Praxistest: Samsung SGH-D600

17.07.2006

Lieferumfang / Verarbeitung

Neben dem Samsung SGH-D600 mit seinem 850 mAh starken Li-Ionen-Akku liegt in dem mit einem silbernen Samsung-Logo versehenen schwarzen Karton ein USB-, ein TV-Anschlusskabel, ein kabelgebundenes Stereo-Headset, eine CD-ROM mit hochwertigem Inhalt sowie ein 120 Seiten dünnes Handbüchlein. Schade, dass Samsung keine TransFlash-Speicherkarte spendiert hat, auch wenn der interne Speicherausbau des Sliders bereits für viele Anwendungen ausreichend bemessen sein dürfte.

Der hochwertige Slider wirkt im Grunddesign abgerundeter und integrierter als das Vorjahresmodell SGH-D500. Der Slider-Mechanismus ist noch ein Quäntchen ausgefeilter und weicher, nur drückt man beim D600 beim Aufschieben stets aufs Display, was unschöne Abdrücke hinterlässt. Die Slideroberseite und die Gehäusekanten sind aus glattem anthrazitfarbenem, die Gehäuserückseite samt Akkudeckel aus seidenmattem, gummiertem Kunststoff gefertigt (?Soft-Touch?). Das Display schließt oben exakt mit dem Hörer-Lautsprecher ab. Trotz umfangreicherer Features misst das Handy nur 2 mm mehr an Höhe als das D500, ist 2 mm dünner und 1 mm schmaler. Das Gewicht entspricht dem des Vorgängermodells.

Das entspiegelte Display zeigt 262.144 Farben auf 240 x 320 Pixeln Auflösung. Es brilliert bei höchster Helligkeitsregelung ähnlich gut wie Sharps 903 oder Toshibas TS803, ist im Gesamtbild aber sichtbar dunkler beleuchtet. Unter Außenlicht und von der Seite lässt sich das Display gut ablesen, mangels transflektiver TFT-Komponente leidet die Ablesbarkeit aber unter direkter Sonneneinstrahlung. Der 5-Wege-Navkey mit Bestätigungsbutton ist zu wenig vom Grundgehäuse abgesetzt und kann leicht mit der unter ihm liegenden Löschen-Taste verwechselt werden. Die Abstände zwischen den großflächigen und gewölbten Zifferntasten sind schlecht fühlbar, die Tastendruckpunkte dagegen gleichmäßig und die Tastenhübe kurz und knackig. Das blaugraue Tastaturlicht schärft die Kontraste zwischen Tastenkörper und Beschriftung in jeder Umgebung.

Ausstattung

Die 2-MPixel-Kamera nimmt Fotos mit maximal 1.600 x 1.200 Pixeln auf. Gegenüber Sony Ericssons K750i zeigten sich Aufnahmen bei Außenlicht etwas weniger brillant und leicht verwaschen. Dafür können Aufnahmen mit vielfältigen Funktionen aufgewertet werden: neben unzähligen Bildaufbesserungsoptionen können Filter oder Rahmeneffekte das Ergebnis beeinflussen. Neu ist der variable Vorschaumodus: entweder zeigt er eine Vollbildvorschau (die leider deutlich kleiner ausfällt als der tatsächlich fotografierte Bildausschnitt) oder eine Vorschau mit eingeschränktem Sichtfeld. Aufgenommene Bilder lassen sich nachträglich nicht skalieren, sodass man für MMS-Aufnahmen eine kleinere Auflösungsstufe vorwählen sollte. Die integrierte PictBridge-Funktion gibt Fotos direkt auf einem bluetoothfähigen Drucker aus. Videoaunahmen können bis zu 352 x 288 Pixel groß sein und werden als MP4 gespeichert. Der Komprimierungsgrad gestattet eine gute Wiedergabequalität auch im heimischen Latschenkino, TV oder PC. Will man Videos an MMS anhängen, wählt man den MMS-Modus, der Videos im 3GP-Format (176 x 144 Pixel, QCIF) aufnimmt. Hintergrundgeräusche lassen sich leicht identifizieren und Sprache in ruhiger Umgebung bei genauem Hinhören auch verstehen. Das D600 bietet 76 MB internen Speicher, der für Businessanwendungen völlig ausreichen sollte. Für Multimediaanwendungen ist es ratsam, das Gerät mit einer TransFlash-Karte (bis zu 512 MB) nachzurüsten.

Das D600 verfügt über einen Stereolautsprecher, der in hoher Qualität MP3- und AAC-Files wiedergibt und noch ein wenig lauter und klangvoller schallt als der von Sony Ericssons W800i. Das mitgelieferte Stereoheadset katapultiert das Hörerlebnis in den Konzertsaal - famos! Statt eines ?MegaBass? findet man bei Samsung einen 3D-Soundfilter, der das Hörerlebnis über Kopfhörer deutlich ausweitet. Auf dem Handy lassen sich 4 Playlists mit jeweils 30 Titeln verwalten. Mankos: Die Wiedergabe stoppt beim Wechsel ins Menü, läuft aber weiter, wenn man das Handy zuschiebt. Ein UKW-Radio sucht man vergeblich. Als erstes auf dem Markt erhältliches Handy verfügt das D600 über das Bluetooth A2DP-Profil, mit dem sich Musik an kompatible drahtlose Stereoheadsets streamen lässt. Der Inhalt von Speicherkarte und integriertem Speicher lässt sich mit Hilfe des FTP/OBEX-Protokolls vom PC aus durchforsten und das Gerät steht via DialUp-Networking als Brücke ins Internet für Notebook und PDAs zur Verfügung. Auf der mitgelieferten CD befindet sich eine Vollversion der hervorragenden Software ?Samsung PC Studio 3?. Mithilfe eines kleinen Connection-Tools verbindet man sich via USB, Bluetooth oder seriellem Kabel mit dem Telefon. Man hat nun die Möglichkeit, SMS vom PC über das Telefon zu versenden, Kontakte mit Outlook / Outlook Express bzw. dem Windows-Adressbuch zu synchronisieren, seinen Terminkalender auf dem PC anzuschauen und mit dem Handy via SyncML abzugleichen. Darüber hinaus gibt?s viele Multimedia-Features (Bildeditor, Vidoeschnitt u. a.). Über das TV-Kabel lässt sich das Audio- und Videosignal des D600 direkt an kompatible TV-Hardware und HiFi-Anlagen senden. Das macht insbesondere für Präsentationen Sinn: dank des vorinstallierten Picsel-Viewers, der neben XLS, DOC, HTML und PDF-Dokumenten auch PPTs in atemberaubender Qualität auf den Schirm bringt, kann man als D600-Besitzer sein Notebook für Präsentationen getrost auf dem heimischen Schreibtisch stehen lassen. Alle Inhalte sind zoom- und verschieb-, aber nicht editierbar. Webbesuche erfolgen über einen Browser auf Openwave-Basis, der WAP- und XHTML-Seiten anstandslos darstellt.

Das mobile Messaging ist beim Samsung SGH-D600 dem Zeitgeist entsprechend ?unified?, ein gemeinsamer Posteingang existiert für SMS und MMS. Das Gerät unterstützt SMS mit einer Nachrichtenzahl von bis zu 12 Messages (ca. 1.920 Zeichen). MMS und E-Mail können exakt 295 kB groß sein. Zusätzlich lassen sich PIM-Elemente wie vCard- oder vCal-Einträge bzw. Aufgaben an eine MMS anhängen. Zu den PIM-Funktionen zählt ein vollständig ausgestatteter Kalender mit Monats- und Wochenansicht. Maximal 400 Einträge lassen sich im Organizer verwalten. Einem Kontakt können maximal 5 Telefon- bzw. Faxnummern zugeordnet werden. Weiterhin stehen Felder für eine E-Mail-Adresse und Notizen zur Verfügung. Ein Kontakt kann einer von maximal 10 frei definierbaren Gruppen mit jeweils individuellen Klingeltönen zugeordnet werden. Maximal 1.000 Kontakte lassen sich gleichzeitig im Telefon ablegen. Das Diktiergerät schneidet Aufnahmen - nicht während eines Gesprächs - mit und legt sie im AMR-Format ab. Weiterhin verfügt das D600 über einen Wecker, eine Zeitzonenfunktion, einen Taschenrechner, einen Timer, eine Stoppuhr sowie zahlreiche Einheiten-Umrechner.Die integrierte Java-Engine schaffte im Jbenchmark-Test eine Software-3D-Leistung von 13 fps und ist damit etwa halb so schnell wie ein K750i. Java-Applikationen können bis max. 4 MB Flash-Speicher beanspruchen und lassen sich ausschließlich mithilfe einer GPRS-Verbindung aufs Handy übertragen.

Die Menüführung des SGH-D600 entspricht weitestgehend dem Handling seiner Vorgänger. Im Einstellungsmenü kann man das Gitter- komplett gegen ein Flash-Menü tauschen, das zwar etwas träge reagiert, optisch aber eine Menge hermacht. Die Untermenüs sind allesamt listenbasiert, übersichtlich und funktional. In den meisten Fällen lassen sich Menüpunkte auch mit den Zifferntasten anwählen. Zu bemerken ist, dass in einigen Untermenüs logische Übersetzungsfehler stecken. Viele Elemente weisen mehrgliedrige Kontextmenüs auf. Aus dem Hauptmenü führt der Hotbutton des Navkeys zum Openwave-Browser. Die vier Richtungstasten lassen sich individuell belegen und führen in der Werkseinstellung zu SMS, MP3-Player, Kalender und Bluetooth-Connectivity.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Die Empfangsstärke des D600 ist in E-Netzen typischerweise geringer als in D-Netzen und hinkt bei E-Plus und O2-Nutzung etwa 2 Balken gegenüber den großen Netzbetreibern hinterher. Dafür ist der Empfang erstaunlich immun gegen das Abdecken des Telefons und findet auch bei automatischer Netzwahl sehr schnell das Heimatnetz wieder. Leider verfälscht der Sprachprozessor Stimmen vergleichsweise stark, sie klingen dumpfer als im Original. Bei den meisten Telefonaten nahmen wir ein leichtes Hintergrundrauschen wahr, in seltenen Fällen bemerkten wir ein minimales Echo unserer eigenen Stimme. Gut gelungen ist nach wie vor die integrierte Freisprecheinrichtung, die sich zum Beispiel für Konferenzgespräche eignet.

Mit 850 mAh Kapazität ist der Akku des D600 gut gerüstet. Der Hersteller gibt eine Standby-Zeit von 12 Tagen an und stellt Dauergespräche mit einer Länge von bis zu 7 Stunden in Aussicht ? was auch in der Praxis erreicht werden kann, wenn man sich mit der Nutzung der Multimedia- und Connectivity-Features extrem zurückhält.

Fazit

Viele Punkte sprechen fürs D600: ein einzigartig geschmeidig verarbeitetes Slider-Gehäuse, wohldurchdachte und extrem praktische Bluetooth-Connectivity, der ausgereifte Picsel-Viewer für Office-Dokumente inklusive TV-Kabel zur notebooklosen Präsentation und saubere Akustikleistungen über den Stereolautsprecher sowie eine sehr stabil laufende Software. Bemängeln müssen wir die Qualität der Kamera, den MP3-Player ohne Multitasking, die maximale Speicherausstattung und schwächelnde Sprachqualität. Trotzdem: Der Gesamteindruck ist sehr überzeugend. Samsungs SGH-D600 ist ein ebenso empfehlenswertes Modell wie das K750i, seine Stärken liegen aber eher im Business-Bereich.

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