Strategiewechsel

PC-Spezialist erfindet sich neu

22.09.2008
Beim Franchise-Anbieter PC-Spezialist hat überraschend ein Umdenken stattgefunden: Die Synaxon-Tochter bietet ein neues Partnermodell.

Bei den rund 70 Franchise-Nehmern von PC-Spezialist muss die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen haben: Mit Gültigkeit zum 1. Oktober 2008 wird für alle Unternehmen unter der Dachmarke PC-Spezialist ein grundlegend neues Preismodell gelten: Statt 2.400 Euro beziehungsweise 3.600 Euro - der Preis richtet sich nach Größe des Ladengeschäfts - kostet die Mitgliedschaft künftig nur noch einheitlich 500 Euro im Monat.

Zwar wird im es neuen "Mitgliedschafts-Paket" ein paar wenige Leistungen nicht mehr geben, doch da PC-Spezialist die Preise für die ausgelagerten Services sehr günstig gehalten hat, winkt den Mitgliedern in jedem Falle ein deutlicher finanzieller Vorteil im Vergleich zum Status quo. Und was diese Initiative besonders bemerkenswert macht: Sie gilt für alle PC-Spezi-Partner, ob alteingesessen im Verbund oder Neueinsteiger.

Kehrtwende beim Franchising

"Wir haben eine Kehrtwende mit unserem Franchising-Konzept vollzogen", so Synaxon-Vorstand Frank Roebers im Gespräch mit ChannelPartner. Er begründet diesen Schritt mit dem Wandel des IT-Privatkundenmarkts: "Im IT-Handel ist mittlerweile Individualität gefragt. Fachhändler müssen ihre Stärken hervorheben können. Dem wollen wir mit unserem neuen Konzept entsprechen. Zudem wollen wir damit eine ganze Reihe von bestehenden Fachhandelsunternehmen der Branche zum Einstieg bei uns bewegen."

So wolle PC-Spezialist die vor rund zwei Jahren eingeschlagene Strategie, auch gestandene Fachhandelsunternehmen in den Verbund aufzunehmen, nun weiter ausbauen: Bis Jahresende will der Manager - dank des neuen Modells und aktiver Ansprache - zehn neue Partner in den Verbund integrieren, für das nächste gesamte Jahr hält er bis zu 40 neue Mitgliedsunternehmen für realistisch - "wobei das Gros aus der Branche kommen wird. Denn was dazukommt: Im Gegensatz zu den Neustartern können wir renommierten Händlern eine verkürzte Mindestmitgliedschaft von drei Jahren bieten", so Roebers.

Es scheint sich genau das zu ändern, was dem Franchise-Nehmer seit Jahren immer wieder vorgeworfen wird: PC-Spezialist enge seine Mitglieder aufgrund seines zu straffen Konzepts und der zu hohen Gebühren ein, so der Vorwurf aus der Branche. Die Kritik eskalierte 2006, als zahlreiche Mitglieder erst vor Gericht ihren Ausstieg erzwangen und zum Erzrivalen Electronic Partner wechselten.

Für Roebers ist dieses Kapitel spätestens jetzt Geschichte: "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Das fängt bei der Abschaffung der ehemals verpflichtenden Verkaufsuniformen an, reicht über zunehmende Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitglieder und endet in der neuen Gebührenform."

So wolle PC-Spezialist dem Fachhandel weiter die Vorteile bieten, die Franchising mit sich bringe, etwa der gesteigerte Bekanntheitsgrad durch die überregionale Marke oder die tatkräftige Unterstützung in Sachen Vertrieb und Marketing. Gleichzeitig werde es aber künftig weniger Nachteile geben. "Bislang mussten Mitglieder den Gesamtpreis zahlen, egal, wie lange sie Mitglied waren oder welche Leistungen sie wirklich in Anspruch nahmen. Das ist künftig nicht mehr der Fall."

Im firmeninternen Wiki, angelehnt an das interaktive Online-Lexikon Wikipeda, können sich alle Mitglieder im Stile einer Web 2.0-Community am Franchise-Bund aktiv beteiligen. Im Bild die Vorstellung einer Schulung.

Zudem verweit Roebers auf die neue Online-Welt von Synaxon: Im firmeninternen Wiki, angelehnt an das interaktive Online-Lexikon Wikipeda, haben alle Fachhändler die Möglichkeit, sich Infos zu Schulungen und aktuellen Themen zu holen und vor allem auch grundsätzliche Regeln durch Mehrheitsfindungen abzuändern. "Egal welches Thema, ob die einheitlichen Geschäftszeiten oder die erlaubten Internetinhalte, der einzelnen Shop, unsere Partner haben das Selbstbestimmungsrecht. Es gilt: einfach eine Diskussion anstoßen und auf eine Mehrheit hoffen. Das wird von unseren Mitgliedern übrigens kräftig und zunehmend genutzt. Das übersehen unsere Kritiker gerne."

Roebers setzt auf eine zweite Online-Plattform namens "Snippr": In einer Web-2.0-Welt können sich alle Verbundsmitglieder hier die Expertenmeinung von Kollegen abholen oder selbst helfen, wobei an den besten Tipps auch verdient werden kann.

Leistungspaket wird neu geschnürt

Die Änderungen im ab Oktober gültigen Leistungsmodell lauten zusammengefasst: Statt vier verschiedener Gebührenformen wird PC-Spezialist von jedem Mitleid unabhängig von der Laufzeit nur noch eine Gebühr von 500 Euro pro Monat verlangen. Das Leistungspaket wird dabei grundlegend das gleiche bleiben wie bisher: Inbegriffen sind die Markennutzung, eine Homepage, Einkaufsunterstützung über die Synaxon-Platform Egis, Flyer-Design und das bei den Mitgliedern beliebte Web-to-Print-Online-Tool, mit dem sich Marketingmaterialien erstellen lassen.

Nicht mehr dabei sind bei bestimmte Marketingleistungen, die in manchen Partnerverträgen enthalten waren sowei über den Zweck des Neueinstiegs hinausgehende Schulungen - mit rund 30 Euro pro Tag hat PC-Spezialist diesen Service aber günstig gehalten. Darüber erwartet Neueinsteigern ab sofort weitere Hilfen bei der Eröffnung, etwa spezielles POS-Material, Außenwerbungsmaterial und sogar einen Werbekostenzuschuss von 1.400 Euro.

Das übrige Leistungsspektrum bietet PC Spezialist schließlich optional, etwa in Sachen Werbung, PR und Unternehmensberatung. "Das modulare Modell bildet deutlich besser die unterschiedlichen Ausrichtungen und Philosophien unserer Partner ab. Zudem wird die wachsende Mitgliederzahl den Bekanntheitsgrad unserer Marke insgesamt steigern", so Roebers. Dass seinem Unternehmen nun Einnahmen entgehen, sieht er nicht - dafür würden schon die zusätzlichen Mitglieder sorgen, ist sich der Vorstand sicher.

Hort Neumann, PC-Spezialist-Partner aus Schleswig, freut sich auf neue Mitglieder im Bund. "Ich spare bis zu 8.000 Euro im Jahr durch das neue Modell."

Von ChannelPartner befragte Mitgliedsunternehmen sehen das ähnlich: Horst Neumann, PC-Spezialist-Partner aus Schleswig, freut sich über einen bald schon gestiegenen Bekanntheitsgrad der Marke sowie über den finanziellen Vorteil: Seiner Einschätzung nach kann er dank des neuen Modells bis zu 8.000 Euro im Jahr sparen. Zudem habe er sein Geschäftsergebnis seit dem Franchise-Einstieg vor eineinhalb Jahren bereits "kräftig gesteigert". Auch Dietmar Licht, Partner aus Bad Homburg, berichtet von 25 Prozent Mehrumsatz und gespartem Geld durch die Gebührenumstellung. "Wir haben nun auch mehr Planungssicherheit", so der Händler gegenüber ChannelPartner.

Aussagen, die Frank Roebers gerne hören wird. Schließlich äußert er seine Vision: "Die meisten unserer Partner berichten von Mehrumsätzen durch den Verbundseinsteig. Das wird bald noch nachhaltiger sein. Wir nennen unser neues Modell nicht mehr Franchising, auch wenn es das natürlich bleibt. Für uns ist es ein praktikables Fachhandelskonzept." (aro)