Produkttest: Das bessere Notebook? Apples Macbook Pro unter Windows

11.05.2006
Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat das Apple Macbook Pro unter Windows getestet. Lesen Sie hier den vollständigen Test:
Auch unter Windows hochwertig und schnell: Apple "Macbook Pro".
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Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat das Apple Macbook Pro unter Windows getestet. Lesen Sie hier den vollständigen Test:

von Thomas Rau (PC-WELT)

Das Beste aus beiden Welten scheint jetzt möglich: Mit der Software Boot Camp laufen PCs und Notebooks von Apple auch problemlos unter Windows. Wir haben das schicke Macbook Pro getestet.

Wie Ehemänner auf die attraktive, langhaarige Nachbarin starrten viele Windows-Nutzer bisher fasziniert auf Apples trendige Lifestyle-Rechner, etwa den MacMini oder das Powerbook. Schlussendlich kehrten sie aber doch zu ihren Ehefrauen zurück – sprich, den alltäglich-grauen Windows-PCs. Denn mit Mac OS können sich viele Windows-Nutzer nicht anfreunden – aber nicht, weil Windows so sexy wäre, sondern weil sie sich an das Microsoft-Betriebssystem gewöhnt haben.

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Apples Boot Camp soll die Windows-Gemeinde nun wieder in Versuchung führen: Mit diesem Tool lässt sich Windows problemlos auf den neuen Mac-Maschinen installieren, die mit einem Intel Core-Duo-Prozessor laufen. Wir haben Apples High-End-Mobilrechner, das Macbook Pro, mit Windows bestückt: Ob jetzt endlich die Zeit für einen Seitensprung ins Apple-Lager ist, zeigt unser Test.

Probleme mit Windows

Dank Boot Camp geht die Installation von Windows-Betriebssystem und -Treibern auf dem Macbook Pro problemlos vonstatten. Die Software ist derzeit im Beta-Stadium, Apple will sie aber in Mac OS 10.5 integrieren.

Im Großen und Ganzen funktioniert Windows auf dem Macbook Pro wie auf einem Standard-PC – mit kleinen Ausnahmen: So fehlt dem Touchpad des Macbook Pro eine zweite Taste, mit der sich bei einem Windows-Notebook die Aktionen der rechten Maustaste ausführen lassen. Unter Mac OS lässt sich die rechte Maustaste durch eine einfache Tastenkombination ersetzen – auch das funktioniert unter Windows nicht. Eine etwas umständliche Alternative ist die Kombination <Shift> und <F10>. Bequemer löst man das Problem natürlich durch den Anschluss einer USB-Maus mit zwei Tasten am Macbook Pro.

Auch die <Fn>-Taste des Macbook Pro zeigt unter Windows keine Wirkung, daher lassen sich auch die entsprechenden Shortcuts per Funktionstasten nicht nutzen: Zum Beispiel kann man die Helligkeit nicht durch Tastendruck einstellen - dafür gibt es ein Systray-Tool. Der Auswurfknopf für das Slot-In-Laufwerk funktioniert aber. Diese Kleinigkeiten sollten sich aber mit einem besseren Tastatur-Treiber lösen lassen, den eventuell eine der nächsten Boot-Camp-Versionen mitbringt.

Eine etwas zwiespältige Apple-Innovation ist der Magsafe-Stromstecker: Er dockt das Stromkabel magnetisch am Macbook Pro an. Wenn man versehentlich auf das Stromkabel tritt, löst sich der Stecker ohne Widerstand vom Notebook. Damit verhindert Apple, dass das Ziehen am Stromkabel den ganzen Mobilrechner in den Abgrund befördert.

Allerdings trennt sich der Magsafe-Stromstecker schon bei leichter Berührung vom Notebook: Üblicherweise bietet ein Notebook-Stromkabel einen höheren Widerstand, so dass man in der Bewegung innehalten kann, bevor man das Stromkabel abreißt oder das Notebook fällt.

Testbericht

Ein großer Vorteil von Windows auf dem Macbook Pro: Nun lassen sich Apple-Rechner direkt mit Windows-PCs vergleichen – mit identischen Benchmarks und Testeinstellungen. Wir haben das Macbook Pro deshalb durch unseren Notebook-Testparcours gejagt. Als Widersacher des Apple-Notebooks tritt dabei das Acer Travelmate 8204WLMi an: Ebenfalls mit der Centrino-Duo-Plattform ausgestattet, liegt es ungefähr auf dem Preisniveau des Macbook Pro.

Geschwindigkeit: Das Macbook Pro ist sehr schnell – etwas anderes war angesichts des Core-Duo-Prozessors auch nicht zu erwarten. Beim Leistungstest Sysmark 2004SE schaffte das Macbook Pro 198 Punkte – es lag damit rund 10 Prozent hinter dem Acer Travelmate 8204WLMi, war aber eines der rechenstärksten Notebooks, das wir bisher im Testlabor hatten. Auch spielen kann man auf dem Macbook Pro: Der ATI Mobility Radeon X1600 erreichte im 3D Mark03 5218 Punkte – gute Mittelklasse. Im Acer-Notebook arbeitete der gleiche Grafikchip, allerdings mit einer höheren Taktrate: Das Travelmate 8204WLMi schaffte im 3D Mark03 7557 Punkte.

Ausstattung: Zwar besitzt das Macbook Pro eine große S-ATA-Festplatte, der DVD-Brenner mit Slot-In-Funktion beschreibt aber weder Double-Layer- noch -RAM-Medien. Überdies ist er bei DVD+R- und DVD-R-Rohlingen nicht besonders schnell. Netzwerker können das Macbook Pro mit Gigabit-LAN und kabellosem Netzwerk gemäß 802.11a/g einsetzen. Wer aber per Modem surfen will, findet keinen Anschluss: Das Modem verkauft Apple nur als externe Variante mit USB-Anschluss für 55 Euro. Enttäuschend angesichts des Preises ist das Schnittstellen-Angebot des Macbook Pro: Hier war Apple das Design wohl deutlich wichtiger als die Funktionalität. So finden sich zum Beispiel nur zwei USB-Ports am Gehäuse, eine Schnittstelle für PC-Karten fehlt vollkommen – dafür lassen sich Expresscards einsetzen, aber nur die Mini-Variante. TV-Ausgang und Speicherkarten-Leser besitzt das Macbook Pro auch nicht – diese Schnittstellen sind bei einem Business-Notebook zwar nicht selbstverständlich, das Acer Travelmate 8204WLMi beispielsweise bringt sie aber mit. Positiv: Per DVI-I lassen sich digitale und analoge Monitore ans Macbook Pro anschließen. Außerdem verfügt es sowohl über einen digitalen Audio-Aus- wie Eingang – diese Kombination findet man bei Windows-Notebooks kaum.

Mobilität: Für unterwegs scheint das Macbook Pro ideal – es wiegt nur 2,52 Kilogramm und ist damit das leichteste Notebook mit 15,4-Zoll-Display. Allerdings hält es ohne Netzstrom nur rund 2,5 Stunden durch, da der Akku eine verhältnismäßig geringe Kapazität hat (54 Wh). Im Vergleich zum Acer Travelmate 8204WLMi schneidet es aber deutlich besser ab: Das Acer-Notebook wiegt mit 85-Wh-Akku über drei Kilogramm und schafft auch nur 2:45 Stunden Laufzeit. In den Mobilrechner von Acer lässt sich aber anstelle des optischen Laufwerks ein zusätzlicher Akku einbauen – das Macbook Pro bietet diese Möglichkeit nicht.

Handhabung: Abgesehen vom bereits erwähnten Fehlen einer rechten Maustaste beim Touchpad überzeugen die Bedienelemente des Macbook Pro voll und ganz. Die Tastatur ist leise und stabil, außerdem bietet sie einen angenehm weichen Tastenanschlag – eine bessere Tastatur lässt sich bei Windows-Notebooks kaum finden. Allerdings verzichtet Apple – wahrscheinlich aus Design-Gründen – auf zusätzliche Tasten mit denen sich Programme direkt starten oder Funktionen wie WLAN steuern lassen.

Ergonomie: Edle Eleganz vermittelt das Design des Macbook Pro – da passt der sehr leise Lüfter bestens ins Bild. Selbst unter voller Last wird er nie störend laut. Der langsam drehende Lüfter ist zwar Balsam für die Ohren, kann aber Probleme für die Oberschenkel bringen – denn das Macbook Pro wird auf der Gehäuseunterseite extrem heiß. Wir maßen im Betrieb über 50 Grad – auf dem Schoß sollte man das Apple-Notebook zum Arbeiten daher nicht platzieren. Einige Macbook-Pro-Anwender spekulieren, dass Apple auf den Core Duo wohl zu viel Wärmeleitpaste aufgetragen hat – statt Wärme abzuleiten verursacht dies einen Hitzestau: Trägt man die Leitpaste dünner auf, bleibt das Macbook Pro scheinbar deutlich kühler. Großes Lob verdient Apple für das tolle Display des Macbook Pro: Es ist mit 202 cd/m2 sehr hell und gleichmäßig ausgeleuchtet – ideal für Bild- und Videobearbeitung. Auch der Kontrast liegt mit 412:1 sehr hoch. Auch die Farbdarstellung überzeugte.

Fazit: Das Macbook Pro präsentiert sich auch unter Windows als hochwertiges und schnelles Notebook: Es ist leise, leicht und schön, besitzt ein tolles Display und eine herausragende Tastatur – hier können nur wenige Windows-Notebooks mithalten.

Allerdings sind die meisten Windows-Notebooks in dieser Preisklasse deutlich besser ausgestattet – vor allem bei den Schnittstellen – und bieten bequemere Bedienmöglichkeiten. Weitere Minuspunkte: Das Macbook Pro wird im Betrieb sehr heiß und Apple bietet nur 12 Monate Garantie. Außerdem fehlen flexible Erweiterungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Wechselschacht oder Dockingmöglichkeit, die die meisten Business-Notebooks mitbringen.

Erst im Zusammenspiel mit Mac OS X wird das Macbook Pro zu einem kompletten Mobilrechner – unter Windows ist es „nur“ ein hochwertiges, aber viel zu teures Notebook. Wem Ästhetik und Ergonomie so viel Geld wert sind, sollte ins Apple-Lager wechseln – allen anderen bleibt weiterhin nur der sehnsuchtsvolle Blick.

Testergebnisse und technische Daten

High-End-Notebook

Apple Macbook Pro

Preis-Leistungs-Note

3,2

Leistungsnote *)

2,9

Anbieter

Apple

Weblink

www.apple.de

Preis

rund 2900 Euro

Hotline

0800/2000136

Garantie

12 Monate

BEWERTUNG (Schulnoten 1-6)

Tempo (12,5%)

1,8

Ausstattung (15%)

3,4

Akkulaufzeit (15%)

3,9

Handhabung (15%)

4,4

Ergonomie (17,5%)

1,0

Service (10%)

3,5

Preis (15%)

4,8

Gesamtergebnis

3,2

PC-WELT-TESTERGEBNISSE

Benchmarks

Sysmark 2004

198 Punkte

(Best 220 Punkte)

3D Mark 03

147 Bilder/s

(Best 380 Bilder/s)

Akkulaufzeit

2:29 Stunden

(Best 6:01 Stunden)

Display

Max. Helligkeit

202 cd/m²

(Best 376 cd/m²)

Min. Helligkeit

20,0 cd/m²

(Best 1,0 cd/m²)

Helligkeitsverteilung

89,60%

(Best 89,6%)

Max. Kontrast

412:01:00

(Best 783:1)

Betriebsgeräusch

Ruhe

22,7 dB(A)

(Best 18,5 dB(A))

Last

23,2 dB(A)

(Best 23,2 dB(A))

Gewicht

Notebook

2,520 kg

(Best 2,220 kg)

Netzteil

0,480 kg

(Best 0,350 kg)

DIE TECHNISCHE DATEN

Prozessor

Intel Core Duo T2500 (2 GHz)

Arbeitsspeicher

2048 MB, DDR2-667

Grafikchip

ATI Mobility Radeon X1600 (256 MB Grafikspeicher)

Display

15,4 Zoll, 1440 x 900

Festplatte

Fujitsu MHV2100BH; 95,4 GB

Laufwerk

Matsushita UJ-857 (DVD+R/-R/+RW/-RW/CD-R/-RW: 4-/4-/4-/4-/24-/10fach)

Kommunikation

Ethernet 10/100/1000, WLAN (802.11a/g), Bluetooth

Betriebssystem

Windows XP Pro SP2

Schnittstellen

1 Expresscard/34, 1 DVI-I, 1 Infrarot, 2 USB 2.0, 1 Firewire, 1 Audio-+ S/P-DIF-Eingang, 1 Audio- + S/P-DIF-Ausgang, 1 Netzwerk

(bb)

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