Heiratsschwindler im Netz

Polizei warnt vor "Love-Scammer"

10.02.2012 von Armin Weiler
Das Internet ist mittlerweile eine große Partnerbörse, doch bei den über das Netz anberaumten Dates lauern auch Betrüger. Dies musste nun eine 27jährige Frau aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück erfahren.
Wer zu gutgläubig ist, kann im Netz nicht nur sein Herz verlieren.
Foto: Ronald Wiltscheck

Das Internet ist mittlerweile eine große Partnerbörse, doch bei den über das Netz anberaumten Dates lauern auch Betrüger. Dies musste nun eine 27jährige Frau aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück erfahren. Sie hatte über eine Kontaktbörse einen 32jährigen Mann kennen gelernt. Was sie nicht wusste: Der vermeintliche Liebhaber war bereits in der Vergangenheit wegen Betruges, Raubs und Vergewaltigung aufgefallen und musste deswegen mehrjährige Haftstrafen absitzen.

Der Betrüger erschlich sich von seinem gutgläubigen Opfer unter Vorgabe verschiedener Gründe eine hohe Geldsumme, vier Handyverträge sowie ein Notebook. Die Polizei in Gütersloh konnte den Betrüger nun auf dem Bielefelder Hauptbahnhof festnehmen.

Aus diesem Anlass warnt die Polizei vor Gaunern, die den Wunsch nach einem Partner gnadenlos ausnutzen. Es beginnt mit einem Flirt im Internet. Der oder die Unbekannte ist aufmerksam, hat eine interessante Lebensgeschichte und scheinbar nur einen Wunsch: Das Finden der wahren großen Liebe. Oft vergehen Monate bis sie dann ihr wahres Gesicht zeigen: Ein persönliches Treffen wird von einer Geldüberweisung für die Visumserteilung oder den Kauf eines Flugtickets abhängig gemacht. Und in vielen Fällen bekommen die Betrüger den geforderten Betrag, denn die verliebten Opfer machen alles für die vermeintlich große Liebe.

Perfide Betrugsmasche

Um über diese neue Betrugsform des "Scamming" aufzuklären, hat die Polizei auf der Internetseite www.polizei-beratung.de ein spezielles Informationsangebot bereitgestellt, das auch andere Formen des Vorauszahlungsbetruges (wie die sogenannten "Nigeria-Briefe") umfasst. Grundsätzlich sollte man Personen, die man nicht persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen. Im Internet gibt es viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen. Misstrauen ist im Internet aber immer angebracht. Besonders perfide ist das so genannte Romance- oder Love-Scamming, bei dem das Vertrauen der Opfer schamlos ausgenutzt wird. Neben finanziellen Verlusten erleiden die Opfer aber einen noch viel größeren Schaden, der ihr Leben und vor allem ihr Verhältnis zu anderen Menschen nachhaltig verändert: den Vertrauensverlust in ihre Mitmenschen.

Die Betrüger, auch Scammer genannt, schaffen es schnell, sich im Alltag ihrer verliebten Opfer unverzichtbar zu machen. Sie überhäufen sie mit Mails und Telefonanrufen. So spielen sie den Betroffenen über viele Wochen und Monate vor, mit ihnen eine ernsthafte Beziehung eingehen zu wollen. Ein persönliches Treffen zwischen den "Partnern" gibt es nie. Das Vorgehen ist oftmals gleich. Auf einer Geschäfts- oder Auslandreise geben die Scammer vor, in Geldnöte zu geraten. Nur das Opfer kann dann noch helfen, indem es per Bargeldtransfer Geld überweist. Dabei scheuen sich die Scammer nicht, erpresserische Methoden anzuwenden. In vielen Fällen wird sogar mit Selbstmord gedroht. Oft bitten die Betrüger ihre Opfer auch, Schecks in Deutschland einzulösen. Dass diese gefälscht sind, ahnen die Betroffenen nicht. Die Folge kann eine Strafanzeige der Bank wegen Betrugs sein.

So erkennt man Scammer

Love-Scammer sind nicht leicht zu erkennen. Deshalb hat die Polizei einige Anhaltspunkte zusammengestellt:

Auch unglaubliche Angebote im Internet sollten immer misstrauisch machen. Vor allem solche wie die unter dem Namen Nigeria-Mails bekannten Geldversprechen. Dabei müssen die Empfänger vermeintlich nur einige tausend Euro an Gebühren überweisen, um an einen noch größeren Geldbetrag zu kommen. Auch bei der Job- und Wohnungssuche ist man vor Scamming nicht gefeit. Immer wieder schaffen es die Betrüger, ihre Opfer dazu zu bringen, ihnen Geld zu überweisen. Beliebt sind auch Schecks, mit denen die Betrüger beispielsweise ein privat angebotenes Auto bezahlen. Diese sind auf einen höheren Betrag ausgestellt, als der Wagen kostet. Deswegen bitten sie, den Differenzbetrag per Bargeldtransfer an sie zurück zu überweisen. Der Scheck platzt allerdings nach einigen Tagen - das Geld sehen die Opfer nie wieder.

Wenn der Verdacht besteht, dass man gescammt wird, sollte sofort jeglicher Kontakt abgebrochen werden. Auf keinen Fall sollte Geld überwiesen werden! Geleistete Zahlungen sollten, wenn noch möglich, sofort rückgängig machen. Falls es zu spät ist sollte Anzeige bei der Polizei erstattet und der Fall auch der entsprechenden Partnerbörse gemeldet werden. Weitere Infos gibt es unter www.polizei-beratung.de. (awe)