Praxistest: Sony Ericsson C905

05.11.2008

Lieferumfang / Verarbeitung

Mit Lanyard, einem USB-M2-Adapter und einem kurzen Kamera-Guide liegen einige Gimmicks im Lieferkarton. Der dazugehörige M2-Stick fasst zwei Gigabyte.

Mit 104x49x18 Millimetern ist das Sony Ericsson C905 zwar etwas schmaler und dünner als ein Nokia N95, dafür aber länger. Das Gewicht von 136 Gramm zeugt ebenfalls von einer Menge Speck. Durch die gewölbte Rückseite und starke Rundungen sieht das Handy aber kleiner aus, als es eigentlich ist. Der gelungene Mix aus weichem Kunststoff und Metallapplikationen sorgt dafür, dass sich das C905 sehr wertig anfühlt.Die elegante Farbmischung aus mattem Schwarz, glänzendem Chrom und gebürstetem Aluminium lenkt wohlwollende Blicke auf den Slider. Die Kameralinse auf der Rückseite wird von einer mechanischen Schutzplatte aus Aluminium optimal geschützt. Leider ist das Kamerahandy nicht überall so perfekt verarbeitet. Das gesamte Slideroberteil wackelt bei einem Tastendruck auf den Navkey. Außerdem erlaubt ein breiter Spalt auf der Kopfseite tiefe Einblicke in die Slidermechanik, wenn das Handy aufgeschoben ist.

Das Display überzeugt zwar bei Bildschärfe und Farbintensität, die nackten Zahlen aber enttäuschen. Eine Bilddiagonale von 2,4 Zoll und 262.000 darstellbare Farben sind für ein teures Top-Handy der Cyber-shot-Reihe einfach zu wenig. Da die Tasten der Zifferntastatur nur vertikal durch Metallbänder abgegrenzt werden, ist eine blinde Unterscheidung der horizontalen Tastenreihen unmöglich. Zusätzlich fällt die Kraft, die für einen Tastendruck benötigt wird, zu hoch aus. Der extrem kurze Tastenhub erlaubt aber trotzdem ein halbwegs zügiges Nachrichten-Tippen. Zusätzlich zu den herkömmlichen Tasten platziert Sony Ericsson zwei Buttons über dem Display, die zur Bildergalerie oder bei Spielen genutzt werden können.

Ausstattung

Die Kamera des Sony Ericsson C905 knipst mit 8 Megapixeln Auflösung, unterstützt wird der Fotograf von Autofokus, Bildstabilisator, Xenonblitz und zahllosen Software-Features. Daraus resultiert eine bisher unerreichte Bildqualität. Im Nah- und Fernbereich gibt es derzeit kaum Handykameras, die eine bessere Fotoqualität bieten. Das gilt auch für Blitz-Aufnahmen in völliger Dunkelheit. Dabei hilft ein helles LED-Fotolicht dem Autofokus beim scharf stellen, für das Foto übernimmt ein Xenonblitz die Aufhellung der Umgebung. Motive bis zu einer Entfernung von knapp vier Meter Entfernung werden in gleißende Helligkeit getaucht. Bei schlechten Lichtverhältnissen sind somit grandiose Aufnahmen möglich, auch wenn die Leuchtkraft des Blitzes bisweilen schwankt.

Die Kamera ist schon nach zwei Sekunden bereit, das Sony Ericsson C905 taugt also für Schnappschüsse. Während der Autofokus seine Arbeit schnell verrichtet, dauert das Abspeichern eines einzelnen Fotos mit maximaler Auflösungbei allerdings fünf Sekunden. Die Kamera bietet zahllose Einstellungsmöglichkeiten. Zu den bekannten Aufnahmemodi wie BestPic und Panorama kommt die Kontrastoptimierung hinzu, die allerdings mit Vorsicht zu genießen ist. Verschiedene Szenen führen mit ihren angepassten Voreinstellungen wie Strand/Schnee oder Sport je nach Situation zum gewünschten Resultat, zusätzlich erweisen sich Gesichtserkennung und Makro-Modus als hilfreich. Da das C905 über GPS verfügt, können die Entstehungsorte der Fotos später auf den Meter genau in Google Maps nachvollzogen werden. Die Bildergalerie ist hübsch gelungen, zwei Knöpfe über dem Display und einer an der rechten Seite führen direkt dort hin. Alle Aktionen werden von kleinen Animationen stimmungsvoll begleitet. Bei Videoaufnahmen dagegen enttäuscht das Fotowunder mit der viel zu geringen Auflösung von 320x240 Pixel.

In der Mediengalerie erwartet den Nutzer eine umfangreiche Vorauswahl, die auch Alben, Hörbüchern und Podcasts beinhaltet. Nach der Wahl eines Songs erscheint der Musikplayer vor einem schlichten schwarzem Hintergrund, der Grundinformationen wie Liedtitel, Bandname und Album darstellt. Das Coverart in der oberen linken Ecke ist winzig. Dafür überzeugt der Klang, auch wenn die Kopfhörer keinen besonders hochwertigen Eindruck machen. Dennoch geben sie in Verbindung mit dem Equalizer ein ausgewogenes Klangbild wieder. Klirren ist dem Headset auch bei vollem Bass und höchster Lautstärke fremd. Auch der Lautsprecher lässt sich nicht zum Übersteuern verleiten und klingt sogar vergleichsweise voll. Größter Nachteil des originalen Headsets: da sein Kabel ohne Adapter direkt über den Fastport in das Handy gesteckt wird, kann man nur zu seinen 3,5-Millimeter-Lieblingskopfhörern wechseln, wenn man teures Zubehör oder gleich Bluetooth-Kopfhörer kauft. Das Sony Ericsson C905 unterstützt das A2D-Profil für die drahtlose Übertragung von Stereosignalen. Das RDS-Radio weist mit automatischem Sendersuchlauf und Senderspeicher für 20 Frequenzen die gängigen Standards auf.

Die Startseite ins Internet zeigt zwei Textfelder, die direkte Anfragen ans mobile Google-Portal oder die Eingabe einer Internet-Adresse ermöglichen, darunter findet man Verknüpfungen zu Webfeeds, dem Browser-Verlauf und WAP-Seiten von Sony Ericsson. Der Browser bietet zahlreiche Komfortfunktionen wie RSS-Reader, Textsuche und Seitenübersicht. Darüber hinaus ist er an den Lagesensor gekoppelt, der die Ansicht automatisch ins Querformat dreht. Bis der Schwenk erfolgt, vergingen in unserem Test allerdings bis zu fünf Sekunden. Wenn man über WLAN im Internet surft, dann dauert der Aufbau großer Webseiten mindestens 30 Sekunden. Das Scrolling über die geladene Seite ist etwas ruckelig. Leider muss man häufig scrollen, weil das Display mit 2,4 Zoll Diagonale zu klein ist, um Inhalte übersichtlich darzustellen. Wer nur gelegentlich in seinen Posteingang schaut, freut sich über das Messaging-Standardpaket. Die Serverprotokolle POP und IMAP werden unterstützt, ein Assistent erleichtert die Einrichtung von Postfächern. Allerdings ist die Inbox sehr unübersichtlich, maximal vier Nachrichten passen gleichzeitig auf das Display. HTML-Emails können nicht dargestellt werden.

Kontaktverwaltung und Kalender orientieren sich trotz 1000 speicherbarer Kontakte mit 7000 Telefonnummern vor allem an der Lifestyle-Kundschaft. Die Detailtiefe reicht von mehreren E-Mail- und Postadressen über den Beruf bis hin zu Anrufergruppen und Sprachbefehlen. Wer einen Geburtstag zu einem Kontakt einträgt, wird automatisch gefragt, ob dieser Geburtstag in den Kalender übernommen werden soll. Er taugt aber allenfalls als Gedächtnisstütze. Dank Quadband-GSM ist man mit dem C905 weltweit erreichbar, für Datenverkehr ist HSDPA mit bis zu 3,6 MBit pro Sekunde möglich. Über WLAN kann man sich in lokale Netzwerke einwählen oder günstige Voice over IP (VoIP)-Gespräche führen, ein SIP-Client ist integriert. Darüber hinaus unterstützt das C905 den Heimnetz-Standard DLNA, der das Handy mit kompatiblen Fernsehern oder Musik-Anlagen verbindet. Er ermöglicht es zum Beispiel, Fotos, die sich auf dem C905 befinden, kabellos an einen Fernseher weiterzugeben und dort bequem anzuschauen. Über Bluetooth vermisst man den SIM-Zugriff fürs Auto, da lässt sich nur die Freisprechanlage anschließen.

JBenchmark bescheinigt dem Sony Ericsson C905 mit 555 Punkten im 2D-Test eine gute Java-Leistung. Im 3D-Test enttäuscht das Handy dagegen mit nur 11 Bildern pro Sekunde. Dennoch läuft die 3D-Autohatz "Need for Speed" sehr flüssig und macht noch dazu durch die Steuerung über den Lagesensor viel Spaß. An Zusatzprogrammen findet man alte Bekannte wie Timer, Stoppuhr und Taschenrechner. Doch auch Neues hat Einzug in das Sony Ericsson C905 erhalten. Dazu gehört "CamPlus", das man unter anderem als Spionage- und Überwachungskamera nutzen kann. Die Software sorgt dafür, dass die Handykamera automatisch auslöst, wenn innerhalb des Suchers eine Bewegung registriert wird.

Dank AGPS findet das Sony Ericsson Satteliten innerhalb weniger Sekunden. Eine gesonderte Anzeige informiert über aktuelle Bewegungen des Handys innerhalb der letzten Stunde und zeigt den Verbindungsstatus grafisch an. Die Navigation erfolgt mittels der vorinstallierten Wayfinder Navigator 7-Software. Sie präsentiert sich als typische Offboard-Lösung und fällt wenig umfangreich aus. Entweder per Karte oder durch einfache Richtungspfeile weist das Sony Ericsson C905 dem Fahrer unterstützt durch die ausreichend lauten Sprachansagen überwiegend zuverlässig ans Ziel. Sowohl Optionsvielfalt, grafische Darstellung als auch Qualität der Sprachausgabe können mit vollwertigen Navigationslösungen wie Nokia Maps oder Route66 nicht mithalten.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Die Menüicons wurden zwar inzwischen seit mehreren Jahren fast nicht verändert und wirken nicht mehr ganz taufrisch, sind aber dennoch sehr eingängig. Auch die Aufteilung der Einstellungen und Anwendungen in intuitiven Reitermenüs erleichtert das Zurechtfinden ungemein. Sieben Situationsprofile warten auf ihre Nutzung und dürfen frei verändert werden. Auch der wichtige Flugzeugmodus ist implementiert, man findet ihn aber nicht im Profilmenü, sondern unter einem eigenen Menüpunkt. Leider muss das Handy dafür neu gestartet werden. Eine deutliche Einschränkung in der Nutzung ergibt sich durch die teigige Tastatur. Davon sind besonders die häufig genutzten Tasten um den Navkey und das Steuerkreuz selbst betroffen.

Die Sprachqualität ist nicht optimal. Zwar Lautstärke und Geräuschfilterung sind gut, allerdings fehlt es an Höhen. Dadurch klingt die Stimme etwas matschig. Auch wenn das Sony Ericsson C905 die Grundverbindung zum Netz normalerweise aufrecht halten kann, schwinden die ersten Empfangsbalken schnell. Immerhin wird im Falle eines totalen Netzverlustes die Verbindung anschließend schnell wieder aufgenommen Mit 930 mAh ist der Akku besonders bei intensiver Nutzung von WLAN oder Bluetooth deutlich unterdimensioniert. Dann kann man beinahe mit bloßem Auge zuschauen, wie die die Batterieanzeige schwindet. Das Sony Ericsson C905 quittiert den Dienst auch schon mal nach weniger als einem Tag. Bei normaler Nutzung erreicht man eine Laufzeit von etwa 3 Tagen.

Fazit

Mit dem C905 erobert Sony Ericsson die Spitze der Kamerahandys zurück. Zweifel am Sinn einer Handykamera mit 8 Megapixeln räumt ein Blick auf die Fotos des C905 sofort aus, Bildschärfe und Detailgrad sind derzeit unübertroffen. Das alles hat der Hersteller in ein hübsches Gewand verpackt, obendrauf gibt es HSDPA, WLAN, GPS und den neuen DLNA-Standard. Perfekt ist der Kamera-Star trotzdem nicht. Dafür stören zu viele kleine Details wie Verarbeitungsschwächen bei Slider und Tastatur oder die lange Speicherzeit bei Fotos. Außerdem muss sich Sony Ericsson warm anziehen, denn mit dem Samsung Innov8 kommt ein weiterer 8-Megapixler in Kürze in die Läden. Und viel höher als die UVP von 589 Euro für das C905 ist der Preis des Innov8 auch nicht.

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