Oracle und IBM planen Strategie für ERP-Systeme auf der i5-Plattform

19.04.2006
Da die zu Oracle gehörenden Business-Lösungen von J.D. Edwards für die i5-Plattform (vormals AS/400) eine große Rolle spielen, arbeitet IBM Vertriebsabkommen mit dem Datenbankanbieter aus.

Etwa 4000 der insgesamt 6500 Nutzer der ERP-Lösungen von J.D. Edwards (JDE) arbeiten noch auf der RPG-basierenden Software "World" unter IBMs i5-Systemen. Die restlichen 2500 Kunden verwenden das modernere "Enterprise One", wobei mehr als die Hälfte davon dieses Java-gestützte Programm ebenfalls auf i5-Rechnern betreibt. Diese Konstellation zwingt Oracle, mit IBM zusammenzuarbeiten. Andererseits hat Big Blue großes Interesse an einer funktionierenden Beziehung zum Datenbankriesen, da die J.D.-Edwards-Produkte ein wichtiger Treiber für den Absatz von i5-Systemen sind.

Wie der Brancheninformationsdienst "Computergram" berichtet, wollen Oracle und IBM den indirekten Vertriebskanal für JDE-Produkte wiederbeleben, in dem es nach dem JDE-Kauf still geworden war. Auch Oracles Direktvertrieb hat die JDE-Erzeugnisse wiederentdeckt. "Oracle betrachtet JDE-Löungen auf System i5 als wichtigste ERP-Software für den Mittelstand im Wettbewerb mit SAP", teilte Mads Toubro Computergram mit. Er verantwortet bei IBM den Vertrieb und die Entwicklung von Oracle-Produkten auf System i5. SAP und Oracle versuchen derzeit, sich gegenseitig die Kunden abzujagen (siehe auch SAP: 200 Kunden von Oracle abgeworben).

Zudem haben beide Firmen ihre Vereinbarung über den Support von Oracle-Applikationen durch IBMs Websphere erneuert. Der Datenbankhersteller hatte bereits vor einiger Zeit verkündet, die mit der "Fusion Middleware" konkurrierende Plattform Websphere als Infrastruktur für die ehemaligen Peoplesoft- und JDE-Lösungen zu dulden (siehe OpenWorld: Oracle passt Software an Websphere an

und Oracle-Kunden fordern Support für IBM-Plattformen). IBM ist froh um jeden ERP-Anbieter, der Websphere als Applikationsplattform nutzt (siehe Lawson baut seine SOA-Strategie auf IBM-Middleware). Alle Anbieter von RPG-basierender Software haben eine "natürliche" Nähe zur Websphere-Plattform, so auch Infor und SSA Global (siehe Auch SSA Global schwört auf Service-orientierte Architekturen).

Noch ist aber nicht ausgemacht, welchen Niederschlag die i5-Plattform in Oracles Fusion-Entwicklung findet. Zwar gilt die Websphere-Zusage, doch ob auch das Betriebssystem i5/OS und DB2/400, die mit i5 ausgelieferte Datenbank, nativ unterstützt wird, steht noch nicht fest. Zudem stellt sich die Frage, wo sich die Funktionen der RPG-Software World in Fusion wieder finden. Zwar hat Oracle versprochen, die Produkte weiter zu pflegen und dafür Wartung anzubieten, doch trotzdem machen sich die Anwender Sorgen (siehe Oracle dehnt Wartung für übernommene ERP-Produkte aus

und Peoplesoft-Anwender machen sich Sorgen). (fn)