Umweltlabel für Drucker

Ohne Blauer Engel wird das Projekt zur Hölle

16.08.2013 von Armin Weiler
Das Umweltzeichen "Blauer Engel" gilt mittlerweile als Standardspezifikation bei Druckgeräten. Nun müssen sich die Druckerhersteller auf verschärfte Richtlinien einstellen.
Drucker ohne das Umweltzeichen "Blauer Engel" haben im Projektgeschäft erhebliche Nachteile.
Foto: RAL

RAL-UZ 171, hinter dieser Zeichenkombination verbergen sich die neuen Richtlinien zur Vergabe des Umweltlabels "Blauer Engel" für "Bürogeräte mit Druckfunktion". Sie gelten ab 2014. Damit verlieren dann auch die Zertifizierungen, die nach der alten Richtlinie RAL-UZ 122 vorgenommen wurden, ihre Gültigkeit. Damit dürfen ab kommendem Jahr die entsprechenden Geräte nicht mehr mit dem Blauen Engel beworben werden.

Dabei ist die Auszeichnung mit dem Blauen Engel für den Vertrieb der Geräte immens wichtig. "Der Blaue Engel hat in Deutschland einen hohen Stellenwert als freiwilliges Umweltzeichen und gilt weltweit als die umfangreichste und strengste Umweltzertifizierung für Bürogeräte", weiß Astrid Brunsch, Manager Environment, Health & Safety bei der Xerox GmbH. Insbesondere im Projektgeschäft mit Behörden und Organisationen fallen Produkte ohne Zertifizierungen schnell durchs Raster. "Viele Behörden oder Unternehmen, die eine größere Ausschreibung ausgerufen haben, betrachten den Blauen Engel inzwischen als Standardanforderung", bestätigt Epson-Marketingleiter Schahin Elahinija. "Insbesondere bei öffentlichen Institutionen ist die Zertifizierung mit dem Blauen Engel oft ein Muss", ergänzt Hartmut Lehmann, Field Marketing Manager Technical Regulation and Environmental Affairs bei Dell.

Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei den privaten Anwendern: "Im Privatkundengeschäft allerdings ist die Bedeutung aus unserer Sicht eher gering", meint Lehrmann. Nur bei wenigen Endverbrauchern beeinflusse das Zertifikat tatsächlich die Kaufentscheidung. "Private Anwender grenzen in der Regel die Geräte erst nach anderen Kriterien ein und lassen dann erst den Blauen Engel in die Entscheidung einfließen", berichtet Brother-Sprecher Theo Reinerth. Nur wenige seien bereit, für das Umweltzeichen mehr Geld auszugeben.

Dies soll die RAL-UZ 171 bewirken:

  • Vorteile für Umwelt und Gesundheit

  • Bessere Innenraumluft: geringe Belastung durch Schadstoffe

  • Strenge Anforderungen an die Freisetzung von feinen und ultrafeinen Partikeln während des Druckbetriebes bei Laserdruckern

  • Mehr Klimaschutz: geringer Energiebedarf im Druckbetrieb und im Leerlauf

  • Mehr Transparenz: Höchstwerte für den typischen Stromverbrauch (Kilowattstunden pro Woche) für alle Gerätetypen

  • Mehr Ressourcenschutz: geeignet für Recyclingpapier und Duplexeinrichtung für doppelseitiges Bedrucken bei Geräten mit höherem Seitendurchsatz

RAL zertifiziert

Vor allem die Nachteile von Geräten ohne Zertifizierung im Geschäftskundensegment führt dazu, dass nahezu alle relevanten Hersteller den Großteil ihrer Produktneuheiten nach den neuen Richtlinien zertifizieren lassen wollen. Dafür zuständig ist die RAL gemeinnützige GmbH mit Sitz in Sankt Augustin in Nordrhein-Westfalen. Die endgültigen Kriterien der RAL-UZ 171 wurden erst im Februar 2013 veröffentlicht, eine recht kurze Zeit für die Hersteller, nun ihre Geräte den Bestimmungen anzupassen. Einige Geräte wurden trotzdem bereits zertifiziert , weitere warten noch auf die Bearbeitung. Eine aktuelle Liste der bereits mit dem auf RAL-UZ 171 basierenden Blauen Engel gibt es hier.

Hartmut Lehmann, Field Marketing Manager Technical Regulation and Environmental Affairs bei Dell
Der Blaue Engel ist ein wichtiger Wegweiser für die umweltfreundliche Beschaffung von Druckern und oft ein firmeninternes Kriterium bei der Anschaffung. Insbesondere bei öffentlichen Institutionen ist die Zertifizierung mit dem Blauen Engel oft ein Muss.
Astrid Brunsch, Manager Environment, Health & Safety bei der Xerox GmbH
Umweltschutz und Energieeffizienz. Der Blaue Engel hat in Deutschland einen hohen Stellenwert als freiwilliges Umweltzeichen und gilt weltweit als die umfangreichste und strengste Umweltzertifizierung für Bürogeräte.
Theo Reinerth, Unternehmenskommunikation Brother International GmbH
Im B2B ist der Blaue Engel jedoch entscheidender als im B2C-Geschäft. So ist vor allem bei öffentlichen Auftraggebern die Einhaltung der Kriterien des Blauen Engeln sind in vielen Fällen Voraussetzung, um an einer Ausschreibungen teilnehmen zu können.
Fabian Maiwald, Product Marketing Manager, Printing Solutions, Samsung Electronics GmbH
Wir messen dem Blauen Engel eine sehr hohe Bedeutung bei. Sowohl Privat- als auch Geschäftskunden assoziieren damit zu Recht, dass ein Produkt nach aktuellen Bestimmungen und technischen Möglichkeiten produziert wurde.
Schahin Elahinija, Leiter Marketing DACH bei der Epson Deutschland GmbH
Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind wesentliche Elemente in der Unternehmensstrategie von Epson. Der Blaue Engel spielt dabei schon bei der Entwicklung und Fertigung von Epson Business Produkten eine wichtige Rolle.
Frank Breitenbach, Produkt Marketing Manager bei OKI Systems Deutschland GmbH
OKI ist bestrebt, bei allen Produktneuerungen die neuen Werte der RAL-UZ 171 zu erreichen oder sogar zu unterschreiten.
Detlef Herb, Umwelt & Gerätesicherheits Manager bei der KYOCERA Document Solutions Deutschland GmbH
Wir gehen davon aus, dass all unsere Produktneuheiten die Anforderungen des neuen Blauen Engels erfüllen werden.
Astrid Krebs, Head of Marketing DACH, Lexmark Deutschland GmbH
Im B2B-Bereich, auf den sich Lexmark fokussiert, spielt der Blaue Engel für viele Behörden und Unternehmen eine wichtige Rolle.
Melanie Eibisch, Referentin Unternehmenskommunikation bei Konica Minolta Business Solutions Deutschland GmbH
Konica Minolta legt höchsten Wert darauf, dass angebotene Systeme den Regularien des Blauen Engels entsprechen, um auch im Hinblick auf Feinstaubbelastung sicher stellen zu können, dass die Systeme von unabhängiger Stelle bestätigt (Blauer Engel) absolut unbedenklich einsetzbar sind.

Geräte, die noch nach den alten Kriterien der RAL-UZ 122 getestet worden sind, könnten natürlich auch nach den neuen Bestimmungen geprüft werden. Die meisten Hersteller scheuen aber die damit verbundenen Mühen und Kosten. "Die aktuellen Geräte werden nicht mehr nachgetestet", bestätigt Frank Breitenbach, Produkt Marketing Manager bei OKI. "Wenn es nicht mehr erlaubt ist werden wir die Geräte ohne Blauen Engel vermarkten. Aufgrund der kurzen Produktzyklen und der langen Übergangsfrist wird das aber kaum der Fall sein", sagt Brother-Sprecher Reinerth. Bei Samsung überlegt man sich allerdings "strategisch wichtige Produkten nach den neuen Kriterien erneut prüfen zu lassen", wie Samsung-Manager Fabian Maiwald bestätigt.

Die genauen Vergaberichtlinien der RAL-UZ 171 können hier herunter geladen werden. (awe)