PR- und Medienarbeit im Channel, Teil 4

PR & soziale Netzwerke

13.10.2010
Xing, Twitter, Facebook & Co: Ist Social Media nur eine Modeerscheinung, oder kann der IT-Channel durch langfristig angelegte Aktivitäten davon profitieren? Edith M. Horton und Axel Oppermann* geben Antwort.
"Social Media" bzw. "soziale Netzwerke": neue Begriffe für neue Facetten der Kommunikation wie z.B. Facebook

Die zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation – vornehmlich der Austausch von Informationen und Werbebotschaften – stehen seit Menschengedenken im Mittelpunkt des Geschäftslebens. Im 17. Jahrhundert waren Kaffeehäuser soziale Begegnungsstätten, in denen es auch um handfeste Geschäfte ging. Später etablierten sich "Business Clubs" und Service-Clubs als Plattformen für den Austausch.

Die technische Evolution ermöglichte in den vergangenen Jahren eine neue Facette der Kommunikation. Für dieses Phänomen gibt es unterschiedliche Bezeichnungen – ein Gattungsbegriff ist hierbei "Social Media". Gemeint sind hiermit digitale Plattformen, die für soziale Netzwerke (Netzgemeinschaften) den Austausch von Informationen abbilden. Die derzeit populärsten Vertreter dieser Gattung sind Xing, Facebook und Twitter.

"Social Media ermöglicht allen Einzelpersonen und Gruppen, sich einer undefiniert großen Teilmenge der Öffentlichkeit mitzuteilen, deren Zusammensetzung relativ chaotisch erfolgt", beschreibt Heiko Miertzsch, Geschäftsführer der eoda GbR, eines auf Datenanalyse spezialisierten Dienstleisters, die sozialen Netzwerke.

Auch immer mehr Unternehmen aus dem IT-Channel setzen auf diese Form der Kundenpflege, Geschäftsanbahnung und Kommunikation. "Wir nutzen Xing als eine starke Plattform zur Interaktion innerhalb eines loyalen Netzes von Partnern, Kollegen und Kunden. Aktuell bin ich etwa zwölf Stunden pro Woche auf den Seiten von Xing unterwegs. So kann ich Kontakte pflegen und neue Leads gewinnen", berichtet Thorsten Rödel, Geschäftsführer von sievers communication Hannover-Nord.

Dabei hat er klare Prioritäten gesetzt. Rödel konzentriert sich auf Xing und kann über eine erfolgreiche Kundengewinnung referenzieren. Facebook oder Twitter sind für ihn nicht von Bedeutung: "Aus unserer Sicht ist Twitter gegenwärtig Zeitverschwendung und liefert keinen Mehrwert. Facebook bietet uns keine Vorteile gegenüber anderen Plattformen. Aktuell verzichten wir komplett auf diese Art von Netzwerken", so der langjährige Systemhausgeschäftsführer.

Ganz andere Anforderungen hat hingegen Helmut Reinke, Geschäftsführer der MindBusiness GmbH, eines auf Softwareprojektarbeit und Beratungsleistungen ausgerichteten Unternehmens im IT-Channel. Sein Credo lautet: noch mehr Erreichbarkeit und die Veröffentlichung von News über die Geschäftsbereiche, wie SharePoint oder Office. "Wir wollen einen Einblick schaffen und Kunden hinter die Kulissen von MindBusiness schauen lassen", so Reinke.

Die Kommunikationsaktivitäten wandeln sich

Qualität oder Quantität? Jeder muss selbst entscheiden, was ihm z.B. bei den Kontakten in Xing wichtiger ist.

Die Markt- und Markenkommunikation im Internet wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Dies geht aus dem "Foma Trendmonitor 2010" der Fachgruppe Online-Media-Agenturen im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. hervor. So sieht der Großteil der befragten Online-Media-Agenturen für die nächsten fünf Jahre eine Zunahme an Imagekampagnen im Web. Dabei sollen neben der klassischen Displaywerbung im Internet zunehmend die Bewegtbild- und mobile Werbung sowie das Online Advertising eine Rolle spielen. Auch die Budgets für Social-Marketing über soziale Netzwerke sollen steigen.

Das Verhalten der Nutzer macht deutlich, wie wichtig diese neuen Optionen der Kommunikation in Zukunft sein werden: Nach Unternehmensangaben von Facebook hat das Netzwerk weltweit 500 Millionen Mitglieder. In Deutschland allein sollen es zwölf Millionen sein. Xing beziffert seine Nutzerzahl gegenwärtig auf 9,6 Millionen Menschen. Evan Williams, Co-Gründer von Twitter, berichtete unlängst, dass aktuell pro Monat 90 Millionen Microblogging-Beiträge (sogenannte Tweets) veröffentlicht werden. 25 Prozent dieser Beiträge enthalten Links.

Doch nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität ist für erfolgreiches Social-Media-Marketing von zentraler Bedeutung. Aktuelle Untersuchungen haben hier wertvolle Erkenntnisse gewonnen. "Wir haben in unseren Untersuchungen festgestellt, dass im IT-Umfeld englischsprachige Tweets viel öfter einen konstruktiven Charakter haben als deutschsprachige. Die Nachrichten bringen oft einen allgemeingültigen Mehrwert in Form einer Lösung, eines konstruktiven oder auch kontroversen Beitrages. Deutschsprachige Tweets im IT-Umfeld sind dagegen häufiger persönlich motiviert", fasst eoda-Geschäftsführer Miertzsch die Ergebnisse seiner umfassenden Datenanalyse zusammen.

Marketingarbeit integrieren

Entscheidet sich ein Unternehmen für Social Media (z.B. Twitter-Nachrichten), sollten die Infos in anderen Aktivitäten des Unternehmens eingebunden sein.

Social Media kann einerseits helfen, Informationen über Wettbewerber und Kunden zu gewinnen. Andererseits lassen sich mehr oder weniger Informationen gezielt an definierte Zielgruppen verteilen. Entscheidet sich ein Unternehmen für Social Media, sollten im ersten Schritt immer die Ziele für das eigene Unternehmen erarbeitet und in andere Aktivitäten eingebunden werden. So kann ein Reseller von Notebooks regelmäßig über Twitter oder Facebook seine Angebote positionieren. Ein gutes Beispiel sind die Aktivitäten von "Uni-Notebooks.de" der Brünings+Sander EDV Agentur. Zielgruppengerecht erfolgt hier die Ansprache über die Positionierung von Produkt und Preis. Für Systemintegratoren hingegen kann es wertvoll sein, sich über Fachwissen in den User-Gruppen auf Xing zu positionieren.

Nachdem festgelegt wurde, wie Social Media "organisiert wird", geht es darum, die Inhalte aufzubereiten. Doch aufgepasst! Kommentare oder Beiträge vom Typ "Hallo Welt" bringen keinen Nutzen. Die Maßnahmen müssen im engen Zusammenhang mit den Aktivitäten des Unternehmens stehen und insbesondere die Bedürfnisse der Zielgruppe treffen. Damit der Nutzen solcher Aktionen verstärkt wird, sollten unbedingt die Rückmeldungen der User gesammelt und ausgewertet werden.

Fazit
Wie bei allen PR- und Marketingmaßnahmen ist auch bei Social Media darauf zu achten, dass es sich nicht um kurzfristige Aktivitäten, sondern um eine langfristig ausgerichtete Positionierung im Markt handelt. Unternehmen aus dem IT-Channel haben es selbst in der Hand, durch Social-Media-Maßnahmen ihre eigene Position auf Dauer zu stärken. Ziel sollte es sein, eine eigene "Community" von loyalen Kunden und Interessenten aufzubauen, um so langfristig von den Social-Media-Aktivitäten zu profitieren. (tö)

Die Autoren:

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*Edith M. Horton ist Gründerin von S.M.A.R.T. Consult, das sich auf die Beratung bei Marketing- und PR-Konzepten - insbesondere für mittelständische Unternehmen in der IT-Industrie - fokussiert.

Kontakt und Infos:
www.smart-consult.com

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Axel Oppermann ist als freier Berater in der IT-Industrie tätig. Er unterstützt ICT-Anbieter, Dienstleister und Händler in allen Fragen des strategischen Marketings.

Kontakt und Infos:
www.smart-consult.com