

Damit Optimus ein Erfolg wird, muss aber Nvidia ständig für neue Profile sorgen: Nur so ist sicher, dass sich nicht wieder die Anwender darum kümmern müssen, für welches Programm sie welche Grafikkarte nutzen. Richtig spannend wird es bei Netbooks: Bei den sparsamen Mini-Notebooks wäre eine gute 3D-Leistung ohne Einbußen bei der Akkulaufzeit besonders sinnvoll. Thomas Rau (pc-welt)