Nach 3Par-Pleite

Plant Dell die Übernahme von Brocade?

08.09.2010
Nachdem Dell den Übernahmekampf um 3Par mit HP verloren hat (ChannelPartner berichtete), könnte der Hersteller Brocade schlucken. Dies behauptet nach einem Bericht unserer Schwesterpublikation Networkworld die Investment-Firma Oppenheimer & Co.

Nachdem Dell den Übernahmekampf um 3Par mit HP verloren hat (ChannelPartner berichtete), könnte der Hersteller Brocade schlucken. Dies behauptet nach einem Bericht unserer Schwesterpublikation Networkworld die Investment-Firma Oppenheimer & Co.

Dell sei der derzeit aggressivste Aufkäufer in der Storage-Szene, so Oppenheimer-Analyst Ittai Kidron: "Wir erwarten, dass Dell weiterhin aggressiv seine Storage-Präsenz ausbauen und sich vielleicht sogar in den Netzwerk-Bereich wagen wird." Dell wolle so seine Schwäche im Enterprise-Umfeld ausgleichen, glaubt der Analyst.

Oppenheimer hält eine Übernahme von Brocade, Compellent oder CommVault für wahrscheinlich.

Brocade - durch die Übernahme von Foundry selbst zum Networking-Komplettanbieter geworden -würde Dell "ein starkes Storage-Area-Networking- (SAN) Business und eine solide Basis im Ethernet-Markt bieten und den Server-Anbieter einen Schritt weiter in Richtung Großkundengeschäft und Rechenzentrum bringen", schreibt Kidron.

Andere Übernahmekandidaten wären Pillar Data Systems oder Date-Warehousing-Spezialisten wie Teradata und Netezza. "Wir glauben Dell steht unter großem Druck und muss weiter akquirieren und wir denken, dass der Hersteller in Richtung Netzwerke expandieren wird, um durchgängige Lösungen anbieten zu können", postuliert Kidron.

Was die Mitbewerber planen

EMC fehle es an einer echten Scale-out Network-Attached-Storage- (NAS) Plattform, was eine Übernahme von Isilon wahrscheinlich mache. EMC könnte sich auch Caringo schnappen, einen Anbieter objektorientierter Cloud-Storage-Lösungen.

IBM hat nach Ansicht von Oppenheimer keinen akuten Akquisitionsbedarf im Storage-Umfeld. Da dem Unternehmen aber eine eigene iSCSI-Lösung fehlt, könnte sich Big Blue Firmen wie BlueArc, DataCore, FalconStor oder Nimbus Data Systems einverleiben. Auch Netezza könnte auf dem Speiseplan stehen.

In den letzten fünf Jahren wurden rund 50.000 Petabyte an Speicherplatz verkauft. Laut Symantec werden die Daten darauf zu 75 Prozent auf unbefristete Zeit gespeichert. Das sind immerhin noch 37.500 Petabyte – Wäre das Volumen auf Magnetbänder gespeichert, hätte man genug Tape, um es 13 Mal von der Erde zum Mond und zurück zu spannen. Dann bliebe immer noch genug übrig, um sieben Mal damit die Erde zu umwickeln.
Das menschliche Gehirn schafft es immerhin, circa vier Terabyte zu speichern, also rund 4.096 GB. Dies entspricht der Datenmenge, die auf 935 DVDs Platz hat.
Mehrere Personen haben versucht die gesamte Datenmenge im Internet in Gramm umzurechnen. Heraus kamen überraschend niedrige Zahlen: Je nach Autor soll das Gesamtgewicht des Internets zwischen 0,00005 und 50 Gramm liegen.
Das älteste magnetische Festplattenlaufwerk, die „IBM 350“kam 1956 auf den Markt. Bei der Größe eines Kühlschranks konnten damals lediglich 4,4 MB gespeichert werden. Wenn man 1 GB Speicherplatz erwerben wollte, kostete das 10 Millionen Dollar.
Heutige 2,5-Zoll-Laufwerke messen 10 x 7 Zentimeter und können Daten bis zu einer Menge von einem Terabyte speichern. Ein Gigabyte ist je nach Platte und Größe für 10 bis 30 Cent zu haben. Wer eine schnelle Flash-Festplatte (SSD) vorzieht, zahlt immerhin noch zwei bis zehn Euro pro GB.
Während es 51 Jahre gedauert hat, ein Laufwerk zu entwickeln, das ein Terabyte fassen kann, dauerte es anschließend nur zwei weitere Jahre, um das Speichervolumen auf zwei Terabyte aufzustocken.
Das erste Laufwerk, das endlich mit einer Speicherkapazität von einem GB aufwarten konnte, wurde erst 1980 von IBM entwickelt. Es wog 250 Kilogramm – so viel wie ein ausgewachsenes Löwenmännchen.
Auf eine CD passen genau 74 Minuten Musik. Warum eigentlich? Angeblich ließ Sony dies so entwickeln, weil das Lieblingsmusikstück des damaligen Vizepräsidenten – die neunte Symphonie von Beethoven in einer Version von Wilhelm Furtwängler – eben genau so lange dauerte.
Schon seit Jahren wird Tesafilm als Speichermedium der Zukunft gehandelt. Das Klebeband ist temperaturbeständig, weist eine große Reinheit auf und hat genau die richtige Dicke. Ein kommerzielles Storage-Produkt auf Tesa-Basis gibt es aber bis heute nicht.
In nicht allzu ferner Zeit soll ein Bakterium mit dem schönen Namen Deinococcus radiodurans als Datenspeicher in der Informationstechnik genutzt werden. US-amerikanischer Forscher hatten bereits erste Erfolge: Sie übersetzten ein amerikanisches Kinderlied in den genetischen Code des Bakteriums und schleusten die Sequenz in das Bakterium ein. Die Strophen des Kinderlieds konnte man noch nach 100 Bakteriengenerationen unverändert wieder auslesen.

NetApp hat laut Kidron ein vollständiges Portfolio und wird deshalb wenig Wirbel auf dem Merger-&-Acquisitions-Markt verursachen. Höchstens eine Scale-out-NAS-Lösung wie die von Isilon könnte für das Unternehmen interessant sein.

Von HP erwartet Oppenheimer nach der Übernahme von 3Par keine größere Aktivitäten im Storage-M&A-Umfeld. Compellent könnte allerdings das Midrange-Portfolio von HP sinnvoll ergänzen und Teradata oder Netezza könnten laut Kidron zu Übernahmekandidaten werden, wenn HP sein Data-Warehousing-Angebot ausbauen wolle. (haf)